Ackerschachtelhalm im Garten: Wie bekämpfe ich ihn effektiv?
Ackerschachtelhalm gehört zu den ältesten Pflanzen unserer Erde. Und dementsprechend überlebenszäh ist er auch. Wer ihn aus seinem Rasen verbannen will, muss seinen im wahrsten Sinne des Wortes urwüchsigen Kräften schon was entgegensetzen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dem lebenden Fossil beikommen können.
Die botanische Definition von Acker-Schachtelhalm
Um zu wissen, wie man mit dem Ackerschachtelhalm im Garten am besten umgeht, ist es von Vorteil, wenn man ihn gut kennt. Nehmen wir ihn also zunächst einmal in einer kurzen 360°-Rundschau in den Blick und legen seine botanischen Eckdaten auf den Tisch.
Der Ackerschachtelhalm bildet in zwei Phasen unterschiedliche Triebe. Im Frühjahr, etwa von März bis Mai, bildet er 5-20 cm hohe, fertile, hellbraune Sporentriebe mit Sporangien (Sporenbehälter), über die er sich generativ vermehrt. Nachdem sie innerhalb etwa eines Monats ihre Sporen abgebgeben haben, sterben sie ab und machen Platz für die infertilen/sterilen, hellgrünen Triebe. Diese fallen vor allem durch ihre etagenförmig angeordneten Ästchenquirle auf. Die Triebe sind etwa 30 bis 50 Zentimeter hoch und von hellgrüner Farbe.
Der Ackerschachtelhalm hat einige Trivialnamen, von denen der bekannteste wohl ‚Zinnkraut‘ ist. Er gehört zur Gattung der Schachtelhalme, botanisch Equisetum und zur Familie der Schachtelhalmgewächse, botanisch Equisetaceae. Diese wiederum entspringen der Ordnung der Schachtelhalmartigen (Equisetales), die zur Klasse der Equisetopsida gehört. Ganz zu Beginn des Stammbaums laufen die Fäden mit den Farnen zusammen.
Exkurs
Die Paläobotanik des Ackerschachtelhalms
Die durchweg vom Namen ‚Schachtelhalm‘ durchzogene Taxonomie des Ackerschachtelhalms zeigt, wie überlebenswirksam er sich durch die Erdgeschichte gezogen hat. Wie auch Farne stellen sie gewissermaßen eine direkte Verbindung zu den Anfängen der Flora unseres Planeten dar. Die Schachtelhalme bildeten einst allerdings im Gegensatz zu heute eine weitaus mächtigere und artenreichere Pflanzenfamilie. Die ersten Schachtelhalme sind für das Geozeitalter des oberen Devon vor ca. 375 Millionen Jahren belegt. Damals stiegen manche Schachtelhalm-Arten zu riesigen, baumförmigen Wuchsformen von bis zu 30 Metern Höhe auf mit Stämmen von bis zu einem Meter Durchmesser.
Eine Eigenschaft, die sicherlich zu der erstaunlichen Überlebenseffizienz des Ackerschachtelhalms beigetragen hat, ist seine Verwurzelung im Boden. Seine verzweigten und behaarten Rhizome dringen bis zu 1,60 m tief in den Boden und gewährleisten dadurch eine zuverlässige Versorgung und eine starke vegetative Vermehrung. Für die Pflanze ein Vorzug, für den Gärtner ein Graus.
