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Grasmilben-Stiche: Wie erkenne und behandele ich sie?

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Grasmilben werden im Volksmund häufig als Übeltäter für bestimmte juckende Bisse denunziert. Dabei sind sie ganz und gar unschuldig an den oft wochenlang anhaltenden Beschwerden, die typischerweise nach Aufenthalten in der Natur auftreten. Wer im Regelfall eigentlich dahintersteckt und wie Abhilfe geschaffen werden kann, sei im Folgenden endgültig geklärt.

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Grasmilben sind klein, können aber schwere allergische Reaktionen hervorrufen
AUF EINEN BLICK
Was hilft gegen Grasmilben-Stiche?
Grasmilben-Stiche sind eigentlich Bisse von Herbstmilbenlarven, die scharlachrote Quaddeln und starken Juckreiz verursachen. Als Erste-Hilfe-Maßnahmen empfehlen sich Zitronensaft, Zwiebel, 70%iger Kosmetik-Alkohol oder antiallergische Salben zur Linderung und Desinfektion.

Grasmilbe beim Menschen?

Juckende Stellen in rumpfnahen und intimen Körperbereichen werden zuweilen nicht gleich richtig diagnostiziert. Das liegt zum einen daran, dass der Übeltäter sich hinter einem Artgenossen versteckt. Dass häufig Grasmilben verantwortlich gemacht werden, liegt an einem verbreiteten definitorischen Missverständnis. Um die Sache gleich richtigzustellen: Grasmilben sind für den Menschen normalerweise irrelevant.

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Eigentlicher Verursacher des Krankheitsbilds ist die Herbstmilbe, die auch einige weitere Trivialnamen hat. Dazu gehören zum Beispiel Herbstgrasmilbe (besonders verwirrend), Erntemilbe, Heumilbe, Graslaus, Beiß, Erdlaus oder Pfirsichlaus.

Das Erkrankungsbild, das der Mensch bei einem Herbstmilbenbefall zeigt, bezeichnet man als Erntekrätze. Warum? Weil es ein typisches Phänomen der Erntezeit ist und wohl auch in früheren Zeiten in bäuerlichen Kreisen eine nur allzu bekannte, unliebsame Begleiterscheinung der eigentlich frohen, reich beschenkten Phase im Spätsommer und Herbst war. Alternativ wird die Erntekrätze auch Heukrätze, Herbstbeiß oder Stachelbeerkrankheit genannt.

Eigentlich werden vorzugsweise Tiere, insbesondere Säuger wie Mäuse, andere Nager, Hunde oder Katzen von der „Grasmilbe“ parasitiert. Der Mensch dient den Plagegeistern im Grunde nur als Ausweich-Wirt – sozusagen, wenn gerade nichts besseres verfügbar ist.

Exkurs

Milben sind Spinnen

Übrigens: Wie alle Milben gehören auch Herbst- und Grasmilben nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren. Das ist leicht an den acht Beinen der ausgewachsenen Tiere zu erkennen. Aber Achtung: Die Larven haben wie Insekten nur sechs Beine! Die Larven sind es im Übrigen auch, die für Tier und Mensch von Bedeutung sind: denn sie sind es, die sich an der Haut vergreifen und für die juckenden Bisse sorgen. Sie sind trotz ihrer winzigen Größe mit bloßem Auge zu erkennen.

Hier ein Bild, damit Sie sich eine Vorstellung von den Tierchen machen können:

Herbstmilbe

Grasmilben sind mit dem bloßen Auge nur schwer zu erkennen

Und hier ein kleiner Überblick zur Unterscheidung von Herbst- und Grasmilbe:

tabelle:

  Herbstmilbe Grasmilbe
Zoologischer Name Neotrombicula autumnalis Bryobio Gramineum
Alternative Trivialnamen Herbstgrasmilbe, Erntemilbe, Heumilbe, Graslaus, Beiß, Erdlaus, Pfirsichlaus Keine
Aussehen Larven bis zu 0.,3 mm, oval, blass orange Färbung; adulte Tiere bis zu 2 mm groß, breiter Rückenschild, Doppelaugen Deutlich kleiner als Herbstmilbe, Larven ebenfalls sechsbeinig, adulte Tiere achtbeinig
Relevanz für den Menschen Parasitierung im Spätsommer/Herbst bei häufigem Kontakt mit Gras, starke Juckbeschwerden Höchstens ganz gelegentlich Bisse, diese jucken deutlich weniger

Wie lassen sich „Grasmilben-Stiche“ erkennen?

