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Nelkengewächse: Vielfalt, Verwendung und Besonderheiten

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Nelkengewächse (Caryophyllaceae) beeindrucken durch ihre Vielfalt und Schönheit. Entdecken Sie die faszinierende Welt dieser Pflanzenfamilie – von ihren charakteristischen Merkmalen über ihre Bedeutung für den Menschen bis hin zu Tipps für den naturnahen Garten.

Nelkengewächs Kornrade
Auch die zarte Kornrade zählt zu den Nelkengewächsen

Verbreitung und Lebensräume der Nelkengewächse

Nelkengewächse sind weltweit verbreitet und besiedeln verschiedenste Klimazonen, mit einigen Ausnahmen wie dem Amazonas- und Kongobecken sowie Westaustralien. Sie finden sich vor allem in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel, wobei der Mittelmeerraum, Westasien und der Himalaya als Hauptverbreitungsgebiete gelten. In tropischen und subtropischen Regionen sowie in Teilen Amerikas und Ozeaniens ist die Artenvielfalt vergleichsweise geringer.

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Diese Pflanzenfamilie bevorzugt offene und gut belichtete Lebensräume. Besonders häufig sind sie in Trockenrasen, auf Schutthalden sowie an Ruderal- und Segetalstandorten anzutreffen. In Europa spielen sie in Waldökosystemen eine eher untergeordnete Rolle, da sie offene Vegetationsbereiche bevorzugen. Einige Arten, wie Cerastium (Hornkräuter) und Arenaria (Sandkräuter), treten häufig als „Unkräuter“ in anthropogen beeinflussten Gebieten auf.

Merkmale der Nelkengewächse

Nelkengewächse zeichnen sich durch spezifische Merkmale aus, die sie von anderen Pflanzenfamilien unterscheiden:

  • Wuchsform: Die meisten Nelkengewächse sind krautige Pflanzen, die ein- oder mehrjährig sein können. Verholzende Formen wie Halbsträucher, Sträucher oder Lianen sind seltener. Typisch ist die dichasiale Verzweigung, bei der sich die Stängel in zwei gleichwertige Seitentriebe aufteilen.
  • Blätter: Die Blätter dieser Pflanzenfamilie sind fast immer kreuzgegenständig angeordnet und ungeteilt. Sie besitzen eine längliche Form und einen glatten Blattrand. Häufig verwachsen die Blätter am Grund miteinander (Gamophyllie). Nebenblätter sind nur selten vorhanden.
  • Blüten: Die Blüten der Nelkengewächse sind radiärsymmetrisch und zwittrig. Sie bestehen meist aus fünf freien Kelch- und Kronblättern. Eine Besonderheit vieler Arten ist die stark eingekerbte Form der Kronblätter. Die Staubblätter stehen meist in zwei Kreisen zu je fünf. Der Fruchtknoten ist oberständig und besteht aus zwei bis fünf Griffeln.
  • Früchte und Samen: Die häufigste Fruchtform ist die Kapselfrucht, die sich entlang der Griffel mit Zähnen öffnet. Beeren oder Nüsse sind eher selten. Die Samen sind stärkehaltig und besitzen ein nukleär gebildetes Endosperm, jedoch kein Chlorophyll. Die Keimung erfolgt epigäisch, wobei sich die Keimblätter über die Bodenoberfläche erheben.
  • Chemische Merkmale: Nelkengewächse enthalten Anthocyane als Blütenfarbstoffe, verzichten jedoch auf Betalaine. Saponine dienen als Abwehrstoffe gegen Pilzbefall. Spezifische Glykosylflavone sind ebenfalls typisch für diese Pflanzenfamilie.

Diese Merkmale machen die Nelkengewächse leicht erkennbar und von anderen Pflanzenfamilien unterscheidbar.

Systematik der Nelkengewächse

Die Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) gehört zur Ordnung der Nelkenartigen (Caryophyllales). Der taxonomische Aufbau dieser Pflanzenfamilie ist komplex und basiert auf verschiedenen morphologischen und genetischen Merkmalen. Die Familie umfasst zwischen 83 und 89 Gattungen mit etwa 2200 bis 3000 bekannten Arten. Diese Vielfalt spiegelt sich in der Einteilung in drei Unterfamilien wider: Paronychioideae, Alsinoideae und Caryophylloideae.

Unterfamilie Paronychioideae

Die Paronychioideae sind durch das Vorhandensein von Nebenblättern gekennzeichnet und umfassen drei Tribus:

  • Corrigioleae: Diese Tribus umfasst die Gattungen Corrigiola und Telephium. Die Arten sind in Südamerika, Eurasien und Afrika beheimatet.
  • Paronychieae: Umfasst etwa 15 Gattungen wie Herniaria (Bruchkräuter) und Paronychia (Mauermieren), die in warm-gemäßigten Gebieten verbreitet sind.
  • Polycarpaeae: Enthält etwa 16 Gattungen wie Drymaria, Polycarpaea und Spergula (Spark), die in tropischen und subtropischen Regionen vorkommen.

