Obstbaum

Obstbäume & Tiefwurzler: Welche Arten gibt es?

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Die Wurzeltiefe von Obstbäumen spielt eine entscheidende Rolle für ihre Gesundheit und Stabilität. In diesem Artikel untersuchen wir die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Wurzelentwicklung und stellen einige bekannte Tiefwurzler unter den Obstbäumen vor.

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Äpfelbäume sind Flachwurzler

Einflussfaktoren auf die Wurzeltiefe

Die Tiefe, in die die Wurzeln Ihrer Obstbäume vordringen, wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich die Entwicklung und Stabilität Ihrer Bäume.

  • Bodenbeschaffenheit: Die Beschaffenheit des Bodens spielt eine entscheidende Rolle bei der Wurzeltiefe. In leichten, sandigen Böden können die Wurzeln tiefer wachsen, während schwere, tonhaltige oder verdichtete Böden das Wurzelwachstum eher in den oberen Schichten halten. Auch die Bodentiefe und das Vorhandensein von Hindernissen wie Felsgestein beeinflussen die Entwicklung des Wurzelsystems.
  • Wasser und Nährstoffverfügbarkeit: In Gebieten mit begrenzter Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit neigen Bäume dazu, tiefere Wurzeln auszubilden, um an die lebenswichtigen Ressourcen in tieferen Bodenschichten zu gelangen. Besonders in trockenen und nährstoffarmen Böden ist dieses Verhalten zu beobachten.
  • Pflanzbedingungen und Standort: Die räumliche Anordnung der Bäume und der Wettbewerb um Ressourcen beeinflussen ebenfalls die Wurzeltiefe. Einzelne Bäume oder solche an exponierten Standorten entwickeln oft tiefere Wurzelsysteme als Bäume in dichten Pflanzungen. In Gruppenpflanzungen fördert der Wettbewerb um Wasser und Nährstoffe die Tendenz zu einem flacheren Wurzelsystem.
  • Unterlage und Veredelung: Bei veredelten Obstbäumen hat die verwendete Unterlage einen maßgeblichen Einfluss auf die Wurzeltiefe. Unterlagen, die als Tiefwurzler gelten, fördern auch bei der Edelsorte tiefreichende Wurzeln. Unterlagen mit flacher Wurzelstruktur führen hingegen zu einem entsprechend flacheren Wurzelsystem bei der Edelsorte.

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Die Rolle der Unterlage

Die Auswahl der richtigen Unterlage ist entscheidend für die Entwicklung und das Wachstum Ihres Obstbaumes, da sie die Basis des Wurzelsystems bildet. Veredelungsunterlagen beeinflussen die Größe, Vitalität und Widerstandsfähigkeit eines Baumes maßgeblich. Verschiedene Unterlagen bieten individuelle Eigenschaften, die für bestimmte Standorte und Anforderungen passend sein können.

Hier finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Aspekte, die Sie bei der Auswahl der Unterlage berücksichtigen sollten:

  • Typenunterlagen: Dabei handelt es sich um in der Baumschule vermehrte Unterlagen, die oft keine spezifischen Namen, sondern Nummernbezeichnungen haben. Es gibt viele Typenunterlagen mit unterschiedlicher Wuchsstärke, besonders bei Apfelbäumen.
  • Sämlingsunterlage: Sämlingsunterlagen werden durch Aussaat gewonnen, beispielsweise „Bittenfelder“ für Äpfel oder „Kirchensaller“ für Birnen. Diese Unterlagen bilden einen großen Wurzelkörper aus und sind sehr gesund sowie frohwüchsig. Sie eignen sich vor allem für die Pflanzung in der freien Landschaft oder für den Streuobstbau, da ausgewachsene Bäume sehr groß und langlebig werden.

Bei der Planung einer Obstbaumpflanzung ist also nicht nur die Sorte entscheidend, sondern auch die passende Unterlage. Für den Streuobstbau sind beispielsweise Sämlingsunterlagen oft die erste Wahl, da sie zu großen und robusten Bäumen heranwachsen. In kleineren Gärten oder für spezielle Zwecke wie der Spalierzucht können hingegen Typenunterlagen mit einer geringeren Wuchsstärke geeigneter sein, um die Größe des Baumes zu kontrollieren.

Tiefwurzler unter den Obstbäumen

Tiefwurzelnde Obstbäume zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, mit ihren Wurzeln tief in das Erdreich vorzudringen. Dies bietet zahlreiche Vorteile, vor allem in Bezug auf Stabilität und Wasserversorgung.

Zu den tiefwurzelnden Obstbäumen gehören:

  • Walnussbaum (Juglans regia): Der Walnussbaum bildet schon in jungen Jahren eine kräftige Pfahlwurzel aus, die sich tief in den Boden erstreckt. Später entwickelt er ein herzförmiges Wurzelsystem mit ausgeprägten Seitenwurzeln.
  • Esskastanie (Castanea sativa): Die Esskastanie ist bekannt für ihre tiefe Pfahlwurzel, die sie besonders standfest und widerstandsfähig gegen Wind macht.
  • Birne (Pyrus communis): Birnbäume bilden nicht immer eine offensichtliche Pfahlwurzel aus, verfügen aber über ein tiefgreifendes und verzweigtes Wurzelsystem.
  • Pflaume (Prunus domestica): Pflaumenbäume sind typische Tiefwurzler, was sie besonders widerstandsfähig gegenüber Wind macht und eine solide Standfestigkeit bietet.

Vorteile und Nachteile von Tiefwurzlern

Tiefwurzelnde Obstbäume haben charakteristische Vor- und Nachteile, die Sie bei der Gartenplanung berücksichtigen sollten:

Vorteile:

  • Standfestigkeit: Ihre Pfahl- und Tiefwurzeln bieten eine ausgezeichnete Verankerung im Boden, wodurch sie weniger anfällig für Windwurf sind.
  • Trockenheitsresistenz: Durch ihre Fähigkeit, Wasser aus tieferen Schichten zu erschließen, tolerieren sie Trockenperioden besser.
  • Keine Schäden an Wegbelägen und Fundamenten: Im Vergleich zu Flachwurzlern schädigen tiefwurzelnde Obstbäume die umliegenden Beläge und Strukturen nicht.
  • Unterpflanzung möglich: Der Boden unter dem Kronendach bleibt feuchter, was die Bepflanzung mit anderen Gewächsen erleichtert, mit Ausnahme einiger Arten wie der Walnuss.

Nachteile:

  • Schwieriges Umpflanzen: Je tiefer die Wurzeln, desto herausfordernder ist es, den Baum ohne Schaden zu versetzen. Insbesondere junge Walnussbäume mit ihrer ausgeprägten Pfahlwurzel sind betroffen.
  • Höhenwachstum: In Gärten kann das erhebliche Höhenwachstum einiger Tiefwurzler zu Problemen führen.
  • Vermehrung und Teilen: Tiefwurzler lassen sich durch Teilen schlechter vermehren als andere Pflanzen. Alternative Vermehrungsmethoden wie Wurzelschnittlinge oder Stecklinge können erforderlich sein.
Bilder: Andrey_Nikitin / Shutterstock