Ackerschachtelhalm effektiv bekämpfen
In der Tat hat der Ackerschachtelhalm dem Hobbygärtner durch seine seit Jahrtausenden bewährte Überlebensstrategie einiges entgegenzusetzen. Weil er sich unbeirrt vermehrt und kaum kleinzukriegen ist, gilt er als eines der unliebsamsten Unkräuter – sowohl in privaten Gärten, als auch in der Landwirtschaft. Je nachdem, wie ehrgeizig und bemittelt man ist, kann man versuchen, den Ackerschachtelhalm dauerhaft auszumerzen oder sich mit der Symptombekämpfung zu begnügen. Hier zunächst einmal ein Überblick über die möglichen Methoden und ihre Vor- und Nachteile:
Bodenlockerung | Wurzeln ausgraben | Aufkalken | Regelmäßige Triebentfernung | |
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Vorteile | Dauerhafte Lösung, dem Unkraut wird langfristig bevorzugte Bodenbeschaffenheit genommen | Dauerhafte Lösung, unmittelbare Bekämpfung der Pflanze | Dauerhafte Lösung, verdrängt auch Moos und bevorteilt Rasengras | Wenig Kraftaufwand, Triebe lassen sich für verschiedene medizinische, kosmetische und gärtnerische Hausmittel zurückbehalten und nutzen |
Nachteile | Sehr mühselig und kraftaufwändig, ggf. motorisiertes Gerät nötig | Kraftaufwändig, mühsam,wieder austreibende Wurzelreste quasi unvermeidbar | Nur allmähliche und nicht besonders intensive Wirkung, richtige Dosierung etwas schwierig | Nur Symptombekämpfung, regelmäßige Durchführung nötig |
Ursachenbekämpfung
Gegen oberflächliches Abschneiden oder Ausreißen, Abdeckung mit Unkrautvlies und gegen chemische Herbizide zeigt sich der Ackerschachtelhalm weitgehend resistent. Zumindest sind die Ergebnisse nicht von Dauer, denn aus den Rhizomwurzeln schießen immer wieder neue Triebe hervor. Wenn man ihn endgültig loswerden will, muss man andere Seiten aufziehen. Am wirksamsten sind folgende Methoden:
- Bodenlockerung
- Wurzeln ausgraben
- Aufkalken
Bodenlockerung
Wir wissen nun ja, dass der größte Trumpf des Ackerschachtelhalms sein starker Wurzelstock ist, aus dem er sich bestens regenerieren kann. Um ihn nachhaltig zu bekämpfen, muss deshalb genau hier angesetzt werden. Mit seinen tief reichenden Wurzeln verankert sich Ackerschachtelhalm bevorzugt in festen, lehmigen Böden, die viel Wasser halten. Deshalb kommen sie auch häufig in Arealen vor, die entweder natürlicherweise eine solche Bodenbeschaffenheit aufweisen oder in von schweren Fahrzeugen verdichteten Gebieten.
Um das Ackerschachtelhalm-Problem buchstäblich an der Wurzel zu packen, ist es sinnvoll, den Boden zu lockern. So werden dem Gewächs seine bevorzugten Grundvoraussetzungen genommen. In der Landwirtschaft nutzt man zur vorbeugenden Bekämpfung Tiefenmeißel, die mit ihren langen Metallkallen den Boden tiefgründig auflockern. Auch im Privatbereich kann man sich, vor allem bei größerflächigen Arealen, gegebenenfalls statt mit dem Spaten mit motorisiertem Gerät wie etwa einer Motorhacke (139,00€ bei Amazon*) behelfen. Alternativ können Sie aber auch tiefwurzelnde, strukturlockernde Pflanzen wie Lupinen nutzen. Bei dieser Methode braucht man zwar mehr Geduld, dafür aber weniger Kraftaufwand.
Eine Lockerung des Bodens bis in die unteren Schichten lohnt sich vor allem bei neu angelegten Gartengrundstücken. Häufig sind solche vom Hausbau durch Baufahrzeuge stark verdichtet und profitieren für die Folgejahre auch ganz grundsätzlich von einer vollständigen Bodenlockerung.
Wurzeln ausgraben
Im Zuge einem maschinellen oder manuellen Umgraben des Bodens sollten Sie auch die Wurzeln des Ackerschachtelhalms entfernen. Versuchen Sie dabei, möglichst gründlich zu sein, denn wie bei anderen wurzelstarken und überlebenswütigen Pflanzen (etwa Efeu) treiben auch aus kleineren Resten gern noch neue Triebe aus.
Aufkalken
Eine weitere Möglichkeit, den Ackerschachtelhalm dauerhaft einzudämmen, ist das Aufkalken des Bodens. In einem leicht sauren bis alkalischen Milieu gedeiht er nicht mehr so gut. Vor allem, wenn das Unkraut sich im Rasen verbreitet hat, ist das Aufkalken anzuraten. Denn ein neutraler bis alkalischer pH-Wert kann auch Moos zurückdrängen, während er Rasengräsern zugutekommt und ihm zu mehr Dominanz verhilft. Deshalb wird das Kalken auch generell als Mittel für die Rasenstärkung empfohlen.
Allerdings sollten Sie nicht einfach draufloskalken, sondern bedacht dosieren. Denn ein zu alkalisches Milieu ist auch nicht gut und kann vor allem das Moos sogar wieder fördern. Es empfiehlt sich, zunächst eine Bodenprobe zu machen. Dafür können Sie im Gartenfachhandel für kleines Geld entsprechende Testsets erwerben. Da Ackerschachtelhalm bevorzugt auf verdichteten Böden wächst, ist ein niedriger pH-Wert allerdings wahrscheinlich, da solche Böden leicht versauern. Der pH-Wert verdichteter Lehmböden sollte mindestens bei 6,5 liegen.
