Igel

Igel erfolgreich auswildern: Schritt für Schritt Anleitung

Igel finden in unseren Gärten zunehmend weniger natürliche Lebensräume. Dieser Artikel informiert über die fachgerechte Auswilderung von Igeln und gibt wertvolle Tipps zur Vorbereitung, zum optimalen Zeitpunkt und zur artgerechten Nachbetreuung.

Wann ist eine Auswilderung notwendig?

Die Notwendigkeit zur Auswilderung eines Igels ergibt sich in der Regel aus spezifischen Lebensumständen des Tiers, die seine eigenständige Rückkehr in die Natur erforderlich machen.

Situationsbedingte Auswilderung

  1. Genesene Igel nach Krankheit oder Verletzung: Wenn ein Igel vollständig genesen ist und es die Wetterbedingungen erlauben, sollte er in die Freiheit entlassen werden.
  2. Verwaiste und aufgepäppelte Jungigel: Igeljunge, die in menschlicher Obhut aufgewachsen sind, benötigen eine Auswilderung, sobald sie selbständig überlebensfähig sind.
  3. Überwinterte Igel mit ausreichend Gewicht: Jungigel, die den Winter in menschlicher Obhut verbracht haben, sollten nach Erreichen eines geeigneten Aussetzgewichtes von mindestens 700 bis 800 Gramm ausgewildert werden.
  4. Erwachsene Igel, die ihren Lebensraum verloren haben: Für diese Igel ist ein neuer, igelgerechter Lebensraum wichtig, insbesondere wenn der ursprüngliche Lebensraum zerstört oder unsicher geworden ist.

Achten Sie darauf, dass der ausgewilderte Igel in einem geeigneten Habitat freigelassen wird, welches Nahrung, Unterschlupf und Schutz vor Gefahren wie stark befahrenen Straßen bietet. Eine gute Vorbereitung und die richtige Wahl des Auswilderungsortes erhöhen die Erfolgsaussichten für das Tier, sich wieder in seiner natürlichen Umgebung zurechtzufinden.

Die Vorbereitung des Igels auf die Auswilderung

Um einen Igel auf die Auswilderung vorzubereiten, sind mehrere wichtige Schritte zu beachten, die sicherstellen, dass das Tier selbständig in der Natur überleben kann.

  1. Gesundheitscheck: Vergewissern Sie sich, dass der Igel vollständig gesund ist und keine schweren Infektionen oder Parasiteninfektionen vorliegen. Überprüfen Sie zudem seinen allgemeinen Zustand, einschließlich Appetit und Kotabsatz.
  2. Gewichtskontrolle: Der Igel sollte ein geeignetes Gewicht haben, um in der Wildnis zu überleben. Jungigel sollten zwischen 700 und 800 Gramm wiegen, während erwachsene Igel mindestens ihr Gewicht vor dem Winterschlaf erreicht haben sollten.
  3. Freigehege-Nutzung: Verwenden Sie ein Freigehege, um dem Igel eine schrittweise Gewöhnung an das Leben in der Natur zu ermöglichen. Ein Freigehege sollte mindestens 4 Quadratmeter umfassen und verschiedene Bodenbeschaffenheiten sowie Gebüsch enthalten. Der Zaun des Geheges muss hoch und sicher genug sein, um ein Entkommen zu verhindern.
  4. Muskelaufbau: Ermöglichen Sie dem Igel ausreichend Bewegung im Freigehege, um seine Muskulatur zu stärken. Dies ist entscheidend, damit der Igel nach der Auswilderung aktiv jagen und sich frei bewegen kann.
  5. Nahrungsgewöhnung: Gewöhnen Sie den Igel schrittweise an natürliche Nahrung. Bieten Sie ihm neben herkömmlichem Futter auch Insekten an, die er selbst im Freigehege finden kann.
  6. Parasitenkontrolle: Vor der endgültigen Auswilderung sollte eine erneute Untersuchung auf Parasiten erfolgen. Bei Bedarf führen Sie eine Behandlung durch, um sicherzustellen, dass der Igel parasitenfrei ausgewildert wird.

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Durch die Beachtung dieser Schritte tragen Sie dazu bei, dass der Igel auf die Herausforderungen des Lebens in der Wildnis vorbereitet ist und seine Chancen auf ein erfolgreiches Überleben deutlich erhöht werden.

Der richtige Zeitpunkt für die Auswilderung

Die ideale Zeit für die Auswilderung eines Igels ist das Frühjahr, wenn die Umgebung für das Tier lebensfreundliche Bedingungen bietet. Dies ist üblicherweise von Ende April bis Mitte Mai der Fall.

  • Ergrünen der Vegetation: Mit dem Erwachen der Sträucher und Hecken bietet die Natur dem Igel genügend Deckung und neue Lebensräume.
  • Nahrungsangebot: Ab dem Frühjahr wird das Angebot an Insekten und anderen Nahrungstieren wieder ausreichend, sodass der Igel sich eigenständig ernähren kann.
  • Geeignete Temperaturen: Es sollten keine Frostgefahren mehr bestehen, da milde Temperaturen unerlässlich sind, damit der Igel nach der Auswilderung nicht friert.

