Wespen am Bienenstock: So schützen Sie Ihre Bienen wirksam
Wespen am Bienenstock sind ein natürliches Phänomen, das im Spätsommer jedoch zum Problem werden kann. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für das Aufkommen von Wespen an Bienenstöcken, die Bedrohung für Bienenvölker und gibt praktische Tipps zum Schutz der Bienen.
Gründe für Wespen am Bienenstock
Wespen werden aus mehreren Gründen zum Bienenstock hingezogen. Die wesentlichen Ursachen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Nahrungsbedarf der Arbeiterinnen: Im Spätsommer und Herbst, wenn die Königinnen keine Eier mehr legen, suchen Wespen nach Futterquellen mit hohem Zuckergehalt, wie sie im Bienenstock finden können.
- Verfügbarkeit von Eiweißquellen: Wespen benötigen tierisches Eiweiß, insbesondere für ihre Brut. Die eiweißreiche Flugmuskulatur der Bienen stellt eine attraktive Nahrungsquelle dar.
- Witterungsbedingte Aktivitäten: Milde Temperaturen können dazu führen, dass Wespen bis in den Spätherbst oder sogar Winter aktiv bleiben. In wärmeren Wintern können Wespen beispielsweise auch bis Januar aktiv bleiben und nach Futterquellen suchen.
- Fallobst und andere Zuckerlösungen: Überreifes Obst in der Nähe des Bienenstocks sowie unachtsamer Umgang mit Zuckerlösungen können Wespen ebenfalls anziehen.
Durch Maßnahmen wie den umsichtigen Umgang mit Futterquellen und das regelmäßige Entfernen von Fallobst kann der Ansturm von Wespen reduziert werden.
Bedrohung für Bienenvölker
Wespen stellen vor allem für schwache oder kleine Bienenvölker eine erhebliche Gefahr dar. Diese Bedrohung manifestiert sich auf vielfältige Weise:
- Angriffe auf Bienen: Wespen greifen gezielt einzelne Bienen an, um sich von deren eiweißreicher Muskelmasse zu ernähren. Insbesondere am Flugloch lauern die Wespen, um anfliegende Bienen zu überwältigen.
- Räuberei: Eindringen in den Bienenstock gehört ebenfalls zu den Attacken der Wespen. Sobald sie es geschafft haben, können Wespen große Mengen an Honig stehlen, der für die Überwinterung der Bienen entscheidend ist. Dies schwächt das Bienenvolk zusätzlich.
- Ständige Belästigung: Stetige Angriffe und die Präsenz von Wespen erhöhen den Stresspegel im Bienenvolk. Dieser Stress kann zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und anderen Schädlingen führen, was letztlich die Überlebensfähigkeit des Volkes erheblich beeinträchtigt.
Es ist wichtig, dass Imker Maßnahmen ergreifen, um ihre Bienenvölker zu stärken und diese Bedrohungen zu minimieren.
Wespenarten und ihre Aktivität
Es gibt zahlreiche Wespenarten, die sich in ihren Lebenszyklen und ihrer Aktivität unterscheiden. In Deutschland sind besonders die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe häufig anzutreffen. Diese beiden Arten sind bis in den Herbst aktiv und legen ihre Nester oft in geschützten Bereichen an.
Kurzzyklische Wespenarten
Kurzzyklische Wespenarten beenden ihr Zusammenleben im Nest bereits im Juli oder spätestens Ende August. Diese Arten haben eine relativ kurze Lebensspanne und lassen sich daher in diesem Zeitraum weniger an Bienenstöcken beobachten.
Langzyklische Wespenarten
Langzyklische Wespenarten, wie die Gemeine Wespe, die Deutsche Wespe und die Hornisse, können hingegen bis in den Spätherbst aktiv bleiben, solange die Temperaturen mild und die Nahrungsquellen ausreichend sind. Diese Arten stellen eine ernsthafte Bedrohung für Bienenvölker dar, da sie durch ihre fortgesetzte Aktivität lange Nahrung suchen müssen.
