Erde

Anzuchterde oder Aussaaterde: Gibt es einen Unterschied?

Anzuchterde und Aussaaterde werden oft synonym verwendet, doch welche Eigenschaften machen sie so besonders für die Anzucht? Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile dieser Substrate und gibt Tipps für eine erfolgreiche Aussaat.

Gibt es einen Unterschied zwischen Anzuchterde und Aussaaterde?

Die Begriffe „Anzuchterde“ und „Aussaaterde“ werden häufig synonym verwendet, da beide Substrate ähnliche Eigenschaften aufweisen und für die gleiche Anwendung gedacht sind – die Anzucht junger Pflanzen aus Samen und Stecklingen. Beide Erden bieten eine nährstoffarme, lockere und keimfreie Umgebung, die für die Keimung und das Anfangswachstum der Pflanzen ideal ist. Dies minimiert das Risiko von Krankheiten und verhindert Schädigungen durch übermäßige Nährstoffkonzentrationen.

Ein kleiner Unterschied besteht oft im Detail: Anzuchterde wird manchmal für die frühe Anzuchtphase verwendet, bevor die Pflanzen in nährstoffreichere Erde umgepflanzt werden, braucht man Anzuchterde. Aussaaterde hingegen kann auch für die Aussaat und die ersten Wachstumswochen verwendet werden. Die meisten Hobbygärtner wählen die Erde nach Verfügbarkeit und Vorlieben aus. Letztendlich bieten beide Substrate ähnliche Vorteile und können austauschbar genutzt werden.

Eigenschaften von Anzuchterde und Aussaaterde

Diese speziellen Substrate sind für die ersten Phasen des Pflanzenwachstums konzipiert und unterscheiden sich erheblich von gewöhnlicher Garten- oder Blumenerde. Sie bieten optimal angepasste Bedingungen, um die Keimung und Entwicklung junger Pflanzen zu unterstützen.

Lesen Sie auch

Nährstoffarme Zusammensetzung

Eine der herausragenden Eigenschaften von Anzuchterde ist ihr niedriger Nährstoffgehalt. Junge Pflanzen benötigen in der Anfangsphase ihres Wachstums nur sehr wenige Nährstoffe. Ein nährstoffarmes Substrat verhindert, dass die jungen Wurzeln überfordert werden und fördert die gesunde Entwicklung der Pflänzchen.

Hohe Luft- und Wasserdurchlässigkeit

Die Struktur von Anzuchterde ist sehr locker und durchlässig. Diese Eigenschaften sorgen für eine gute Belüftung der Erde und lassen überschüssiges Wasser effektiv ablaufen. Die Wasserspeicherfähigkeit gewährleistet, dass die Wurzeln stets ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt werden, ohne dass es zu Staunässe kommt.

Keim- und schädlingsfrei

Anzuchterde ist oft sterilisiert oder zumindest frei von Krankheitserregern, Schädlingen und Unkrautsamen. Diese Reinheit ist besonders wichtig, da junge Pflanzen sehr empfindlich gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall sind.

Salzarm und pH-neutral

Ein niedriger Salzgehalt der Anzuchterde stellt sicher, dass die jungen Pflanzen in einer stressfreien Umgebung aufwachsen können. Der pH-Wert von Anzuchterde liegt optimalerweise zwischen 5,5 und 7 und ist ideal für die Keimung und das anfängliche Wachstum vieler Pflanzenarten.

Fein strukturierte Zusammensetzung

Die feine Struktur der Anzuchterde verhindert, dass Samen zu tief in das Substrat einsinken, und sorgt für einen engen Kontakt zwischen Samen und Erde, was wichtig für eine gleichmäßige Keimung ist. Materialien wie Sand und Kokosfasern tragen zur Lockerheit und Feinkrümeligkeit bei.

Durch diese speziellen Eigenschaften bietet Anzuchterde eine ideale Umgebung für die erste Phase des Pflanzenwachstums, bevor die Pflanzen später in nährstoffreichere Erde umgepflanzt werden.

