Linden vermehren leicht gemacht: So geht’s
Die Linde, ein majestätischer Baum mit imposanter Erscheinung, kann sowohl generativ durch Samen als auch vegetativ durch Stecklinge, Absenker oder Wurzelschösslinge vermehrt werden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Methoden und gibt detaillierte Anleitungen für eine erfolgreiche Vermehrung.
Generative Vermehrung: Aussaat von Lindensamen
Wenn Sie den Weg der Natur bevorzugen, können Sie Linden durch die Aussaat ihrer Samen selbst ziehen. Dieser Prozess erfordert etwas Geduld und Aufmerksamkeit, belohnt Sie aber mit der Freude, einen Baum von Grund auf heranwachsen zu sehen.
Samenernte und Vorbereitung
Im Herbst, wenn die Samenstände der Linde reif sind und ihre charakteristischen, flügelartigen Hochblätter tragen, können Sie mit der Samenernte beginnen. Sammeln Sie nur Samen, die bereits von selbst zu Boden gefallen sind, da diese ihre volle Reife erreicht haben.
Stratifikation:
Um die Keimung der Samen zu fördern, ist eine Kälteperiode erforderlich, die den natürlichen Winterbedingungen entspricht. Hierfür können Sie die Samen entweder in einem Topf im Freien überwintern lassen oder sie in feuchtem Sand im Kühlschrank stratifizieren.
So funktioniert die Stratifizierung im Detail:
- Weichen Sie die Samen Ende September für 24 Stunden in Wasser ein, um das harte Fruchtgehäuse aufzuweichen.
- Mischen Sie die Samen im Verhältnis 1:2 mit Sand und lagern Sie sie zunächst für vier Wochen bei 20 bis 25 °C.
- Anschließend folgt eine Kältephase von ca. 5 °C, die etwa acht Wochen dauern sollte. Während dieser Zeit ist es wichtig, das Gemisch wöchentlich zu durchmischen und leicht zu befeuchten, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Aussaat
Nach der erfolgreichen Stratifizierung, meist im Frühjahr, können Sie die Samen in Aussaaterde ausbringen. Bedecken Sie die Samen leicht mit Erde und halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht. Die Keimung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen, Geduld ist also gefragt.
Pflege der Sämlinge
Sobald die Sämlinge eine ausreichende Größe erreicht haben, können Sie sie in größere Töpfe umpflanzen oder an einem geeigneten Platz im Garten aussetzen. Achten Sie auf regelmäßige Bewässerung und wählen Sie einen sonnigen bis halbschattigen Standort.
Vegetative Vermehrung: Stecklinge und Absenker
Die vegetative Vermehrung bietet eine effiziente Möglichkeit, die spezifischen Eigenschaften des Mutterbaums zu erhalten und auf neue Pflanzen zu übertragen.
Stecklinge
Um Linden durch Stecklinge zu vermehren, schneiden Sie im Frühjahr oder Frühsommer gesunde Triebe vom Baum.
So gelingt die Stecklingsvermehrung:
- Wählen Sie kräftige, junge Triebe und schneiden Sie diese in 10-15 cm lange Stücke. Achten Sie darauf, dass jedes Stück mindestens ein oder zwei Blattpaare besitzt und der Schnitt direkt unterhalb eines Sprossknotens erfolgt.
- Entfernen Sie die unteren Blätter und tauchen Sie das untere Ende des Stecklings in Bewurzelungspulver (5,00€ bei Amazon*), um die Wurzelbildung anzuregen.
- Stecken Sie die Stecklinge in ein feuchtes Anzuchtsubstrat und sorgen Sie für eine hohe Luftfeuchtigkeit, indem Sie die Töpfe mit einer transparenten Folie oder einem Plastikbecher abdecken.
- Stellen Sie die Stecklinge an einen hellen, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Ort.
- Überprüfen Sie regelmäßig die Feuchtigkeit und entfernen Sie die Abdeckung, sobald sich Wurzeln gebildet haben.
Absenker
Die Methode der Absenker eignet sich besonders gut für Pflanzen mit langen, biegsamen Trieben.
So funktioniert die Vermehrung durch Absenker:
- Wählen Sie im Frühsommer einen gesunden, flexiblen Trieb und biegen Sie diesen vorsichtig nach unten in eine vorbereitete flache Mulde im Boden.
- Ritzen Sie die Rinde an der Unterseite des Triebs leicht an, um die Wurzelbildung zu fördern.
- Fixieren Sie den Trieb mit einem Haken oder einer kleinen Last in der Mulde und bedecken Sie den abgesenkten Teil mit Erde. Lassen Sie die Triebspitze frei.
- Wässern Sie den Absenker regelmäßig, um die Erde feucht zu halten.
- Sobald sich nach einigen Monaten Wurzeln gebildet haben, können Sie den Absenker vom Mutterbaum trennen und an seinem endgültigen Standort einpflanzen.
Wurzelbrut und Stockausschlag
Linden besitzen zwei bemerkenswerte vegetative Vermehrungsstrategien: Wurzelbrut und Stockausschlag. Diese ermöglichen es ihnen, sich auch unter widrigen Bedingungen zu vermehren und zu überleben.
Wurzelbrut
Linden können neue Schösslinge aus ihren Wurzeln bilden, insbesondere wenn der Hauptbaum verletzt wurde. Diese Schösslinge sind in der Lage, zu eigenständigen Bäumen heranzuwachsen.
- Wurzelbrut entsteht aus Knospen an oberflächennahen Wurzeln.
- Sie bildet sich vor allem nach Verletzungen des Mutterbaums, da dies zu einer veränderten Verteilung von Wuchsstoffen führt.
- Die Neupflanzung solcher Wurzelschösslinge trägt zur natürlichen Verjüngung und Ausbreitung von Lindenbeständen bei.
Stockausschlag
Nach dem Fällen oder starken Rückschnitt können Linden neue Triebe aus dem Stamm oder den Wurzeln bilden. Diese Fähigkeit dient der schnellen Regeneration und sichert das Überleben des Baumes.
- Stockausschlag nutzt sogenannte „schlafende Augen“, also Nebenknospen, um nach einer Schädigung neue Triebe zu bilden.
- Aus einem abgeschnittenen Ast oder sogar einem Baumstumpf kann ein neuer Trieb entstehen.
- Diese Form der Vermehrung ist effektiv, um Lindenbestände nach der Fällung schnell zu regenerieren.
Mit den beschriebenen Methoden können Sie Linden erfolgreich vermehren und so die Schönheit und den Nutzen dieser majestätischen Bäume in Ihrem Garten oder Ihrer Umgebung genießen.