Kartoffeln

Rohe Kartoffeln essen: Gefahren und Empfehlungen

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Darf man rohe Kartoffeln essen? Diese Frage steht nicht nur bei Rohkost-Anhängern im Raum. Besorgten Eltern und Haustier-Besitzern bereitet das kulinarische Problem ebenfalls Kopfzerbrechen. Dieser Ratgeber beleuchtet die Problematik ungekochter Kartoffeln im Detail und nachvollziehbar. Lesen Sie hier, unter welchen Umständen der Verzehr von Kartoffeln für Mensch und Tier ungesund ist.

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Kartoffeln sollten besser nicht roh verzehrt werden
AUF EINEN BLICK
Sind rohe Kartoffeln ungesund?
Rohe Kartoffeln sind aufgrund ihres hohen Stärke- und giftigen Solaningehalts unbekömmlich und können bei Verzehr in größeren Mengen zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und anderen gesundheitlichen Beschwerden führen. Das Kochen verringert den Solaningehalt und macht die Kartoffel bekömmlicher.
  • Rohe Kartoffeln sind unbekömmlich und in größeren Mengen giftig.
  • Kleinkinder, Schwangere und empfindliche Senioren sollten keine rohen Kartoffeln essen.
  • Der Verzehr von rohen Kartoffeln kann Folgen nach sich ziehen, wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Fieber bis hin zu Bewusstseinsstörungen.

Kann man rohe Kartoffeln essen?

Roh ist die Kartoffel alles andere, als eine tolle Knolle. Ein Biss ins ungekochte Fruchtfleisch traktiert den Gaumen mit einem mehligen Geschmack. Ein hoher Anteil an Stärke verdirbt nicht nur den kulinarischen Genuss, sondern macht rohe Kartoffeln schwer verdaulich. Stärke ist eine organische Verbindung und als natürlicher Reservestoff essenziell für das Wachstum von Kartoffeln.

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Der zweite Spielverderber für den unbeschwerten Verzehr roher Kartoffeln macht sich bemerkbar durch einen bitteren Geschmack. Wer das Warnsignal ignoriert und weitere rohe Knollen verspeist, muss dafür Tribut zollen mit gesundheitlichen Beschwerden. Verantwortlich für die bittere Gaumenqual ist ein markanter Gehalt an giftigen Glykoalkaloiden, vornehmlich Solanin. Vor allem in ungeschälten und ungekochten Kartoffeln ist eine hohe Konzentration an toxischen Inhaltsstoffen zu beklagen.

Kochen von rohen Kartoffeln im sprudelnd heißen Wasser verwandelt unverdauliche Stärke in bekömmliche Kohlenhydrate und reduziert den Solaningehalt auf ein verträgliches Minimum.

Welche Folgen hat der Verzehr von rohen Kartoffeln?

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Der Verzehr von rohen Kartoffeln kann Bauchschmerzen, Übelkeit und anderes zur Folge haben

Die Dosis macht das Gift in rohen Kartoffeln. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich in 2018 dem Thema ausführlich gewidmet, nachdem sich in 2015 ein bundesweit viel beachteter Erkrankungsfall ereignete in einer Familie mit mehreren Generationen. Bis dahin galt ein Wert von 200 mg Solanin pro kg roher Kartoffeln als unbedenklich. Diesen Wert reduzierten die Fachleute auf 100 mg Glykoalkaloidgehalt pro kg Frischgewicht. Abhängig von der Lagerzeit, ist dieser Wert für ungeschälte, rohe Kartoffeln schon bei unter einem Kilogramm erreicht, ab dem mit gesundheitlichen Belastungen zu rechnen ist. Für ein Kleinkind oder eine Schwangere können diese Folgen bereits eintreten nach dem Verzehr einer einzigen rohen, ungeschälten Kartoffel:

  • Halsschmerzen als brennender, kratzender Reiz
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Fieber
  • Bewusstseinsstörungen
  • Herz- und Kreislaufbeschwerden

Die Experten vom BfR machen in ihrer Stellungnahme vom 23.04.2018 ausdrücklich darauf aufmerksam, dass mit einfachen, unkomplizierten Vorkehrungen diese Gesundheitsschäden zu verhindern sind. Kartoffeln sollten stets kühl, trocken und dunkel gelagert werden. Grüne, eingetrocknete und keimende Knollen werden aussortiert und entsorgt. Schälen und Kochen ist die gesündeste Form der Zubereitung. Sofern Verbraucherinnen und Verbraucher dennoch Kartoffeln mit Schale essen möchten, sollte jungen, unverletzten Kartoffeln der Vorzug gegeben werden. Kleine Kinder sollten grundsätzlich keine ungeschälten Kartoffeln essen, unabhängig davon, ob die Erdäpfel roh oder gekocht sind.

