Gewächshaus

Gewächshaus zu heiß? Diese Beschattungsmöglichkeiten helfen

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So optimal ein sonnendurchflutetes Gewächshaus den Keimlingen und Jungpflanzen während der frostigen Winter- und Frühlingsmonate guttut, umso problematischer kann sich die trockene und heiße Sommerzeit mit ihren extremen Temperaturen auf die überdacht untergebrachten Gewächse auswirken. Tropische Hitze macht den Pflanzen schwer zu schaffen, sodass bereits bei Temperaturen oberhalb von 30° C einige technische Vorkehrungen im Gewächshaus erforderlich sind. Warum das so ist?

Gewächshaus Schatten
Schattiernetze sind eine Möglichkeit, im Gewächshaus für Schatten zu sorgen
AUF EINEN BLICK
Warum ist eine Beschattung im Gewächshaus wichtig?
Eine Gewächshausbeschattung ist notwendig, um Pflanzen vor Überhitzung und Schäden durch intensive Sonneneinstrahlung zu schützen. Möglichkeiten dafür sind Schlämmkreide-Anstriche, Schattiernetze, Schilfrohrmatten oder innenliegende Rollos zur Temperaturregulierung.

Wenn zu viel Sonne schadet

Die optimalen Wohlfühl- und Wachstumstemperaturen bei Gewächshauspflanzen liegen je nach Gattung bzw. Art zwischen 20 und 30° C. Sind Fenster und Türen geschlossen, werden im Sommer Extremwerte von über 50° C relativ schnell erreicht, was wiederum dazu führt, dass sich die lebenswichtigen Eiweißverbindungen und Enzyme der Pflanzen nach und nach zersetzen. Hinzu kommt der sogenannte Glashauseffekt, der physikalisch betrachtet dafür sorgt, dass kurzwelliges Sonnenlicht im Innenraum zu langwelliger Wärmestrahlung umgewandelt und durch die Glasflächen zusätzlich mehrfach reflektiert wird.

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Was passiert bei Hitze in der Pflanze?

Unter normalen Temperaturverhältnissen nutzen Pflanzen Verdunstungskälte, die an ihrer Oberfläche automatisch entsteht. Desto höher und schneller die Innentemperatur im Glashaus oder Folienzelt ansteigt, umso mehr Wasser muss im Pflanzeninneren abgebaut werden, um die „Normaltemperatur“ konstant zu halten. Diese Form der Umwandlung hat jedoch ihre physikalischen Grenzen, sodass bereits im Bereich zwischen 30 und 33° C mittelfristig gesehen mit erheblichen Blattveränderungen (mitunter sogar schon mit sichtbaren Schäden) gerechnet werden muss. Meistens braucht es dann nur noch wenige Tage, ehe die ersten langen, schwachen Triebe sichtbar werden, die kurz darauf sogar absterben können.

Wie versteht sich ein klimafreundliches Gewächshaus?

Das Beste und Wichtigste, was man seinen Pflanzen im Gewächshaus antun kann, ist von daher ein gutes Klima. Einige Voraussetzungen dafür können schon mit dem Kauf eines mit möglichst vielen Lüftungsöffnungen ausgestatteten Treibhauses geschaffen werden. In billigen Exemplaren aus Klarglas, bei denen an Fenstern und Türen gespart wurde, droht in der Regel ein schneller Sonnenbrand. Ebenso wichtig ist, dass sich diese Öffnungen in unterschiedlichen Höhen befinden, denn für ein gesundes Klima muss auch eine gut funktionierende und strömende Luftzirkulation vorhanden sein, die ansonsten durch einen zusätzlichen Ventilator quasi nachgerüstet werden sollte.

Von Schlämmkreide und Schattiernetzen über Schilfrohr bis zu kühlenden Innenrollos

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom und mindestens ebenso viele Möglichkeiten haben Gartenfreunde, ihr Gewächshaus pflanzenfreundlich und klimatisch optimal nachzurüsten. Eine besonders preiswerte, schnelle und mit nur wenig Arbeitsaufwand realisierbare, alternative Schattierung ist ein Anstrich der kompletten Außenhülle mit einem Wasser-Schlämmkreide-Gemisch. Und das geht so:

Schlämmkreide & Wasser – die (fast) kostenlose Gewächshausschattierung

Die mit Abstand einfachste, wie auch kostengünstige Möglichkeit, sein Gewächshaus mit einer Außenschattierung nachzurüsten, ist das Streichen, Rollen oder Sprühen mit Schlämmkreide, für das Sie bei einem mittelgroßen Haus folgende Materialien besorgen müssen:

  • 25 kg Schlämmkreide
  • 30 Liter Wasser
  • Pinsel, Farbroller, Malerquast, Farbeimer und Rührholz

Vor dem Auftragen der nicht zu dick angerührten Flüssigkeit sollten die Glasscheiben außen unbedingt eine zumindest grobe Grundreinigung erfahren haben. Ob alle Seiten gestrichen werden müssen, richtet sich im Wesentlichen danach, an welchen Stellen die Nachmittagssonne am heftigsten für Tropenklima im Hausinnern sorgt. Den Abwasch der Farbe regelt die Natur später nahezu selbstständig, denn mit jedem Regenschauer wird sich der Anstrich bis zum Herbst nahezu vollständig aufgelöst haben.