Warum ist Anzuchterde besser als normale Gartenerde?

Anzuchterde hat mehrere entscheidende Vorteile gegenüber normaler Gartenerde, die besonders für die Keimung und das frühe Wachstum von Pflanzen wichtig sind.

Angepasste Nährstoffkonzentration

Herkömmliche Gartenerde ist oft zu nährstoffreich, was die zarten Wurzeln der Keimlinge überfordern kann. Anzuchterde hingegen ist nährstoffarm, was die Pflänzchen dazu anregt ein starkes und weit verzweigtes Wurzelsystem zu bilden.

Optimale Struktur für Belüftung und Wasserhaltung

Im Gegensatz zu normaler Gartenerde, die häufig lehmige Bestandteile enthält, besitzt Anzuchterde eine luftige und lockere Struktur. Diese fördert die Durchlüftung des Bodens und verhindert Staunässe. Zudem kann Anzuchterde Wasser gut speichern und gleichmäßig an die jungen Pflanzen abgeben.

Keim- und krankheitsfreie Eigenschaften

Ein bedeutendes Merkmal von Anzuchterde ist ihre weitgehende Keimfreiheit. Sie ist oft sterilisiert und enthält somit keine schädlichen Pilzsporen, Schädlinge oder Unkrautsamen. Diese Reinheit minimiert den Krankheitsbefall in den empfindlichen frühen Wachstumsphasen.

Fein strukturierte Substanz

Die feine Struktur der Anzuchterde sichert, dass Samen nicht zu tief einsinken und ein enger Kontakt zwischen Samen und Substrat besteht. Dies ist entscheidend für eine gleichmäßige und sichere Keimung. Komponenten wie Sand oder Kokosfasern tragen zusätzlich zur Feinheit und Lockerheit des Substrats bei.

Durch diese speziellen Eigenschaften bietet Anzuchterde eine ideale Grundlage, um die Keimung und das gesunde Wachstum der Pflanzen sicherzustellen, bevor sie in nährstoffreichere Erde umgepflanzt werden.

Vorteile der Verwendung von Anzuchterde und Aussaaterde

Die Nutzung von Anzuchterde oder Aussaaterde bietet zahlreiche Vorteile, die speziell auf die Bedürfnisse junger Pflanzen abgestimmt sind und somit ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Anzucht schaffen.

  • Förderung starker Wurzeln: Die lockere und feinporige Struktur der Anzuchterde ermutigt die Pflanzenwurzeln, sich kräftig und weitverzweigt zu entwickeln. Dies führt zu widerstandsfähigen und robusten Jungpflanzen.
  • Optimale Wasserversorgung: Dank der hohen Wasserspeicherfähigkeit der Anzuchterde sind die jungen Pflanzen stets gut mit Feuchtigkeit versorgt. Gleichzeitig sorgt die Durchlässigkeit des Substrats dafür, dass überschüssiges Wasser abfließen kann.
  • Keimfrei und schädlingsarm: Anzuchterde ist in der Regel sterilisiert oder zumindest von Schädlingen und Krankheitserregern befreit. Dadurch wird die Gefahr von Pilzbefall und anderen Krankheiten stark reduziert.
  • Optimale Luftzirkulation: Die lockere Beschaffenheit der Anzuchterde sorgt dafür, dass die Wurzeln kontinuierlich mit Sauerstoff versorgt werden.
  • Verhinderung von Schimmelbildung: Die gute Drainage-Eigenschaft der Anzuchterde trägt dazu bei, die Bildung von Schimmel und Fäulnis zu verhindern.
  • Langfristige Lagerfähigkeit: Anzuchterde bleibt aufgrund ihrer trockenen und gepressten Form selbst bei längerer Lagerung frei von Schädlingen und Pilzsporen, wiederverwenden.

Durch die spezifischen Eigenschaften und Vorteile der Anzuchterde wird sichergestellt, dass Ihre jungen Pflanzen die bestmöglichen Startbedingungen haben und gesund heranwachsen können.