Die Auswilderung sollte in den späten Abendstunden erfolgen, da Igel nachtaktiv sind und in der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen. Bringen Sie den Igel in seinem Schlafhaus oder einem geeigneten Auswilderungskarton an eine geeignete Freilassungsstelle und lassen Sie ihn selbst entscheiden, wann er die Umgebung erkundet.

Die Wahl des Auswilderungsortes

Eine sorgfältige Wahl des Auswilderungsortes ist entscheidend für das langfristige Überleben des Igels. Der bevorzugte Ort ist stets der ursprüngliche Fundort, sofern dieser keine unmittelbaren Gefahren birgt. Sollte der Fundort nicht geeignet sein, etwa durch Verkehr oder Baumaßnahmen, wählen Sie einen alternativen Lebensraum, der den Bedürfnissen eines Igels entspricht.

Geeignete Auswilderungsorte

Wählen Sie einen Ort, der folgende Kriterien erfüllt:

  • Verkehrsberuhigte Wohngebiete: Diese sollten durchlässige Zäune und ausreichend Busch- sowie Baumbestand bieten.
  • Naturnahe Gärten und Parks: Ruhige, naturbelassene Gärten und Parks mit Dickicht, Laub- und Reisighaufen sind ideal.
  • Bauernhöfe: Bauernhöfe mit Nebengebäuden, Bäumen und Gärten bieten sowohl Verstecke als auch Nahrung.
  • Siedlungsränder: Durchgrünte Siedlungsrandbereiche mit guter Deckung und Nahrung in Form von Hecken und Wiesen.

Ungünstige Auswilderungsorte

Vermeiden Sie Orte, die folgende Gefahren bergen:

  • Verkehrsreiche Straßen: Gebiete in der Nähe stark befahrener Straßen, insbesondere nachts.
  • Industrielle und landwirtschaftliche Flächen: Orte mit regelmäßigem Insektizideinsatz oder intensiver Bodenbearbeitung.
  • Natürliche Risikozonen: Flussufer, Überschwemmungsgebiete, feuchte Böden und steile Hanglagen.
  • Waldgebiete: Dichte Nadel- und Laubhochwälder bieten meist nicht genügend Nahrung und sind daher ungeeignet.
  • Hundefreundliche Gebiete: Orte, die von vielen Hunden frequentiert werden, sollten ebenfalls vermieden werden.

Ein potenziell guter Auswilderungsort sollte ausreichend Deckung und Nahrung bieten sowie sicher vor möglichen Fressfeinden wie Füchsen und Greifvögeln sein. Wasserquellen in der Nähe sind von Vorteil. Stellen Sie sicher, dass der neue Lebensraum dem Igel eine gute Grundlage für ein eigenständiges Überleben bietet. Bieten Sie in den ersten Tagen nach der Auswilderung weiterhin Unterstützung durch Futterstellen, bis der Igel sich vollständig eingelebt hat.

Die Durchführung der Auswilderung

Die Auswilderung von Igeln sollte sorgfältig vorbereitet und durchgeführt werden, um dem Tier die bestmöglichen Chancen in der Natur zu bieten.

Vorbereitung und Vorgehensweise

  1. Krallenpflege: Überprüfen Sie die Krallen des Igels vor der Auswilderung. Wenn die Krallen zu lang sind, kürzen Sie sie vorsichtig.
  2. Transport und Entlassung: Transportieren Sie den Igel in seinem Schlafhaus oder einem stabilen Auswilderungskarton zum geplanten Freilassungsort. Achten Sie darauf, dass die Nacht trocken ist, um dem Igel unnötigen Stress zu ersparen.
  3. Freilassungsprozess: Öffnen Sie das Schlafhaus oder den Auswilderungskarton vorsichtig und lassen Sie dem Igel genügend Zeit, die Umgebung selbständig zu erkunden. Der Igel sollte von sich aus aus dem Behältnis herauskommen.

Nachbetreuung

Lassen Sie die Futterstelle vorerst bestehen und füllen Sie sie regelmäßig auf, um den Igel in der Anfangszeit zu unterstützen. Dieses Zusatzfutter hilft ihm, sich an sein neues Umfeld zu gewöhnen. Reduzieren Sie die Fütterung allmählich, sobald der Igel weniger häufig zur Futterstelle kommt und sich eigenständig ernährt.

Achten Sie darauf, dass keine aggressiven Fressfeinde in der Umgebung sind und der Igel in den ersten Tagen nach der Auswilderung weitgehend ungestört bleibt.

Die Nachbetreuung des ausgewilderten Igels

Nachdem Sie einen Igel erfolgreich ausgewildert haben, ist eine gewissenhafte Nachbetreuung unerlässlich, um ihm den Übergang in die freie Natur zu erleichtern.

