Dachbegrünung leicht gemacht: Methoden und Pflanzenauswahl
Der österreichische Künstler, Architekt und Umweltschützer Friedensreich Hundertwasser hat schon vor dreißig Jahren vorausgesagt, dass der Wald, die grüne Wiese oder der üppige Gemüsegarten auf dem Dach bald zu den Selbstverständlichkeiten zählen werden.
Grüne Dächer als Dachbedeckungen der Zukunft sind tatsächlich kein romantischer Tagtraum mehr, denn die Natur ist unterwegs, um auch in die Stadt zurückzukehren. Sie erhöhen unsere Wohnqualität, lassen Niederschlagswasser besser verdunsten und üben darüber hinaus einen positiven Einfluss auf die klimatischen Verhältnisse aus. Gründächer kühlen die Häuser im Sommer, isolieren im Winter und ihre Errichtung wird sogar finanziell gefördert. Das Gartenjournal hat zu den technischen und organisatorischen Einzelheiten der Dachbegrünung gerade einen ausführlichen Artikel veröffentlicht. Und doch sind die meisten Hausbesitzer immer noch skeptisch.
Wider allen Vorurteilen: Dachbegrünung als Kleinprojekt
Zu den gängigsten Einwänden der Immobilieneigentümer zählen Befürchtungen, dass ein naturbegrüntes Dach durch die Bepflanzungen beschädigt werden könnte und solche Vorhaben zu teuer und vom Gestaltungsaufwand her, zu aufwendig wären. Ergo: Versuchen Sie es doch einfach mal mit der extensiven Begrünung des Geräteschuppens, der Hundehütte oder beim Vogelhaus! Und was die verminderte Haltbarkeit von Hausdächern anbelangt, weiß es der Verband der Deutschen Dachgärtner e. V. ohnehin besser und analytisch konkret belegbar: „Die Haltbarkeit eines (nackten) Flachdaches beträgt selbst bei fachgerechter Ausführung im Schnitt nur 15 – 25 Jahre“*. Und: „Zahlreiche begrünte Dächer aus den 70er Jahren beweisen, fachgerecht ausgeführte Dachbegrünungen können die Lebensdauer der Abdichtung ohne Weiteres verdoppeln“.*
Extensive Dachbegrünung: nicht nur leicht zu pflegen
Diese Methode der insgesamt drei Begrünungsarten für Dächer ist auch von der statischen Belastbarkeit her insbesondere für leichte Dachkonstruktionen optimal. Darüber hinaus kommt die Extensivbegrünung in der Regel ohne zusätzlichen Bewässerungsaufwand aus. Es eignen sich nahezu alle fachgerecht abgedichteten Dachkonstruktionen (Flach-, Sattel,- Pult- oder Tonnendach) für die Begrünung, sofern die bautechnischen Vorgaben Berücksichtigung finden. Für Dächer ohne Gefälle muss darüber hinaus für Nässe bindende Drainageelemente gesorgt werden, damit die Pflanzen auch bei ausgiebigen Niederschlägen keinen Schaden nehmen.
Sorgfältige Planung – das „A und O“ für grüne Dächer
Eine sorgfältige Gestaltungsplanung ist nicht nur entscheidend für den späteren Pflegeaufwand und die zu erwartenden Kosten, sondern hat auch optische Auswirkungen über die man sich im Klaren sein muss, bevor die ersten Schubkarren mit Kies, Substrat und Stauden aufs Hausdach gehievt werden. Also:
- Rahmenbedingungen abstecken: Art des Substratmaterials, erforderliche Aufbaudicke, Möglichkeiten der Besonnung planen;
- Auswahl des geplanten Pflanzmaterials: unter Berücksichtigung der natürlichen gegenseitigen Konkurrenz bzw. Geselligkeit, zu erwartender Wuchsformen und des Blühzeitpunktes unter Berücksichtigung des Artenschutzes;
- Erstellung eines Bepflanzungsplanes: Fixierung der gewünschten Standorte mit Stückzahlen der Pflanzen sowie der Auswahl der optimalen Bepflanzungsmethode.
Wenn Sie sich selbst unsicher sind, scheuen Sie sich nicht, fachgerechten Rat zu eventuell bestehenden Fragen und Problemen einzuholen. Auf dem Portal des Deutschen Dachgärtner Verbandes e. V. finden Sie aktuelles Adressmaterial von erfahrenen Dachgärtnern aus Ihrer Region sowie relevanten Fachhändlern, Herstellern und Verbänden, die Ihr Dachbegrünungsprojekt unterstützen und begleiten.
