Baumwolle

Baumwolle anbauen: Vom Samen zur Ernte im eigenen Garten

Baumwolle, eine bedeutende Naturfaser, lässt sich auch im eigenen Garten anbauen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden für die Kultivierung von Baumwolle, von der Aussaat bis zur Ernte. Erfahren Sie alles über Standortwahl, Pflege und die Faszination dieser vielseitigen Pflanze.

Klima und Standort

Baumwolle benötigt ein warmes Klima mit viel Sonnenschein und eine lange frostfreie Periode für ein optimales Wachstum. Ideal sind Temperaturen zwischen 21 und 37 Grad Celsius. Kurze Perioden mit Temperaturen bis zu 43 Grad Celsius können toleriert werden, sollten jedoch nicht langfristig anhalten. Im Sommer, wenn die Pflanzen viel Wasser verdunsten, ist ein Standort mit indirektem Sonnenlicht zu bevorzugen. Warten Sie bis nach den Eisheiligen und wählen Sie im Freien einen wind- und regengeschützten Platz.

Baumwolle bevorzugt gut durchlässigen und nährstoffreichen Boden. Im Innenbereich können Sie die Pflanze ganzjährig an einem hellen Standort kultivieren, zum Beispiel in einem beheizbaren Wintergarten. Während der Blüte und Fruchtbildung sollte die Pflanze etwas kühler stehen. Schutz vor Schädlingen und optimale Wachstumsbedingungen sind wichtig für eine gesunde Entwicklung.

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Aussaat und Keimung

Beginnen Sie bereits im Januar oder Februar mit der Aussaat der Baumwollsamen, um eine erfolgreiche Keimung zu gewährleisten. Weichen Sie die Samen einen Tag lang in Wasser ein, bevor Sie sie etwa 1 cm tief in Anzuchttöpfe mit leicht feuchter Anzuchterde stecken und mit einer dünnen Schicht Erde bedecken. Stellen Sie die Töpfe an einen hellen Ort und halten Sie die Temperatur konstant zwischen 20 und 35 Grad Celsius. Eine hohe Luftfeuchtigkeit erreichen Sie durch eine Abdeckung mit Klarsichtfolie oder durch ein Zimmergewächshaus, wobei regelmäßiges Lüften wichtig ist, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Halten Sie die Erde während der Keimzeit von etwa 8 bis 12 Tagen gleichmäßig feucht, wobei Staunässe zu vermeiden ist. Sobald die Keimlinge sprießen und die ersten Blätter erscheinen, entfernen Sie die Abdeckung. Bei Bedarf pikieren Sie die Sämlinge in größere Töpfe, sobald sie etwa 10 cm hoch sind.

Pikieren und Umtopfen

Wenn die Sämlinge zwei echte Blätter neben den Keimblättern entwickelt haben, sind sie bereit zum Pikieren. Gehen Sie vorsichtig vor, bereiten Sie Töpfe mit Anzuchterde vor und pflanzen Sie die Sämlinge behutsam um, ohne den empfindlichen Stiel zu quetschen. Drücken Sie die Erde leicht an und gießen Sie die Pflanzen vorsichtig.

Wenn die Pflanzen etwa 10 cm Höhe erreicht haben, topfen Sie sie in größere Töpfe mit nährstoffreicher Erde um. Diesen Prozess können Sie im Frühjahr wiederholen, um das Wachstum optimal zu unterstützen.

Düngung und Bewässerung

Baumwollpflanzen haben während ihrer Wachstumsphase einen hohen Wasser- und Nährstoffbedarf. Gießen Sie die Pflanzen reichlich, lassen Sie die Erde jedoch zwischen den Wassergaben leicht antrocknen, um Staunässe zu vermeiden. Beginnen Sie etwa drei bis vier Wochen nach dem Umtopfen mit der Düngung, nutzen Sie dabei einen organischen Flüssigdünger im zweiwöchigen Rhythmus. Stellen Sie das Düngen während der Wintermonate komplett ein und passen Sie die Bewässerung an die reduzierte Wachstumsaktivität an.

Verwenden Sie nachhaltige Methoden wie Biokompost und Gründüngungspflanzen, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und den Wasserbedarf zu optimieren.

Blüte und Fruchtbildung

Im Sommer, selten auch erst im Herbst, entwickelt die Baumwollpflanze zartgelbe Blüten mit einem dunkelroten Fleck im Zentrum. Nach der Bestäubung entstehen grüne Kapselfrüchte, die mehrere Samen und deren faserige Anhängsel enthalten. Die Kapseln reifen innerhalb von zwei Monaten und springen auf, wodurch die weißen, watteähnlichen Fasern sichtbar werden. Diese Phase markiert den Übergang von der Wachstums- zur Erntezeit.

Schädlinge und Krankheiten

Baumwollpflanzen sind anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Spinnmilben, Weiße Fliegen und Kapselbohrer sind häufige Schädlinge. Erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit und nutzen Sie Gelbtafeln oder Pheromonfallen zur Kontrolle.

Pilzkrankheiten wie Fusarium- und Verticillium-Welke, sowie Bakteriose und Anthraknose können die Pflanzen ebenfalls beeinträchtigen. Gute Bodendrainage, resistenter Sorten und eine sorgfältige Fruchtfolge sind wichtige Präventionsmaßnahmen. Achten Sie auf eine ausgewogene Düngung und Bewässerung, um die Pflanzen widerstandsfähiger zu machen.

Ernte

Die Ernte beginnt, wenn die Kapseln aufgesprungen sind und die weißen Fasern sichtbar werden. Manuelle Ernte sorgt für höhere Qualität, da nur reife Fasern gepflückt werden. Maschinelle Ernte ist effizienter, sammelt jedoch auch unreife Fasern. Nach der Ernte erfolgt die Entkörnung, wobei die Fasern von Samen und Kapselresten befreit werden. Getragene Handschuhe schützen vor den scharfkantigen Kapseln.

Verarbeitung

Nach der Ernte durchläuft die Baumwolle folgende Verarbeitungsschritte:

  1. Entkörnung und Reinigen: Trennung der Fasern von Samen und Verunreinigungen.
  2. Kardieren: Ausrichtung der Fasern und Entfernung kurzer Fasern.
  3. Kämmen: Verfeinerung der Fasern für gleichmäßigeres Garn.
  4. Spinnen: Dehnen und Verdrehen der Fasern zu Garn.
  5. Feinspinnen: Weiterverarbeitung zu Feingarn, das auf Spulen gewickelt wird.
  6. Veredelung: Wasch-, Bleich- und Färbeprozesse für spezielle Eigenschaften.

Diese Schritte bereiten die Baumwollfasern optimal für die Textilproduktion vor.

Verwendung

Baumwolle ist vielseitig einsetzbar und findet Verwendung in:

  • Bekleidung und Textilien: T-Shirts, Hosen, Unterwäsche und Bettwäsche.
  • Alltagsprodukte: Geschirrtücher, Kaffeefilter und Bucheinbände.
  • Medizin und Hygiene: Verbandsmaterialien wie Mullbinden und Kompressen.
  • Industrie: Planen, Zelte, Fischernetze und in der Sprengstoffindustrie als Schießbaumwolle.
  • Öle und Nebenprodukte: Baumwollsamenöl als Trägeröl und Brennstoff.

Baumwolle begleitet uns in vielen Bereichen des täglichen Lebens und ihre Vielseitigkeit macht sie zu einer wichtigen Naturfaser.

Bilder: BobYue / iStockphoto