Walderdbeeren: Anbau, Pflege & Ernte der wilden Früchte
Die Wildform unserer Gartenerdbeere, die Walderdbeere (Fragaria vesca), besticht durch ihr intensives Aroma. Dieser Artikel stellt die vielseitige Pflanze vor und gibt wertvolle Tipps zu Anbau, Pflege und Verwendung.
Steckbrief
Wuchs
Die Walderdbeere (Fragaria vesca), auch bekannt als Monatserdbeere oder Buscherdbeere, ist eine wintergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 5 bis 25 Zentimetern. Ihre Triebe neigen dazu, sich über den Boden zu beugen und bilden durch kriechende Ausläufer dichte Teppiche. Diese Eigenschaft macht sie zu einem idealen Bodendecker für Schattenbereiche.
Um eine ungewollte Ausbreitung im Garten zu vermeiden, sollten Sie die Wuchsfläche der Pflanze kontrollieren. Die Pflanzen können sich in günstigen Bedingungen schnell ausbreiten und somit weniger konkurrenzfähigen Pflanzen den Wuchsort verwehren.
Blätter
Die Blätter der Walderdbeere sind dreiteilig und gezähnt, stehen an langen Stielen in einer grundständigen Rosette und sind verkehrt-eiförmig. Sie besitzen eine behaarte Unterseite und bleiben auch im Winter grün, wodurch sie das ganze Jahr über attraktiv bleiben.
Das Laub der Walderdbeere fühlt sich weich an und ist mit feinen, seidigen Härchen besetzt. Neben den Hauptblättern bilden die Pflanzen auch Nebenblätter aus, die sich an den Basen der Stiele befinden. In der traditionellen Medizin werden die Blätter aufgrund ihres Gerbstoffgehaltes geschätzt.
Blüte
Die Blüten der Walderdbeere blühen hauptsächlich von April bis Juni und erscheinen bei idealen Bedingungen bis zum Winterfrost. Sie sind zwittrig und radiärsymmetrisch, mit fünf weißen Kronblättern und ca. 20 gelben Staubblättern. Ein besonderes Merkmal der Blüten ist ihre Vorweiblichkeit, die Selbstbestäubung verhindert und die genetische Vielfalt durch Fremdbestäubung fördert.
Diese Blüten sind reich an Pollen und Nektar und ziehen daher zahlreiche Bestäuber wie Bienen und Nachtfalter an.
Früchte
Walderdbeeren bilden kleine, rundliche Sammelnussfrüchte, die etwa einen Zentimeter groß sind. Obwohl sie oft als Beeren bezeichnet werden, bestehen sie aus vielen kleinen Nüsschen, die auf der Oberfläche der Frucht sichtbar sind und von Fruchtfleisch umgeben werden. Diese Früchte reifen über den gesamten Sommer hinweg und sollten frisch verzehrt werden, da sie bei Lagerung nicht nachreifen.
Verwendung
Die Walderdbeere ist essbar und wird für ihr intensives Aroma geschätzt. Die kleinen, roten Früchte sind besonders köstlich, wenn sie frisch verzehrt werden. Sie eignen sich auch zur Herstellung von Saft, Sirup, Likör und Essig. Wegen der Bitterstoffe in den grünen Kernchen der Früchte ist es jedoch ratsam, sie nicht ausschließlich für Konfitüren zu verwenden.
Welcher Standort ist geeignet?
Walderdbeeren gedeihen am besten an halbschattigen bis absonnigen Standorten. Sie vertragen auch sonnige Lagen, sofern der Boden feucht gehalten wird und sie vor der intensiven Mittagssonne geschützt sind. Wichtig sind feuchte, gut durchlässige Böden mit hohem Humusanteil und einem pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Ein humusreicher, feuchter und gut durchlässiger Boden bietet den optimalen Nährboden für Walderdbeeren. Der pH-Wert sollte leicht sauer bis neutral sein. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden, da sie die Wurzeln schädigen kann. Regelmäßige Bodenpflege, wie das Einbringen von Kompost, fördert das Wachstum.
Walderdbeeren pflegen
Walderdbeeren sind pflegeleicht, benötigen jedoch eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit. In den Sommermonaten sollte regelmäßig gegossen werden. Eine Mulchschicht aus Rinde oder Stroh hilft, die Feuchtigkeit zu bewahren und die Pflanzen vor Verschmutzung und Pilzbefall zu schützen. Düngen Sie die Pflanzen zweimal jährlich mit organischen Düngern wie Kompost (12,00€ bei Amazon*).
Regelmäßiges Schneiden der Pflanzen fördert ihre Vitalität und den Ertrag. Auch das Entfernen der ersten Blüten kann den Ernteertrag steigern. Pflanzen in Containern sollten alle zwei bis drei Jahre in frische Erde umgesetzt werden.