Nehmen wir das unschöne Übel einmal unter die Lupe, um es beim Schopf packen zu können. Typische Charakteristika von Herbstmilben-Bissen sind folgende:

  • mehrere, gleichzeitig auftretende, scharlachrote Quaddeln, mal einzelne, größere, mal ausschlagartig mehrere kleine
  • bevorzugt an rumpfnahen Stellen, im Intimbereich und in Innenbeugen, bevorzugt solche mit dünner Haut und unter enganliegender Kleidung. Zum Beispiel im Leisten- und Lendenbereich, unter den Achseln, in Kniekehlen und Armbeugen oder auch an den Hand- und Fußgelenken
  • oft starker Juckreiz, der bis zu 2 Wochen anhalten kann

Vergleich des Bisses von Floh, Bettwanze, Milbe und Mücke

Die charakteristischen Stellen, an denen die Erntekrätze sich äußert, sind für die Herbstmilbenlarven die idealen Angriffsstellen, denn hier haben sie wenig Hornhautschicht zu durchstoßen und bekommen ein für sie angenehm feuchtwarmes Milieu geboten.

Bei den Quaddeln handelt es sich nicht um Stiche, sondern um Bisse. Die Spinnentiere haben keinen Stachel, sondern beißen sich mit ihren Mundwerkzeugen durch die Haut, um an nahrhafte Zellsäfte und Lymphe zu gelangen. Blut saugen die Tiere nicht. Um ihre Nahrung anzuzapfen, sondern sie bei ihrem Biss ein Speichelsekret ab, das etwas vom Hautgewebe auflöst. Die darauf einsetzende, abwehrende Histaminausschüttung sorgt für den Juckreiz.

Wie sieht der Krankheitsverlauf aus?

Die juckenden Pusteln auf die Herbstmilben zurückzuführen, ist nicht ganz trivial. Das liegt auch an der Dauer, die bis zu ihrem Ausbruch vergeht. Der Juckreiz entsteht erst nach etwa 24 Stunden nach dem Biss, zu der Pustelbildung kommt es meist noch etwas später.

Das liegt daran, dass die Larve erst durch mehrere Bearbeitungen der Haut mit ihren Mundwerkzeugen einen sogenannten „Pool“, also einen Kanal zum Zellsaft und zur Lymphe, herstellen kann. Außerdem begünstigt Bettwärme die Quaddelbildung, weshalb man leicht auch Flöhe oder Bettwanzen als Übeltäter vermuten kann. Darauf, dass die Heuernte oder das Picknick auf der Wiese am letzten Wochenende die später auftretenden „Stiche“ verursacht haben könne, liegt dem Laien oft nicht nahe.

Die Dauer von Juckreiz- und Pustelbildung

Bis sich die Quaddeln entwickeln, dauert es also etwa 1-2 Tage. Dann geht es aber bei manchen richtig zur Sache und ein starker Juckreiz tritt ein. Manche Menschen reagieren aber auch viel weniger heftig auf die Bisse, weshalb sie manchmal auch unentdeckt bleiben. Der Juckreiz, falls vorhanden, kann schon nach 3-4Tagen abklingen, zuweilen aber auch bis zu 2 Wochen andauern.

Reaktion unterschiedlich je nach Anfälligkeit

Die Reaktionsstärke des gebissenen Menschen hängt von der Hautbeschaffenheit und von der allgemeinen Empfindlichkeit ab. Menschen mit weicher, dünner Haut sind sowieso anfälliger für die Parasiten. Wer auch noch zu Allergien neigt, schüttet bei einem Befall aber auch mehr Histamin aus und entwickelt eine intensivere Abwehrreaktion.

Kratzen verschlimmert die Beschwerden

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Durch Kratzen kann sich der Biss erst richtig entzünden

Auch relevant für den Krankheitsverlauf ist, wie der/die Gebissene sich verhält. Wer sich schon ein bisschen mit Ungeziefer-Stichen und -Bissen auskennt, weiß, dass Kratzen alles nur noch schlimmer macht. Denn 1. verteilt man dadurch die injizierten Fremdeiweiße und vergrößert deren Wirkkreis. Und 2. können sich bei intensivem Kratzen kleine Wunden bilden, die wiederum einen Kanal für Infektionen wie Entzündungen und andere sekundäre Hauterkrankungen bilden können.

