Beinwell

Beinwell im Garten: Anbau, Pflege & Verwendung

Der Echte Beinwell (Symphytum officinale) ist eine traditionelle Heilpflanze mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten im Garten. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Merkmale der Pflanze, von der Herkunft und den Standortansprüchen über die Pflege und Vermehrung bis hin zu den verschiedenen Sorten und ihrer Verwendung.

Herkunft

Der Echte Beinwell (Symphytum officinale), auch bekannt als Arznei-Beinwell, Wallwurz oder Beinwurz, ist in Eurasien weit verbreitet. In Europa und Westasien reicht sein Verbreitungsgebiet von Spanien bis ins westliche Sibirien und bis nach China. Der Beinwell gedeiht besonders gern in feuchten Gebieten wie an Bachläufen, Teichen, feuchten Wiesen und Wald- und Wegrändern. In Österreich ist er in allen Bundesländern anzutreffen.

Historisch geschätzt wurde der Echte Beinwell bereits von den Römern und im Mittelalter von Hildegard von Bingen. Er gehört zur Familie der Boraginaceae (Borretschgewächse) und ist eine winterharte und ausdauernde Staude, die sich gut an feuchte, nährstoffreiche Böden, insbesondere Lehmböden, anpasst.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Beinwell bevorzugt feuchte, nährstoffreiche und tiefgründige Böden, besonders Lehmböden. Diese Beschaffenheiten bieten ideale Bedingungen für das Wachstum der tief wurzelnden Pflanze. Er gedeiht hervorragend an Stickstoff-reichen Standorten wie Gräben, feuchten Wegrändern und Auenwäldern. Um die Bodenbeschaffenheit zu verbessern, empfiehlt es sich, organisches Material oder Mulch beizumischen und den Boden besonders in trockenen Sommermonaten gut feucht zu halten.

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Blätter

Die Blätter des Echten Beinwells sind groß und variieren je nach Position am Stängel. Am unteren Stängelbereich sind die Blätter wechselständig und gestielt, im oberen Bereich sitzend und können sogar gegenständig auftreten. Sie sind lanzenförmig bis eiförmig und borstig behaart, was besonders bei den meisten Unterarten auffällt. Die unteren Blätter können bis zu 60 Zentimeter lang und 20 Zentimeter breit werden, während die oberen Blätter kleiner und sitzend sind. Bei Unterarten wie dem Sumpf-Beinwell fehlt die Behaarung fast vollständig.

Wuchs

Der Echte Beinwell wächst als ausdauernde, sommergrüne krautige Pflanze mit einer horstigen Wuchsform und erreicht Höhen von 50 bis 80 Zentimetern, selten bis zu einem Meter. Der kräftige Wurzelstock besteht aus einer Hauptwurzel, die tief in den Boden reicht. Mehrere Pflanzenexemplare stehen oft zusammen, was die vegetative Vermehrung begünstigt. Die Stängel sind aufrecht oder aufsteigend und borstig behaart. Beinwell kann sowohl durch Samen als auch durch Teilung des Wurzelstocks vermehrt werden und zeichnet sich durch ein starkes Regenerationsvermögen aus.

Beinwell pflegen

Der Echte Beinwell ist anspruchslos und anpassungsfähig, benötigt jedoch einige Pflegeschritte:

  • Gießen: Achten Sie besonders im ersten Jahr auf eine ausreichende Bewässerung. In trockenen Sommern benötigen auch ältere Pflanzen gelegentlich Wassergaben.
  • Mulchen: Eine Mulchschicht hilft, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten und verringert den Wasserbedarf.
  • Düngen: Düngen Sie im Frühjahr mit reifem Kompost, vor allem bei häufiger Ernte der Blätter.
  • Schneiden: Schneiden Sie die Stängel nach der Blüte ca. 10 cm über dem Boden ab, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern. Entfernen Sie befallene Pflanzenteile sofort.

Blüte

Die Blütezeit des Echten Beinwells reicht von Mai bis September oder Oktober, abhängig vom Standort. Seine Blüten sind zwittrig und radiärsymmetrisch und treten in verschiedenen Farben auf, darunter hell-purpur, violett und weiß. Die glockenförmigen Blüten stehen in traubenartigen Blütenständen, die besonders Hummeln anziehen, die als Hauptbestäuber fungieren.

Pflanzung

Der Echte Beinwell kann im Frühjahr oder Herbst durch Teilung des Wurzelstocks, Wurzelausläufer oder Samen vermehrt werden. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und feuchte, nährstoffreiche Böden. Achten Sie darauf, einen gut abgegrenzten Bereich zu wählen, da Beinwell zum Wuchern neigt und schwer zu entfernen ist.

Verwendung

Der Echte Beinwell wird in der Pflanzenheilkunde aufgrund seiner entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften geschätzt. Er wird äußerlich angewendet, um Beschwerden wie Muskel- und Gelenksschmerzen, Prellungen und Zerrungen zu lindern. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe wie Allantoin und Gerbstoffen fördert Beinwell die Wundheilung. Wegen der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide wird von einer inneren Anwendung abgeraten. Darüber hinaus wird Beinwell als natürliches Düngemittel eingesetzt und kann zur Herstellung von Pflanzenjauche oder als Mulchmaterial verwendet werden.

