Drehfrucht

Drehfrucht: Pflege, Vermehrung und Überwinterung im Detail

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Die Drehfrucht (bot. Streptocarpus), auch als Samtglöckchen oder wegen ihrer Herkunft als Afrikanisches Veilchen bezeichnet, ist eine rund 135 verschiedene Arten umfassende Pflanzengattung aus der Familie der Gesneriengewächse (bot. Gesneriaceae). Viele hybride Sorten finden Verwendung als Zimmerpflanzen, sind allerdings hinsichtlich ihrer Pflege nicht ganz unkompliziert.

Streptocarpus
Die hübsche Drehfrucht wird bei uns als Zimmerpflanze kultiviert
AUF EINEN BLICK
Was ist die Drehfrucht und wie pflegt man sie?
Die Drehfrucht (Streptocarpus) ist eine tropische Pflanzengattung mit etwa 135 Arten, die als Zimmerpflanzen beliebt sind. Sie bevorzugt helle, warme und feuchte Umgebungen und bildet zwischen April und September anhaltend farbenfrohe Blüten. Die Pflege dieser Pflanze erfordert sorgfältiges Gießen, Düngung und geeignete Winterbedingungen.

Herkunft und Verbreitung

Die meisten Arten der Drehfrucht stammen aus dem tropischen Afrika, wo sie vornehmlich in Südafrika, Tansania sowie auf Madagaskar zu Hause sind. Lediglich vier Arten der Gattung haben ihre Heimat in Asien, so etwa Streptocarpus burmanicus in Myanmar, Streptocarpus orientalis in Thailand oder Streptocarpus sumatranus auf Sumatra.

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Verwendung

Aufgrund ihrer tropischen Herkunft kann die Wärme liebende Drehfrucht bei uns nur als Zimmerpflanze bzw. während der heißen Sommermonate auch auf dem Balkon oder der Terrasse kultiviert werden. Dabei finden hauptsächlich verschiedene Hybridformen Verwendung, die konkreten Arten sind dagegen als Zimmerpflanzen sehr selten.

Aussehen und Wuchs

Die in Zimmerkultur gehaltenen Drehfrucht-Hybriden sind in der Regel mehrjährige und immergrüne Pflanzen, die krautig wachsen und nicht verholzen. Viele beliebte Sorten bilden lange Sprossachsen aus, die über den Rand des Pflanzgefäßes hängen. Diese Drehfrucht-Varianten eignen sich perfekt für die Pflanzung in Blumenampeln, wo sie ihre Triebe nach unten wachsen lassen können. Andere Sorten entwickeln ebenfalls recht lange Sprossachsen, die jedoch selbstständig aufrecht bleiben. Diese Varietäten lassen sich meist gut auf der Fensterbank kultivieren. Streptocarpus wird meist nur zwischen zehn und 20 Zentimeter hoch.

Blätter

Viele Drehfrucht-Hybriden entwickeln große, oft fein behaarte und länglich bis elliptisch geformte Laubblätter aus, die in grundständigen Rosetten angeordnet sind. Manche Varietäten (z. B. Streptocarpus wendlandii) bilden hingegen nur ein einziges, bis zu 90 Zentimeter langes Blatt aus, das stetig weiter wächst bzw. nach der Ausbildung eines neuen Blattes / neuer Blätter anschließend abstirbt. Diese Blätter dürfen nicht auf dem Substrat aufliegen, da sie sonst faulen. In der Regel sind die Blätter grün, es gibt jedoch auch Sorten mit panaschiertem (d. h. mehrfarbigem) Laub.

Blüten und Blütezeit

Die fünfzähligen, an Orchideen erinnernden Trichterblüten treten zwischen April und September in Erscheinung, wobei die Drehfrucht eine sehr ausdauernde Blütenpflanze ist – ständig bildet sie neue Blüten aus und wirkt deshalb sehr dekorativ. Je nach Sorte wachsen an einem Stiel mehrere oder auch nur eine einzelne Blüte. Diese können einfarbig bis mehrfarbig sein – die Farbpalette ist insbesondere bei den hybriden Formen sehr umfangreich und reicht von weiß über rot und rosa bis hin zu blau und violett in verschiedenen Tönen.

Früchte und Samen

Nach der Blüten bilden sich die zylindrisch gedrehten Früchte aus, die der Pflanze ihren Namen gaben. Die spiraligen Kapseln enthalten die zahlreichen, sehr feinen Samen. Sie können die Blütezeit der Drehfrucht verlängern, indem Sie verblühte Stiele rechtzeitig entfernen und so die Fruchtentwicklung behindern. Die Pflanze wird ihre Energie anschließend in die Ausbildung neuer Blüten investieren.

Giftigkeit

Die Drehfrucht gilt als ungiftig. Allerdings kann ihr Blattsaft bei empfindlichen Menschen einen juckenden Ausschlag verursachen.