Symptombekämpfung
Wem das kraftintensive Ausgraben oder die geduldsfordernde Bodenbearbeitung mit Lupinen oder Kalk zu mühselig ist, kann den Ackerschachtelhalm auch oberflächlich im Zaum halten.
Dafür eignen sich allerdings nur mechanische Methoden, also das Ausreißen oder Abmähen der Triebe. Das Abdecken mit Unkrautvlies oder biologische und chemische Unkrautvernichter sind beim Zinnkraut nicht wirksam.
Wenn Sie den Ackerschachtelhalm schneiden, können Sie ihn sich außerdem zunutze machen. Denn er wird seit langem vor allem als Heilpflanze geschätzt.
Nützliche Eigenschaften von Ackerschachtelhalm
Wen Du nicht besiegen kannst, den sollst Du Dir zum Freunde machen.
Diese Volksweisheit rät dazu, elegant und klug mit Widrigkeiten und Gegnern zu kooperieren anstatt sie verbissen und aussichtslos zu bekämpfen. Insofern kann sie gut auf den Kampf gegen den Ackerschachtelhalm angewandt werden. Denn es gibt durchaus einige Gründe, ihn als Freund zu betrachten.
Schon vor ungefähr 2000 Jahren hat die Menschheit die wertvollen Inhaltsstoffe des Ackerschachtelhalms für sich zu nutzen gelernt. Bis heute wird die Pflanze im pharmazeutischen, im kosmetischen und sogar im gärtnerischen Bereich eingesetzt. Die Stoffe, von denen man dabei profitieren kann, sind vor allem die Kieselsäure, Flavonoide, Kalium, Carbonsäuren und Glykoside.
So gesehen kann das Unkraut zu einem wahren Geschenk werden und das Schneiden zu einem dankbaren Ernten anstatt einer verärgerten Bekämpfung.
Pharmazeutischer Einsatz
Berühmte Ärzte, Botaniker, Apotheker und Generalgelehrte wie etwa Dioskurides, Plinius, Paracelsus oder Kneipp haben zu der heute fest etablierten therapeutischen Rolle des Ackerschachtelhalms beigetragen. Bis schätzt man vor allem folgende Eigenschaften:
- adstringierende Wirkung
- reinigende Wirkung
- Antientzündlichkeit
- Immunstimulierung
Vor allem als reinigendes Therapeutikum für Blut, Nieren, Blase und Magen ist Ackerschachtelhalm wirksam. Er reguliert den Bluthaushalt, verbessert also die Situation bei Blutungen oder Anämie, und hilft beim Ausspülen von Geschwüren und Ablagerungen innerer Organe. Bestätigt ist auch sein lindernder Effekt bei rheumatischen Leiden und bei chronischem Husten. Wer schwache oder als Sporttreibender stark beanspruchte Sehnen hat, kann ebenfalls von der bindegewebefestigenden Wirkung des Ackerschachtelhalms profitieren. Äußerlich entfaltet Ackerschachtelhalm seine positiven Wirkeigenschaften bei entzündlichen Wunden und Schwellungen.
Für innerliche Anwendungen wird das Zinnkraut vorwiegend in Form von Tee eingesetzt. Geben Sie dazu etwa 8 Teelöffel von kleingeschnittenen, grünen Sommertrieben in 500 Milliliter heißes Wasser, kochen das Ganze auf und lassen es 30 Minuten ziehen. So löst sich die Kieselsäure am besten. Als Kur trinkt man für 4-6 Wochen 3 Tassen pro Tag, für Rheumaleidende empfiehlt sich der Tee auch als Dauergetränk.
Auch für äußerliche Anwendungen kann man diesen Tee nutzen, etwa indem man Stoffwickel darin tränkt und sie auf schlecht heilende Wunden legt. Bei Entzündungen im Mundraum kann man damit Mundspülungen machen und bei hartnäckigem Husten gurgeln. Für Schwellungen lassen sich auch Breiumschläge bereiten.
Ackerschachtelhalm in der Kosmetik
Im kosmetischen Bereich ist Ackerschachtelhalm vor allem ein wertvoller Unterstützer des Bindegewebes. Sein hoher Gehalt an Kieselsäure, Flavonoiden und Spurenelementen kommt Haut, Haar und Nägeln zugute, kräftigt und strafft sie und kann deshalb als wirksames, natürliches Schönheits- und AntiAging-Mittel gelten.
Auch für diese kosmetischen Zwecke ist der oben beschriebene Tee eine probate Präparationsmethode. Für die Bindegewebestärkung entfaltet er sowohl äußerlich, als auch innerlich angewandt seine Wirkung.
