Süßkirsche

Vogelkirsche: Blüte, Frucht & Pflege des beliebten Baumes

Die Vogelkirsche (Prunus avium) besticht durch ihre Blütenpracht im Frühjahr und ihre leuchtend roten Blätter im Herbst. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Eigenschaften dieses Baumes und bietet umfassende Informationen zu Anbau, Pflege und Verwendung.

Herkunft

Die Vogelkirsche (Prunus avium), auch als Wildkirsche oder Waldkirsche bekannt, ist in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas heimisch. Ihre Präsenz reicht bis nach Kleinasien und den Kaukasus. Bevorzugt wächst sie an lichtreichen Standorten wie lichten Wäldern, Hecken und Flussufern.

Bereits in der Stein- und Bronzezeit nutzten nördlich der Alpen lebende Siedler die Früchte der Vogelkirsche sowohl als Nahrung als auch zu medizinischen Zwecken. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. kultivierten die Griechen unterschiedliche Sorten von Süßkirschen. Der römische Feldherr Lucius Lucinius Lucullus brachte 74 v. Chr. Kirschen nach Rom, von wo aus sie sich durch die römische Expansion in ganz Europa verbreiteten.

Die Vogelkirsche hat Festtraditionen wie die Barbarazweige inspiriert, die am 4. Dezember geschnitten und zum Blühen gebracht werden, um zu Weihnachten zu erblühen. Historisch spiegeln sich diese Traditionen auch in den vielen europäischen Wörtern für „Kirsche“, die auf das lateinische „cerasus“ zurückgehen.

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Im Mittelalter waren viele Kirschsorten bekannt, die sowohl in der Kultur als auch in der Volksheilkunde Verwendung fanden, zum Beispiel in Teemischungen oder als Kirschkernkissen zur Linderung von Schmerzen. Heute sind zwei Hauptsorten von Süßkirschen verbreitet, die von der wilden Vogelkirsche abstammen: Knorpelkirschen und Herzkirschen.

Wuchs

Die Vogelkirsche ist ein sommergrüner Baum, der in freier Landschaft bis zu 20 Meter und im Wald bis zu 30 Meter hoch wird. Der Baum kann bis zu 150 Jahre alt werden und entwickelt Stammumfänge von bis zu einem Meter. Die Krone der Vogelkirsche ist im Freistand hochgewölbt und eiförmig, mit einem kurzen, geraden Stamm, von dem sich aufstrebende Äste abzweigen. Im Wald bildet sie einen längeren, astfreien Stamm mit einer schlankeren Krone.

Die Wuchsgeschwindigkeit der Vogelkirsche beträgt etwa 40 bis 60 Zentimeter pro Jahr bei einer Breite von 7,5 bis 12 Metern. Die Rinde ist glatt, glänzend grau bis braunrot mit charakteristischen Korkwarzenbändern. Mit zunehmendem Alter wird die Rinde schwärzlichgrau und längsrissig und löst sich in dünnen Querbändern ab. Die Vogelkirsche verfügt über ein weitreichendes Wurzelsystem, das nach Verletzungen zahlreiche Wurzelschösslinge produziert.

Blüte

Die Blüten der Vogelkirsche erscheinen meist im April und Mai, kurz vor oder gleichzeitig mit dem Blattaustrieb. Die weißen Blüten haben einen Durchmesser von 2,5 bis 3,5 Zentimetern und wachsen in Büscheln von zwei bis sechs Blüten. Sie befinden sich an etwa 5 Zentimeter langen Stielen und sitzen an den vorjährigen Kurztrieben.

Die duftenden Blüten sind eine wichtige Nektarquelle für Bienen, Hummeln und Schwebfliegen, was die Vogelkirsche zu einer wertvollen Pflanze im Ökosystem macht. Eine ausgewachsene Vogelkirsche kann in ihrer Krone bis zu einer Million Blüten tragen. Die Blütezeit variiert je nach Höhenlage, erstreckt sich aber typischerweise von April bis Mai.

Blätter

Die Blätter der Vogelkirsche sind eiförmig bis elliptisch, zugespitzt und am Rand grob doppelt gesägt. Sie erreichen eine Länge von 7 bis 14 Zentimetern und eine Breite von 4 bis 8 Zentimetern. Die Blattoberseite ist kahl und leicht glänzend, während die Unterseite entlang der Nerven leicht behaart ist. Die Blätter besitzen an der Basis des 2 bis 4 Zentimeter langen Blattstiels auffällige, kirschrote Nektardrüsen, die zuckerhaltigen Saft absondern.

