Blattwanzen erkennen und bekämpfen: Effektive Methoden
Missgebildete, ungenießbare Früchte und zerlöchertes Laub: Manche Blattwanzen machen Hobbygärtnern das Leben schwer. Die hübschen Insekten ernähren sich vornehmlich von dem Pflanzen- oder auch Fruchtsaft vieler Nutz- und Obstpflanzen, wobei die Tiere nicht besonders wählerisch sind. Diese Maßnahmen helfen gegen eine Invasion im heimischen Garten.
Was sind Blattwanzen?
Unter dem Begriff „Blattwanzen“ werden zumeist verschiedene Arten der Weichwanzen (lat. Miridae) zusammengefasst, die wiederum zur zoologischen Ordnung der Schnabelkerfe (lat. Hemiptera) gehören. Die meist sehr hübsch gezeichneten Tiere ernähren sich – im Gegensatz zu anderen Wanzenarten – in der Regel von Pflanzensäften und stechen zu diesem Zweck Blätter und zarte Jungtriebe an. Auch saftiges Obst – vor allem Äpfel und Beeren – und süßes Gemüse – etwa Paprika – sind sehr beliebt. Typischerweise vermehren sich Blattwanzen bei warmen und trockenen Temperaturen besonders stark, sodass es in manchen Jahren zu regelrechten Plagen kommt.
Großer Artenreichtum
Weltweit sind rund 40.000 verschiedene Wanzenarten bekannt, die jedoch nicht alle von Pflanzensäften leben. Etwa 1000 verschiedene Blattwanzenarten sind derzeit in Deutschland heimisch, wobei die folgenden sechs Arten in Gärten und Streuobstwiesen besonders häufig vorkommen. Viele weitere Arten sind als Gartenschädlinge nicht relevant.
Art | Wissenschaftlicher Name | Größe | Farbe | Vorkommen | Zeitraum des Vorkommens | Nahrung |
---|---|---|---|---|---|---|
Graue Gartenwanze | Rhaphigaster nebulosa | 14 bis 16 mm | Oberseite unauffällig grau, gelb & braun marmoriert | weit verbreitet, oft in Gärten und Streuobstwiesen, v. a. an Laubbäumen | ganzjährig | Pflanzensäfte |
Grüne Stinkwanze | Palomena prasina | 10 bis 14 mm | grasgrün mit braunem Hinterleib | in Bäumen und Gebüschen, vornehmlich Beerengehölze | Mai bis November | Säfte von Beeren und anderen Früchten |
Marmorierte Baumwanze | Halyomorpha halys | 13 bis 18 mm | unauffällig, bräunlich marmorierte Oberseite, oft mit helleren Flecken | vor allem im Süden Deutschlands, breitet sich jedoch verstärkt aus | März bis November | Pflanzen- und Fruchtsäfte |
Beerenwanze | Dolycoris baccarum | 10 bis 12 mm | graubraune Grundfarbe, an den Seiten schwarz-weiß gemustert | weit verbreitet in Wiesen, Gärten und Gebüschen, oft in Brombeerhecken | Juni bis November | Fruchtsäfte, aber auch Blattläuse und Insekteneier |
Kohlwanze | Eurydema oleraceum | 6 bis 8 mm | Grundfarbe schwarzgrün mit rötlichen, gelblichen oder weißen Flecken | Wiesen, Felder, Gebüsche | März bis Oktober | Pflanzensäfte, v. a. von Kreuzblütengewächsen |
Gemeine Feuerwanze | Pyrrhocoris apterus | 9 bis 12 mm | leuchtend rot mit schwarzer Fleckenzeichnung | häufig an Linden und Malvengewächsen, aber auch an Weinstöcken | ganzjährig | vorwiegend Pflanzensäfte |
Exkurs
Neue Arten wandern nach Deutschland ein
Seit einigen Jahren wandern vermehrt Wanzenarten aus wärmeren Gefilden in Deutschland ein, da sie aufgrund des Klimawandels auch hier mittlerweile ideale Lebensbedingungen vorfinden. Welche Folgen dies am Beispiel der Asiatischen Stinkwanze (auch: Marmorierte Baumwanze, lateinisch Halyomorpha halys) hat, zeigt der folgende Beitrag des SWR sehr gut:
Aussehen
Während die Nymphen den erwachsenen Blattwanzen oft weder in Färbung noch in Zeichnung besonders ähnlich sehen, besitzen fertig entwickelte Wanzen aller Arten die folgenden typischen Merkmale:
- Flügel: meist deutlich sichtbar, es gibt aber auch kurzflüglige und flügellose Varietäten
- Deckflügel: in der Regel stark verhärtet und arttypisch gezeichnet
- Vorderflügel: ledrig im vorderen Bereich, im hinteren dagegen häutig
- Brustbereich: deutlich dreigeteilt, jedes Segment besitzt ein Beinpaar
- Rostrum: keine Beiß- oder Kauwerkzeuge, sondern einen „Rostrum“ genannten mehrteiligen Rüssel im Kopfbereich
- Fühler: meist viergliedrig
Die Körperformen der unterschiedlichen Wanzenarten können recht unterschiedlich ausfallen: von rundlich bis länglich-schmal kommt praktisch alles vor. Auch im Hinblick auf die Färbungen und Zeichnungen unterscheiden sich die hier heimischen Blattwanzen teils stark voneinander.

