Bittere Gurken, schlappe Blätter: Typische Sommerprobleme im Überblick
Im Hochsommer sind Gurkenpflanzen besonderen Belastungen ausgesetzt. Die beiden häufigsten Probleme, mit denen Gärtner konfrontiert werden, sind bittere Gurken und hängende, welke Pflanzen. Die gute Nachricht ist, dass sich beide Probleme durch die richtige Sommerpflege verhindern lassen. Mit den wissenschaftlich fundierten Methoden, die wir hier vorstellen, können Sie Ihre Gurken auch bei extremen Wetterbedingungen gesund halten.
Warum Gurken bitter schmecken: Die wissenschaftlichen Hintergründe
Cucurbitacin – der Verursacher der Bitterkeit
Bittere Gurken enthalten den Giftstoff Cucurbitacin, insbesondere Cucurbitacin E. Dieser Bitterstoff ist natürlicherweise in allen Kürbisgewächsen vorhanden und dient der Pflanze als Schutz vor Fressfeinden. Durch gezielte Züchtung wurde dieser Stoff aus den meisten Speisegurkensorten herausgezüchtet.
Der bittere Geschmack entsteht, wenn die Gurke unter Stress steht. Die Pflanze aktiviert dann Gene, die zur Bildung von Cucurbitacin führen. Obwohl der Verzehr kleiner Mengen bitterer Gurken normalerweise nicht lebensgefährlich ist, können sie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen verursachen.
Die häufigsten Stressfaktoren
Die Hauptursachen für bitter schmeckende Gurken sind:
- Wasserstress: Extremer Wassermangel oder stark schwankende Wasserversorgung führt dazu, dass die Pflanze Bitterstoffe produziert. Besonders der Wechsel zwischen Trockenheit und plötzlicher Feuchtigkeit stresst die Pflanze erheblich.
- Temperaturschwankungen: Kalte Nächte nach sehr heißen Tagen oder das Gießen mit zu kaltem Wasser können Bitterkeit auslösen. Gurken reagieren besonders empfindlich auf Bodentemperaturen unter 15°C.
- Nährstoffprobleme: Sowohl Nährstoffmangel als auch Überdüngung können zur Bildung von Bitterstoffen führen. Besonders ein Ungleichgewicht zwischen Stickstoff, Kalium und Magnesium wirkt sich negativ aus.
- Rückkreuzungen: Bei selbst gezogenem Saatgut kann es zu Kreuzungen mit Zierkürbissen kommen, wodurch die Nachkommen wieder Bitterstoffe entwickeln.

Wenn Gurkenblätter schlaff wirken und hängen, fehlt meist Wasser – besonders an heißen Tagen
Hängende Gurkenblätter: Ursachen und Sofortmaßnahmen
Unterscheidung zwischen normalem Stress und Krankheit
Hängende Gurkenblätter können verschiedene Ursachen haben. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen normalem Hitzestress und einer Pflanzenkrankheit.
- Normaler Hitzestress: Bei hohen Temperaturen lassen Gurken tagsüber die Blätter hängen, um die Verdunstung zu reduzieren. Erholen sich die Blätter über Nacht wieder, ist dies eine natürliche Schutzreaktion.
- Gurkenwelke (Pilzkrankheit): Wenn sich die Blätter auch nachts nicht mehr erholen und zunehmend welken, handelt es sich meist um eine Pilzinfektion, verursacht durch Fusarium, Verticillium oder Pythium. Diese Krankheit ist nicht heilbar und die befallenen Pflanzen müssen entsorgt werden.
Wassermangel richtig erkennen
Die häufigste Ursache für hängende Blätter ist Wassermangel. Gurken bestehen zu 95% aus Wasser und benötigen täglich 1,5 bis 3 Liter Wasser pro Pflanze. Bei extremer Hitze kann sich dieser Bedarf verdoppeln.
Erkennungsmerkmale für Wassermangel:
- Blätter hängen schlaff herunter
- Boden ist trocken bis in 5–7 cm Tiefe
- Pflanzen erholen sich nach dem Gießen schnell
- Junge Früchte werden abgestoßen
Optimale Bewässerung im Sommer
Die richtige Gießtechnik
Eine gleichmäßige Wasserversorgung ist der Schlüssel zur Vermeidung von bitteren Gurken und welken Pflanzen. Folgende Regeln sollten beachtet werden:
- Gießzeitpunkt: Grundsätzlich morgens gießen, idealerweise zwischen 6 und 8 Uhr. Abends gegossene Pflanzen sind anfälliger für Pilzkrankheiten, da die Feuchtigkeit nicht ausreichend abtrocknen kann.
- Wassertemperatur: Das Wasser sollte eine Temperatur von etwa 20°C haben. Zu kaltes Wasser kann einen Temperaturschock auslösen und zur Bildung von Bitterstoffen führen.
- Gießmenge: Besser jeden zweiten Tag ausreichend gießen als täglich kleine Mengen. Pro geerntetem Kilogramm Gurken benötigt die Pflanze etwa 12 Liter Wasser über die gesamte Wachstumsperiode.
- Gießbereich: Das Wasser sollte direkt an den Wurzelbereich gelangen, ohne die Blätter zu benetzen. Nasse Blätter begünstigen Pilzkrankheiten.

