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Bernsteinschaben in Deutschland: Gefahr oder Nützling?

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Bernsteinschaben traten in den letzten Jahren immer häufiger in Deutschland auf. Begünstigt durch klimatische Veränderungen breiten sich die Insekten zunehmend in den Norden aus. Doch ihre Lebensweise ist sehr speziell und kann sogar nützlich sein.

Waldschabe
Die Bernsteinschabe ist kein Vorratsschädling
AUF EINEN BLICK
Sind Bernsteinschaben schädlich oder nützlich?
Bernsteinschaben sind harmlose Insekten, die für Menschen weder schädlich noch gefährlich sind. Sie ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und fördern die Bildung von Humus im Wald. Eine Bekämpfung ist in der Regel nicht notwendig, und sie gelten sogar als nützliche Tiere im Ökosystem.

Schädlich oder nützlich?

Die Bernstein-Waldschabe ist völlig harmlos für den Menschen. Sie zählt nicht zu den Vorratsschädlingen und verirrt sich nur gelegentlich in Häuser und Wohnungen. Da sich die Insekten ausschließlich von Pflanzenmaterial im fortgeschrittenen Zersetzungsstadium ernähren, finden sie in menschlichen Behausungen keine Nahrungsgrundlagen und verenden innerhalb kürzester Zeit.

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Bernsteinschaben sind weder schädlich noch gefährlich für den Menschen. Sie übernehmen sogar wichtige Aufgaben im Ökosystem Wald.

Humusbildung

Waldschaben sind an der Zersetzung von pflanzlichem Material beteiligt und beschleunigen die Bildung von Humus. Auf diese Weise sorgen Bernsteinschaben dafür, dass die pflanzlichen Reste verwertet und so die darin enthaltenen Nährstoffe schneller pflanzenverfügbar gemacht werden.
Waldschaben haben zwar ein eingeschränkteres Nahrungsspektrum als Küchenschaben, können aber wertvolle Dienste auf dem Kompost leisten, wo die Tiere auch Schutz vor kalten Temperaturen suchen.

Exkurs

Kakerlaken für Küchenabfälle

In der ostchinesischen Provinz Shandong machen sich die Menschen Kakerlaken zunutze, anstatt sie zu bekämpfen. Jeden Tag fallen tonnenweise Küchenabfälle aus Restaurants an, die viele Fremdstoffe, Wasser und Öl enthalten. Der Biomüll wird von den Schaben verwertet. Die Insekten produzieren Wärme, welche im Winter zum Gemüseanbau genutzt wird. Sterben die Schaben, werden sie zu proteinhaltige Tiernahrung verarbeitet.

Ist eine Bekämpfung notwendig?

bernsteinschabe

Bernsteinschaben sind weder gefährlich noch schädlich


Da Bernsteinschaben keine Vorratsschädlinge sind und auch keine Krankheiten übertragen, ist eine Bekämpfung weder notwendig noch empfehlenswert. Ein massenhaftes Auftreten wird durch sommerlich warme Temperaturen und milde Winter begünstigt, wodurch Bernsteinschaben gelegentlich als Plage angesehen werden. Davon waren verschiedene Städte wie Stuttgart oder München in den Jahren 2017 und 2018 betroffen. Dennoch treten sie nur in Ausnahmefällen massenhaft in Häusern auf.

Art identifizieren

Nutzen Sie eine Taschenlampe zu Hilfe, um das Verhalten des Insekts zu überprüfen. Küchenschaben fliehen sofort, wenn das Licht angeschaltet wird. Sie verstecken sich in Spalten und Nischen unter Schränken. Waldschaben zeigen keinen Fluchtinstinkt. Sie krabbeln bei Tag ziellos umher und bewegen sich in der Nacht auf die Lichtquelle zu.

Chemische Mittel vermeiden

Insektizide töten die Schaben innerhalb kürzester Zeit ab. Allerdings gehen von zahlreichen Mitteln auch gesundheitliche Risiken aus. Insektenbekämpfungsmittel wirken nicht selektiv. Auch andere Insekten können durch den Einsatz chemischer Mittel getötet werden.

Anlocken

Sollten sich mehrere Tiere in der Wohnung aufhalten, können Sie eine Falle bauen und die Insekten mit Lockmitteln anziehen. Eine Plastikflasche mit einer breiten Öffnung kann durch wenige Schritte zu einer Falle umfunktioniert werden. Die Insekten werden vom Geruch der Nahrung angelockt und fliegen hinein. Da sich die Tiere kaum an der glatten Oberfläche halten können, gibt es kein Entkommen aus der Falle. Um die Waldschaben nicht zu schädigen, sollten Sie die Behältnisse regelmäßig überprüfen und die Tiere im Garten aussetzen.

