Mispel

Mispel: Standort, Pflege und leckere Früchte

Die Mispel, ein pflegeleichtes Obstgehölz, besticht durch ihren robusten Charakter und ihre schmackhaften Früchte. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Mispel, von der Herkunft über die Standortwahl bis hin zur Verwendung ihrer Früchte.

Herkunft

Die Mispel (Mespilus germanica), auch bekannt als Echte Mispel, gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist eine Art der Kernobstgewächse (Pyrinae). Ursprünglich stammt sie aus Vorderasien, dem Kaukasus, dem nördlichen Iran und Griechenland. Die Kultivierung der Mispel begann bereits vor etwa 3.000 Jahren im Orient. Etwa 1.000 Jahre später brachten die Römer sie nach West- und Mitteleuropa.

Heute findet man die Mispel in ganz Mitteleuropa an wärmebegünstigten Standorten. Sie bevorzugt nährstoffreiche, nicht zu feuchte, kalkhaltige Böden in sonniger bis halbschattiger Lage. Im Mittelalter war die Mispel ein weit verbreitetes und geschätztes Obstgehölz in Europa. Trotz ihrer geringeren Bedeutung als Obstbaum heutzutage, wird sie in bestimmten Bereichen wie Klein- und Hausgärten aufgrund ihres Zierwerts und ihrer robusten Natur geschätzt.

Aktuell wird die Mispel auch in Mittel- und Südeuropa, im Süden Englands, auf den Kanalinseln, in den USA, Südamerika, Nord- und Südafrika, Australien sowie in Neuseeland kultiviert. Die Verbreitung verschiedener Sorten, die sich in Fruchtgröße und Wuchsstärke unterscheiden, hat ihr erneut Beachtung in Gärten und naturbewussten Anpflanzungen verschafft.

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Wuchs

Die Mispel ist ein sommergrüner Kleinbaum oder Strauch mit breitem, sparrig verzweigtem Wuchs. Sie erreicht Höhen von etwa 3 bis 6 Metern, selten bis zu 8 Metern. Der Wuchs ist schrittweise, was dem Baum im Alter ein bizarres Aussehen verleiht.

Der Stamm ist kurz und unregelmäßig geformt, während die Krone ausladend und nahezu rund ist. Jungtriebe sind bei Wildformen schwach filzig behaart und tragen Dornen, Kulturformen hingegen sind dornenlos. Die Winterknospen sind spitz eiförmig und etwa 3 bis 5 Millimeter lang. Die Mispel bildet eine weitreichende, eher flache Bewurzelung aus, die zur Standfestigkeit beiträgt. Dank des harten und fein strukturierten Holzes ist sie ein langlebiges Gehölz und kann unter idealen Bedingungen mehrere Jahrzehnte alt werden.

Blätter

Die Mispel hat wechselständige, einfache Laubblätter mit dunkelgrüner Farbe. Die Blattspreite variiert in der Form und erreicht Längen von 6 bis 12 Zentimetern und Breiten von 2 bis 4 Zentimetern. Der kurze Blattstiel ist behaart. Besonders im Herbst bestechen die Blätter durch ihre leuchtende gelb-orange Färbung.

Neben der Hauptblätter sind die Nebenblätter bemerkenswert und eiförmig mit einer aufgesetzten Stachelspitze und drüsig bewimpertem Rand.

Welcher Standort ist geeignet?

Die Mispel bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort. An warmen und geschützten Plätzen gedeiht sie besonders gut.

Die Anforderungen an den Boden sind vielseitig:

  • Nährstoffreiche, leicht kalkhaltige Böden
  • Mäßig trockene bis frische Lehmböden
  • Angereicherte sandige Substrate

Für eine erfolgreiche Pflanzung ist ein Pflanzabstand von etwa 3,5 bis 4 Meter zu anderen Gehölzen ideal. Der Boden kann vor der Pflanzung mit gut abgelagertem Mist oder Kompost verbessert werden. Die beste Pflanzzeit liegt im Frühjahr ab März/April.

Insgesamt gedeiht die Mispel auch unter weniger optimalen Bedingungen und kalten Temperaturen. Sie verträgt Temperaturen bis -20 °C und ist daher vollständig winterhart.