Exkurs

Halb rohe Kartoffeln – ungesund oder nicht?

Einmal nicht aufgepasst und schon kommen die gekochten Kartoffeln halb roh auf den Tisch. Die zahlreichen Plädoyers gegen den Rohverzehr, werfen die Frage auf: halb rohe Kartoffeln essen oder wegwerfen? An dieser Stelle kann aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen Entwarnung gegeben werden. Sind Kartoffeln nur halb durchgegart, haben sich bedenkliche Inhaltsstoffe bereits auf ein unbedenkliches Maß abgebaut. In diesem Zustand sind die Kartoffeln nicht ungesund oder mit gesundheitlichen Folgen verbunden.

Wer darf rohe Kartoffeln essen und wer nicht?

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Kleinkinder sollten auf keinen Fall rohe Kartoffeln essen

Mit mehliger Stärke und bitteren Alkaloiden im Gepäck sind rohe Kartoffeln kein Gaumenschmaus in Sterne-Qualität. Gleichwohl zieht der Rohverzehr erst ab einem Schwellenwert unangenehme, gesundheitliche Folgen nach sich. Als problematisch sehen Experten die unspezifischen Symptome, die eine hohe Dunkelziffer vermuten lassen und auf einen deutlich niedrigeren Grenzwert hinweisen. Diese Befürchtungen schränken der Kreis von Personen ein, die rohe Kartoffeln essen können. Folgende Tabelle fasst zusammen, wer rohe Kartoffeln essen darf und wer aus Gründen der Vorsicht grundsätzlich darauf verzichten sollte:

erlaubt (in kleinen Mengen) tabu (grundsätzlich)
gesunder Erwachsener Kleinkind
Schulkind ab 12 Jahre Schwangere
  Hunde
  Katzen
  Kaninchen
  Zwerghamster
  Meerschweinchen
  Wellensittiche & Co.

Wenn ein neugieriges Kleinkind auf Expedition durch die Küche einmal ein Stückchen rohe Kartoffel in die Finger bekommt und in den Mund steckt, besteht kein Grund zur Besorgnis. Als Mahlzeit sollten rohe Kartoffeln für kleine Kinder und Vorschulkinder nicht auf dem Tisch stehen. Hunde, Katzen und Nagetiere werden in der Regel von ihrem Instinkt vor dem Verzehr Solanin-belasteter Nahrung gewarnt. Bei Haustieren geht dieser natürliche Warnmechanismus mitunter verloren, sodass es ratsam ist, ungekochte und ungeschälte Kartoffeln nicht anzubieten und außerhalb der Reichweite Ihrer Lieblinge aufzubewahren.

Tipp

Grüne Kartoffeln kommen im Familienhaushalt nicht auf den Tisch. Der grüne Pflanzenstoff selbst ist nicht gefährlich, sondern fungiert als Alarmsignal für eine hohe Konzentration an giftigem Solanin. Vor allem grüne Kartoffelschalen enthalten bis zu 1070 mg Solanin je kg, was vor allem für Kinder und Senioren höchst bedenklich ist.

Kartoffeln vorbildlich zubereiten – Tipps & Tricks

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Kartoffeln sollten vor dem Kochen gründlich gereinigt oder geschält werden

Kartoffeln sind ein Hochgenuss, sofern Sie die Knollen nicht roh essen. Folgende Tipps & Tricks möchten anregen für eine vorbildliche Zubereitung gesunder Kartoffelgerichte für Groß und Klein:

  • Kartoffeln idealerweise schälen und waschen
  • Knollen mit grünen Stellen, mehreren Keimen und schrumpeligem Aussehen aussortieren
  • Pellkartoffeln oder Ofenkartoffeln zubereiten aus frischen, unversehrten, jungen Kartoffeln

Zum Kochen sollten die Kartoffeln oder Kartoffelstücke annähernd gleich groß sein. Dieser Umstand stellt sicher, dass alle Knollen zeitgleich durchgegart sind. Auf den Punkt gekochte Kartoffeln können Sie mit einer Gabel mühelos durchstechen. Schütten Sie das Kartoffelwasser ab und lassen Sie bei geöffnetem Deckel den Dampf abziehen. Verwenden Sie das Kochwasser bitte nicht für die Zubereitung weiterer Speisen, weil sich darin Reste von Solanin angesammelt haben.

Häufig gestellte Fragen

Darf man rohe Kartoffeln essen?