So bauen Sie sich die Falle:

  • Flasche im oberen Drittel zerschneiden
  • unteren Flaschenteil mit Blättern und Pflanzenresten befüllen
  • oberen Teil mit der Öffnung in den unteren Teil stecken

Tipp

Stellen Sie bei Bedarf mehrere dieser Fallen in der Wohnung auf. Sie müssen nicht darauf achten, dass die Nahrung besonders frisch ist.

Vorbeugen

Statten Sie Ihre Fenster mit Fliegengittern aus, wenn Sie während der Abendstunden bei angeschaltetem Licht lüften möchten. Um sicher zu gehen, dass sich keine Waldschabe in die Wohnung verirrt, sollen Sie die Fenster während der Hauptaktivitätszeit am Abend geschlossen halten.

Ätherische Öle

Schaben mögen den intensiven Geruch verschiedener Öle nicht. Katzenminze, Pfefferminz- und Nelkenöl haben sich als vergrämende Stoffe erwiesen. Auch Knoblauchzehen oder zerriebene Blätter der Katzenminze haben eine abschreckende Wirkung auf die Insekten. Ätherische Öle können in einer Duftlampe (14,00€ bei Amazon*) verdunstet werden. Wenn Sie selbst den intensiven Geruch abschreckend finden, können Sie intensiv duftende Pflanzen in Töpfe setzen.

Steckbrief

bernsteinschabe

Die Bernsteinschabe verdankt ihren Namen ihrer schönen Färbung

Die Bernsteinschabe (Ectobius vittiventris) gehört zur Unterfamilie der Waldschaben und stammt ursprünglich aus Südeuropa. Sie benötigt warme Temperaturen und kann sich in Gebieten mit ausgedehnten Kälteperioden nicht entwickeln. Steigende Temperaturen erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit der Insekten, sodass sich diese zunehmend nach Norden ausbreiten. Im Hochsommer fliegen die Waldschaben teilweise in großen Massen. Der Name stammt von der hellbraunen Färbung, die an Bernstein erinnert.

Allgemeine Merkmale

Diese Art ist vergleichsweise schlank und lang. Mit ihren sechs Beinen kann sich die Bernstein-Waldschabe schnell fortbewegen. Die Insekten werden zwischen neun und 14 Millimeter lang, wobei ihre Fühler so lang sind wie der Körper. Durch die Färbung des Halsschildes können Sie Bernsteinschaben eindeutig erkennen. Dieser ist hellbraun gefärbt und am Rand durchscheinend.

Auffällig sind auch die bedornten Beine, die typisch für die Waldschaben sind. Bei den Bernsteinschaben überragen die Flügel die Hinterleibsspitze. Teilweise können sie fein gepunktet sein. Große dunkle Flecken fehlen, was die Art von ähnlichen Schaben unterscheidet.

Weitere Bestimmungsmerkmale:

  • ein bis zwei Dornen an Mittel- und Hinterschenkeln
  • Eipaket der Weibchen gut sichtbar und leicht gekrümmt
  • Oberfläche der Eipakete mit feinen Längsrippen

Lebensweise

Bernsteinschaben sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber unter Blättern und Steinen oder unter Blumentöpfen und in Rolladenkästen. Bei warmem Wetter ist eine besonders hohe Flugaktivität erkennbar. Sowohl Männchen als auch Weibchen fliegen dann häufig.

Entwicklung

Vom Sommer bis in den Herbst legen die Insektenweibchen ihre Eipakete ab. Nymphen schlüpfen erst nach der Überwinterung im folgenden Frühjahr. Kurz vor der zweiten Überwinterung häuten sich die Larven ein bis zwei Mal. Die letzte Häutung zum ausgewachsenen Insekt erfolgt im darauffolgenden Sommer. Diese zweijährige Entwicklung ist typisch für die Bernstein-Waldschaben und für andere Arten der Gattung Ectobius. Wie alt die ausgewachsenen Insekten werden können, ist bisher nicht bekannt. In besonders heißen Sommermonaten kann es zu einer Massenvermehrung kommen.

Exkurs

Eipakete mit Fraßschutz

Die Eipakete, auch Ootheken genannt, sind typisch für alle Schaben und unterscheiden sich hinsichtlich Form und Färbung zwischen den Arten. Die Insekten haben einen speziellen Schutz gegen Fressfeinde entwickelt. Die Eipakete sind von einer harten Schale umgeben, in die Calciumoxalat eingelagert ist. Dieser Stoff ist auch in vielen Pflanzen wie Rhabarber oder Pastinake vorhanden und gilt als Hauptbestandteil von Nierensteinen.