Verhalten im Herbst
Im Herbst ändert sich das Verhalten vieler Wespen. Die Arbeiterinnen sterben allmählich ab, während die Jungköniginnen nach einem geeigneten Winterquartier suchen. Diese Jungköniginnen überwintern in geschützten Bereichen und gründen im folgenden Frühjahr neue Kolonien.
Besonderheiten in milden Wintern
Milde Winter können dazu führen, dass einige Wespenarten, besonders die langzyklischen, ihre Aktivität bis weit in den Winter hinein fortsetzen. Nester in geschützten Umgebungen können in seltenen Fällen sogar bis Februar existieren, besonders wenn die Temperaturen über dem Gefrierpunkt bleiben.
Um geeignete Schutzmaßnahmen für Ihre Bienenvölker zeitgerecht einzuleiten, sollten Sie die Aktivitätsperioden der verschiedenen Wespenarten im Blick behalten.
Schutzmaßnahmen für Bienen
Da vollständiger Schutz vor Wespen nahezu unmöglich ist, gibt es dennoch zahlreiche Maßnahmen, die Sie als Imker ergreifen können, um Ihren Bienenvölkern zu helfen. Besonders im Spätsommer und Herbst ist erhöhte Vorsicht geboten, da Wespen in dieser Zeit besonders aktiv sind. Hier sind einige praxisnahe Schutzmaßnahmen:
- Kleine Fluglöcher einrichten: Verkleinern Sie das Flugloch Ihrer Bienenstöcke. Ein kleineres Flugloch erleichtert es den Bienen, ihren Stock zu verteidigen. Am besten ist es, das Flugloch zum Ende der Haupttrachtzeit zu verkleinern, um die Räuberei durch Wespen zu minimieren.
- Sauberkeit bewahren: Bei der Fütterung Ihrer Bienen ist große Sorgfalt gefragt. Achten Sie darauf, nicht zu kleckern, da verschüttete Zuckerlösungen Wespen anlocken. Auch Fallobst in der Nähe des Bienenstands sollte regelmäßig entfernt werden.
- Bodenschieber verwenden: Legen Sie Bodenschieber (35,00€ bei Amazon*) in den Beuten ein. Diese verhindern, dass der Duft von Honig aus dem Stock strömt und somit die Wespen anzieht.
- Zusätzliches Absichern: Setzen Sie auf eine flache Bodenplatte für Ihre Bienenstöcke, da dies den Bienen ermöglicht, näher am Flugloch zu sitzen und den Eingang besser zu verteidigen.
- Umsiedeln der Bienenvölker: Wenn alle anderen Maßnahmen nicht ausreichen, kann es notwendig werden, Ihre Bienenvölker an einen neuen, wespenfreien Standort zu verlegen. Dies sollte jedoch als letzter Ausweg betrachtet werden.
- Vermeidung von Zugänglichkeit: Stellen Sie sicher, dass alle potenziellen Zugänge und Ritzen in der Nähe Ihrer Bienenstöcke abgedichtet sind.
Durch diese Maßnahmen können Sie Ihre Bienenvölker stärken und ihnen helfen, sich gegen Wespenangriffe zu verteidigen.
Umgang mit Wespennestern
Das Entdecken eines Wespennestes in der Nähe des Bienenstands kann beunruhigend sein. Es gibt jedoch wichtige Schritte, die Sie unternehmen können, um die Situation sicher und gesetzeskonform zu bewältigen, ohne die ökologische Balance zu stören.
Identifizierung und Schutzstatus
Zuallererst sollten Sie sicherstellen, dass es sich bei dem nestbauenden Insekt tatsächlich um Wespen handelt. Unterschiede zwischen Bienen und Wespen, Hornissen und Hummeln sind nicht immer leicht zu erkennen, doch ist eine korrekte Identifizierung wichtig. Je nach Art gelten unterschiedliche Schutzbestimmungen, weshalb auch der Gesetzgeber Naturschutzbehörden und Experten zur Beratung empfiehlt.
