Erdwespen

Erdwespen Überwintern: Mythen und Fakten aufgedeckt

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Erdwespen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie Schädlinge regulieren und zur Bodenbelüftung beitragen. Dieser Artikel beleuchtet den Lebenszyklus der Erdwespe, von der Überwinterung der Königinnen bis zur Entwicklung eines neuen Volkes im Folgejahr.

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Die befruchteten Weibchen überwintern in Höhlen oder Holz

Wie überwintern Erdwespen?

Mit dem Einsetzen des Herbstes und dem Temperaturrückgang beginnen sich die Wespenstaaten aufzulösen. Nur die jungen, begatteten Königinnen überleben und suchen sich ein frostgeschütztes Winterquartier. Geeignete Plätze sind unter anderem morsche Holzstämme, Rindenstücke oder Laubhaufen. Dort begeben sie sich in eine Winterstarre und ihre Körperfunktionen werden auf ein Minimum reduziert. Dies ermöglicht ihnen, mehrere Monate ohne Nahrung auszukommen, indem sie ihre im Sommer angelegten Fettreserven nutzen. Durch das Herabsinken der Körpertemperatur sind die Königinnen vor Frost geschützt und verharren in einer Schutzhaltung, bis die äußeren Bedingungen im Frühjahr wieder günstig sind.

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Winterquartier der Jungköniginnen

Im Herbst machen sich die jungen, befruchteten Wespenköniginnen auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Geschützte, frostfreie Orte sind essenziell, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Geeignete Verstecke bieten Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit:

  • Hohlräume unter Rinden oder Moos: Diese natürlichen Verstecke bieten eine gute Isolation gegen winterliche Temperaturen.
  • Morsches Holz: Verrottende Holzstücke oder morsches Holz bieten Hohlräume und die notwendige Isolation.
  • Komposthaufen: Hier können Wärme speichernde und wettergeschützte Bedingungen erreicht werden.
  • Geschützte Nischen in Gebäuden oder Gartenanlagen: Alte Schuppen oder ähnliche Strukturen bieten ausreichenden Schutz.

In diesen Winterquartieren begeben sich die Jungköniginnen in eine Winterstarre, bekannt als Diapause. Während dieser Phase reduzieren sie ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und verharren regungslos, um mit ihren im Sommer angelegten Fettreserven die kalte Jahreszeit zu überstehen.

Das Erwachen im Frühling

Mit den ersten Frühlingstemperaturen verlassen die Jungköniginnen ihre Winterquartiere. Die wärmeren Sonnenstrahlen lösen die Winterstarre auf und ermöglichen die Reaktivierung ihrer Körperfunktionen. Bei ihrer Suche nach einem neuen Nistplatz fliegen sie durch den Garten, wobei sie Nektar von Blüten als Energiequelle nutzen. Die Wahl eines geeigneten Standortes für das neue Nest ist priorität, da die Jungköniginnen in der Regel nicht zu ihren alten Nestern zurückkehren, sondern ein neues Nest an einem frischen Standort beginnen.

Der Nestbau

Nach dem Auffinden eines geeigneten Platzes beginnt die Jungkönigin mit dem Bau ihres neuen Nestes. Erdwespennester entstehen unter der Erde und werden meist an schattigen, geschützten Stellen angelegt:

  • Mäuse- oder Maulwurfbauten: Bereits existierende Hohlräume werden oft genutzt und vergrößert.
  • Selten bearbeitete Blumenbeete: Die lockere Erde erleichtert den Nestbau.
  • Ungenutzte Erdflächen und natürliche Erdspalten: Diese bieten geeignete und wenig gestörte Bereiche.

Das Nest wird aus zerkauten Holzfasern und Speichel gebaut. Diese Materialien werden zu einer wabenartigen Struktur verarbeitet, die aus mehreren hundert bis tausend Zellen bestehen kann. Die Königin legt ihre Eier in die Brutzellen und versorgt die geschlüpften Larven, bis die ersten Arbeiterinnen diese Aufgabe übernehmen.

Entwicklung des neuen Volkes

Im Frühjahr beginnt die Wespenkönigin, ihre ersten Eier in die vorbereiteten Waben zu legen. Diese entwickeln sich zu den ersten Arbeiterinnen, die übernehmen die Pflege der Larven und den weiteren Ausbau des Nestes. Mit ihrer Hilfe kann sich die Königin auf die Eiablage konzentrieren, was zu einem schnellen Wachstum des Volkes führt. Im Sommer erreicht das Volk seine maximale Größe mit mehreren Tausend Individuen. Schließlich werden im Spätsommer neue Königinnen und Drohnen herangezogen, die sich nach dem Schlüpfen paaren. Diese neuen Königinnen suchen sich im Herbst ein geschütztes Winterquartier, um im nächsten Frühling einen neuen Wespenstaat zu gründen.

Gefahren für die Jungköniginnen

Der Überlebenskampf der Jungköniginnen ist von zahlreichen Herausforderungen geprägt:

  • Krankheiten und Pilzinfektionen: Feuchtigkeit und Schimmel können das Winterquartier unbewohnbar machen.
  • Natürliche Feinde: Vögel, Mäuse und andere Insekten können den Jungköniginnen gefährlich werden.
  • Fluktuierende Nahrungsressourcen: Eine unzureichende Verfügbarkeit von Nahrungsquellen im Frühjahr verringert die Überlebens- und Fortpflanzungschancen der Königinnen erheblich.
  • Klimatische Unbeständigkeit: Spätfröste und anhaltende Regenperioden setzen den Königinnen zu, beeinträchtigen die Überwinterung und verzögern die Aktivierung im Frühling.

Diese Bedingungen führen dazu, dass nur etwa 2-4 Prozent der überwinternden Königinnen bis zum Frühjahr überleben, was den Fortbestand der Populationen sicherstellt.

Bedeutung der Erdwespen

Erdwespen sind nützliche Bewohner eines naturnahen Gartens und spielen eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Sie tragen auf vielfältige Weise zur Biodiversität bei:

  • Regulierung von Schädlingen: Erdwespen jagen eine Vielzahl von Insekten, darunter auch Pflanzenschädlinge wie Blattläuse und Raupen.
  • Förderung der Bodenqualität: Durch den Bau ihrer Nester tragen sie zur Belüftung des Bodens bei, was die Bodenstruktur verbessert und das Pflanzenwachstum fördert.
  • Teil des Nahrungsnetzes: Erdwespen dienen als Nahrung für Vögel, Spinnen und kleine Säugetiere und tragen so zur Erhaltung der Biodiversität bei.
  • Blütenbesuche und Bestäubung: Obwohl sie keine Hauptbestäuber sind, tragen sie durch Blütenbesuche zur Bestäubung bei.

Durch die Förderung ihres Lebensraumes tragen Sie zu einem gesunden und ausgewogenen Gartenökosystem bei, das vielseitige Vorteile für Flora und Fauna bietet.

Bilder: David Peter Ryan / Shutterstock