Blüte

Die Mispel blüht zwischen Mai und Juni mit großen, bis zu 5 Zentimeter breiten, zwittrigen Blüten. Diese stehen einzeln an den Kurztrieben und sind duftlos, jedoch besonders attraktiv für Bienen, Hummeln und Schwebfliegen. Die Selbstfruchtbarkeit ermöglicht den Fruchtansatz ohne eine zweite Pflanze, aber eine größere Anzahl bestäubter Blüten kann durch die Anwesenheit einer weiteren Mispel erreicht werden. Die späte Blütezeit macht die Blüten unempfindlich gegenüber Spätfrösten.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Die Mispel bevorzugt lehmige, tiefgründige und gut durchlässige Böden, die ausreichend kalkhaltig sind. Staunässe sollte unbedingt vermieden werden. Ein leicht saurer bis neutraler pH-Wert zwischen 6 und 8 ist ideal. Bei sandigen Böden empfiehlt sich die Anreicherung mit Kompost.

Für optimalen Wachstum sind folgende Bodenbedingungen wichtig:

  • Lehmboden: tiefgründig und gut durchlässig
  • Kalkgehalt: ausreichend vorhanden
  • pH-Wert: 6 bis 8
  • Nährstoffreiche Böden, durch Kompost angereichert
  • Mäßige Trockenheit bis Frische ohne Staunässe

Früchte

Die Früchte der Mispel, auch als Apfelfrüchte bekannt, zeigen eine kugelige bis leicht abgeflachte Form. Im Verlauf der Reifung ändern sie ihre Farbe von grün zu orange-braun. Man erkennt sie an den charakteristischen Kelchblättern an der Spitze. Im unreifen Zustand sind sie hart und adstringierend. Genießbar werden sie nach Frosteinfluss oder längerer Lagerung, wenn das Fruchtfleisch weich und die Fruchtsäuren abgebaut sind.

Mispel-Früchte bieten vielfältige kulinarische Verwendungen:

  • Rohverzehr: erst nach ausreichender Reifung schmackhaft
  • Verarbeitete Produkte: Mus, Marmelade, Gelee, Kompott, Likör
  • Traditionelle Zubereitung: in Honig eingelegt oder leicht getrocknet zu Mehl verarbeitet

Für die Ernte sollten die Früchte entweder direkt nach dem ersten Frost oder nach Lagerung geerntet werden. Vor Druckstellen sollte man sich durch vorsichtige Handhabung schützen. Frische Früchte sind etwa zwei Wochen haltbar.

Mispel pflegen

Die Mispel ist ein pflegeleichtes Gehölz, einige Maßnahmen können jedoch den Wuchs und Ertrag fördern.

Pflanzung

Pflanzen Sie die Mispel im Frühjahr ab März/April an einem sonnigen bis halbschattigen Standort mit nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden. Halten Sie einen Pflanzabstand von etwa 3,5 bis 4 Meter zu anderen Gehölzen.

Schneiden

Ein regelmäßiger Schnitt ist selten erforderlich. Entfernen Sie lediglich abgestorbene, sich kreuzende oder stark überstehende Äste, um die Kronenbildung zu fördern. Junge Pflanzen profitieren von einem Erziehungsschnitt zur Gestaltung einer ausgewogenen Krone.

Düngen

Eine zusätzliche Düngung ist meist nicht nötig. Verteilen Sie im Frühjahr etwas frischen Kompost um den Stamm für eine gelegentliche Nährstoffversorgung.

Bewässerung

Gießen Sie regelmäßig in den ersten Jahren nach der Pflanzung. Einmal etabliert, benötigt die Mispel nur noch selten zusätzliche Bewässerung.

Vermehren

Die Mispel kann durch Aussaat, Pfropfen oder Okulieren vermehrt werden. Samen bleiben bis zu knapp zwei Jahre keimfähig. Kulturformen pfropft man oft auf Unterlagen wie Weißdorn, Birne oder Eberesche.

Schutz vor Krankheiten

Die Mispel ist robust, jedoch können feucht-warme Sommer Pilzkrankheiten begünstigen. Schneiden Sie befallene Äste bis ins gesunde Holz zurück und behandeln Sie mit Wundverschluss. Junge Pflanzen benötigen in den ersten Jahren einen Winterschutz.

Sorten & Arten

Es gibt verschiedene Mispel-Sorten, die sich in Fruchtgröße, Geschmack und Wuchsstärke unterscheiden.