Aussehen und Farbe der Wanzeneier variiert je nach Wanzenart erheblich
Lebensweise und Vermehrung
Die Weibchen vieler Wanzenarten besitzen einen Legebohrer (den sogenannten Ovipositor), mit dessen Hilfe sie die Eier nach der Begattung je nach Art in die Erde oder in weiche Pflanzenteile ablegt. Die Tiere legen durchschnittlich 20 bis 30 Eier, die häufig als Eipakete zusammengefasst und kaum sichtbar sind. Einige Arten betreiben sogar Brutpflege und bewachen Eier und Jungtiere.
Nach dem Schlupf durchlaufen die Nymphen genannten Jungtiere einige Entwicklungsstadien durch, an deren jeweiligem Ende sie sich stets häuten. Die Nymphen verpuppen sich nicht, sondern werden mit jeder Häutung den erwachsenen Tieren – die Images genannt werden – immer ähnlicher. Häufig finden sich Nymphen und Images an ein und demselben Sammelpunkt. Die erwachsenen Tiere überwintern an geschützten, warmen Plätzen und legen im darauffolgenden Frühjahr ihre Eier ab.
Hintergrund
Welche Wanzenarten kommen in der Wohnung vor?
Andere Wanzenarten hingegen fühlen sich in einer Wohnung ganzjährig sehr wohl. Zu diesen gehören Blut saugende Arten wie etwa die auch als Bettwanze bekannte Hauswanze (lat. Cimex lectularius) oder räuberisch lebende Wanzen wie beispielsweise der „Maskierte Strolch“ (auch: Raub- oder Staubwanze, lat. Reduvius personatus). Diese Arten können beißen bzw. stechen und sollten daher nicht mit ungeschützten Händen angefasst werden.

Blattwanzen ernähren sich von Pflanzensäften
Was fressen Blattwanzen?
Die meisten hier heimischen Blattwanzenarten ernähren sich von süßen Pflanzensäften und stechen zu diesem Zweck die Leitungsbahnen an den Blättern von verschiedenen Laubgehölzen, aber auch von anderen Nutz- und Zierpflanzen an. Außerdem befallen sie häufig diverse Obstarten, darunter hauptsächlich Beerenobst wie Brombeeren, Himbeeren und Erdbeeren. Des Weiteren sind Äpfel und Birnen sowie Gemüsepflanzen wie Kartoffeln, Bohnen, Paprika und Kohl gefährdet. Die meisten Blattwanzen sind im Hinblick auf ihre bevorzugten Nahrungspflanzen nicht festgelegt.
Gelegentlich saugen die geflügelten Insekten jedoch auch andere, meist tote Insekten sowie (lebende) Blattläuse aus. Zudem lassen sich manche Arten sogar die Eier von anderen Insektenarten schmecken.
Schadbild
Wanzen, ganz gleich welcher Art, werden bei Wärme aktiv. Wird es kühler, ziehen sie sich in ihre Verstecke zurück.
Ein Blattwanzenbefall ist leicht zu identifizieren. Die folgenden Kennzeichen weisen auf die Schädlinge hin:
- Lochfraß an Blättern und jungen Trieben
- bräunlich verfärbte Einstichstellen an Blättern und Stängeln
- Triebspitzen, Blüten und Früchte verkümmern
- Knospen öffnen sich nicht, Blüten nur halb
- aufgerissenes Blattgewebe
- ungenießbare Früchte
Treten die genannten Symptome bei warmem bis heißem sowie trockenem Wetter auf, so ist ein Befall mit Blattwanzen wahrscheinlich. Charakteristisch ist auch der penetrante, an Koriander erinnernde Geruch, der von den Stinkdrüsen der Tiere ausgeht. Dabei stinken nicht nur die sogenannten Stinkwanzen, sondern auch alle anderen Wanzenarten.
Was kann man gegen einen Wanzenbefall tun?
Die verschiedenen Wanzenarten können alle auf die gleiche Art und Weise bekämpft werden.
Abschütteln / Absammeln
Vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein lassen sich die Blattwanzen durch das Abschütteln oder Absammeln von den Pflanzen entfernen. Nehmen Sie diese zugegeben recht zeitraubende (aber dafür umso schonendere) Prozedur am besten in den frühen Morgenstunden vor, wenn es noch kühl und feucht ist. Dann sind die noch von der Nacht starren Tiere leicht einzufangen.
Tipp
Beim Absammeln immer Handschuhe tragen, da viele Wanzenarten in Gefahrensituationen stinkende Sekrete absondern. Der starke, unangenehme Geruch bleibt lange auf der Haut haften.