Tipp

Verbleibende Reste bei Notwendigkeit vor Beginn der nächsten Vegetationsperiode mit einem Spezial- oder Haushaltsreiniger von der Glasoberfläche entfernen. Bei mit Kunststoff gedeckten Häusern (Doppelstegplatten) sollte diese Methode besser nicht angewendet werden, da dieses Material sehr empfindlich gegenüber Kratzspuren ist, die beim späteren Entfernen der Farbe beinahe unvermeidlich sind.

Schattiernetze: hoher Effekt bei mehrjähriger Nutzung

Schattiergewebe ist in allen möglichen Größen und Stärken im einschlägigen Gartenfachhandel als Meterware erhältlich und wird Ihnen helfen, die Sonneneinstrahlung um 50 bis 60 Prozent zu reduzieren. Mit ihrem Gewicht von durchschnittlich 60 bis 100 g/m2 ist dieses dunkelgrün bis schwarz gefärbte Material gegen UV-Strahlen stabilisiert, lichtundurchlässig, wachstumsfördernd und bis zu einem gewissen Grad sogar hagelbeständig. Die gängigsten Standardbreiten der Netze sind:

  • 1,00 m
  • 1,50 m
  • 2,00 m
  • 3,00 m und
  • 6,00 m

Die Durchschnittspreise zum Redaktionsschluss dieses Artikels betragen zwischen 1,45 bis 1,90 Euro pro Quadratmeter bei einer Materialstärke von 60 g/m2. Aufgrund der hohen Temperatur- und Verrottungsfestigkeit des Gewebes sind Standzeiten von bis zu fünf Jahren nicht außergewöhnlich.

Tipp

Achten Sie unbedingt auf den festen Sitz der Schattiernetze, die mithilfe von Spezialclips (mit integrierter Öse), Erdankern, bzw. Erdnägeln oder mit einem geeigneten Netzklebeband den nötigen Halt im Erdboden oder an den Gewächshauswänden finden.

Schattenspender aus Schilf – natürlich und umweltfreundlich

Ebenso wirkungsvoll wie die meist aus synthetischen Materialien hergestellten Schattiernetze sind natürliche Schilfrohrmatten als mehrjähriger Sonnenschutz für Gewächshäuser aller Größen. Beachten Sie bei der Montage der Bahnen, dass sich alle vorhandenen Fenster und Türen Ihres Gewächshauses im Interesse einer ungehinderten Luftzirkulation auch danach noch leicht und vollständig öffnen lassen. Wenn Sie nicht gerade auf besonders preisgünstige Schilfmatten in Sonderangeboten außerhalb der Gartensaison treffen, müssen Sie beim Kauf bei den meisten gängigen Onlinehändlern mit Preisen zwischen gut 3,00 bis knapp über 5,00 Euro je Quadratmeter rechnen.

Innenschattierung mit Rollos – ein Hauch von Luxus

Die eben genannten Schattiernetze und Schilfmatten eignen sich selbstverständlich für die Innenmontage ebenso perfekt wie auf der Außenhülle von Gewächshäusern. Erheblich komfortabler, bezüglich der individuellen Temperaturregelung sind die Rollos. Je nach gerade aktueller Intensität der Sonneneinstrahlung lassen sich die komplett vormontierten Sets stufenlos verstellen, was im Idealfall zu relativ konstanten Temperaturverhältnissen im gesamten Innenraum Ihres Gewächshauses führt.

Dieser Luxus hat natürlich seinen Preis: So haben wir ein 620 mm breites Schattierungsrollo in 195 cm Länge mit allem Montagezubehör in Schwarz und einem Schattenwert von 55 Prozent online für 129,00 Euro zzgl. Versand entdeckt. Für Perfektionisten gibt es Rollos und Markisen als Innenschattierungen mit Motorantrieb, die über mehrere Temperaturfühler automatisch gesteuert werden und, in moderne SmartHome-Systeme integriert, auch bei Abwesenheit vom Grundstück ansteuerbar sind.