Vanille

Vanille selber ziehen: So gelingt die exotische Pflanzenzucht

Der Anbau von Vanille ist anspruchsvoll, aber lohnend. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung von der Auswahl der Erde bis zur Ernte und Verarbeitung der aromatischen Schoten.

Wo kann man Vanille anbauen?

Vanille ist eine anspruchsvolle Pflanze, die sehr spezifische klimatische Bedingungen benötigt. Ursprünglich stammt die Vanillepflanze aus Mexiko, wird heute jedoch vor allem in tropischen Regionen wie Madagaskar, La Réunion und Tahiti angebaut. Diese Orte bieten den notwendigen halbschattigen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit und warmem Klima.

In gemäßigten Klimazonen sollten Sie Vanille idealerweise in einem Gewächshaus kultivieren, um die benötigten Temperaturen von 25 bis 28 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent zu erreichen. Im Gewächshaus können die Vanillepflanzen an Rankgittern oder Kletterhilfen emporschlingen, ähnlich wie sie es in ihrer natürlichen Umgebung an Bäumen tun würden.

Ein weiteres innovatives Anbaugebiet ist das Indoor-Farming, das besonders in den Niederlanden und Australien erprobt wird. Durch den Einsatz hochmoderner Gewächshaustechnologie können auch in nicht-tropischen Regionen die benötigten Bedingungen für den Vanilleanbau geschaffen werden, was ökologische Vorteile und eine Reduzierung von Ertragsausfällen durch klimatische Schwankungen bietet.

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Mit Gewächshäusern oder Indoor-Farming kann der Anbau von Vanille auch in gemäßigten Klimazonen erfolgreich realisiert werden, sofern Temperatur und Luftfeuchtigkeit ständig überwacht und geeignete Rankhilfen bereitgestellt werden.

Wie züchtet man Vanille aus Stecklingen?

Für die Anzucht von Vanille aus Stecklingen benötigen Sie einen etwa 40 cm langen, gesunden Kopftrieb. Dieser wird von der Mutterpflanze abgeschnitten, und die Blätter der unteren Hälfte des Stecklings entfernt.

Bereiten Sie einen Topf mit spezieller Anzuchterde vor und setzen Sie den Steckling ein. Eine Kletterhilfe sollte bereits im Topf integriert werden, um dem jungen Trieb Halt zu geben. Befeuchten Sie die Erde vorsichtig mit einer Sprühflasche, um Staunässe zu vermeiden. Anschließend stülpen Sie einen durchsichtigen Plastikbeutel oder eine Plastikfolie über den Topf, um ein feuchtes Mikroklima zu erzeugen. Stellen Sie den Topf an einen schattigen Platz bei konstanten 25 Grad Celsius.

Kontrollieren Sie regelmäßig die Feuchtigkeit des Substrats und befeuchten Sie es bei Bedarf nach. Nach etwa vier Wochen sollte sich ein neuer Austrieb zeigen, ein Zeichen dafür, dass der Steckling erfolgreich Wurzeln gebildet hat. Entfernen Sie die Plastikabdeckung und pflegen Sie die junge Pflanze weiter, indem Sie die hohe Luftfeuchtigkeit und durchgehende Wärme beibehalten.

Die richtige Erde für Vanille

Ein torffreies, humusreiches Substrat bietet ideale Wachstumsbedingungen für Vanillepflanzen

Die richtige Erde für Vanille

Für optimales Wachstum benötigt Vanille eine gut durchlässige und nährstoffreiche Erde. Ein torffreies, humusreiches Substrat, das Feuchtigkeit speichert und dennoch Staunässe verhindert, ist ideal.

Empfohlen wird eine Mischung aus:

  • 50% Kokosfaser: sie fördert die Feuchtigkeitsaufnahme und speichert Wasser.
  • 25% Orchideenrinde: sie verbessert die Durchlässigkeit der Erde und reduziert Staunässe.
  • 25% Perlit oder Vermiculit: diese Materialien unterstützen die Belüftung des Bodens und das Wurzelwachstum.

