Lebermoos: Wuchs, Vermehrung & Bedeutung im Ökosystem
Lebermoose sind wurzellose Sporenpflanzen, die feuchte, schattige Standorte bevorzugen. Dieser Artikel beleuchtet die Besonderheiten ihres Wuchses, ihrer Vermehrung und ihrer Bedeutung im Ökosystem.
Steckbrief
Wuchs
Lebermoose, auch als Marchantiophyta bezeichnet, besitzen keine echten Wurzeln und nutzen stattdessen Rhizoide zur Verankerung im Substrat. Sie wachsen flach am Boden oder auf anderen Oberflächen und bilden charakteristische, leberförmige Thalli aus, die Feuchtigkeit und Nährstoffe direkt aus der Umgebung aufnehmen können. Diese Strukturen sind besonders an feuchte, schattige Lebensräume angepasst.
Ein bekanntes Lebermoos ist das Brunnen-Lebermoos (Marchantia polymorpha). Es entwickelt sowohl geschlechtliche als auch ungeschlechtliche Fortpflanzungsstrukturen. Die ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch Brutbecher, die linsenförmige Brutkörper produzieren. Diese werden bei Regen ausgeschwemmt und führen zur schnellen Ausbreitung in der Nähe der Mutterpflanze. Der Rand der Brutbecher ist oft mit krallenartigen Dornen versehen.
Lebermoose bilden oft dichte, grüne Teppiche auf feuchten Waldböden, Felsen oder sogar in Pflasterfugen und Blumentöpfen. Ihre Fähigkeit, Verdunstungsstrukturen wie Cuticula oder Glashaare auszubilden, schützt sie vor Austrocknung und ist bei marchantialen Lebermoosen besonders ausgeprägt.
Blätter
Lebermoose besitzen keine echten Blätter, sondern entwickeln blattartige Strukturen, die als Phyllidien bezeichnet werden. Phyllidien sind rundlich bis eiförmig, enthalten zahlreiche Chloroplasten und ermöglichen die Photosynthese. Die Phyllidien sind in drei Zeilen angeordnet, wobei die unteren Blätter häufig kleiner und anders geformt sind. Diese sogenannten Unterblätter oder Amphigastrien verbessern die Lichtnutzung.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal vieler Lebermoose sind die Ölkörper in den Zellen der Phyllidien. Diese tragen zu den spezifischen Geruchsnoten der Pflanzen bei und können die Lebermoose vor Fressfeinden und pathogenen Mikroorganismen schützen.
Welcher Standort ist geeignet?

Foto: Ryan Hodnett | Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Quelle: Wikimedia
Lebermoose bevorzugen feuchte Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und wachsen häufig an schattigen Plätzen. Diese Bedingungen bieten weniger Konkurrenzdruck von anderen Pflanzen. In naturnahen Gärten und Landschaften findet man Lebermoose oft auf verdichteten und nassen Böden, in Beeten, die oft gegossen werden, und in Pflasterfugen. Auch in Töpfen und bei Containerpflanzen, die aus feuchten, schattigen Standorten stammen, treten sie häufig auf.
Lebermoose zeigen eine beachtliche Verbreitung in temperierten Klimazonen, besonders in tropischen Regenwäldern und in Mitteleuropa. Ein typischer Verbreitungsweg in heimische Gärten ist über neu gekaufte Containerpflanzen, deren Erde oft bereits mit Lebermoos durchsetzt ist. Es empfiehlt sich, vor dem Einsetzen die obere Erdschicht zu entfernen, um eine Einschleppung zu verhindern.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Lebermoose gedeihen auf verdichteten und nassen Böden, da diese wenig Konkurrenz bieten. Besonders humusreiche Böden sind anfällig, da sie lange feucht bleiben. Um das Wachstum von Lebermoosen zu hemmen, sollten Sie den Boden lockern, Staunässe vermeiden und die Bodenoberfläche mit Bausand abstreuen. In Blumentöpfen ist es sinnvoll, hartnäckiges Lebermoos zusammen mit einer dünnen Erdschicht zu entfernen und die Ballenoberfläche mit Kies zu mulchen.