Futterbereitstellung

Futterzusammensetzung und Dauer: Stellen Sie dem Igel für die ersten zwei Wochen weiterhin Futter bereit. Ein Mix aus Katzenfutter und Igeltrockenfutter ist ideal. Beachten Sie hierbei, dass auch ein nächtliches Bereitstellen des Futters sinnvoll ist, da Igel nachtaktiv sind.

Hygiene und Futterreste

  • Sauberkeit: Entfernen Sie jeden Morgen die Futterreste und reinigen Sie die Futterstelle gründlich. Dies ist wichtig, um keine Schädlinge anzulocken und die Gesundheit des Igels zu schützen.
  • Wasserstelle: Eine tägliche Reinigung der Wasserstelle und Auffüllung mit frischem Wasser sind ebenfalls unerlässlich. Stellen Sie sicher, dass das Wasser sauber und frei von Verunreinigungen bleibt.

Beobachtung und Unterstützung

  • Verhaltensbeobachtung: Überwachen Sie das Verhalten des Igels, um sicherzustellen, dass er sich gut in seiner neuen Umgebung zurechtfindet. Achten Sie auf Zeichen von Unwohlsein oder Verletzungen.
  • Zusätzliche Maßnahmen: Machen Sie Ihren Garten möglichst igelfreundlich. Laubhaufen, Totholz und dichte Hecken bieten zusätzliche Verstecke und fördern ein sicheres Umfeld.

Beendigung der Nachbetreuung

Indikatoren für die Beendigung: Beenden Sie die zusätzliche Fütterung, wenn der Igel fünf Tage in Folge nicht mehr zur Futterstelle kommt oder wenn es zu einem Wintereinbruch mit Frost und Schnee kommt. Spätestens Ende November sollte die Fütterung eingestellt werden, um den Igel zur Eigenständigkeit zu ermutigen.

Indem Sie diese Nachbetreuungsmaßnahmen beherzigen, unterstützen Sie den ausgewilderten Igel optimal bei der Eingewöhnung in seine natürliche Umgebung und tragen zu seinem erfolgreichen Überleben bei.

Die Unterbringung im Freigehege

Ein Freigehege ist eine wertvolle Methode, um Igel auf ihre Rückkehr in die Natur vorzubereiten. Es erlaubt den Tieren, Muskeln aufzubauen und sich behutsam an ihre ursprüngliche Umgebung zu gewöhnen.

Die Gestaltung des Freigeheges

Beim Aufbau eines Freigeheges sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen:

1. Größe und Struktur:

  • Planen Sie mindestens 4 Quadratmeter pro Igel ein. Größere Gehege bieten den Tieren mehr Raum zur Erkundung und Bewegung.
  • Der Zaun sollte mindestens 50 Zentimeter hoch sein und 10 bis 15 Zentimeter tief in den Boden eingegraben werden, um ein Untergraben und Entkommen zu verhindern.

2. Zaunmaterial:

  • Geeignete Materialien umfassen sehr feinen Maschendraht, Holzbretter oder halbrunde Palisadenhölzer. Schließen Sie den oberen Rand des Zauns mit einem nach innen ragenden Brett ab, um ein Überklettern zu verhindern.

3. Standort und Schutz:

  • Wählen Sie eine geschützte Stelle in Ihrem Garten, die ausreichend Schatten bietet. Bedenken Sie den Schutz von oben, vor allem wenn Fressfeinde wie Katzen, Füchse, Marder oder Greifvögel in der Gegend aktiv sind. Eine Abdeckung kann notwendig sein, um das Eindringen von oben zu verhindern.

Ausstattung des Freigeheges

1. Schlafhaus und Futterstelle:

  • Stellen Sie ein gut isoliertes Schlafhaus bereit, das den Igel vor Regen schützt. Es sollte ein Schlupfloch von etwa 10 x 10 Zentimetern haben und mit Stroh gefüllt sein. Ein separates Futterhaus hilft, das Futter vor anderen Tieren zu schützen und sollte regelmäßig gereinigt werden.

Pflege und Hygiene

1. Sauberkeit:

  • Achten Sie darauf, täglich Futterreste zu entfernen und die Futter- sowie Wasserschüsseln gründlich zu reinigen. Dies verhindert die Ansammlung von Schädlingen und Krankheitskeimen. Halten Sie das Gehege insgesamt sauber, um eine gesunde Umgebung für den Igel sicherzustellen.

2. Nachbereitung der Auswilderung:

  • Lassen Sie das Freigehege nach der Freilassung des Igels noch einige Zeit offen, während Sie weiterhin Nahrung und Wasser bereitstellen. Dies ermöglicht dem Igel, bei Bedarf zurückzukommen, und erleichtert seinen Übergang in die Wildnis.

Indem Sie diese Tipps beherzigen, schaffen Sie eine sichere und förderliche Umgebung, in der sich der Igel optimal auf sein Leben in der Natur vorbereiten kann.

Bilder: Paparacy / Shutterstock