Verhalten am Nest
Beim Umgang mit einem Wespennest sollten Sie einige Verhaltensregeln beachten:
- Ruhige Bewegungen: Vermeiden Sie schnelle, hektische Bewegungen. Diese könnten die Wespen alarmieren und sie in Verteidigungsbereitschaft versetzen.
- Flugbahn freihalten: Stellen Sie sicher, dass die Ein- und Ausflugschneise des Nests nicht blockiert wird.
- Stabiles Umfeld: Versuchen Sie, starke Vibrationen oder Erschütterungen in der Nähe des Nests zu vermeiden, da diese die Wespen aufschrecken könnten.
Professionelle Hilfe und Umsiedlung
Sollte das Wespennest an einem Ort sein, der häufig frequentiert wird oder eine Gefahr darstellen könnte, sollten Sie Hilfe von Fachleuten in Anspruch nehmen. Hierzu können Sie Folgendes tun:
- Kontakt zur Naturschutzbehörde: Diese Behörden können Ihnen oft weiterhelfen und geben Tipps, wie im Falle eines Wespennestes zu verfahren ist.
- Wespenberater hinzuziehen: Spezialisierte Berater begutachten die Lage vor Ort und bieten Empfehlungen für das weitere Vorgehen.
- Schädlingsbekämpfer beauftragen: Wählen Sie ein Unternehmen, das sich auf die tiergerechte Umsiedlung von Wespen spezialisiert hat, um eine umweltverträgliche Lösung sicherzustellen.
Sollte die Entfernung des Nests erforderlich sein, wird dies meist im Herbst angegangen, wenn das Wespenvolk natürlich abstirbt und nur die Jungköniginnen zur Überwinterung Quartiere suchen. Eine Umsiedlung zu einem früheren Zeitpunkt sollte unbedingt von Experten durchgeführt werden, um den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen und die Tiere möglichst stressfrei zu verlagern.
Natürliche Feinde der Wespen
Wespen haben in der Natur eine Vielzahl an natürlichen Feinden, die zur Kontrolle ihrer Population beitragen. Zu diesen Feinden gehören verschiedene Vogelarten wie der Wespenbussard und der Neuntöter. Der Wespenbussard gräbt die Nester der Wespen auf, um die Larven und Puppen an seine Jungen zu verfüttern. Zudem gibt es auch kleinere Fressfeinde wie Spinnen, besonders die Gartenkreuzspinne, die Wespen in ihren Netzen fängt und tötet. Weitere Insekten wie Schlupfwespen nutzen die Larven oder Nester der Wespen aus. Die Schlupfwespen legen ihre Eier in die Larvenkammern der Wespen, wodurch deren Larven als Nahrung für die Schlupfwespenlarven dienen. Kuckuckswespen hingegen legen ihre Eier in fremde Wespennester, sodass ihre Nachkommen von den Wirtswespen aufgezogen werden.
Zu den überraschenden Feinden zählen auch größere Tiere wie Igel und Dachse, die gelegentlich Wespen fressen. Hornissen sind ebenfalls bedeutende Jäger von Wespen, die sie gezielt fangen und verzehren. Libellen jagen die Wespen im Flug, während die Raubfliege Pogonosoma maroccanum besonders gerne Wespen aus der Luft fängt und aussaugt. Diese Fressfeinde helfen auf natürliche Weise, das Gleichgewicht im Ökosystem zu wahren und die Wespenpopulation in Schranken zu halten.
Zum Schutz Ihrer Bienenvölker ist es hilfreich, solche natürlichen Feinde im Garten zu fördern, etwa durch die Anlage von naturnahen Bereichen mit heimischen Pflanzen, Steinhaufen oder Totholzhaufen, welche vielen dieser Tiere als Lebensraum dienen können. Vermeiden Sie den Einsatz von Pestiziden, um die Ansiedelung und den Erhalt dieser nützlichen Tiere zu unterstützen.