Insekten

Gartenwanzen in der Wohnung: Harmlos oder gefährlich?

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Die Gartenwanze gehört zu den in Mitteleuropa heimischen Wanzenarten, die immer häufiger in Deutschland anzutreffen ist. Sie hat eine ganz bestimmte Lebensweise und kann gelegentlich auch in Häusern beobachtet werden. Verantwortlich hierfür sind spezifische Bedingungen.

Stinkwanze
Die Gartenwanze riecht zwar unangenehm, stellt aber keine Gefahr dar
AUF EINEN BLICK
Sind Gartenwanzen gefährlich oder schädlich?
Gartenwanzen sind für Menschen ungefährlich, da sie weder stechen noch beißen können. Sie ernähren sich von Pflanzensäften und verursachen keine relevanten Schäden. Ihre Abwehrmaßnahme, ein übel riechendes Sekret, ist für Menschen und Haustiere nicht schädlich.

Sind Gartenwanzen gefährlich?

Wenn Sie Gartenwanzen entdecken, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die Insekten sind nicht giftig und können mit ihrem Stechrüssel weder stechen noch beißen. Sie gehen nicht an Vorräte und sind auch nicht als Schädlinge bekannt. Lediglich ihr Abwehrsekret kann zur Belästigung werden. Dieses sondern die Tiere ab, wenn sie sich bedroht fühlen. Gefährlich oder schädlich ist die Substanz weder für Mensch noch Haustier.

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Graue Gartenwanze bekämpfen?

Eine Bekämpfung von Gartenwanzen ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll, da von den Tieren keine Gefahr ausgeht. Zur Bekämpfung von Plagen werden Kontaktinsektizide eingesetzt, welche die Insekten effektiv abtöten. Allerdings sind diese Mittel nicht unbedenklich, denn sie können die Gesundheit schädigen und negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Die Gartenwanze ist alles andere als gefährlich. Eine Bekämpfung ist nur im äußersten Notfall sinnvoll und empfehlenswert.

Pyrethroide

Mittel mit diesem synthetischen Insektizid werden bevorzugt zur Beseitigung von Wanzen aller Art eingesetzt. Die Hauptwirkstoffe sind an das natürliche Insektizid Pyrethrum angelehnt, welches aus Tanacetum-Arten gewonnen wird.

So wirkt das Mittel:

  • Effekt: sorgt für spastische Lähmung bei Schädlingen, die tödlich endet
  • Nebenwirkung: wirkt nicht selektiv, sondern töten auch Nützlinge
  • Vorteil: hat im Freiland vergrämende Wirkung auf Bienen

Diatomeenerde

Das kreideartige Pulver besteht aus fossilen Überresten von Kieselalgen und wird zur Bekämpfung von Insekten eingesetzt. Diatomeenerde enthält Tonerde, Eisenoxid und Siliciumdioxid. In der Kombination sorgen die Bestandteile bei Berührung dafür, dass die Schutzschicht der Insektenpanzer zerstört wird. In der Folge dehydrieren die Wanzen und sterben.

Klebefallen

Die Insekten werden von süßen Duftstoffen angelockt und bleiben auf dem Band kleben. Diese Methode zieht einen langwierigen und qualvollen Tod nach sich und sollte eher vermieden werden.

Was tun bei einer Plage?

gartenwanze

Die Gartenwanze ist in der Wohnung ungern gesehen

Anstatt die Wanzen zu vernichten, sollten Sie vergrämende Substanzen einsetzen. Es gibt einige Stoffe, welche die Wanzen gar nicht mögen. Mit selbst hergestellten Lösungen können Sie die Insekten wirksam vertreiben.

Tipp

Achten Sie im Garten auf eine hohe Feuchtigkeit, denn die Gartenwanze liebt Trockenheit und Hitze. Mulchen Sie Ihre Pflanzen regelmäßig.

Knoblauch

Sprühen Sie eine Lösung aus 500 Milliliter Wasser und vier Teelöffel Knoblauchpulver in die Aufenthaltsorte der Wanzen. Sie werden von dem intensiven Geruch abgeschreckt und suchen sich einen anderen Rückzugsort.

Minze

Alternativ können Sie einen halben Liter Wasser mit etwa zehn Tropfen Minzöl vermischen und diese Lösung in die Verstecke sprühen. Minze hat eine ähnliche Wirkung wie Knoblauch und vergiftet die Insekten nicht. Statt Minzöl können Sie auch frische Blätter von Pfefferminze oder Katzenminze verwenden.