Standort und Temperatur

Als echtes Gewächs der Tropen bevorzugt die Drehfrucht einen hellen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit und einer warmen Umgebungstemperatur. Stellen Sie den Topf möglichst direkt an ein nach Osten oder Westen gerichtetes Fenster, da die Pflanze zwar Licht braucht, zu viel intensive Sonneneinstrahlung wiederum schädlich ist. Steht die Pflanze nach Süden ausgerichtet, sollten Sie über die Mittagszeit für Schatten sorgen. Zudem sollte der Standort luftig, aber nicht zugig sein und ganzjährig mindestens 15 °C warm. Während der Blütezeit liegt die optimale Temperatur bei 22 bis 25 °C, wobei die Luftfeuchtigkeit mindestens 60 Prozent betragen sollte – besser noch mehr.

Substrat

Die hübsche Blütenpracht entwickelt sich nur, wenn die Drehfrucht in einer für ihre Bedürfnisse passenden Erde steht. An ihren Naturstandorten ist die Pflanze in den lockeren, humosen Böden der Regenwälder zu finden, weshalb das Topfsubstrat entsprechend zusammengesetzt sein sollte. Mischen Sie zu diesem Zweck humose, torffreie Blumenerde (14,00€ bei Amazon*) etwa zur Hälfte mit lockerer Kokoserde.

Pflanzen und Umtopfen

Die Wurzeln der Drehfrucht wachsen dicht unter der Substratoberfläche, zudem kann der Wurzelballen recht breit werden. Wählen Sie daher statt eines tiefen einen breiten Pflanztopf. Der richtige Zeitpunkt zum Umtopfen ist gekommen, wenn das Pflanzgefäß gut durchwurzelt ist.

Drehfrucht gießen

Das richtige Gießen der Drehfrucht erfordert einiges Fingerspitzengefühl, denn die Pflanze will gleichmäßig feucht gehalten werden – allerdings nur leicht, denn übermäßige Nässe und insbesondere Staunässe wirkt sich äußerst schädlich aus. Gießen Sie immer dann, wenn die oberste Substratschicht abgetrocknet ist, aber noch nicht der ganze Topf komplett trocken ist. Überprüfen Sie die Notwendigkeit immer erst per Daumenprobe. Verwenden Sie zum Gießen zimmerwarmes Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser und achten Sie darauf, Blätter und Blüten nicht zu benetzen. Gießen Sie immer von unten und verzichten Sie auch auf das Besprühen der Drehfrucht, da die Blätter zur Fäulnis neigen. Entfernen Sie überschüssiges Gießwasser zeitnah aus dem Untersetzer bzw. Übertopf.

Drehfrucht richtig düngen

Düngen Sie die Drehfrucht zwischen März und Oktober alle 14 Tage mit einem flüssigen Blühpflanzendünger, den Sie zusammen mit dem Gießwasser verabreichen. Düngen Sie niemals auf trockenes Substrat, sondern feuchten Sie dieses immer an.

Drehfrucht richtig schneiden

Ein regelmäßiger Formschnitt ist bei der Drehfrucht nicht notwendig. Lediglich verwelkte, vertrocknete und kranke Pflanzenteile sollten regelmäßig mit einem scharfen und desinfizierten Schnittwerkzeug entfernt werden, was jederzeit erfolgen kann. Reißen Sie die entsprechenden Pflanzenteile nicht einfach ab, denn dieses Vorgehen erleichtert Pilzen, Bakterien und anderen Krankheitserregern den Eintritt.

Drehfrucht vermehren

So anspruchsvoll die Drehfrucht oftmals hinsichtlich ihrer Pflege ist, so unkompliziert gestaltet sich die Vermehrung. Vor allem die vegetative Vermehrung über Stecklinge und Blattstecklinge lässt sich auch durch Laien einfach vollziehen.

Blattstecklinge

Natürlicherweise lassen sich Blattstecklinge nur von den Arten mit mehreren Blättern gewinnen, die einblättrigen Drehfrucht-Arten sind für diesen Zweck hingegen ungeeignet. Und so funktioniert es:

  • Schneiden Sie im Frühjahr ein gesundes Blatt ab.
  • Zerschneiden Sie dieses quer in drei bis vier Teile.
  • Stecken Sie die Teilblätter etwa einen Zentimeter tief in Anzuchtsubstrat.
  • Stützen Sie sie gegebenenfalls mit Streichhölzern oder anderen Holzstäbchen.

Stellen Sie die Pflanztöpfe an einen hellen und warmen Fensterplatz und halten Sie das Substrat stets leicht feucht. Spannen Sie keine Folie o. ä. über die Stecklinge, da dies die Fäulnis fördert. Verwenden Sie stattdessen Weidenwasser zur Bewässerung, da dies die Ausbildung von Wurzeln fördert. Innerhalb von einigen Wochen bilden sich entlang der Schnittkanten kleine Drehfruchtpflanzen mit eigenen Wurzeln. Diese trennen Sie vom Blattsteckling und topfen sie separat in eigene Töpfe ab einer Wuchshöhe von ca. sieben Zentimetern.