Abspritzen mit Seifenlauge

Mit Seifenlauge lassen sich viele Schädlinge vertreiben
Ein probates Mittel nicht nur gegen Blattwanzen, sondern auch gegen viele andere Schädlinge ist selbst hergestellte Seifenlauge. Diese bereiten Sie wie folgt zu:
- Kaufen Sie eine flüssige Schmierseife ohne jegliche Zusätze.
- Sie können auch feste Schmierseife erwerben und diese raspeln.
- Vermischen Sie 80 Milliliter Schmierseife mit 100 Milliliter warmem Wasser.
- Lösen Sie die Seife gegebenenfalls im Wasser auf.
- Fügen Sie einen Spritzer Spiritus zu der Mischung, um die Wirksamkeit zu erhöhen.
- Bespritzen Sie die Blattwanzen mehrmals täglich damit.
Doch Vorsicht: Viele Zierpflanzen mit zarten, weichen Blättern vertragen keine Seifenlauge. Auch Salate, Blattgemüse und andere zum Verzehr bestimmte Pflanzen sollten Sie lieber nicht damit behandeln.
Besprühen mit Neemöl
Auch Neemöl, welches aus den Früchten des indischen Neembaumes gewonnen wird, ist ein gut wirksames Mittel gegen Blattwanzen und andere Schädlinge. Sprühen Sie die befallenen Pflanzen im Abstand von mehreren Tagen mit dem Mittel ein, so sterben die adulten Tiere sowie ihre Larven und Eier ab. Doch Neem ist nur bei einem sehr starken Befall anzuwenden, denn obgleich pflanzlich, ist es doch ein starkes Insektizid, welches sich auch auf andere, nützliche Insekten und weitere Tierarten negativ auswirkt.
Paraffinöl gegen Blattwanzen
Dasselbe gilt für das ebenfalls sehr wirksame Paraffinöl, welches nicht nur Blattwanzen, sondern auch Marienkäfer und andere Nützlinge durch Ersticken abtötet. Zudem ist dieses Mittel nicht für Nutzpflanzen geeignet, da sie diese anschließend nicht mehr verzehren können.
Welche Insektizide helfen gegen Blattwanzen?
Chemische Insektizide sind nur im Notfall und wenn rein gar nichts anderes hilft, einzusetzen. Diese Mittel schädigen Flora und Fauna nachhaltig und sollten vor allem im Gemüse- und Obstgarten vermieden werden. Greifen Sie, falls notwendig, auf Sprays mit dem Wirkstoff Thiachloprid zurück, da dieser vergleichsweise ungefährlich für Bienen ist.
Blattwanzen effektiv vorbeugen
Vorbeugende Maßnahmen sind immens wichtig, um einer Schädlingsplage von vornherein zu begegnen. Hierzu eignen sich zur Eindämmung von Blattwanzen folgende Vorgehensweisen:
- Images im Frühjahr regelmäßig absammeln und entsorgen.
- So können sich die Tiere nicht weiter vermehren.
- Aus demselben Grund regelmäßige Kontrollen vor allem während heißen und trockenen Wetters durchführen.
- Pflanzen regelmäßig bewässern und mulchen. Ein gleichmäßig feuchter Boden hält Blattwanzen fern.
- Regelmäßig Beete jäten und Unkraut entfernen.
- Nützlinge wie Vögel und Kröten im Garten ansiedeln, bieten Sie diesen Nistplätze und Unterschlupf an.
Häufig gestellte Fragen
Sind Blattwanzen gefährlich?
Blattwanzen sind weder für den Menschen noch für Haustiere gefährlich.
Können Blattwanzen stechen?
In der Regel stechen oder beißen Blattwanzen nicht, schließlich gehört der Mensch nicht zu ihrer natürlichen Nahrung. Bei Gefahr sondern die Insekten stattdessen ein stinkendes Sekret ab, dessen Geruch von Haut, Haar und aus Gegenständen nur schwer zu entfernen ist.
Sind Feuerwanzen giftig für Hunde?
Feuerwanzen und andere häufige Blattwanzenarten sind nicht giftig, weder für Haustiere noch für Menschen. Dies gilt auch für das stinkende Sekret, welches zwar unangenehm, aber völlig harmlos ist.
Welche Fressfeinde haben Blattwanzen?
Wer den Wanzenbefall in seinem Garten gering halten will, sollte es Singvögeln und kleineren, insektenfressenden Tieren (beispielsweise Kröten) gemütlich machen. Diese Tiere ernähren sich von Blattwanzen und anderen Schädlingen. Außerdem fressen Raubwanzen (lat. Reduviidae) ihrer blattsaftsaugende Verwandtschaft ebenfalls gern, können aber Krankheiten wie die Chagas-Krankheit verbreiten.
Tipp
Ein engmaschiges Insektennetz (10,00€ bei Amazon*), welches Sie über Obst- und Beerengehölze ausbringen, hält die Wanzenpopulation ebenfalls in Schach. Doch Vorsicht: In diesen Netzen verfangen sich bisweilen Singvögel, die sich von allein nicht mehr befreien können.