Fliegengitter

Damit die Wanzen gar nicht erst in Ihre Wohnung gelangen, sollten Sie Fenster und Türen mit Fliegengitter versehen. Achten Sie darauf, dass alle Spalten und Ritzen verschlossen sind.

Tipp

Vögel und Kröten sind natürliche Feinde von Wanzen. Schaffen Sie einen vielfältigen Lebensraum, in dem sich diese Tiere wohlfühlen.

Steckbrief

Hinter der Gartenwanze verbirgt sich die Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa), die gelegentlich auch als Gemeine Gartenwanze oder Graue Feldwanze betitelt wird. Die Art gehört zur Familie der Baumwanzen. Die Insekten zeichnen sich durch einen plumpen Körperbau aus und besitzen ein auffälliges Halsschild.

Typisch für Baumwanzen:

  • schildförmiger Körper
  • fünfgliedrige Fühler
  • gut entwickelte Flügel

Wanzen erkennen

Die Gartenwanze ist an ihrer grauen Grundfarbe erkennbar, die schmutzig-gelbe bis braune Nuancen aufweist. Auf dem Körper sind unregelmäßig verteilte Punktgruben erkennbar. Häufig sind die Vorderflügel von einer dunkelbraun gefleckten Membran überzogen. Auffallend ist der seitliche Rand des Hinterleibs, auf dem ein schwarz-gelbes Muster prangert. Auch die Fühler sind schwarz-gelb geringelt, wobei immer das dritte und fünfte Glied gelb erscheint. Gartenwanzen haben einen Stechrüssel.

gartenwanze

Die Graue Gartenwanze hat eine schöne grau-schwarze Musterung

Exkurs

Blutsaugende Wanzen

Von den insgesamt knapp 900 Wanzenarten, die in Deutschland bekannt sind, kommen nur fünf Arten als Blutsauger in Frage. Sie haben es auf das Blut von Vögel und Fledermäusen abgesehen, können aber auch den Menschen stechen.

Eine dieser Arten ist Psallus varians, die sich im Hochsommer vermehrt und besonders bei untypischen Witterungsbedingungen eher unnatürliche Verhaltensweisen an den Tag legt. Im Jahr 2016 gab es zahlreiche Meldungen von Stichen, die durch diese Wanze verursacht wurden. Der Biss führte zu einer allergische Reaktion in Form einer leichten Entzündung.

Baumwanzen

Während viele Baumwanzen auffällig bunt sind, gibt es einige Arten, die der Gartenwanze ähnlich sind. Viele Arten wechseln ihre Färbung in Abhängigkeit von der Jahreszeit, damit sie besser vor natürlichen Feinden geschützt sind. Die Wanzen leben in ähnlichen Lebensräumen, da sich die meisten Arten von Pflanzensäften ernähren.

  Färbung Größe Lebensraum
Waldwächter braun mit schwarzen Punkten 10 bis 13 Millimeter Wälder, Lichtungen
Streifenwanze rot-schwarz gestreift 8 bis 12 Millimeter offene bis halbschattige Bereiche
Gemeine Stinkwanze grün mit dunklen Punkten 12 bis 13,5 Millimeter Laubgehölze, Krautschicht

Namensverwirrung

Gelegentlich werden alle im Garten auftretenden Wanzen als Gartenwanzen bezeichnet. Viele von ihnen wie Kohlwanze, Spitzling oder Beerenwanze sind gefürchtete Pflanzenschädlinge und sollten nicht mit der Grauen Gartenwanze verwechselt werden. Wenn Sie Wanzen an Ihren Kulturpflanzen finden, sollten Sie zuerst die Art identifizieren und anschließend über mögliche Bekämpfungsmaßnahmen entscheiden.

Lebensweise und Entwicklung

Die Gartenwanze ist tagaktiv und an warme Temperaturen gebunden. Sie überwintert bevorzugt an Fassaden, die mit Efeu bewachsen sind. Häufig werden auch Ritzen oder Spalte aufgesucht, sodass sich die Wanzen öfter in Häuser und Wohnungen verirren. Wie alle Baumwanzen entwickelt auch die Gartenwanze nur eine Generation pro Jahr.

Vom Ei zur Wanze

Im späten Frühjahr legen die Weibchen ihre Eier ab. Sie kleben diese in Scheiben oder Streifen an verschiedene Pflanzenteile. Die geschlüpften Larven sind unterschiedlich gefärbt und haben noch keine Flügel. Sie durchlaufen mehrere Stadien, zwischen denen sie sich häuten. Ab dem dritten Stadium sind kurze Stummelflügel erkennbar.

