Feige

Feigenblüte: Geheimnis im Inneren der Frucht

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Der Feigenbaum fasziniert mit seiner einzigartigen Blüten- und Fruchtbildung. Entdecken Sie die Geheimnisse der unscheinbaren Feigenblüte, ihre Bestäubung und die verschiedenen Feigenbaumtypen.

Feigenbaum Blüte

Besondere Merkmale der Feigenblüte

Feigenblüten präsentieren sich in einer ganz eigenen Art und Weise, die auf den ersten Blick nicht direkt als Blüte erkennbar ist. In den kugeligen bis flaschenförmigen Strukturen, die an den Blattachsen wachsen, entwickeln sich zahlreiche kleine Blütenstände. Diese unscheinbaren Gebilde reifen im Laufe der Zeit zu den beliebten Feigenfrüchten heran.

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Die Blüten des Feigenbaums sind im Inneren dieser kugeligen Triebe verborgen und daher von außen nicht sichtbar. Die Triebe selbst erreichen eine Größe von etwa 3 bis 5 Zentimetern und haben eine grüne Farbe. Sie verströmen keinen Duft.

An der Spitze jedes dieser kugeligen Gebilde befindet sich eine kleine Öffnung, die von Hochblättern umgeben ist. Durch diese Öffnung gelangen später die Bestäuber ins Innere.

Die meisten Feigenbaumarten tragen getrenntgeschlechtliche Blüten, das heißt, männliche und weibliche Blüten befinden sich auf unterschiedlichen Bäumen. Es gibt jedoch auch selbstbefruchtende Sorten, die keine Bestäubung durch Insekten benötigen, um Früchte zu bilden.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Feige ist die direkte Fruchtentwicklung aus den Blüten.

Blütezeit des Feigenbaums

Die Blütezeit des Feigenbaums erstreckt sich von März bis September und kann je nach Klima und Sorte variieren. Der Feigenbaum zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, bis zu dreimal im Jahr zu blühen. Die Hauptblütezeit liegt zwischen Mai und September. Um die Blüte zu identifizieren, sollten Sie nach den kleinen, kugeligen Blütenständen Ausschau halten, die äußerlich an unreife Früchte erinnern. Aus diesen entwickeln sich im Laufe der Zeit die reifen Feigen.

Eine frühe Blüteperiode kann bereits im März und April in milderen Klimazonen auftreten.

Um den genauen Zeitraum der Blüte in Ihrem Garten zu bestimmen, empfiehlt es sich, den Baum auf die kugeligen Blütenstände zu untersuchen.

Diese Eigenheiten der Blütephase zeigen die Anpassungsfähigkeit des Feigenbaums an unterschiedliche Umweltbedingungen und seinen effizienten Reproduktionsmechanismus.

Bestäubung der Feigenblüte

Die Blüten des Feigenbaums sind im Inneren der Fruchtstände verborgen und somit für die meisten heimischen Bestäuber, wie Bienen und andere Insekten, unzugänglich. Für ihre erfolgreiche Bestäubung spielt ein spezialisiertes Insekt, die Feigengallwespe, eine entscheidende Rolle. Diese winzigen Wespen, die nur etwa 2 bis 3 Millimeter messen, schlüpfen durch die engen Öffnungen in die Fruchtstände, um dort ihre Eier abzulegen. Dieser einzigartige Prozess ermöglicht die Bestäubung der Feigenblüte und sorgt für die Weiterentwicklung und Reifung der Feigenfrucht.

Die meisten in unseren Regionen verfügbaren Feigenbäume, oft als Adriatische Feigen bezeichnet, besitzen die Fähigkeit zur Selbstbestäubung. Sie benötigen die Feigengallwespe nicht für den Bestäubungsprozess und sind somit gut für den Anbau in Gebieten wie Deutschland geeignet, in denen diese speziellen Bestäuber nicht vorhanden sind.

Syconium: Blütenstand und Frucht zugleich

Das Syconium ist das einzigartige Merkmal der Feige und dient sowohl als Blütenstand als auch als Vorläufer der späteren Frucht. Es handelt sich hierbei um eine Hohlstruktur, in deren Inneren sich zahlreiche kleine, unauffällige Blüten befinden. Diese Struktur ermöglicht es der Pflanze, ihre Blüten intern zu bilden und zu schützen.

Männliche und weibliche Blüten im Syconium

Im Inneren des Syconiums finden sich sowohl männliche als auch weibliche Blüten:

  • Die männlichen Blüten sind in der Regel näher zur Öffnung des Syconiums positioniert und zeichnen sich durch gestielte Strukturen und drei bis vier Blütenhüllblätter aus.
  • Weibliche Blüten hingegen befinden sich tiefer im Syconium. Diese besitzen meist einen kurzen Stiel und drei Blütenhüllblätter; der Griffel ist kurz und endet in einer ungeteilten Narbe.

Die bestäubenden Feigengallwespen spielen eine entscheidende Rolle im Bestäubungsprozess, indem sie die Pollen von männlichen zu den weiblichen Blüten transportieren und so die Fruchtbildung ermöglichen.

Parthenokarpie: Fruchtbildung ohne Bestäubung

Parthenokarpie: Fruchtbildung ohne Bestäubung

Einige Feigenbaumarten kommen ohne Bestäubung aus

Bei einigen Feigenbaumarten kann die Fruchtbildung auch ohne Bestäubung erfolgen, ein Phänomen, das als Parthenokarpie bekannt ist:

  • Diese Arten können selbst in Abwesenheit spezifischer Bestäuber wie der Feigengallwespe Früchte tragen.
  • Die Früchte, die durch Parthenokarpie entstehen, enthalten häufig keine Samen oder nur sterile Samenanlagen.

Diese Fähigkeit erweitert das geografische Anbaugebiet von Feigenbäumen beträchtlich, da sie auch in Regionen ohne die spezifischen Bestäuber gedeihen können.

Feigenbaum-Typen und ihre Bestäubungsbedürfnisse

Unterschiedliche Typen von Feigenbäumen haben unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf ihre Bestäubung:

  • Adriatischer Typ: Dieser Typ ist aufgrund seiner Fähigkeit zur Selbsterzeugung von Früchten sehr beliebt. Er wird weit verbreitet kommerziell angebaut, da er keine Bestäubung durch die Feigengallwespe benötigt. Die Möglichkeit, pro Jahr bis zu dreimal Früchte zu tragen, macht ihn besonders produktiv und damit eine beliebte Wahl für den Anbau außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets der Gallwespe.
  • Smyrna-Typ: Dieser benötigt zwingend die Bestäubung durch die spezialisierte Feigengallwespe, um Früchte zu entwickeln. Durch das Fehlen dieses Insekts in vielen Teilen Europas kann der Smyrna-Typ hier nicht erfolgreich kultiviert werden, was ihn für den Anbau in diesen Regionen ungeeignet macht.
  • San-Pedro-Typ: Dieser Typ stellt eine Art Mittelweg dar. In seiner ersten Fruchtgeneration ist er selbstfruchtbar und benötigt keine Bestäubung durch die Feigengallwespe. Ab der zweiten Fruchtgeneration ist allerdings die Bestäubung durch die Gallwespe für die erfolgreiche Fruchtentwicklung erforderlich. Diese Besonderheit limitiert seinen Anbau auf Regionen, in denen die Feigengallwespe natürlich vorkommt oder gezielt für die Bestäubung eingesetzt wird.
Bilder: gpagomenos / iStockphoto