Pflanzenpflege mit Ackerschachtelhalm
Selbst für den Garten kann das Zinnkraut vom Lästling zum Nützling umfunktioniert werden. Denn sein hoher Kieselsäuregehalt stärkt auch bei Nutz- und Zierpflanzen die Zellstruktur, bildet eine kristalline Schutzschicht auf den Blättern und macht sie dadurch weniger angreifbar für Pilzerkrankungen und saugende Schädlinge. Echtem Mehltau, Sternrußtau oder Rosenrost und Blattläusen lässt sich mit einer selbst hergestellten Brühe, einer Jauche oder einem kalten Auszug aus Ackerschachtelhalm wirksam vorbeugen.
Für die Brühe weichen Sie 750 Gramm kleingeschnittenes Ackerschachtelhalm-Kraut für 24 Stunden in 5 Liter Wasser ein. Kochen Sie das Gemisch dann auf, lassen es für eine halbe Stunde köcheln und dann abkühlen. Den abgesiebten Sud verdünnen Sie im Verhältnis 1:5 mit Wasser. Abgefüllt in eine Blumenspritze können Sie damit regelmäßig unter Pilzkrankheiten leidende Pflanzen behandeln. Vorbeugend spritzt man am besten im Frühjahr einmal in der Woche vor dem jeweiligen Blattaustrieb.
Nach dem Blattaustrieb kann die Behandlung als akute Maßnahme fortgesetzt werden, wobei dann für eine erfolgreiche Wirkung viel Gründlichkeit vonnöten ist. Das heißt, dass die Blätter der Pflanze immer vollständig und tropfnass gespritzt werden müssen und nach Regen und längerer intensiver Sonneneinstrahlung immer ein Nachspritzen nötig wird.
Häufig gestellte Fragen
Wie erkenne ich Ackerschachtelhalm?
Ackerschachtelhalm zeigt sich die meiste Zeit der Vegetationsperiode über mit hellgrünen, 30 bis 50 cm hohen Trieben, an denen leicht aufrechte, quirlig verzweigte, etagenartig angeordnete Ästchen sitzen. Die Stängel haben einen Durchmesser von 3-5 Millimetern, sind gerippt und innen hohl. Im Frühjahr, etwa von März bis Mai, erscheint der Ackerschachtelhalm mit fertilen Trieben in hellbrauner Farbe, an denen statt den Ästchenquirlen 4 bis 6 Scheiden sitzen. Obenauf thront eine Sporangienähre, die Ähnlichkeit mit Ährenblüten wie denen von Spitzwegerich hat.
Wie lässt sich Ackerschachtelhalm am wirksamsten bekämpfen?
Ackerschachtelhalm wurzelt sehr tief und lässt sich deshalb nur mit viel Aufwand dauerhaft eindämmen. Den langfristigsten Erfolg kann man erwarten, wenn man das Erdreich auflockert, denn das Unkraut braucht dichten, lehmigen Boden. Im Zuge dessen sollten auch die Wurzeln möglichst vollständig ausgegraben werden. Ein Aufkalken des Bodens ist auch hilfreich für die dauerhafte Bekämpfung. Als Symptombekämpfungsmaßnahmen eignet sich nur das Abschneiden oder Ausreißen der oberirdischen Triebe. Herbizide oder Unkrautvlies bleibt weitgehend wirkungslos.
Wie bereitet man Tee aus Ackerschachtelhalm?
Tee aus Ackerschachtelhalm hat viele positive Wirkeigenschaften und kann sowohl für medizinische, als auch für kosmetische Zwecke angewandt werden. Für die Zubereitung schneidet man eine gute Handvoll des sterilen, grünen Ackerschachtelhalm-Krauts klein und gibt 8 Teelöffel davon in einen halben Liter heißes Wasser. Anschließend kocht man das Ganze auf und lässt es eine halbe Stunde lang ziehen.
Ist Ackerschachtelhalm giftig?
Nein, Ackerschachtelhalm, also Equisetum arvense, ist nicht giftig. Allerdings besteht eine ziemlich hohe Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm.
Womit kann Ackerschachtelhalm verwechselt werden?
Ackerschachtelhalm kann von Laien leicht mit dem verwandten Sumpf-Schachtelhalm verwechselt werden. Er sieht seinem Artgenossen nicht nur sehr ähnlich, sondern wächst auch an ähnlichen Standorten, manchmal leisten sich die beiden Arten sogar Gesellschaft. Allgemein findet sich Sumpf-Schachtelhalm allerdings namensgemäß in nasseren Arealen als Ackerschachtelhalm. Sicherer identifiziert man die Arten aber über das Aussehen, genauer gesagt über den Stängelquerschnitt. Der ist bei Ackerschachtelhalm deutlich größer als bei Sumpf-Schachtelhalm.