Kokos-Quelltabletten als Alternative

Kokos-Quelltabletten bieten eine umweltfreundliche Alternative zu traditioneller Anzuchterde. Sie bestehen aus gepressten Kokosfasern, die durch Wasserzugabe aufquellen und ein luftiges, leichtes Substrat bilden. Diese Tabletten eignen sich hervorragend für die Anzucht von Pflanzen, da sie torffrei und biologisch abbaubar sind.

Vorteile der Kokos-Quelltabletten

  • Einfache Handhabung: Kokos-Quelltabletten benötigen lediglich warmes Wasser, um aufgequollen und einsatzbereit zu sein.
  • Umweltfreundlichkeit: Da sie aus Abfallprodukten der Kokosindustrie bestehen und keinen Torf enthalten, tragen sie zum Schutz der Moorlandschaften bei.
  • Optimales Wasser-Luft-Verhältnis: Das Substrat bietet ein ausgewogenes Verhältnis von Luft und Wasser, wodurch Wasser effektiv gespeichert und Sauerstoff optimal zu den Wurzeln transportiert wird.
  • Kompatibilität: Diese Tabletten benötigen keine zusätzlichen Anzuchttöpfe und Jungpflanzen können direkt mit dem Kokosballen verpflanzt werden.

Anwendungsbereiche und Hinweise

Kokos-Quelltabletten sind besonders praktisch für kleine Samen und Stecklinge. Bei größeren Samen kann das Durchwurzeln schwieriger sein. Achten Sie bei der Umtopfung darauf, dass die Pflanzen nicht austrocknen, da Kokosfasern schneller austrocknen als traditionelle Anzuchterde. Bei längeren Vorzuchtzeiten kann es erforderlich sein, die Jungpflanzen früher umzutopfen, da die Nährstoffvorräte in den Quelltabletten begrenzt sind.

Kokos-Quelltabletten sind eine hervorragende, nachhaltige Option für die Anzucht von Pflanzen, insbesondere für Gärtner, die pflanzerde selbst herstellen wollen.

Probleme bei der Aussaat und ihre Lösungen

Selbst bei optimalen Bedingungen kann es während der Aussaat zu verschiedenen Problemen kommen, die den Erfolg mindern. Hier sind einige häufig auftretende Schwierigkeiten und konkrete Lösungsansätze:

Austrocknung der Erde

Ein häufiges Problem ist die Austrocknung der Erde, was zum Absterben der Keimlinge führen kann. Achten Sie darauf, die Anzuchterde gleichmäßig feucht zu halten, ohne sie zu durchnässen. Das regelmäßige Besprühen mit einem Wassersprüher kann helfen, besonders wenn die Keimlinge noch sehr klein sind.

Staunässe und Bodenverkrustung

Staunässe ist ebenso schädlich und führt meist zur Verkrustung des Bodens, was die Sauerstoffversorgung der Wurzeln beeinträchtigt. Vermeiden Sie dies, indem Sie Anzuchterschalen mit Abzugslöchern verwenden und gegebenenfalls eine dünne Schicht Sand auf die Aussaaterde streuen. Dies fördert die Durchlässigkeit und verhindert Staunässe.

Unsachgemäßes Bedecken der Samen

Das falsche Bedecken der Samen ist ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird. Einige Samen sind Lichtkeimer und dürfen nicht mit Erde bedeckt werden, während Dunkelkeimer eine leichte Erdschicht benötigen. Beachten Sie stets entsprechende Anleitungen auf den Saatgutverpackungen, um diesen Fehler zu vermeiden.

Schädlingsbefall, insbesondere Trauermücken

Der Befall durch Trauermücken kann die jungen Wurzeln der Keimlinge massiv schädigen. Hier hilft es, die Erde nicht zu feucht zu halten und gegebenenfalls Nützlinge wie Nematoden (7,00€ bei Amazon*) einzusetzen, die die Larven der Trauermücken bekämpfen. Gelbsticker können zusätzlich helfen, die erwachsenen Mücken zu fangen und so die Population zu reduzieren.