Winter

Bernsteinschaben überwintern in geschützten Habitaten unter Laub oder in Komposthaufen. Gelegentlich machen sich die Insekten auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier in Häusern und Wohnungen. Von der Eiablage bis zur Häutung zum erwachsenen Insekt überdauern die Nymphen zwei Winter.

Verbreitung und Lebensraum

Ectobius vittiventris ist im südeuropäischen Raum verbreitet. Ursprünglich stellte Tessin in der Schweiz die Nordgrenze des natürlichen Verbreitungsgebiets dar. In den 80er Jahren verbreitet sich die Art zunehmend in der Nordschweiz. In Südbaden wurde die Bernsteinschabe erstmals im Jahr 2002 nachgewiesen. Mittlerweile erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Art von Rheinland-Pfalz bis nach Bayern und Thüringen. 2015 wurden die Insekten in NRW entdeckt.

Gut zu wissen:

  • Kälte beeinträchtigt Entwicklung
  • unter höheren Temperaturen läuft Entwicklung schneller ab
  • ideale Temperatur: 30 Grad Celsius

Haus und Wohnung

Da Bernsteinschaben flugfähig sind, werden sie gelegentlich in Innenräumen gefunden. Auffällig ist, dass die Tiere vermehrt in Häusern auftreten, die in unmittelbarer Nähe zu einem Wald liegen. Bernsteinschaben werden vom Licht und vermutlich auch von der Wärmeabstrahlung von Hausfassaden angelockt.

Während die meisten Schaben innerhalb von Gebäuden wegen der zu geringen Luftfeuchtigkeit keine Überlebenschance haben, können Bernsteinschaben etwas länger in Häusern überleben. Hier sind die Insekten auch am Tag aktiv und krabbeln ziellos und unbeholfen auf dem Boden umher. Vermehren kann sich die Art in Wohnungen nicht.

Natürliche Habitate

Im Freiland leben die Insekten in niedrigen Gebüschen und an Waldrändern. Da sie sich in Hecken besonders wohl fühlen, treten Bernsteinschaben auch im Garten auf. Sie krabbeln auf Blättern und Zweigen verschiedener Sträucher, wobei sie sich auf keine Pflanzenarten spezialisiert haben. Auch unter Blumentöpfen können die Tiere beobachtet werden. Mittlerweile kommen die Insekten in städtischen Garten- und Parkanlagen vor.

Das benötigen Bernsteinschaben:

  • Vegetation: lockere Bepflanzung mit niedrigen Büschen
  • Licht: sonnige Plätze
  • Boden: geschützte und warme Stellen

Verwechslung

Die Bernstein-Waldschabe kann leicht mit anderen Schaben verwechselt werden, weswegen ihr Auftreten bei vielen Menschen Angst oder Unwohlsein hervorruft.

Waldschaben

Die Arten dieser Unterfamilie leben am Waldboden und haben ein ähnliches Nahrungsspektrum. Sie werden zwischen neun und 14 Millimeter lang und sind hellbraun bis braun gefärbt, weswegen die Arten leicht verwechselt werden können. Die Bernstein-Waldschabe sticht durch ihre rötlichen Farbtöne hervor.

Küchenschaben

Eine größere Verwechslungsgefahr besteht zwischen der Bernsteinschabe und der Deutschen Schabe, die als Vorratsschädling auftritt. Beide Arten ähneln sich in Form, Größe und Farbe. Der wichtigste Unterschied zur Kakerlake ist der Halsschild. Aber auch im Verhalten unterscheiden sich die Schaben. Während die Deutsche Schabe flugunfähig ist und in Mitteleuropa ausschließlich in Gebäuden überleben kann, bewegt sich die Bernsteinschabe fliegend fort und meidet Häuser. Der Vorratsschädling krabbelt nicht ziellos umher, sondern verkriecht sich sofort in eine Spalte.

  Größe Halsschild Hausschädling
Deutsche Schabe 12 bis 15 mm braun mit zwei dunklen Längsstreifen ja
Gemeine Waldschabe 9 bis 12 mm dunkler Fleck nein
Echte Waldschabe 7,5 bis 11 mm dunkelbraun bis schwarz nein

Nackenschild als Unterscheidungsmerkmal

Nahrung

Wie alle Waldschaben ernährt sich auch die Bernsteinschabe überwiegend von pflanzlicher Kost. Die Insekten haben sich auf die Verwertung von abgestorbenen Pflanzenmaterialien spezialisiert, die sich bereits im Zersetzungsstadium befinden. Herabgefallenes Laub oder pflanzliche Reste auf dem Kompost liefern wertvolle Nahrungsquellen.