Allgemeine Gegenmaßnahmen

Um den – wie wir jetzt wissen: absehbaren – Juckreiz zu lindern, können Sie zunächst ganz normale Hausmittel und Präparate aus der Apotheke anwenden, die auch bei Insektenstichen helfen. Beispiele sind etwa:

  • Aufgeschnittene Zitrone zur Entzündungshemmung und Reizlinderung auf die betroffenen Stellen halten
  • Mit aufgeschnittener Zwiebel behandeln
  • Mit 70%igem Kosmetik-Alkohol (11,00€ bei Amazon*) desinfizieren und kühlen, noch vorhandene Milben werden dadurch außerdem abgetötet
  • Antiallergische, beruhigende Salben verwenden
  • Gegebenenfalls Hydrocortison-Präparate verwenden (in höheren Dosen verschreibungspflichtig)

Tipp

Außerdem sollten Sie möglichst alle in den letzten Tagen getragenen Kleidungsstücke und Ihre Bettwäsche (mehrfach) waschen, um möglicherweise noch auf Ihnen lebende Milben zu entfernen!

Wann sind „Grasmilben-Stiche“ besonders gefährlich? Indikationen und Abhilfe

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Die Haut von Kleinkindern ist empfindlicher als die von Erwachsenen und sollte geschützt werden

In der Regel ist ein Befall von Herbstmilben nicht wirklich kritisch. Denn die Larven der Tiere ernähren sich nur für ein paar Tage von ihrem Wirt und lassen sich dann abfallen, um mit der aufgenommenen Nahrung zum nächsten Entwicklungsstadium zu gelangen. Sie werden dann zur Nymphe und anschließend zur adulten Milbe, die sich dann nur noch von Pflanzen ernährt.

Lymphödeme

Problematisch kann der Befall dann werden, wenn sekundäre Erkrankungen durch intensives Kratzen und dadurch entstehende Infektionen auftreten. Durch kleine Kratzwunden können Bakterien wie zum Beispiel Streptokokken in die Lymphgefäße eindringen und dort Ödeme verursachen. Diese äußern sich in starken Schwellungen und sollten – insbesondere bei Personen mit schwachem Immunsystem – ärztlich behandelt werden.

Allergiker

Wer allgemein zu Allergien neigt, entwickelt auch eine stärkere Abwehrreaktion auf die „Grasmilben-Stiche“ bzw. Herbstmilben-Bisse. Der Juckreiz ist durch die größere Menge an ausgeschüttetem Histamin stärker und an den Pusteln können sich Bläschen bilden.

Gegenmaßnahmen:

Gerade bei Allergikern können Antihistaminika hilfreich sein. Sie lindern die starke Abwehrreaktion und die damit einhergehenden Juckbeschwerden und beugen dadurch sekundär auch Superinfektionen vor.

Kleinkinder

Bei kleinen Kindern ist häufig das Problem, dass sie noch völlig unbedarft und vertrausensselig mit der Welt umgehen und sich deshalb beim Spielen im Gras leicht Milbenbisse einfangen können. Außerdem ist es für sie schwerer, dem intuitiven Kratzen gegen den Juckreiz zu widerstehen. Dadurch ergibt sich eine höhere Infektionsgefahr, die wiederum für die Junioren wegen ihrer noch geringen Körpermasse und weniger ausgebildeten Immunabwehr gefährlicher ist.

Gegenmaßnahmen:

Weil Kinder schlecht die rationale Disziplin aufbringen können, dem Juckreiz zu widerstehen, sind zunächst lokale Juckreizlinderer sinnvoll: Hausmittel in Form von 70%igem Kosmetik-Alkohol, Zitronensaft oder Zwiebelsaft, womit die Stellen abgetupft werden, können schon Linderung bringen. Ärztliche Unterstützung ist aber sicherlich parallel dazu angeraten. Wie auch bei Allergikern können Antihistaminika den Juckreiz und die Infektionsgefahr durch Aufkratzen senken.

„Grasmilben-Stiche“ bei Haustieren

Wie weiter schon erwähnt, sind Säugetiere viel stärker von der Erntekrätze betroffen als Menschen. Mäuse sind die beliebteste Beute der Herbstmilbenlarven, aber auch Hunde, Katzen oder Pferde können Opfer werden.

Die Anzeichen für einen Befall sind im Grunde nicht anders als bei uns: das Tier leidet unter Unwohlsein und kratzt, leckt und schüttelt sich unablässig. Und auch bei den Vierbeinern kann das Kratzen zu offenen, entzündlichen Stellen führen. Insbesondere bei Bissen am Kopf und am Auge kann das problematisch sein.

Hunde

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Auch Hunde werden oft von Grasmilben gestochen

Viele Hunde lieben es, mit Pfoten und Schnauze in der Erde zu wühlen und ihren Instinkten nachzugehen. Im Spätsommer und Herbst bieten sie dabei den schlüpfenden Herbstmilbenlarven ideale Aufspringmöglichkeiten: Schnauze, Pfoten und Ohren sind ihnen willkommene Gasthäuser für ihre Zeit bis zum Nymphenstydium.

