Zimmerpflanzen

Pflanzen und Raumklima: Wie effektiv sind sie wirklich?

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Es gibt Pflanzen, die das Raumklima verbessern. Diese Aussage ist im Internet weit verbreitet. Als Beleg dient eine Studie der NASA, die zu diesem Ergebnis gekommen ist. Nicht erwähnt wird in diesem Zusammenhang jedoch, unter welchen Bedingungen und mit welchen Zielsetzungen die Studie durchgeführt worden ist.

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Pflanzen haben eine positive Wirkung auf das Raumklima, aber...
AUF EINEN BLICK
Inwieweit können Pflanzen das Raumklima verbessern?
Pflanzen können das Raumklima in begrenztem Umfang verbessern, indem sie VOCs (flüchtige organische Verbindungen) aus der Luft entfernen. Allerdings ist regelmäßiges Lüften effektiver für die Luftverbesserung als das Aufstellen von Zimmerpflanzen.

Die „NASA Clean Air Study“

Ausgangspunkt für die vielzierte „NASA Clean Air Study“ aus dem Jahr 1989 war die Frage, wie die Luft in geschlossenen Umgebungen wie zum Beispiel in einer Raumstation gereinigt werden könnte. Dabei ging es den Forschern nicht um das bekannte Phänomen der Fotosynthese, sondern in erster Linie um die Entfernung von flüchtigen organischen Schadstoffen (Volatile Organic Compounds, VOCs) aus der Luft. Auf der Seite der VOCs wurden Benzol, Formaldehyd und Trichlorethylen getestet, aufseiten der Zimmerpflanzen nahmen 12 verschiedene Topfpflanzen an dem Experiment teil. Gemessen wurde, ob sich Konzentration der organischen Schadstoffe in einem geschlossenen (versiegelten) Raum aufgrund der Anwesenheit der Pflanze verringert.

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Die Ergebnisse fielen positiv aus. Dies führte in der Folge dazu, dass die getesteten Topfpflanzen als luftreinigende Pflanzen gelistet worden sind. Dass das Experiment unter Laborbedingungen durchgeführt worden ist, interessierte keinen mehr.

Review von Studien zur Luftreinigung von Pflanzen durch Waring und Cummings

Die beiden US-amerikanischen Forscher Michael Waring und Bryan Cummings haben zwar keine eigene Testreihe mit Pflanzen zur Luftverbesserung durchgeführt, sondern die Ergebnisse von einem Dutzend Studien aus 30 Forschungsjahren analysiert und bewertet (Review). Publiziert wurden die Ergebnisse 2019:

  • Topfpflanzen können VOCs aus der Luft entfernen
  • in kleinen, abgedichteten Räumen
  • Zeitraum liegt zwischen vielen Stunden oder Tagen

Eine Übertragung der Luftreinigung durch Zimmerpflanzen auf herkömmliche Innen- und Büroräume ist zwar möglich, jedoch nicht besonders sinnvoll, denn für eine effektive Reinigung der Luft müssen

  • 10 bis 1.000 Pflanzen pro Quadratmeter Bodenfläche aufgestellt werden,
  • damit innerhalb einer Stunde die gleiche Entfernungsrate wie bei einem herkömmlichen Luftaustausch erzielt wird.

Mit anderen Worten: Regelmäßiges Lüften ist weitaus effektiver für die Luftverbesserung als das Aufstellen von Zimmerpflanzen.

Pflanzen im Schlafzimmer

Neben der NASA-Studie zur Luftreinigung gibt es im Internet auch eine rege Diskussion über Pflanzen im Schlafzimmer. Während die einen Schlafzimmerpflanzen regelrecht anpreisen, warnen die anderen vor den grünen Zimmergenossen. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist zum einen die Fotosynthese, bei welcher Sauerstoff als Abfallprodukt freigesetzt wird, und zum anderen der Sauerstoffverbrauch der Pflanzen.

Fotosynthese und Sauerstoff

Schlafzimmerpflanzen haben – wie auf vielen Internetseiten zu lesen ist – eine besondere Eigenschaft: Sie können auch in der Nacht Fotosynthese betreiben und deswegen auch nachts Sauerstoff an die Luft abgegeben. Dies zwar eine schöne Behauptung, entbehrt aber jeder Grundlage. Denn für die Photosynthese (von „phos“ für „Licht“) ist Licht notwendig.

Pflanzen als Sauerstoffkonkurrenten

Pflanzen brauchen wie alle Lebewesen Sauerstoff zum Leben. Da sie jedoch Sauerstoff an die Luft abgeben, wird dieser Umstand für den Tag oft vernachlässigt. Geht es allerdings um die Nacht, bekommt der Sauerstoffverbrauch plötzlich eine hohe Bedeutung. Da die Zimmerpflanzen nachts keinen Sauerstoff abgeben, werden sie zu Sauerstoffkonkurrenten im Schlafzimmer. Dies ist auch eine schöne Überlegung. Allerdings ist bislang kein Fall bekannt, in welchem Schlafzimmerpflanzen zu Mördern geworden sind, indem sie dem schlafenden Menschen den Sauerstoff wegatmet haben. Das liegt daran, dass ihr Sauerstoffverbrauch viel zu gering dafür ist.