Unterfamilie Alsinoideae

Die Alsinoideae zeichnen sich durch ihre freien Kelchblätter aus. Diese Unterfamilie umfasst etwa 29 Gattungen, unterteilt in fünf Tribus:

  • Alsineae: Diese Tribus umfasst etwa 24 Gattungen, darunter Arenaria (Sandkräuter), Cerastium (Hornkräuter) und Stellaria (Sternmieren), die in den gemäßigten bis arktischen Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet sind.
  • Geocarpeae: Diese Tribus besteht aus einer einzigen Gattung, Geocarpon, die nur eine Art umfasst, welche in den südlichen USA vorkommt.
  • Habrosieae: Diese Tribus enthält ebenfalls nur eine Gattung mit einer Art, Habrosia spinulifera, die in Westasien vorkommt.
  • Pycnophylleae: Diese Tribus umfasst die Gattung Pycnophyllum mit etwa 17 Arten, die in den Anden beheimatet sind.
  • Sclerantheae: Diese Tribus enthält zwei Gattungen, Pentastemonodiscus und Scleranthus (Knäuelkräuter), die in Europa, Asien, Afrika und Australien anzutreffen sind.

Unterfamilie Caryophylloideae

Die Caryophylloideae sind die umfangreichste Unterfamilie der Nelkengewächse und zeichnen sich durch ihre verwachsenen Kelchblätter aus. Zu den bekanntesten Gattungen gehören Dianthus (Nelken), Gypsophila (Schleierkraut) und Silene (Leimkräuter). Die Arten dieser Unterfamilie sind weltweit verbreitet und oft durch ihre auffälligen Blüten leicht zu erkennen.

Durch die Detaillierung der taxonomischen Einteilung können Sie die vielfältigen Arten der Nelkengewächse besser verstehen und ihre besonderen Eigenschaften gezielt für verschiedene naturnahe Gartenprojekte nutzen.

Nutzung durch den Menschen

Nelkengewächse haben in vielen Bereichen einen hohen Nutzen. Besonders hervorzuheben ist ihre Bedeutung als Zierpflanzen und Schnittblumen. Viele der rund 30 Nelkengattungen sind aufgrund ihrer dekorativen Blüten in Gärten und Parks sehr beliebt. Speziell die Garten- und Landnelke (Dianthus), das Schleierkraut (Gypsophila) und die Bartnelke (Dianthus barbatus) schmücken weltweit zahlreiche Beete und Blumenarrangements.

Zierpflanzen und Schnittblumen

Nelken, insbesondere die Schnittnelke (Dianthus caryophyllus), gehören zu den weltweit meistverkauften Schnittblumen. Dies unterstreicht ihre Popularität und wirtschaftliche Bedeutung. Große Mengen dieser Blumen werden in Versteigerungszentren wie dem in Aalsmeer gehandelt.

Zu den häufig kultivierten und geschätzten Arten zählen:

  • Garten-Nelke (Dianthus caryophyllus): Diese Art ist besonders populär und wird häufig als Schnittblume verwendet.
  • Bartnelke (Dianthus barbatus): Sie hält sich lange als Schnittblume und wird gerne in Bauerngärten gepflanzt.
  • Heide-Nelke (Dianthus deltoides): Sie findet Verwendung in steinigen und trockenen Gartenabschnitten.

Medizinische Anwendungen

Einige Nelkenarten werden auch wegen ihrer medizinischen Eigenschaften geschätzt. Gewürznelken (Syzygium aromaticum), die botanisch zu den Myrtengewächsen gehören, sind ein Beispiel. Traditionell werden sie bei Verdauungsproblemen und Zahnschmerzen eingesetzt und besitzen antimikrobielle Eigenschaften.

Kulinarischer Gebrauch

Gewürznelken, die getrockneten Blütenknospen von Syzygium aromaticum, sind ein wichtiger Bestandteil in der Küche. Sie verfeinern zahlreiche Gerichte und Getränke in der asiatischen, afrikanischen und europäischen Küche. Beispiele sind:

  • Weihnachtsgerichte wie Rotkohl, Sauerkraut und Wild.
  • Getränke wie Punsch, Chai-Tee und Glühwein.
  • Gebäck wie Lebkuchen, Pfeffernüsse und Spekulatius.

Weitere Anwendungen

Gewürznelken spielen auch bei der natürlichen Bekämpfung von Darmparasiten eine Rolle. Sie werden in Kuren verwendet und helfen, den Darm zu reinigen.

Nelkengewächse sind somit nicht nur ästhetisch wertvoll, sondern erweisen sich auch als nützlich in der Medizin und Kulinarik, was sie zu einem bedeutenden Bestandteil in vielen Lebensbereichen macht.

Bilder: RuudMorijn / iStockphoto