Beinwell richtig schneiden

Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert den Neuaustrieb und verhindert die unkontrollierte Verbreitung über Samen. Abgestorbene Pflanzenteile vom Winter sollten im Frühjahr entfernt werden. Im Sommer sollten die Blütenstände vor der Samenreife abgeschnitten werden, um die Selbstvermehrung zu verhindern. Bei Krankheiten wie Rost oder Mehltau müssen die betroffenen Teile bodennah abgeschnitten und entsorgt werden.

Beinwell vermehren

Beinwell lässt sich leicht durch Teilung des Wurzelstocks, Abtrennung von Wurzelausläufern oder Aussaat vermehren. Die Teilung und das Abtrennen von Wurzelausläufern sollten im Frühjahr oder Herbst erfolgen. Bei der Aussaat handelt es sich jedoch um Lichtkeimer, daher sollten die Samen nur dünn mit Erde bedeckt werden.

Sorten & Arten

Die Gattung Beinwell umfasst viele Arten und Sorten, die sich in Blütenfarbe, Blütezeit und Wuchseigenschaften unterscheiden. Hier einige bekannte Sorten:

  • Echter Beinwell (Symphytum officinale): Blütenfarbe von blau-violett über rosa bis weiß, Blütezeit von Mai bis Oktober, Wuchshöhe bis 80 Zentimeter.
  • Rauer Beinwell (Symphytum asperum): Hellpurpur bis violett, Frühling bis Spätsommer, bis zu 1,5 Meter hoch.
  • Knollen-Beinwell (Symphytum bulbosum): Weiß bis hellrosa, Mai bis Juni, 30 bis 60 Zentimeter hoch.
  • Kaukasischer Beinwell (Symphytum caucasicum): Blau bis violett, Mai bis Juni, 30 bis 90 Zentimeter hoch.
  • Kriechender Beinwell (Symphytum ibericum): Blau-violett, Frühsommer, 15 bis 30 Zentimeter hoch.
  • Knoten-Beinwell (Symphytum tuberosum): Gelb, Mai bis Juni, 20 bis 50 Zentimeter hoch.
  • Futter-Beinwell (Symphytum ×uplandicum): Violett bis rötlich, Mai bis Juli, 60 bis 140 Zentimeter hoch.

Diese Sorten ermöglichen es, Beinwell in verschiedenen Gartenbereichen anzupflanzen, je nach Standortbedingungen und ästhetischen Vorlieben.

Früchte

Die Früchte des Echten Beinwells sind Klausenfrüchte, die in vier schwarze Teilfrüchte zerfallen. Diese Klausen sind schief eiförmig und tragen ein nährstoffreiches Elaiosom, das Ameisen anlockt und zur Verbreitung der Samen beiträgt. Die Samen können auch durch Schwerkraft oder Wasser verbreitet werden, was zur weitreichenden Anpassungsfähigkeit des Beinwells beiträgt.

Häufig gestellte Fragen

Welche historischen und traditionellen Anwendungen kennt man bei Beinwell?

Beinwell, insbesondere der Echte Beinwell (Symphytum officinale), wurde bereits seit der Antike für seine heilenden Eigenschaften geschätzt. Im Mittelalter setzte Hildegard von Bingen ihn zur Behandlung von Wunden und Knochenbrüchen ein. Daher stammt auch der Name „Wallwurz“ (vom „Wallen“ der Wunden). Seit jeher verwendet man Beinwell äußerlich zur Förderung der Wundheilung und zur Linderung von Muskel- und Gelenkschmerzen.

Warum ist Beinwell bei Gärtnern so beliebt und wie kann er im Garten verwendet werden?

Beinwell ist besonders beliebt wegen seiner hohen Regenerationsfähigkeit und seinem Nutzen als natürliches Düngemittel. Der hohe Stickstoff- und Kaliumgehalt der Pflanze macht sie ideal zur Herstellung von Pflanzenjauche und als Mulchmaterial. Beinwell verbessert die Bodenqualität und fördert das Wachstum anderer Pflanzen. Zudem locken die Blüten Hummeln an, welche als Bestäuber für viele Gartenpflanzen wichtig sind.

Wie kann man die unkontrollierte Ausbreitung von Beinwell im Garten verhindern?

Beinwell neigt dazu, durch Samen und unterirdische Ausläufer zu wuchern. Um eine unkontrollierte Verbreitung zu verhindern, empfiehlt es sich, die Blütenstände vor der Samenreife abzuschneiden. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert zudem den Neuaustrieb ohne Samenbildung. Auch das Pflanzen in gut abgegrenzten Bereichen kann helfen, seine Ausbreitung zu kontrollieren.

Können die Blätter des Beinwells kulinarisch verwendet werden, und gibt es dabei etwas zu beachten?

Ja, in der Mittelschweiz werden die rauen Blätter des Beinwells in Teig gebacken, und ihre großen Blätter können zum Einwickeln von Speisen genutzt werden. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, da Beinwell Pyrrolizidinalkaloide enthält, die bei innerer Anwendung schädlich sein können. Deshalb sollte der Verzehr nur gelegentlich und in geringen Mengen erfolgen.

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