Verhalten

Larven und ausgewachsene Wanzen legen ein ähnliches Verhalten an den Tag. Zur Abwehr von Feinden sondern die Tiere ein stinkendes Sekret ab. Die Insekten sind keine guten Flugkünstler. Während ihres schwerfälligen Flugs sind laute Summtöne hörbar.

Nahrung

Gartenwanzen leben auf verschiedenen Laubgehölzen und ernähren sich von Pflanzensäften. Auch Laub oder Obst steht auf ihrem Speiseplan. Um an die Flüssigkeit zu kommen, nutzen sie ihren langen Stechrüssel. Mit diesem saugen sie gelegentlich tote Insekten aus.

gartenwanze

Die Graue Gartenwanze ist ein Pflanzenfresser

Überwintern

Im Winter bilden Gartenwanzen Aggregationen in ihren Überwinterungsquartieren, um sich gegenseitig zu wärmen. Sie nutzen verschiedene Spalten und Hohlräume, die geschützte Bedingungen bieten. Das können Risse in Mauern oder Rindenschuppen von Platanen sein. Als Winterquartier dienen auch Gartenhäuser oder Nistkästen.

Verbreitung

Die Graue Gartenwanze kommt als einzige Art der Gattung Rhaphigaster in Mitteleuropa vor, wobei sie im Süden häufiger ist als im Norden. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Art stark in Deutschland ausgebreitet und kommt mittlerweile auch an der norddeutschen Küste vor. In Städten ist die Gartenwanze häufiger vertreten als im Umland. Verantwortlich hierfür ist die stärkere Erwärmung der städtischen Gebiete, was die Ausbreitung der Art begünstigt.

In der Wohnung

Wenn der Winter kurz bevorsteht, machen sich Gartenwanzen auf die Suche nach einem Winterquartier. Angelockt von Lichtquellen und Wärme verirren sich die Insekten in Wohnungen und Häuser. Durch geöffnete Fenster und Türen gelangen sie in die Räume, wo sie keinen Schaden anrichten. Ein Obstteller auf dem Wohnzimmertisch zieht die Wanzen magisch an. Sie saugen den Saft aus Pfirsichen, Birnen oder Äpfeln und hinterlassen verdorbene Früchte.

An der Hauswand

In manchen Jahren sind Gartenwanzen massenhaft an Hauswänden zu beobachten. Solche Massenansammlungen sind in warmen Jahren besonders häufig, da sich die Tiere unter diesen optimalen Bedingungen gut vermehren können. Die wärmeliebenden Insekten lassen sich auf der Sonnenseite von Hausfassaden nieder und können dabei versehentlich in die Wohnungen eindringen. Sobald die Sonne verschwindet und die Temperaturen wieder sinken, sind auch die Wanzen weg.

Häufig gestellte Fragen

Stinken Gartenwanzen?

Viele Baumwanzen besitzen Stinkdrüsen, mit denen sie einen üblen Geruch absondern können. Die Substanzen sind zum Teil toxisch und können Angreifer oder Beutetiere betäuben. Auch Gartenwanzen verfügen über solche Stinkdrüsen, die sich an der Unterseite der Brust befinden. Schon die Nymphen nutzen die Drüsen zur Abwehr von Feinden.

Deuten Wanzen auf eine unhygienische Wohnung hin?

Wenn Sie Gartenwanzen in Ihrer Wohnung finden, besteht kein Grund zur Sorge. Die Baumwanzen haben kein Interesse an menschlicher Nahrung oder feuchten Nischen. Sie sind lediglich auf der Suche nach einem geeigneten Winterquartier und ziehen sich in warme Nischen zurück.

Können Gartenwanzen stechen?

Auch wenn die Insekten mit ihrem langen Stechrüssel beunruhigend wirken, so können die Tiere dennoch nicht durch menschliche Haut stechen. Sie nutzen ihr Mundwerkzeug, um durch die Außenhaut von Blättern oder Früchten zu stechen. Gelegentlich saugen sie auch tote Insekten aus.

Wann sind Gartenwanzen aktiv?

Die Insekten kommen aus ihren Winterquartieren, sobald das Thermometer auf über zehn Grad Celsius ansteigt. Sie machen sich meist Anfang März auf die Suche nach Nahrung. Wenn der Winter besonders mild ausfällt oder frühzeitig endet, können die Insekten auch schon früher beobachtet werden.