Walderdbeeren richtig pflanzen
Die beste Pflanzzeit für Walderdbeeren ist der Herbst, aber auch im Frühjahr ab April können sie gepflanzt werden. Achten Sie darauf, die Herzknospe oberhalb der Erdoberfläche zu platzieren. Ein Pflanzabstand von 20 bis 30 Zentimetern ermöglicht ausreichend Raum zur Ausbreitung und eine gute Luftzirkulation.
Eine Mulchschicht schützt die Pflanzen vor Austrocknung und Unkrautwuchs. Besonders in der heißen Jahreszeit ist regelmäßiges Gießen unverzichtbar.
Walderdbeeren vermehren
Walderdbeeren vermehren sich durch Ausläufer und Samen. Ausläufer können direkt in die Erde gedrückt und mit einem Draht fixiert werden. Nach der Bewurzelung können sie abgetrennt und umgepflanzt werden. Samen können aus reifen Früchten gewonnen und nach dem Trocknen ausgesät werden.
Sorten & Arten
Es gibt zahlreiche Sorten der Walderdbeere, die sich in Geschmack und Fruchtfarbe unterscheiden:
- ‚Waldkönigin‘: Aromatische und schmackhafte Früchte.
- ‚Rosa Perle‘: Blassrosa Früchte mit gutem Geschmack.
- ‚Tubby White‘: Weiße Früchte, die von Juni bis Oktober reifen.
- ‚Blanc Amélioré‘: Große weiße Früchte mit langer Erntezeit.
- ‚Alpine Yellow‘: Gelbe Früchte, bildet keine Ausläufer.
- ‚Florika‘: Schnelle Ausbreitung durch zahlreiche Ausläufer.
- ‚Alexandria‘: Robust und widerstandsfähig.
- ‚Cocoserdbeere‘: Dunkelrote Früchte mit Kokosnuss-Aroma.
- ‚Waldsteinchen‘: Große Früchte bereits im ersten Jahr.
Krankheiten & Schädlinge
Walderdbeeren können von Grauschimmel, Mehltau, Erdbeerblattkäfern, Schnecken und Mäusen befallen werden. Eine gute Belüftung und das Entfernen befallener Pflanzenteile sind entscheidend zur Vorbeugung. Fördern Sie Nützlinge wie Marienkäfer und Spinnen, um den Schädlingsbefall zu minimieren.
Verwendung
Neben dem Frischverzehr eignen sich Walderdbeeren für Kuchen, Torten, Desserts und Smoothies. Auch Liköre und Ansatzschnäpse lassen sich aus den aromatischen Früchten herstellen. Im Garten sind sie ideale schattenverträgliche Bodendecker und veredeln Kräuterspiralen und Hochbeete.
Die Blätter der Walderdbeerpflanze werden traditionell zu Tee verarbeitet, der bei Verdauungsbeschwerden und zur Stoffwechselanregung verwendet wird.
Historisch wurden Walderdbeeren in der Antike und im Mittelalter sowohl als Nahrungs- als auch als Heilpflanze geschätzt. Erst durch die Züchtung größerer Erdbeersorten verlor die Walderdbeere vorübergehend an Bedeutung, bevor sie als Grundlage für Monatserdbeeren eine Renaissance erlebte.
Häufig gestellte Fragen
Warum sollten Walderdbeeren nicht ausschließlich für Konfitüren verwendet werden?
Die grünen Kernchen der Walderdbeeren enthalten Bitterstoffe, die erst beim Kochen hervortreten. Diese Bitterstoffe können den Geschmack der Konfitüre beeinträchtigen, weshalb Walderdbeeren oft nur zur Aromatisierung verwendet werden sollten.
Was ist das besondere an der Sortenvarietät ‚Cocoserdbeere‘?
Die Sorte ‚Cocoserdbeere‘ zeichnet sich durch ihre dunkelroten Früchte mit einem einzigartigen Kokosnuss-Aroma aus, was sie von anderen Walderdbeersorten abhebt.
Wie unterscheidet sich die Walderdbeere von der Gartenerdbeere in Bezug auf ihre Wildform?
Anders als oft angenommen, ist die Walderdbeere nicht die Wildform der Gartenerdbeere (Fragaria x ananassa). Die Gartenerdbeere entstand durch die Kreuzung der Chile-Erdbeere und der Scharlach-Erdbeere, während die Walderdbeere eine eigenständige Art ist.
Welche historischen Verwendungen haben Walderdbeerblätter in der Volksheilkunde?
In der Volksheilkunde wurden Walderdbeerblätter unter anderem bei Verdauungsbeschwerden, zur Anregung der Stoffwechselorgane und bei Erschöpfungszuständen genutzt. Außerdem wurden sie als Teeersatz für Schwarzen Tee verwendet.