Im Sommer sind die Blätter mittel- bis frischgrün, und im Herbst färben sie sich kräftig orange bis leuchtend feuerrot, was die Vogelkirsche zu einem echten Blickfang macht.

Früchte

Die Vogelkirsche trägt kleine, kugelförmige Steinfrüchte mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter. Zunächst grün, färben sie sich bei der Reife rot und schließlich schwarz. Im Juli sind die Früchte erbsengroß und schmecken bittersüß mit einem aromatischen Beigeschmack.

Diese Früchte sind bei vielen Vogelarten beliebt, darunter Drosseln, Stare, Krähen und Tauben, die zur Samenverbreitung beitragen. Die Vogelkirsche spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie vielen Tieren Nahrung bietet und so ihre Vermehrung unterstützt.

Welcher Standort ist geeignet?

Die Vogelkirsche bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht am besten in warmen, lichtreichen Lagen. Zu wenig Sonne kann zu Ernteausfall führen. Der Boden sollte humusreich, locker, durchlässig und nährstoffreich sein, mit hohem Kalkanteil.

Beim Pflanzen der Vogelkirsche sollte der Standort tiefgründig und nicht staunass sein. Feuchtigkeit ist wichtig, der Boden sollte jedoch gut durchlässig sein, um überschüssiges Wasser abzuleiten. Die Krone der Vogelkirsche benötigt viel Platz, daher sollte dies bei der Standortwahl berücksichtigt werden.

Vogelkirsche pflegen

Die Vogelkirsche ist pflegeleicht, profitiert jedoch von regelmäßiger Aufmerksamkeit. Während der Wachstumsperiode ist eine gute Wasserversorgung wichtig, besonders in Trockenperioden. Eine jährliche Gabe von Kompost als Mulch hält den Boden nährstoffreich. Vermeiden Sie Staunässe, um Wurzelfäule zu verhindern.

Ein regelmäßiger Schnitt fördert Gesundheit und Fruchtproduktion. Tote und kranke Äste sollten entfernt werden, und nach der Ernte kann gelegentlich ausgelichtet werden. Zum Schutz vor Winterrissen wird die Rinde des Stamms vor dem Winter mit einem Kalkanstrich versehen.

Pflanzung

Die ideale Pflanzzeit für die Vogelkirsche ist im Herbst oder zeitigen Frühjahr. Vor dem Pflanzen wird der Wurzelballen gründlich gewässert. Das Pflanzloch sollte mindestens doppelt so groß wie der Wurzelballen sein. Setzen Sie die Pflanze so ein, dass die Veredelungsstelle oberhalb des Bodens bleibt, und füllen Sie das Loch mit Erde auf, die Sie gut andrücken. Gießen Sie die frisch gepflanzte Vogelkirsche gründlich.

Vogelkirsche richtig schneiden

Ein gezielter Schnitt fördert die Gesundheit der Vogelkirsche. Abgestorbene, kranke oder störende Äste sollten regelmäßig entfernt werden. Der beste Zeitpunkt für einen Schnitt ist der Spätwinter oder das zeitige Frühjahr. In den ersten Jahren hilft ein Erziehungsschnitt bei der Formgebung der Krone. Ein leichter Sommerschnitt nach der Ernte kann ebenfalls nützlich sein, um das Wachstum zu steuern.

Sorten & Arten

Die Vogelkirsche umfasst verschiedene Sorten, die sich in Wuchsform, Blütenpracht und Fruchtmerkmalen unterscheiden.

  • ‚Pendula‘: Eleganter, bogenförmiger Wuchs mit überhängender Krone.
  • ‚Plena‘: Gefüllte, schneeweiße Blüten im April, erfordert nährstoffreichen Boden.
  • ‚Landscape Bloom‘: Schmal kegelförmige Krone, die später breiter wird; reinweiße Blüten.
  • ‚John Frost‘: Sowohl als Baum als auch als Strauch geeignet, mit breiteren Blättern und gefüllten Blüten.

Unterarten wie die Knorpelkirsche (Prunus avium subsp. duracina) und die Herzkirsche (Prunus avium subsp. juliana) zeichnen sich durch besondere Fruchteigenschaften aus.

