Brutblatt

Faszination Brutblatt: Steckbrief, Pflanzung und Pflege

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Jeder Hobbygärtner hat schon einmal vom Brutblatt gehört. Die phänomenale Zimmerpflanze brütet ihre Nachkommen auf den Blatträndern selber aus. Malerische Blütenpracht und formschöne Schmuckblätter runden die faszinierende Performance eindrucksvoll ab. Ob das exotische Schmuckstück wohl mit hochtrabenden Ansprüchen daherkommt? Ein Blick auf Steckbrief, Pflanzung und Pflege liefert erfreuliche Informationen. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte zum faszinierenden Brutblatt als repräsentative Zimmerpflanze mit Tipps zur Pflanzung, Vermehrung und Pflege.

brutblatt
Die Kalanchoe daigremontiana ist nur eine von vielen Arten des Brutblattes
AUF EINEN BLICK
Wie pflegt man ein Brutblatt richtig?
Ein Brutblatt pflegen Sie idealerweise, indem Sie es in Kakteenerde oder einem Mix aus Blumenerde, Sand und Lavagranulat pflanzen, sparsam mit Regenwasser gießen, selten düngen, Kindel der Blattränder zur Vermehrung nutzen und nur bei Bedarf schneiden.

Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Bryophyllum
  • Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
  • Gattung: Kalanchoe
  • Herkunft: Madagaskar
  • Wuchstyp: Sukkulent
  • Wuchshöhe: 10 bis 150 cm
  • Blüte: röhrig-glockig, einfach
  • Blatt: einfach, gefiedert, gelappt
  • Giftigkeit: giftig oder ungiftig
  • Wurzel: terrestrisch, an Brutknospe
  • Winterhärte: nicht winterhart
  • Verwendung: Zimmerpflanze, Heilpflanze

Blüte

Sehenswerte Blüten zieren Brutblatt-Arten in dekorativen Formen und malerischen Farben. Folgende Eigenschaften zeichnen eine Brutblatt-Blüte aus:

  • Aufbau: endständige, gestielte Schirmtraube, Dolde oder Rispe
  • Zusammensetzung: vier- bis fünfzählig, zumeist verwachsen, selten frei
  • Form: einfacher Kelch, hängende Glocke oder Röhre
  • Farben: weiß, rot, rosa, gelb, orange (Sorten auch zweifarbig)

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Einige Brutblätter verzichten auf ein Blütenkleid, wie Katzenohr, auch bekannt als Panda-Pflanze (Kalanchoe tomentosa). Zum Ausgleich schmücken kunstvoll geformte, samtige Blätter mit bunten Härchen entlang der Blattränder die exotischen Zimmerschönheiten.

Giftigkeit

Der Giftgehalt von Brutblatt-Arten ist ein zweischneidiges Schwert. Von ungiftig und heilsam bis hin zu giftig erstrecken sich die Klassifizierungen. Wissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse zum Thema Giftigkeit von Bryophyllum sind längst nicht abgeschlossen. Folgende Tabelle nennt Beispiele für unbedenkliche und problematische Kalanchoe-Sorten:

Name Goethepflanze Brutblatt Flammendes Käthchen Elefanten-Ohr Wüstenkohl
Wissenschaftlicher Name Kalanchoe pinnata Kalanchoe daigremontiana Kalanchoe blossfeldiana Kalanchoe beharensis Kalanchoe thyrsiflora
Giftigkeit ungiftig/heilsam giftig tiergiftig giftig schwach giftig
Status Heilpflanze Zimmerpflanze Zimmerpflanze Zierpflanze Zierpflanze
Symptome bei Verzehr Wehenhemmer Übelkeit Schüttelkrämpfe Herzprobleme Verdauungsbeschwerden
  pflanzliches Valium Erbrechen Atembeschweren Hautreizungen Hautreizungen
  Blutdrucksenkung Kreislaufprobleme Lähmungserscheinungen Magenkrämpfe Übelkeit
  Wundheilung Herzrasen      
  Antidiabetikum Muskelschwäche      

Wurzel

Bryophyllum lassen es nicht dabei bewenden, ihre Wurzeln in Blumenerde auszubreiten. Entlang der Blattränder sprießen zahlreiche Brutknospen mit eigenen Würzelchen. Resultat dieser genialen, vegetativen und ungeschlechtlichen Vermehrung sind winzige Klone der Mutterpflanze. Ein Windhauch genügt und die Pflänzchen fallen zu Boden, um dort Wurzeln zu schlagen. Auf diese geniale Vermehrungsstrategie nimmt der Name Brutblatt Bezug, wie folgendes Video demonstriert:

Video: Geniale Verwendungsstrategie - Brutblatt klont sich selbst

Winterhärte

Brutblätter sind nicht winterhart. Warum das so ist, verrät ein Blick auf Herkunft und Verbreitungsgebiet. Brutblatt-Arten sind beheimatet im tropischen Inselstaat Madagaskar. Seit ihrer Entdeckung Anfang des 19. Jahrhunderts erfreuen sich die schönsten Kalanchoe-Sorten weltweiter Anerkennung und sind mittlerweile in vielen tropischen Regionen verwildert. Auf ihrer Reise um den Globus haben die Dickblattgewächse freilich nicht gelernt, bei Temperaturen unter 10° Celsius zu überleben.