Katzen

Auch freilaufende Katzen, die gern durch hohes Gras streifen, können von Herbstmilben befallen werden. Hier gelten im Grunde dieselben Indikatoren und Behandlungsmöglichkeiten.

Abhilfe

Wenn Sie die oben genannten Verhaltensanzeichen bei Ihrem Hund feststellen, sollten Sie ihn auf Milben untersuchen. Kämmen Sie das Fell dazu an gefährdeten Stellen (Ohren, Pfoten) gegen den Strich und halten nach den winzigen, orangeroten Tierchen Ausschau. Sie sind zwar klein, aber mit bloßem Auge durchaus zu erkennen. Um sie besser entdecken zu können (bei rötlichem Fell ist das nicht einfach), können Sie auch eine weiße Unterlage unter der Kämmstation ausbreiten und beobachten, ob sich dort orangerote Pünktchen ansammeln. Nach Pusteln auf der Haut sollten Sie natürlich auch sehen.

Vorbeugend empfehlen sich sogenannte Repellents, also Abwehrmittel. Sie sind in Form von Sprays oder Pulver erhältlich und können in der Herbstmilbenzeit zwischen Juli und Oktober angewandt werden.

Hilfe

Als erstes sollten Sie Ihren Vierbeiner gründlich abduschen und auch seine Decken, Kissen und Körbchen gründlich säubern. Leidet Ihr Liebling allzu sehr unter dem Juckreiz, können Sie auch spezielle, juckreizlindernde Tiersalben anwenden.

In aller Regel ist ein Herbstmilbenbefall bei Haustieren aber nicht wirklich behandlungsbedürftig, weil die Milbenlarven nach 3-4 Tagen wieder abfallen.

Häufig gestellte Fragen

Was hilft bei Entzündungen durch „Grasmilben-Stiche“?

Die Bisse von Herbstmilben können wirklich quälend jucken. Hut ab vor dem, der sich da beherrschen kann und nicht kratzt. Die meisten werden sich aber doch der akuten Linderung nicht erwehren können. Bei allzu intensivem Kratzen kann es durch kleine Verletzungen aber schnell zu Entzündungen kommen, die noch mehr Beschwerden mit sich bringen.

Rötungen, Schmerzen und vor allem auch drohenden Sekundärinfektionen können Sie am besten durch Desinfektion mildern bzw. verhindern. Dazu eignet sich gut Kosmetikalkohol (70%iger aus der Apotheke) oder auch die guten alten Hausmittelchen wie die aufgeschnittene Zitronen- oder Zwiebelhälfte. All das hat auch einen angenehm kühlenden und dadurch reizlindernden Effekt. Rohe Kartoffeln sind übrigens auch eine nicht zu verachtende Möglichkeit. Weiterhin kann ein Umschlag mit verdünntem Essig Abhilfe schaffen.

Ist ein Grasmilben-Befall ansteckend?

Ansteckend ist ein Befall von Herbstmilben im klassischen Sinne nicht. Denn es handelt sich dabei ja erst einmal nicht um eine Infektion.

Trotzdem kann ein befallener Mensch theoretisch auch einen anderen mit dem Ungeziefer „versorgen“. Zwar beißen sich die Herbstmilbenlarven normalerweise einmalig in der Haut fest und fallen, wenn sie ihren Appetit gestillt haben, wieder ab. Es kann aber unter Umständen auch passieren, dass Individuen vorzeitig von der Kleidung oder der Bettwäsche abgestreift werden. Kommt jemand anderes mit den Textilien in Kontakt, kann er zum neuen Opfer für die Milbenlarven werden.

Sind es Grasmilben- oder Flohstiche?

Die gruppiert auftretenden Pusteln, die durch Herbstmilben erzeugt werden, sind durchaus leicht mit Flohstichen zu verwechseln. Um Klarheit darüber zu bekommen, wer nun der Übeltäter ist, können Sie zunächst eigenständig Untersuchungen anstellen:

Grundsätzlich besteht ein höheres Risiko für Flohbefall, wenn Sie Tierhalter sind. Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Bisse auch von Flöhen kommen könnten, inspizieren Sie ihren Vierbeiner. Stellen Sie auch bei ihm Flöhe fest, ist schon einmal weitgehende Klarheit geschaffen.

Trotzdem sollten Sie zusätzlich noch den Hautarzt konsultieren. Hier kann anhand gründlicher Anamnese eine sichere Diagnose gestellt und die passende Therapie eingeleitet werden.

Bilder: Marek Velechovsky / Shutterstock