Holunder: Giftig oder genießbar? So erkennen Sie den Unterschied
Schwarzer und Roter Holunder sind beliebte Pflanzen, jedoch enthalten ihre Beeren giftige Stoffe. Dieser Artikel informiert über die sichere Ernte und Verarbeitung, die Unterscheidung zu anderen Arten und die Vermeidung von Vergiftungen.
Giftigkeit von Holunderbeeren
Holunderbeeren enthalten giftige cyanogene Glykoside, darunter Sambunigrin, das bei Verzehr in größeren Mengen zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen kann. Besonders roh sollten Sie die Beeren meiden. Bereits wenige roh verzehrte Beeren können Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen, da die Giftstoffe erst durch Erhitzen abgebaut werden. Erhitzen Sie die Holunderbeeren mindestens 20 Minuten auf über 80 Grad Celsius, um sie sicher verzehren zu können.
Besondere Vorsicht für Kinder und empfindliche Personen
Kinder und besonders empfindliche Menschen sollten keine rohen Holunderbeeren essen, da bei ihnen die Symptome schneller und stärker auftreten können. Schon kleinere Mengen können hier gravierende Beschwerden auslösen. Es wird daher dringend empfohlen, Holunderbeeren stets vor dem Verzehr zu kochen.
Unterschiedliche Giftigkeit bei Schwarzem und Rotem Holunder
Roter Holunder enthält eine höhere Konzentration an giftigen Stoffen im Vergleich zum Schwarzen Holunder. Entfernen Sie bei der Verarbeitung von Roten Holunderbeeren nach dem Kochen die Samen, da diese auch nach dem Erhitzen giftig bleiben. Die Beeren des Schwarzen Holunders sind nach dem Kochen unbedenklich verzehrbar. Vermeiden Sie jedoch auch hier den Verzehr unreifer Beeren, da sie eine höhere Konzentration an Sambunigrin enthalten.
Unterschiede zwischen Schwarzem und Rotem Holunder
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Roter Holunder (Sambucus racemosa) unterscheiden sich in Wuchs, Blüten, Blättern und Fruchtständen.
Botanische Merkmale
Die Blüten des Schwarzen Holunders sind cremeweiß und wachsen in flachen, doldenartigen Blütenständen, die von Mai bis Juli blühen. Die Blüten des Roten Holunders sind kegelförmig und cremefarben bis gelblich-grün und blühen von April bis Mai.
Schwarzer Holunder hat gefiederte Blätter mit 5 bis 7 Fiederblättern, die an einem langen Blattstiel sitzen. Die Blätter des Roten Holunders sind ebenfalls gefiedert, enthalten oft nur 5 Fiederblätter und haben einen leicht roten Einschlag bei jungem Austrieb.
Wuchsform und Höhenunterschiede
Schwarzer Holunder wächst als dichter, stark verzweigter Strauch oder kleiner Baum und erreicht eine Höhe von 3 bis 7 Metern. Der Rote Holunder ist ein buschiger Strauch, der maximal 4 Meter hoch wird. Seine Blütenstände sind aufrecht und erinnern an Trauben.
Fruchtstände
Die Früchte des Schwarzen Holunders sind bei Reife schwarzviolett, während die des Roten Holunders leuchtend rot sind.
Nutzung und Verarbeitung
Die Früchte des Schwarzen Holunders werden oft für die Herstellung von Säften, Sirupen und Marmeladen genutzt. Sollten Sie die Früchte des Roten Holunders verarbeiten, ist es wichtig, die Kerne nach dem Kochen zu entfernen, um verbleibende Glykoside zu eliminieren.
Verwechslungsgefahr mit Zwergholunder
Zwergholunder (Sambucus ebulus), auch Attich genannt, kann leicht mit dem Schwarzen Holunder verwechselt werden. Der Zwergholunder ist jedoch komplett giftig.
Merkmale des Zwergholunders
- Wuchsform: Der Zwergholunder ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und bildet keine verholzten Stämme. Er erreicht Höhen von etwa 50 bis 150 Zentimetern und wächst oft in dichten Reihen an Wegrändern und Böschungen.
- Blüten: Die Blüten stehen aufrecht in flachen, doldenartigen Blütenständen. Sie sind weiß mit rot gefärbten Staubbeuteln, die sich später schwarz färben. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
- Früchte: Die schwarzen Beeren stehen in aufrecht gerichteten Rispen und unterscheiden sich durch ihre nach oben gerichteten Fruchtstände und leichte Dellen in den Beeren.
- Blätter: Die Blätter sind unpaarig gefiedert und bestehen aus fünf bis dreizehn lanzettlichen, fein gesägten Fiederblättchen.
- Geruch: Zwergholunder verströmt einen unangenehmen, widerlichen Geruch, während echter Holunder dies nicht tut.
Durch diese Unterscheidungsmerkmale können Sie Verwechslungen vermeiden und Holunderbeeren sicher genießen.
Richtige Ernte und Verarbeitung von Holunderbeeren
Um ein sicheres Genusserlebnis zu gewährleisten und die giftigen Inhaltsstoffe in Holunderbeeren zu minimieren, sollten Sie einige wichtige Aspekte bei der Ernte und Verarbeitung beachten.
Ernte
Holunderbeeren sind reif, wenn sie eine tief dunkle, bläulich-schwarze (Schwarzer Holunder) oder vollständig rote (Roter Holunder) Färbung erreicht haben. Die Erntezeit liegt je nach Wetterbedingungen zwischen August und September. Ernten Sie nur die Dolden, an denen alle Beeren gleichmäßig ausgereift sind.
Tipps für die Ernte
Verwenden Sie eine Schere oder ein scharfes Messer, um die Dolden abzuschneiden und die Beeren nicht zu beschädigen. Tragen Sie Handschuhe, um Verfärbungen durch den Saft der Beeren zu vermeiden, und legen Sie die geernteten Dolden vorsichtig in einen Korb oder Behälter, um Quetschungen und Schimmelbildung zu verhindern.
Verarbeitung
Verarbeiten Sie die Holunderbeeren sofort nach der Ernte. Waschen Sie die Dolden gründlich unter fließendem Wasser ab und trennen Sie die Beeren vorsichtig mit einer Gabel von den Stielen.
Abbau von Giftstoffen
Erhitzen Sie die Beeren mindestens 20 Minuten lang auf über 80 Grad Celsius, um die giftigen Glykoside abzubauen. Beim Roten Holunder ist es besonders wichtig, die Kerne nach dem Erhitzen zu entfernen, da sie gesundheitsschädlich bleiben.
Verarbeitungsmöglichkeiten
Saft und Sirup sind ideal, um die intensiven Aromen der Beeren zu genießen. Marmelade und Gelee bieten eine Möglichkeit, die Beeren haltbar zu machen. Kompott dient als leckere Beilage zu Desserts oder als süßes Frühstück. Liköre sind geschmackvolle Getränke, die sich auch als Geschenk eignen.
Weitere Hinweise
Verarbeiten Sie die Holunderbeeren zeitnah nach der Ernte. Größere Mengen können auch eingefroren werden; die Beeren lassen sich dann leicht von den Dolden abklopfen.
Diese Ernte- und Verarbeitungsmethoden sorgen dafür, dass Ihre Holunderprodukte genussvoll und gesundheitlich unbedenklich sind.