Stecklinge

Hängend wachsende Drehfrucht-Arten und -Hybriden wie beispielsweise Streptocarpus saxorum eignen sich sehr gut für die Vermehrung über Triebstecklinge. Und so gehen Sie dabei vor:

  • Schneiden Sie im Frühjahr Kopfstecklinge mit einer Länge von sieben bis zehn Zentimetern.
  • Entfernen Sie bis auf das oberste Blattpaar alle Blätter.
  • Pflanzen Sie die Stecklinge einzeln in mit Anzuchtsubstrat gefüllte Pflanztöpfe.

Auch diese Gefäße stellen Sie an einen hellen und warmen Fensterplatz. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, aber nicht nass. Sobald sich kräftige Wurzeln ausgebildet haben, treibt der Steckling neu aus. Nun topfen Sie ihn bei Bedarf in ein größeres Gefäß um.
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Überwintern

Die richtige Überwinterung ist die schwierigste Phase im Leben der Drehfrucht. Wer auf Nummer sicher gehen will, belässt die Pflanze einfach an ihrem bewährten Standort und reduziert die Temperatur hier auf etwa 15 °C. Dieses Vorgehen ist zwar praktisch, allerdings vor allem im Wohnzimmer nicht unbedingt praktikabel. Grundsätzlich kann die Drehfrucht hier ganzjährig bei warmen Temperaturen gepflegt werden, allerdings droht die Blüte bei fehlender Vegetationspause auszubleiben. Stellen Sie sie also an einem vergleichbaren, aber kühleren Platz (z. B. im Schlafzimmer), gießen Sie sie wenig und stellen Sie ab Oktober die Düngung ein. Gewöhnen Sie die Pflanze ab Februar / März wieder langsam an wärmere Temperaturen.
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Tipp

Das passende luftfeuchte Mikroklima erschaffen Sie durch einen einfachen Trick: Stellen Sie das Pflanzgefäß auf eine mit Kieselsteinen und Wasser gefüllte Schale, wobei die Wurzeln jedoch nicht im Wasser hängen dürfen. Durch die Verdunstung erhöht sich automatisch die Luftfeuchtigkeit auf das gewünschte hohe Maß, Sie dürfen nur das regelmäßige Nachfüllen nicht vergessen.

Arten und Sorten

Es gibt rund 135 verschiedene Drehfrucht-Arten, von denen einige auch als Zimmerpflanzen kultiviert werden. Bei den meisten in Zimmerkultur befindlichen Sorten handelt es sich jedoch um speziell gezüchtete Hybridsorten, von denen es mehrere hundert verschiedene gibt. Diese alle an dieser Stelle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die schönsten Varietäten stellen wir Ihnen natürlich dennoch gerne vor.

Streptocarpus saxorum

Diese hängend wachsende und sehr üppig blühende Art stammt ursprünglich aus Tansania und Kenia, lässt sich aber auch gut in der Wohnung halten. Die meisten Sorten bilden leuchtend blaue Blüten aus – beispielsweise die sehr beliebte Varietät ‚Blauer Paul‘ – es gibt jedoch auch weiß oder rosa blühende Formen.

Streptocarpus candidus

Diese aus Südafrika stammende, bei uns eher selten kultivierte Art entzückt mit zahlreichen rein weißen Blütenkelchen.

Streptocarpus wendlandii

Hierbei handelt es sich um eine so genannte Einblattpflanze, die lediglich ein einziges, dafür aber sehr großes Blatt ausbildet. Streptocarpus wendlandii blüht sehr lange und zeigt dabei hübsche violette Blüten, stirbt allerdings nach der Blüte ab. Die Art stammt aus Südafrika.

Streptocarpus parfuflora

Auch diese Art bildet nur ein einziges, aber mit einer Länge von bis zu 30 Zentimetern sehr langes Blatt aus. Die ebenfalls aus Südafrika stammende Pflanze kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden und blüht sehr ausdauernd. Die laufend neu gebildeten Blüten sind weiß.

Streptocarpus-Hybriden

Äußerlich sind die zahlreichen Streptocarpus-Hybriden sehr unterschiedlich. Manche Sorten können sehr groß werden und entwickeln Blätter mit einer Länge von bis zu 50 Zentimetern, andere zeigen eine aufrechte Wuchsform, wieder weitere eine niederliegende oder herabhängende. Besonders groß sind die Unterschiede jedoch in den Blütenfarben: einfarbige Varietäten in den unterschiedlichsten Farbtönen sind ebenso vertreten wie zwei- oder sogar dreifarbige Sorten.

  • ‚Harlekin‘: Wuchshöhe bis 35 Zentimeter, dreifarbige Blüten
  • ‚Asia‘: Wuchshöhe bis 30 Zentimeter, weiße Blüten mit gekräuseltem Rand
  • ‚Iona‘: tiefrote Blüten, blüht bis zu zehn Monate im Jahr
  • ‚Roulette Cherry‘: Wuchshöhe bis 35 Zentimeter, rosa Blüten mit weißem Schlund