Symbiose mit Pilzen
Lebermoose sind wichtige Pioniere in der Evolution terrestrischer Ökosysteme, vor allem durch ihre symbiotischen Beziehungen zu Pilzen. Diese Symbiose half den frühen Landpflanzen, trockene und nährstoffarme Bedingungen zu überstehen. In dieser Partnerschaft versorgen die Lebermoose die Pilze mit organischen Verbindungen und erhalten im Gegenzug verbesserte Möglichkeiten zur Wasseraufnahme und Nährstoffversorgung, was ihre Trockenresistenz erhöht.
Lebermoos vermehren

Foto: J.F Gaffard Jeffdelonge | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia
Lebermoose vermehren sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich. Die geschlechtliche Vermehrung erfolgt über Sporen, die in speziellen Kapseln produziert und vom Wind verbreitet werden. Ungeschlechtlich vermehren sie sich durch Brutkörper, die bei Regen ausgeschwemmt werden.
Geschlechtliche Vermehrung:
- Sporenbildung in Sporenkapseln
- Sporenverbreitung durch den Wind
- Keimung an geeigneten Standorten
Ungeschlechtliche Vermehrung:
- Brutkörperbildung in Brutbechern
- Verbreitung durch Regen oder Tiere
- Wachstum an feuchten Standorten
Diese Vermehrungsmechanismen ermöglichen eine effektive Ausbreitung und Anpassung der Lebermoose in ihren Lebensräumen.
Verwendung
Lebermoos kann im Garten und im Haushalt vielseitig eingesetzt werden:
- Pflanzenstärkungsmittel: Lebermoosextrakt wird zur Vorbeugung von Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Grauschimmelfäule verwendet.
- Schneckenabwehr: Pflanzen mit Lebermoos-Extrakt werden von Schnecken meist gemieden.
- Schimmelbekämpfung: Lebermoos entfernt effektiv Schimmelpilze auf verschiedenen Oberflächen.
- Fußpflege: Lebermoosextrakt hilft gegen Fußpilz und unterstützt die Regeneration der Haut.
- Tiermedizin: Zur Behandlung von Hautpilz bei Haustieren.
Herstellung von Lebermoos-Extrakt
Für Lebermoos-Extrakt waschen Sie das Pflanzenmaterial, trocknen es und zerkleinern es mit 70-prozentigem Alkohol. Nach einem Tag filtern Sie die Flüssigkeit und verdünnen sie mit Wasser. Eine vereinfachte Methode besteht darin, das Lebermoos über Nacht in einer Gießkanne mit Wasser einzuweichen und den entstandenen Saft direkt zu verwenden.
Lebermoos im Aquarium
Moosarten wie Monosolenium tenerum sind beliebte Pflanzen für Aquarien, da sie dekorative, tiefgrüne Strukturen bilden und Schutz bieten.
Häufig gestellte Fragen
1. Warum wird Lebermoos im Mittelalter als Heilpflanze gegen Leberleiden verwendet?
Der Name „Lebermoos“ stammt aus der Signaturenlehre des Mittelalters, die besagt, dass Pflanzen, die einen bestimmten Körperteil nachahmen, zur Behandlung von Beschwerden eben dieses Körperteils verwendet werden können. Der leberförmige Thallus von Lebermoos führte dazu, dass es als Heilmittel gegen Lebererkrankungen angesehen wurde.
2. Wie schützten sich Lebermoose vor Austrocknung?
Lebermoose besitzen verschiedene Strukturen zum Schutz vor Austrocknung. Dazu zählen Cuticula, die das Verdunsten von Wasser reduziert, und Glashaare, die die Sonneneinstrahlung vermindern. Diese Anpassungen sind besonders bei marchantialen Lebermoosen ausgeprägt.
3. Auf welche Weise profitieren Pilze und Lebermoose voneinander in ihrer Symbiose?
In ihrer symbiotischen Beziehung versorgt das Lebermoos die Pilze mit organischen Verbindungen. Im Gegenzug verbessern die Pilze die Wasseraufnahme und Nährstoffversorgung der Lebermoose, was deren Trockenresistenz erhöht. Diese Partnerschaft war entscheidend für die erste Besiedlung des Landes durch Pflanzen.
4. Warum wird Lebermoosextrakt zur Vorbeugung von Pilzerkrankungen verwendet?
Lebermoosextrakt enthält natürliche fungizide Eigenschaften, die wirksam gegen verschiedene Pilzerkrankungen wie Mehltau und Grauschimmelfäule sind. Bio-Gärtner nutzen den Extrakt daher zur Stärkung der Pflanzen und zur Vorbeugung gegen Pilzbefall.