Brutblatt pflanzen – Anleitung

Gartencenter verkaufen junge Brutblätter zumeist in Anzucht-Töpfen mit 6 bis 15 cm Durchmesser. Kaufen Sie gleich einen passenden Blumentopf dazu mit einem etwa 2 cm größeren Durchmesser. Greifen Sie zu einem flachen Topf oder einer Pflanzschale, passend zum flachen Wurzelsystem. So pflanzen Sie ein Brutblatt richtig:

Standort

Am sonnigen, warmen Standort fühlt sich das Brutblatt gut aufgehoben bei Zimmertemperaturen von 18° bis 25° Celsius. Idealerweise reservieren Sie für die tropische Zimmerpflanze einen Platz auf der Südfensterbank. Helle, warme Lagen am West- oder Ostfenster, im Wintergarten und in einer lichtdurchfluteten Diele kommen ebenfalls in Betracht.

Von Mai bis September leistet ein Brutblatt Ihnen gerne Gesellschaft auf dem sonnigen Balkon. Eine zweiwöchige Phase der Abhärtung am halbschattigen Standort beugt Blattschäden durch Sonnenbrand effektiv vor. Sinken die nächtlichen Temperaturen unter 12° Celsius, räumen Sie die Kalanchoe bitte wieder ein.

Substrat

In ihren Heimatregionen gedeihen Brutblätter in sandig-durchlässiger, kalkhaltiger Erde. Entsprechend sollte das Topfsubstrat beschaffen sein. Handelsübliche Kakteenerde ist gut geeignet. Alternativ mischen Sie selbst nach diesem Rezept:

  • Blumenerde (durchlässig ohne Torf): 50 %
  • Sand (feinkörnig): 20 %
  • Lavagranulat oder Blähton: 30 %

Pflanzen

Legen Sie bitte Handschuhe an, um sich vor direktem Hautkontakt mit dem leicht giftigen Pflanzensaft zu schützen. So topfen Sie ein Brutblatt richtig ein:

  1. Auf dem Topfboden eine Drainage aus Lavagranulat anlegen oder eine Tonscherbe über den Wasserablauf legen
  2. Substrat einfüllen bis auf halbe bis dreiviertel Topfhöhe
  3. Im Substrat eine kleine Mulde formen
  4. Brutblatt aus dem Anzuchttopf ziehen
  5. Mittig in die Mulde setzen
  6. Restliche Erde einfüllen und andrücken

Pflanzen Sie ein Brutblatt genauso tief ein, wie im Anzuchttopf. Zu guter Letzt gießen Sie die Pflanze an mit Regenwasser oder abgestandenem Leitungswasser. Damit sich keine Staunässe bildet, kontrollieren Sie nach 10 Minuten den Untersetzer und gießen angesammeltes Wasser ab.

Exkurs

Goethes grüne Muse – Kalanchoe pinnata

Eine Brutblatt-Art hat der Volksmund Goethepflanze getauft. Von Kalanchoe pinnata war Johann Wolfgang von Goethe so fasziniert, dass er unter die Hobbygärtner ging. Seine Beobachtungen im Rahmen der Aufzucht inspirierten den großen deutschen Dichter zu Gedichten und Abhandlungen. Seinem berühmten Brief vom 19. April 1830 an Marianne von Willemer legte er gar ein Brutblatt bei.

Brutblatt pflegen – Tipps & Tricks

Als Dickblattgewächse zählen Brutblätter zu den sukkulenten Arten. Daraus resultiert eine Pflege auf Sparflamme, die Sie auch ohne grünen Daumen erfolgreich meistern. Lesen Sie hier die besten Tipps und Tricks für prächtige Kalanchoe als Zimmerpflanzen:

  • Gießen: Sparsam gießen mit Regenwasser, Substrat vor jedem Gießen fühlbar trocknen lassen (Fingerprobe (7,00€ bei Amazon*)).
  • Düngen: Von Mai bis August alle 4 Wochen flüssig düngen mit Sukkulentendünger in halber Konzentration.
  • Überwintern: Hell und kühl-temperiert überwintern bei 12° bis 15° Celsius, selten gießen, nicht düngen.
  • Schneiden: Im Frühjahr Brutblatt auslichten, überlange Triebe zurückschneiden (Handschuhe nicht vergessen).
  • Umtopfen: Ende Februar/Anfang März umtopfen in frisches Substrat.

Über Krankheiten und Schädlinge werden Sie selten zu klagen haben. Häufigstes Pflegeproblem ist Staunässe. Insbesondere während der Überwinterung bringen nasse Füße jede sukkulente Zimmerpflanze zuverlässig zur Strecke. Eine sichere Methode gegen Übergießen ist ein Gießanzeiger, auf dessen Skala der Wasserbedarf nachzulesen ist. Gelegentlich wird ein Brutblatt von Blattläusen befallen. Wirksames Hausmittel gegen die Schädlinge ist die klassische Seifenlösung.