Nicht-Abhärten der Jungpflanzen

Ein oft gemachter Fehler ist, die Jungpflanzen ohne eine Phase des Abhärtens direkt ins Freiland oder den Garten zu pflanzen. Gewöhnen Sie die Pflanzen schrittweise an die Außenbedingungen, indem Sie sie tagsüber zunächst stundenweise ins Freie stellen und die Zeitspanne langsam erhöhen. So vermeiden Sie, dass die jungen Pflanzen durch plötzliche Umweltänderungen geschockt werden.

Schneckenfraß

Frisch gepflanzte Keimlinge sind leichtes Ziel für Schnecken. Eine physische Barriere um die Pflänzchen, wie zum Beispiel ein Schneckenkragen oder Kupferbänder, kann hier Abhilfe schaffen. Auch das regelmäßige Absammeln der Schnecken in den Abendstunden ist eine effektive Methode.

Auswahl ungeeigneter Erde

Zu nährstoffarm oder zu nährstoffreich? Die Wahl der richtigen Erde ist entscheidend. Anzuchterde muss nährstoffarm sein, um die Wurzelbildung zu fördern, doch nach einigen Wochen benötigen die Pflanzen mehr Nährstoffe. Dann ist der Umzug in nährstoffreichere Erde oder das behutsame Düngen die Lösung.

Indem Sie diese potenziellen Probleme frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, können Sie die Aussaat erfolgreich gestalten und kräftige, gesunde Pflanzen ziehen.

Bodenhilfsstoffe zur Verbesserung der Anzuchterde

Zur Verbesserung der Anzuchterde können verschiedene Bodenhilfsstoffe beitragen, damit Ihre Jungpflanzen optimal versorgt werden und kräftig wachsen, wenn Sie Anzuchterde selbst herstellen möchten.

  • Bioaktiver Kompost: Die Beimischung von gut ausgereiftem, bioaktivem Kompost kann die Struktur und die mikrobiologische Aktivität der Anzuchterde erheblich verbessern. Kompost fördert nicht nur die Wasserhaltefähigkeit, sondern liefert auch eine Vielzahl von Mikroorganismen, die das Bodenleben bereichern.
  • Mykorrhiza-Pilze: Diese Pilze gehen eine symbiotische Beziehung mit den Wurzeln der Pflanzen ein, wodurch die Wasser- und Nährstoffaufnahme effektiv gesteigert wird. Mykorrhiza-Pilze sind besonders nützlich, um die Pflanzengesundheit zu fördern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltstress zu erhöhen.
  • Algenextrakte: Algenextrakte sind reich an natürlichen Wachstumsförderern und Mineralien. Durch ihre Anwendung können die Keimung beschleunigt und die Wachstumsbedingungen stark verbessert werden. Besonders in der Anfangsphase unterstützen Algenextrakte die Entwicklung gesunder und kräftiger Wurzeln.
  • Perlite: Diese Vulkanminerale verbessern die Bodenstruktur, indem sie die Durchlüftung erhöhen und die Wasserhaltefähigkeit optimieren. Perlite sind besonders gut dazu geeignet, eine Verklumpung der Erde zu verhindern und dabei zu helfen, ideale Feuchtigkeitsbedingungen aufrechtzuerhalten.
  • Steinmehl: Steinmehl liefert wichtige Spurenelemente und Mineralien, die die allgemeine Gesundheit der Pflanze fördern. Es verbessert die Bodenstruktur und unterstützt die Pflanzen bei der Nährstoffaufnahme.

Durch die gezielte Verwendung dieser Bodenhilfsstoffe können Sie die Anzuchterde weiter verbessern und so sicherstellen, dass Ihre jungen Pflanzen unter optimalen Bedingungen wachsen und gedeihen.

Bilder: Halfpoint / Shutterstock