Hier eine Übersicht beliebter Sorten:

Sorte Fruchtgröße Besonderheiten Wuchs
‚Holländische Großfrüchtige‘ sehr groß ertragreich, große Früchte wuchsstark
‚Macrocarpa‘ groß große Früchte, 1,5 bis 4 Meter Höhe mittel bis starkwüchsig
‚Krim‘ sehr groß süß-säuerlich, ertragreich
‚Royal‘ mittelgroß gute Qualität mittelstark, strauchartig
‚Kurpfalzmispel‘ mittelgroß besonders süß, wenig Gerbstoffe
‚Nottingham‘ mittelgroß sehr fruchtbar starkwüchsig
‚Robin Hood‘ mittelgroß sehr reichtragend kleiner Baum
‚James Bond‘ recht groß zuverlässige Erträge
‚Seedless‘ klein besonders aromatisch, kernlos

Es gibt noch viele weitere Varietäten mit individuellen Eigenschaften.

So kommt die Pflanze über den Winter

Die Mispel ist weitgehend winterhart und verträgt Temperaturen bis zu -20 °C. Junge Pflanzen sind jedoch empfindlicher gegenüber strengen Winterbedingungen. Schützen Sie diese durch Anstrich der Rinde mit Kalkfarbe, Abdecken der Wurzelscheibe mit Laub oder Mulch und Umwickeln des Stammes mit Vliessstoffen.

Deze Maßnahmen bewahren die Rinde vor Rissen und helfen den jungen Pflanzen gut durch den Winter zu kommen. Ältere, etablierte Mispeln benötigen in der Regel keinen zusätzlichen Winterschutz.

Verwendung

Die reifen Früchte der Mispel sind vielseitig verwendbar. Sie können sowohl roh gegessen als auch in verschiedenen Köstlichkeiten verarbeitet werden. Mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack und hohen Gehalt an Vitamin C, Stärke, Zucker und Gerbstoffen bereichern sie die Küche und die Volksmedizin.

Kulinarische Verwendungen umfassen:

  • Rohverzehr: erst nach Frosteinfluss oder längerer Lagerung
  • Marmelade und Gelee: ideal durch hohen Pektinanteil, oft mit Äpfeln oder Wildfrüchten kombiniert
  • Mus und Kompott: gut für weiche, teigige Früchte
  • Likör und Schnaps: z.B. im Saarland als „Hundsärsch“

Volksmedizinisch werden Mispelfrüchte bei Verdauungsstörungen und als harntreibendes Mittel geschätzt. Adstringierende Wirkung bei Magen-Darm-Entzündungen.

Die Mispel ist auch ein attraktives Ziergehölz:

  • Zierwert: große weiße Blüten im Frühjahr, markante Früchte im Sommer, orangegelbe Herbstfärbung
  • Bienenweide: wichtige Nahrungsquelle für Bestäuber
  • Vogelweide: Früchte bieten Nahrung und Schutz

Mit ihrer ästhetischen und ökologischen Bedeutung ist die Mispel ein wertvoller Bestandteil naturnaher Gärten.

Häufig gestellte Fragen

Warum haben die Früchte der Mispel unterschiedliche lokale Bezeichnungen?

Die Mispel hat viele lokale Bezeichnungen, die von Region zu Region variieren. Beispiele hierfür sind „Hundsärsch“ im Saarland oder „Näschpli“ in der Innerschweiz. Diese Vielfalt spiegelt die breite Verbreitung und Bedeutung der Mispel in verschiedenen Kulturen und Dialekten wider. Einige Namen beziehen sich auf die Ähnlichkeit der Fruchtform oder bestimmte Eigenschaften der Pflanze.

Welche Rolle spielt die Mispel in der Literatur und Kultur?

Die Mispel wird in der Literatur mehrfach erwähnt, beispielsweise von William Shakespeare in „Romeo und Julia“ und „Wie es euch gefällt“. In der Heraldik symbolisiert die Mispelblüte Wiedergeburt und steht im Wappen einiger Städte wie Viersen und Geldern.

Wie kann die Mispel bei Verdauungsstörungen helfen?

Die Früchte der Mispel enthalten Gerbstoffe, die eine adstringierende Wirkung haben und bei Verdauungsstörungen und Magen-Darm-Entzündungen helfen können. Diese traditionellen Anwendungen sind in der Volksmedizin weit verbreitet.

Was ist der „Hundsärsch“-Schnaps und wie wird er hergestellt?

„Hundsärsch“ ist ein regionaler Schnaps aus dem Saarland, der aus Mispeln hergestellt und oft mit Weißdorn veredelt wird. Der Name „Hundsärsch“ ist auch eine lokale Bezeichnung für die Mispelfrucht und verweist auf historische Herstellungsweisen und regionale Spezialitäten.

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