Natürlichen Lebensraum schaffen

Waldschaben werden von bestimmten klimatischen Bedingungen begünstigt, sodass sie in großen Massen auftreten können. Das bedeutet allerdings auch, dass natürliche Feinde vermehrt auftreten. Die Populationen verschiedener Insektenfresser wird durch das Nahrungsangebot bestimmt, sodass es ständig natürliche Schwankungen zwischen Räuber und Beute gibt. Fördern Sie Insektenfresser zusätzlich in Ihrem Garten, um die Massenausbreitung abzuschwächen.

Natürliche Feinde:

  • Vögel: Teichrohrsänger, Raubwürger, Drosseln
  • Reptilien: Schildkröten, Leguane, Geckos
  • Gliederfüßer: Spinnen

Tipp

In üppigen Efeuranken fühlt sich die Bernsteinschabe besonders wohl. Vermeiden Sie ähnliche Gewächse in ihrem Garten, wenn Sie den Schaben keinen Lebensraum bieten möchten.

Ein vielfältiger Garten

In einem Lebensraum, der aus verschiedenen kleinräumigen Mosaiken besteht, fühlen sich natürliche Feinde der Schaben besonders wohl. Gestalten Sie Ihren Garten möglichst abwechslungsreich mit Totholzhaufen, trockenen Steinmauern und blütenreichen Beeten. Wenn Sie Platz zur Verfügung haben, können Sie mit einem Teich ein Feuchtbiotop erschaffen. Auch auf dem Balkon können Sie verschiedene Lebensräume gestalten, indem Sie Blumenkübel mit heimischen Wildpflanzen ausstatten. Eine Zinkwanne ist ideal als Miniteich geeignet.

  Lebensweise auf Waldschaben spezialisiert  
Hungerwespen parasitieren in Eipaketen ja  
Fächerkäfer parasitieren in Eipaketen nein  
Juwelwespe parasitieren in erwachsenen Schaben nein  

Häufig gestellte Fragen

Was tun gegen Bernsteinschaben in der Wohnung?

Gelegentlich verirrt sich eine Bernstein-Waldschabe auch in Wohnungen und Häuser, denn die flugfähigen Tiere werden von Lichtquellen und warmen Hausfassaden angezogen. Wenn ein Tier ziellos aus dem Boden herumkriecht, ist keine Panik notwendig. Allerdings sind die Sechsbeiner sehr flink. Stülpen Sie ein Glas über das Insekt und schieben Sie ein Blatt Papier darunter. Anschließend können Sie es nach draußen bringen und frei lassen.

Was fressen Bernsteinschaben?

Die Insekten ernähren sich wie alle Waldschaben von abgestorbenen Pflanzenresten. Auf ihrem Speiseplan stehen hauptsächlich herabgefallene Blätter und verwelkte krautige Pflanzen, die bereits verrotten. Die Tiere sind keine Vorratsschädlinge, denn mit menschlicher Nahrung können sie nicht viel anfangen.

Übertragen Bernsteinschaben Krankheiten?

Küchenschaben können wegen ihrer Lebensweise viele Krankheiten übertragen. Sie verbreiten Bakterien, Pilze und Viren, die bei Kontakt verschiedene Erkrankungen hervorrufen können. Häutungsreste verursachen gelegentlich Allergien. Waldschaben, zu denen auch die Bernsteinschabe gehört, sind dagegen völlig harmlos. Sie krabbeln nicht in Müllresten oder Abfallgruben umher, sondern leben auf dem Waldboden. Dadurch kommen sie nicht als Krankheitsüberträger in Frage.

Sind Bernsteinschaben schädlich?

Diese Art gehört zu den Waldschaben und hat ein eingeschränktes Nahrungsspektrum. Auf ihrem Speiseplan stehen abgestorbene Pflanzenreste. Menschliche Nahrung oder Speisereste verschmähen die Insekten, sodass sie nicht als Vorratsschädlinge auftreten. Wenn sich ein Tier in Ihre Wohnung verirrt hat, müssen Sie sich also keine Sorgen machen. Bernsteinschaben sind nicht schädlich.

Wie lange leben Bernsteinschaben?

Die Lebensdauer ausgewachsener Bernsteinschaben ist bisher nicht bekannt. Bis sich aus den Eipaketen Schaben entwickeln, dauert es bis zu zwei Jahre. Die Nymphen häuten sich mehrmals und überwintern. Unter besonders warmen Bedingungen kann diese Entwicklung schneller ablaufen.