Gurken mögen es feucht – ideal sind rund 60 % Luftfeuchtigkeit. Statt die Pflanzen zu benetzen, einfach die Wege im Gewächshaus befeuchten – das schützt vor Pilzkrankheiten.
Mulchen als Wasserspeicher
Mulchen ist eine der effektivsten Methoden zur Wassereinsparung und Stressreduzierung. Eine 5–10 cm dicke Mulchschicht bietet folgende Vorteile:
- Reduziert die Verdunstung um bis zu 70 %
- Hält den Boden gleichmäßig feucht
- Reguliert die Bodentemperatur
- Unterdrückt Unkraut
- Verbessert die Bodenstruktur
Geeignete Mulchmaterialien:
- Stroh oder Rasenschnitt
- Kompost
- Laubstreu
- Hackschnitzel
Hitzeschutz für Gurkenpflanzen
Schattenspender im Gewächshaus
Bei Temperaturen über 30°C leiden Gurkenpflanzen erheblich. Im Gewächshaus sind verschiedene Beschattungsmaßnahmen möglich:
Kalkanstrich: Ein verdünnter Kalkanstrich auf dem Gewächshausglas reduziert die Sonneneinstrahlung um 30–50 %. Die Beschichtung hält etwa zwei Monate und kann mit Glasreiniger entfernt werden.
Schattiernetze: Speziell entwickelte Netze filtern die intensive Sonnenstrahlung heraus, ohne das Pflanzenwachstum zu beeinträchtigen.
Belüftung: Automatische Lüftungsöffnungen sorgen für einen konstanten Luftaustausch und verhindern Hitzestau.

Ein Schattiernetz im Gewächshaus schützt Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hitzestress
Freilandschutz bei extremer Hitze
Auch im Freiland können Gurken vor zu intensiver Sonneneinstrahlung geschützt werden:
- Sonnensegel oder Pergolen spenden Mittagsschatten
- Schilfmatten lassen sich flexibel aufstellen
- Mulchschicht kühlt den Wurzelbereich
- Windschutz reduziert die Verdunstung
Nährstoffversorgung im Sommer
Gurken als Starkzehrer
Gurken gehören zu den Starkzehrern und benötigen kontinuierlich Nährstoffe. Der Nährstoffbedarf ist besonders hoch während der Blüte- und Fruchtbildungsphase.
Wichtige Nährstoffe:
- Stickstoff: Für Blattwachstum und Chlorophyllbildung
- Kalium: Reguliert den Wasserhaushalt der Früchte
- Magnesium: Verhindert Blattvergilbung
- Phosphor: Für Wurzelentwicklung und Blütenbildung
Richtige Düngung
- Grunddüngung: Vor der Pflanzung sollte der Boden mit Kompost, Hornspänen oder einem organischen Volldünger vorbereitet werden.
- Nachdüngung: Während der Wachstumsphase alle 14 Tage mit Brennnesseljauche, Guano oder einem speziellen Gurkendünger nachdüngen.
- Flüssigdüngung: Bei akutem Nährstoffmangel wirken Flüssigdünger am schnellsten. Wichtig: Immer nach der Düngung ausreichend wässern.
Krankheitsvorbeugung und -bekämpfung
Gurkenwelke vorbeugen
Die Gurkenwelke ist die gefährlichste Krankheit für Gurkenpflanzen. Vorbeugung ist die einzige Möglichkeit, da befallene Pflanzen nicht geheilt werden können.
Vorbeugende Maßnahmen:
- Fruchtfolge einhalten (nicht jährlich am gleichen Standort anbauen)
- Resistente Sorten wählen
- Staunässe vermeiden
- Hygiene im Gewächshaus beachten
- Befallene Pflanzen über den Hausmüll entsorgen, nicht kompostieren
Früherkennung von Problemen
Symptome der Gurkenwelke:
- Blätter hängen tagsüber, erholen sich nachts nicht mehr
- Ältere Blätter werden gelb und sterben ab
- Stängel werden weich und zeigen dunkle Verfärbungen
- Weiß-rosa Schimmelrasen kann auftreten
Notfallmaßnahmen bei akuten Problemen
Erste Hilfe bei Wasserstress
Sofortmaßnahmen bei welken Pflanzen:
- Schattierung anbringen, um weitere Verdunstung zu reduzieren
- Mulchschicht verstärken
- Mehrmals täglich kleine Wassermengen geben
- Blätter besprühen (nur bei Hitzestress, nicht bei Pilzbefall)
Umgang mit bitteren Gurken
Bittere Gurken sollten niemals verzehrt werden. Selbst kleine Mengen können zu Vergiftungserscheinungen führen. Die betroffenen Früchte gehören in den Hausmüll, nicht auf den Kompost.
Sofortmaßnahmen bei bitteren Gurken:
- Wassergaben stabilisieren
- Temperaturstress reduzieren
- Düngepraxis überprüfen
- Nur noch warmes Wasser zum Gießen verwenden