Bepflanzungsmöglichkeiten für die extensive Dachbegrünung
Anspruchslose und trockenheitsresistente Pflanzen, die mit einer verhältnismäßig dünnen und damit leichten Substratschicht auskommen, eignen sich hierfür besonders gut. Optimal sind Dachneigungen zwischen 2 und maximal 15 Prozent, die ein Gesamtgewicht von etwa 120 kg pro Quadratmeter Dachfläche schadlos aushalten. Ideal sind Pflanzen mit möglichst kleinen und flachen Wurzelballen oder bereits vorkultivierte Pflanzenmatten. Darüber hinaus gibt es auch das Gründach aus der Tüte. Enthalten sind dort, neben pflegeleichten Magerwiesenpflanzen, meist unterschiedliche Sedum- und Sempervivum-Arten, die für die Aussaat auf einer drei bis vier Quadratmeter großen Dachfläche ausreichen. Hier noch einige Bepflanzungsideen des DDV in tabellarischer Kurzform:
Botanischer Name | Deutscher Name | Blütenfarbe und Blütezeit | Höhe (cm) | Hinweis |
---|---|---|---|---|
Sedum album | Weißer Mauerpfeffer | weiß-rosa, VI bis VIII | 5 bis 10 | bildet lockeren Rasen, unterschiedliche Blattfärbung (grün, rot, braun) |
China-Sedum | Fetthenne | goldgelb, VI bis VII | 10 bis 15 | Teppichbildner, auch Halbschatten |
Sedum hybridum „Immergrünchen“ | Mongolen-Sedum | goldgelb, VII bis VIII | 10 bis 15 | dichte, immergrüne Matten bildend, auch Halbschatten |
Sedum reflexum | Tripmadam | goldgelb, VII | 15 bis 30 | lockere Rasen bildend, alte Gewürzpflanze |
Sedum sexangulare | Milder Mauerpfeffer | gelb, VI bis VII | 5 bis 10 | Dichte Matten und Polster |
Sedum spurium versch. Sorten | Teppich-Sedum | rosa, weiß, karminrot, VII bis VIII | 5 bis 15 | Teppichbildner, sehr wüchsig und dicht, auch Halbschatten |
Dianthus carthusianorum | Karthäusernelke | purpurrot, VI bis IX | 20 bis 40 | lockerrasiger Wuchs, Selbstaussaat |
Dianthus deltoides | Heidenelke | rosa, VI bis IX | 5 bis 15 | rasenähnlich, grüne-braungrüne Polster |
Dianthus plumarius | Federnelke | weiß, rosa, rot, V bis VI | 10 bis 30 | dichtrasige Polster, stark duftend |
Hieracium pilosella | Kleines Habichtskraut, Mausöhrchen | gelb, V bis IX | 5 bis 10 | lockerer, rasenartiger Wuchs |
Koeleriaglauca | Schillergras | blaugrün | 20 bis 30 | breitblättrige Horste |
Petrorhagia saxifraga | Steinnelke | weiß-rosa, VI bis IX | 10 bis 20 | lockere, duftige Blütenschleier |
Saponaria ocymoides | Polsterseifenkraut | rosa, VI bis VII | 15 bis 20 | Anspruchslose Polsterstaude |
Sempervivum-Hybriden | Dachwurz, Hauswurz | verschiedene Farben, Formen und Größen, VII bis IX | 5 bis 30 | Matten- und Teppichbildner |
Thymus serpyllum | Kriechender Thymian | lila-rosa, V bis VIII | 3 bis 5 | flächig wuchernd, duftend, verschiedene Sorten |
Quelle: Deutscher Dachgärtner Verband e.V.
Das alles oder einen Teil davon abschließend kurz angießen und gemütlich zurücklehnen, denn die Arbeit ist geschafft. Um das neue Gründach werden Sie sich in Zukunft kaum kümmern müssen und halten Sie sich vor allem mit dem Gießen zurück. Die Ansiedlung und Verbreitung von unerwünschten Unkräutern würde damit nur noch befeuert. Von Zeit zu Zeit müssen lediglich die sich verbreitenden Sämlinge vom Dach entfernt werden, viel mehr ist für Sie nicht zu tun.
*Zitat aus: DDV Praxisratgeber „Das 1 x 1 der Dachbegrünung“ vom Deutschen Dachgärtner Verband e. V., Nürtingen, 2016.