Orchideen

Blaue Orchidee: Geheimnisvolle Schönheit und ihre Färbung

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Ihre knallig blauen Blüten ziehen uns im Gartencenter und Supermarkt magisch an. Die blaue Orchidee umgibt ein geheimnisvoller Zauber, da sie in freier Natur extrem selten ist. Man muss kein Orchideen-Experte sein, um zu vermuten, dass Mutter Natur hier ins Handwerk gepfuscht wurde. Wir erklären, wie die blaue Farbe in die Blüten gelangt. Tipps zum selber färben gibt es obendrein.

Gefärbte Orchideen
Tiefblaue Orchideen sind immer eingefärbt
AUF EINEN BLICK
Wie entstehen blaue Orchideen?
Blaue Orchideen entstehen durch das Färben einer weißen Phalaenopsis-Orchidee mittels einer Infusion eines geheimen blauen Farbstoffs. Um die Blaufärbung zu erhalten, fügt man blaue Lebensmittelfarbe zum Tauchwasser der Pflanze hinzu, ohne das Pflanzenherz zu benetzen.

Holländischer Züchter mit dem Patent zum Blaufärben – So geht es

Dem Geniestreich eines Orchideen-Züchters aus den Niederlanden haben wir die blauen Blüten zu verdanken, nach denen wir in tropischen Gefilden zumeist vergeblich Ausschau halten. Die Färbetechnik ließ sich der Erfinder patentieren, sodass die Vorgehensweise nicht bis ins letzte Detail publik wurde. Immerhin können Sie sich anhand des folgenden Überblicks vergegenwärtigen, wie es geht:

  • Als Ausgangsmaterial fungiert eine rein weiße Phalaenopsis-Orchidee
  • Zum Zeitpunkt des Austriebs, wird der Blütenstiel über eine Infusionsnadel mit einem Tropf verbunden
  • Der Tropf ist gefüllt mit einer geheimen, blauen Flüssigkeit
  • Die Infusionsnadel wird in Nähe der Basis an in den Stängel eingestochen

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Während sich die Knospen entwickeln, bleibt die Schmetterlings-Orchidee mit dem Tropf verbunden. So nimmt sie die blaue Flüssigkeit kontinuierlich auf, die über die Leitungsbahnen in der gesamten Pflanze verteilt wird. Dieser Prozess ist daran zu erkennen, dass sich die Luftwurzeln ebenfalls blau färben. Verläuft alles nach Plan, entfalten sich blaue Blüten.

Pflege bedarf einer speziellen Erweiterung

Die Phalaenopsis wurde nicht zuletzt aufgrund ihrer anspruchslosen Genügsamkeit dazu erkoren, als Ausgangspflanze für blaue Orchideenblüten zu fungieren. Damit die einzigartige Tönung über lange Zeit erhalten bleibt, wird das normale Pflegeprogramm um einen wichtigen Aspekt erweitert. So geht es:

  • Während der Blütezeit eine blaue Phalaenopsis bei Trockenheit in kalkfreies, warmes Wasser tauchen
  • Dem Tauchwasser blaue Lebensmittelfarbe hinzufügen

Lassen Sie das Wasser bitte nicht ins Pflanzenherz vordringen oder in die Blattachseln, das sich daraus Fäulnis bilden kann. Steigen keine Luftblasen mehr auf, lassen Sie das blaue Tauchwasser gut abtropfen, bevor Sie die Orchidee wieder in ihren Übertopf stellen.

Blaue Blüten mit kurzer Halbwertszeit

Ohne die Erweiterung des Pflegeprogramms um die Zugabe von blauer Lebensmittelfarbe zum Gießwasser, nimmt die Blaufärbung bereits im Verlauf der Blütezeit an Strahlkraft sichtlich ab. Nach der Hälfte der Zeit wechselt die Farbe zu Hellblau. Mit dem Abwurf der Blüten ist es dann endgültig vorbei mit dem blauen Zauber. Die nächste Knospengeneration erblüht in reinem Weiß.

Blaue Orchidee selber färben – Tipps für die Chamäleon-Orchidee

Es verwundert wenig, dass Sie im Handel für eine blaue Orchidee einen deutlich höheren Preis zahlen müssen. In die Entwicklung seines Patents investierte der Erfinder-Züchter viel Geld und noch mehr Zeit. Darüber hinaus betont er, dass es sich bei dem Farbstoff um ein hochentwickeltes, chemisches Präparat handelt, das es nicht zu kaufen gibt. Die Tüfftler unter den Orchideen-Liebhabern haben es trotzdem versucht. So kann der Plan gelingen:

  • Gut geeignet ist eine weiß blühende Phalaenopsis-Orchidee
  • An einen frisch austreibenden Blütenstängel eine 10-ml-Spritze mit blauer Lebensmittelfarbe befestigen
  • Die Nadel vorsichtig in leichter Schräghaltung bis zur Mitte des Stängels schieben
  • Die Infusionsnadel mit Tesafilm oder anderem Bindematerial am Trieb befestigen
  • Die Spritze regelmäßig auffüllen, bis sich die blauen Knospen öffnen

Bringen Sie die Infusion erst an, wenn die Orchidee bereits in voller Blüte steht, werden Sie vom Ergebnis enttäuscht sein. In Feldversuchen nahmen die weißen Blüten lediglich eine blasse, hellblaue Farbe an. Wird die Phalaenopsis hingegen bereits während des Austriebs von der blauen Lebensmittelfarbe durchströmt, bestehen bessere Aussichten auf eine satt-blaue Tönung.

Alaun zur Färbung ungeeignet

Was im Garten zur Blaufärbung von Hortensien so einfach gelingt, endet an Orchideen in einem Fiasko. Um die populären Blütengehölze im Beet blau zu färben, erhalten die rosa blühenden Hydrangea-Sorten kurzerhand einen speziellen Dünger auf Basis von Kaliumaluminiumsulfat – kurz Alaun. Dieser Kniff läuft an Orchideen ins Leere, da die Luftwurzeln aufgrund des hohen Salzgehaltes von Alaun innerhalb kurzer Zeit ihr Leben aushauchen.

Orchideen-Rispen in der Vase blau färben – So gelingt es

Wem die Färbung von Orchideen per Infusion zu heikel und kompliziert ist, muss deshalb nicht auf die blauen Blüten verzichten. Während Tinte als Farbstoff für die Pflanze ungeeignet ist, kann Tintenwasser in der Vase bedenkenlos verwendet werden. Hierzu schneiden Sie eine weiß blühende Phalaenopsis-Rispe ab und stellen sie in eine blickdichte Vase mit einem Mix aus kalkfreiem Wasser und Tinte.

Tipp

Im Gegensatz zur blauen Phalaenopsis, bringt eine Vanda coerulea ganz ohne Verwendung von Chemie bezaubernde, blaue Blüten hervor. Allen voran die prachtvolle Sorte ‚Vanda Royal blue‘ wiederholt in jeder Saison bei fachgerechter Pflege das königliche Blütenschauspiel. Wichtigste Prämissen sind ein heller Standort mit 25 bis 28 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit von 60 bis 80 Prozent.