Vermehrung

Das Phänomen bewurzelter Kindel auf den Blatträndern machen sich Hobbygärtner für die Vermehrung zunutze. Damit die Pflänzchen sich in üppige Brutblatt-Schönheiten verwandeln, gehen Sie so vor:

  1. Flache Pflanzschale befüllen mit ungedüngter Kokoserde oder torffreier Pikiererde
  2. Mit einem Pikierstab kleine Löcher bohren ins Substrat
  3. Bewurzelte, mindestens 2 cm große Kindel vom Blattrand abzupfen
  4. Pflänzchen einsetzen
  5. Substrat mit Pikierstab über die Würzelchen schieben bis knapp unter die Blattansätze
  6. Angießen mit feiner Brause aus kalkfreiem Wasser

Am hellen, nicht vollsonnigen Standort bei Temperaturen von 15° bis 20° Celsius besprühen Sie Ableger und getrocknete Erde sparsam mit zimmerwarmem Wasser.

Beliebte Sorten

Unter dem Dach der Gattung Kalanchoe versammeln sich attraktive Brutblatt-Arten und repräsentative Sorten für die Fensterbank und den sommerlichen Balkon:

  • Kalanchoe daigremontiana: rote oder rosafarbene Röhrenblüten von Dezember bis Februar, 30 bis 150 cm groß.
  • Kalanchoe laetivirens: Elefantenohr, herzförmige Blätter, gekerbte Blattränder, grünweiße oder pinke Blütenröhren, 20 cm klein.
  • Kalanchoe pinnata: Goethepflanze, 50 bis 100 cm groß, violett-rote, hängende Röhrenblüten von Juli bis September.
  • Kalanchoe tubiflora: orange, röhrenförmige Blüten von Januar bis Mai, 75 bis 90 cm Wuchshöhe.
  • Kalanchoe delagoensis: Synonym für Kalanchoe tubiflora, Röhrenblütiges Brutblatt.

FAQ

Ist ein Brutblatt giftig für Katzen?

Alle Brutblatt-Arten sind giftig für Katzen. Tierärzte warnen insbesondere vor beliebten Zimmerpflanzen, wie Flammendes Käthchen (Kalanchoe blossfeldiana), Goethe-Pflanze (Kalanchoe pinnata) und Kalanchoe daigremontiana (Brutblatt). Es nützt nichts, die Dickblattgewächse außerhalb der Reichweite Ihrer Katze aufzustellen. Von den Blatträndern einer Mutterpflanze fallen unbemerkt die giftigen Pflänzchen ab und werden vertilgt. Den kleinen Snack muss Ihr Stubentiger büßen mit heftiger Übelkeit, qualvollem Erbrechen bis hin zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen.

Gegen welche Beschwerden wirkt Brutblatt-Tinktur?

In Apotheken können Sie Brutblatt-Tinktur als homöopathisches Arzneimittel kaufen. In der äußerlichen Anwendung wirkt der konzentrierte Pflanzensaft gegen Hautprobleme, wie Herpes und Entzündungen. Innerlich angewendet, wird dem Naturheilmittel eine lindernde Wirkung attestiert bei Schlafstörungen, Unruhezuständen, Husten, Halsschmerzen oder Reizblase. Fernerhin setzen Naturheilkundler Brutblatt-Tinktur ein als Wehenhemmer, um eine Frühgeburt zu verhindern.

Wann wird ein Brutblatt umgetopft?

Herrscht im Brutblatt-Topf drangvolle Enge, ist der Wechsel in ein größeres Gefäß mit frischer Blumenerde zu empfehlen. Spätestens, wenn die Wurzeln unter dem Topfboden herauswachsen, sollten Sie Kalanchoe umtopfen. Bester Zeitpunkt ist im zeitigen Frühjahr, vorzugsweise im März.

Wie winterhart ist eine Freiland-Kalanchoe?

Als Freiland-Kalanchoe deklarierte Pflanzen sind nicht winterhart. Zumeist handelt es sich um die bekannte Sorte ‚Flammendes Käthchen‘, die Sie im Mai ins Beet pflanzen können. Immerhin ist das tropische Dickblattgewächs ziemlich robust und begeistert mit farbenfroher Blüte bis weit in den Herbst. Fallen die Temperaturen unter die 5°-Celsius-Marke, stirbt die Freiland-Kalanchoe ab. Im Topf auf dem Balkon, dick eingepackt in Wintervlies am windgeschützten Standort, hält die Pflanze durch bis zum ersten Frost.

Mein Brutblatt verliert Blätter. Was tun?

Wenn sukkulente Pflanzen ihre Blätter verlieren, ist Staunässe die häufigste Ursache. Topfen Sie das Brutblatt zeitnah um in Kakteenerde über einer Drainage aus Blähton. Fortan gießen Sie sparsamer, stets nach einer Fingerprobe. Trockenheit vertragen Brutblätter problemlos, weil in den fleischigen Blättern reichlich Wasser gespeichert ist als natürliche Zisterne.

Bilder: TNMDesign / Shutterstock