Verwendung

Die Vogelkirsche eignet sich sowohl als Zier- als auch als Nutzgehölz. Im Ziergarten überzeugt sie durch ihre Blütenpracht im Frühjahr und die leuchtend rote Herbstfärbung. In Nutzgärten schätzt man sie wegen ihrer Früchte, die von Vögeln und Menschen gleichermaßen begehrt sind. Die Kirschen werden auch für die Herstellung von Kirschwasser verwendet.

Das Holz der Vogelkirsche ist aufgrund seiner Härte und Schönheit vielseitig einsetzbar:

  • Möbelbau
  • Innenausbau
  • Musikinstrumente
  • Drechslerei
  • Schnitzerei

Auch Kirschkernkissen sind beliebt, da sie Wärme spenden und bei Verspannungen helfen.

Vogelkirsche vermehren

Die Vogelkirsche kann durch Samen, Stecklinge oder Veredelung vermehrt werden.

  • Aussaat: Erfolgt im Herbst, da die Samen eine Kälteperiode benötigen, um zu keimen.
  • Stecklinge: Werden im Spätsommer oder Herbst genommen und in feuchtem Substrat bewurzelt.
  • Veredelung: Verschiedene Methoden wie Okulation im Sommer und Winterhandveredelung werden genutzt.

Krankheiten & Schädlinge

Die Vogelkirsche kann von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen werden.

  • Schrotschusskrankheit: Verursacht Löcher in den Blättern.
  • Monilia-Spitzendürre: Führt zu dürren Trieben und Fruchtschäden.
  • Blattfleckenkrankheit: Führt zum vorzeitigen Blattabfall.
  • Gummifluss: Harzähnlicher Ausfluss an Rinde und Ästen.

Regelmäßige Kontrollen und eine gute Pflege können helfen, die Gesundheit des Baumes zu erhalten. Schädlinge wie Blattläuse, Kirschfruchtfliegen und Borkenkäfer können den Baum ebenfalls schwächen. Geeignete Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen sind wichtig, um Schäden zu minimieren.

Häufig gestellte Fragen

Welche Rolle spielen die roten Nektardrüsen an den Blättern der Vogelkirsche?

Die Blätter der Vogelkirsche besitzen an der Basis des 2 bis 5 Zentimeter langen Blattstiels auffällige, kirschrote Nektardrüsen. Diese Drüsen sondern einen zuckerhaltigen Saft ab, der besonders von Ameisen besucht und genutzt wird. Die Nektardrüsen tragen zur Attraktivität der Blätter für Insekten bei, was die Vogelkirsche zu einer wertvollen Pflanze im Ökosystem macht.

Warum entstehen bei der Vogelkirsche manchmal harzähnliche Ausflüsse an Rinde und Ästen?

Dieser harzähnliche Ausfluss wird als Gummifluss bezeichnet und kann bei der Vogelkirsche durch verschiedene Ursachen wie zu nassen Stand, saure Erde, starke Fröste oder Bakterienbefall auftreten. Der austretende Saft verhärtet sich an der Luft zu einer bernsteinähnlichen Masse. Durch eine gut abgestimmte Bodenpflege und das Vermeiden frostiger und feuchter Lagen kann Gummifluss vorgebeugt werden.

Weshalb ist die Vogelkirsche für Imker besonders wichtig?

Im zeitigen Frühjahr sind die weißen, duftenden Blüten der Vogelkirsche eine bedeutende Nektarquelle für Bienen und Hummeln. Eine ausgewachsene Vogelkirsche kann in ihrer Krone bis zu einer Million Blüten tragen, was sie nicht nur zu einem optischen Highlight, sondern auch zu einer wertvollen Pflanze im ökologischen Kreislauf macht. Imker schätzen die Vogelkirsche daher sehr, da sie eine der frühesten und reichhaltigsten Nahrungsquellen für ihre Bienen darstellt.

Warum werden Vogelkirschen als Barbarazweige verwendet, und was ist der Hintergrund dieses Brauchs?

Der Brauch der Barbarazweige besteht darin, dass am 4. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Barbara, Kirschzweige abgeschnitten und in einer Vase im Warmen zum Blühen gebracht werden, um zu Weihnachten zu blühen. Dieser Brauch hat historische Wurzeln und symbolisiert Hoffnung und Fruchtbarkeit. In der Vergangenheit wurden die Zweige mit Namen versehen, und der zuerst blühende Zweig sollte den zukünftigen Ehemann der jungen Frau anzeigen. Bis heute ist dieser Brauch in vielen europäischen Ländern lebendig.

Bilder: Alika Obraz / Shutterstock