Ein gesunder Erwachsener darf rohe Kartoffeln in kleinen Mengen essen. Wer sich auf eine vitale Konstitution und robuste Widerstandskraft verlassen kann, verträgt eine kleine Dosis giftiges Solanin ohne ernsthafte Folgen. Für Kleinkinder, Schwangere und empfindliche Senioren haben rohe Kartoffeln auf dem Teller nichts zu suchen. Diese Empfehlung basiert auf dem aktuellen Stand der Kenntnisse und aus Gründen der Vorsicht.

Wieviel rohe Kartoffeln darf man essen?

Lange Zeit galt ein Wert von 200 mg Glykoalkaloid pro kg Frischgewicht als unbedenklich für den Verzehr roher Kartoffeln. Dieser Wert entspricht einer Menge von 3 bis 5 kg Kartoffeln, abhängig von Qualität, Sorte und Lagerdauer. Dann kam es zur Erkrankung einer Familie in 2015, nachdem rohe, ungeschälte Kartoffeln in verschiedenen Varianten zubereitet und gegessen wurden. Untersuchungen brachten zutage, dass die Betroffenen Kartoffeln verzehrten mit einem Giftgehalt von 236 mg Solanin je kg. Daraufhin revidierte das Bundesinstitut für Risikobewertung den Wert auf 100 mg je kg Frischgewicht. Dies entspricht etwa 1,5 bis 2,5 kg roher Kartoffeln, die ein gesunder Erwachsener essen darf, bis erste Vergiftungssymptome auftreten.

Dürfen Hunde rohe Kartoffeln essen?

Nein, füttern Sie Ihrem Hund auf keinen Fall rohe Kartoffeln. Ungekocht sind Kartoffeln nicht nur unverdaulich für Ihren Vierbeiner, sondern giftig. Schon der Verzehr kleiner Mengen zieht fatale Folgen nach sich, wie Übelkeit, Erbrechen und schlimme Krämpfe. Dem spricht nicht entgegen, dass Sie ab und zu mit einer gekochten Kartoffel für Abwechslung sorgen auf dem Speiseplan.

Wird giftiges Solanin beim Kochen von Kartoffeln zerstört?

Solanin zerfällt beim normalen Kochen von Kartoffeln nicht. Erst bei sehr hohen Temperaturen ist das Toxin wasserlöslich. Allerdings wird das Glykoalkaloid zu einem großen Teil ausgeschwemmt ins kochende Wasser. Aus diesem Grunde wird empfohlen, Kartoffelwasser immer wegzuschütten und nicht weiterzuverwenden für die Zubereitung von Suppen oder Soßen.

Ist der Solanin-Gehalt in allen Kartoffeln gleich?

In Bezug auf die Konzentration sind in Kartoffeln gravierende Unterschiede zu verzeichnen. Solanin bilden Kartoffeln und andere Nachtschattengewächse vermehrt unter Stressbedingungen. Hierzu zählen Schlechtwetter, die Angriffe von Schädlingen, Krankheiten sowie mechanische Beschädigungen der Schale bei der Ernte. Unter Lichteinfluss am Lagerplatz, an grünen Stellen und in Keimen treten deutliche höhere Solanin-Konzentrationen auf, als in der Knollenmitte. Einen Einfluss auf den Solaningehalt nimmt fernerhin die gewählte Sorte. Eine rohe, ungeschälte historische Kartoffel kann bis zu 100 mg je kg Frischgewicht aufweisen. Moderne Sorten beinhalten in der Regel sparsame 7 bis 10 mg je kg.

Gelegentlich esse ich gerne rohe Kartoffeln und möchte den Solaningehalt klein halten. Sollte es eine einzelne, große Kartoffel sein oder mehrere kleine Knollen?

Wir haben bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn nachgefragt, ob die Knollengröße einen Einfluss hat auf die enthaltene Konzentration an Solanin. In der Tat können Sie mit der Wahl einer großen Kartoffel die Menge an Alkaloiden reduzieren, die Sie beim Rohverzehr zu sich nehmen. Das Verhältnis von Schalenoberfläche zu Volumen ist bei großen Erdäpfeln günstiger, als bei kleinen Exemplaren, weil sich in und unter der Schale das meiste Solanin befindet,

Tipp

Nicht nur rohe, ungeschälte Kartoffeln sind belastet durch giftiges Solanin. Weitere Nachtschattengewächse verwenden Glykoalkaloide, um sich Fressfeinden, Schädlingen und Krankheiten zu erwehren. Hierzu zählen Auberginen, die sich ebenfalls nicht für den Rohkostteller eignen. Fernerhin sollten Sie grüne Tomaten nicht essen, sondern vor dem Verzehr nachreifen lassen.

Bilder: Anetlanda / Shutterstock