Alternativ kann gehacktes Sphagnum-Moos hinzugefügt werden, um die Feuchtigkeitsspeicherung zu erhöhen. Achten Sie darauf, dass der pH-Wert leicht sauer ist, idealerweise zwischen 6 und 6,5.

Vanillepflanzen richtig gießen

Vanillepflanzen benötigen eine konstante, gleichmäßige Feuchtigkeit, ohne dass Staunässe entsteht. Verwenden Sie lauwarmes, kalkfreies Wasser, idealerweise Regenwasser, und gießen Sie die Pflanzen, wenn die oberste Erdschicht leicht angetrocknet ist. Im Winter reduzieren Sie die Wassermenge, da die Pflanzen weniger Wasser benötigen.

Die Luftfeuchtigkeit sollte mindestens 70 Prozent betragen. Regelmäßiges Besprühen der Blätter mit kalkfreiem Wasser simuliert die natürlichen Bedingungen und fördert das Wohlbefinden der Pflanze.

Vanillepflanzen düngen

Für das gesunde Wachstum der Vanillepflanzen sollten Sie diese im Sommerhalbjahr alle zwei Wochen mit Orchideendünger (4,00€ bei Amazon*) versorgen. Im Winter reicht eine Düngergabe pro Monat aus. Verwenden Sie bei gleichem Dünger nur die halbe Konzentration, um Überdüngung zu vermeiden. Lassen Sie die Erde zwischen den Düngevorgängen leicht antrocknen.

Rankhilfe für Vanillepflanzen

Vanillepflanzen sind kräftige Kletterer und benötigen stabile Rankhilfen. Geeignet sind stabile Rankgitter, Stäbe oder gespannte Seile, die der Pflanze Halt bieten.

Auswahl der Rankhilfen

  • Rankgitter: Robust und aus Metall oder Holz.
  • Stäbe: Bambus- oder Fiberglasstäbe, leicht in den Boden steckbar.
  • Seile: Horizontale Seilsysteme, die regelmäßig überprüft und nachgespannt werden.

Anbringen der Rankhilfen

  • Positionierung: Direkt neben der Pflanze, damit die jungen Triebe sie leicht erreichen.
  • Befestigung: Mit weichem Gartenbast oder Pflanz-Clips, um die Triebe vorsichtig an der Rankhilfe zu fixieren.
  • Wartung: Regelmäßiges Überprüfen und gegebenenfalls Nachjustieren der Rankhilfe und Befestigungen.

Im Laufe des Wachstums lenken Sie die Triebe regelmäßig und schneiden wild wuchernde oder schwache Triebe ab, um ein kontrolliertes und gesundes Wachstum zu fördern.

Vanillepflanzen überwintern

Vanillepflanzen benötigen im Winter spezielle Pflege. Stellen Sie sie in einen Raum mit konstanter Temperatur von etwa 18 Grad Celsius. Achten Sie auf ausreichendes Licht, gegebenenfalls mit Pflanzenlampen.

Reduzieren Sie die Wasserzugabe und halten Sie den Wurzelballen nur leicht feucht. Die Luftfeuchtigkeit sollte weiterhin bei etwa 70 bis 80 Prozent liegen, was durch regelmäßiges Besprühen oder einen Luftbefeuchter erreicht werden kann. Stellen Sie die Nährstoffzugaben ein und kontrollieren Sie regelmäßig auf Schädlingsbefall.

Vanilleblüten bestäuben

Eine manuelle Bestäubung der Vanilleblüten ist unverzichtbar für die Fruchtbildung

Vanilleblüten bestäuben

Für eine erfolgreiche Fruchtbildung bei Vanillepflanzen im Gewächshaus ist eine manuelle Bestäubung notwendig. Vanilleblüten öffnen sich nur an einem einzigen Tag im Jahr und müssen innerhalb weniger Stunden bestäubt werden.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Zeitpunkt wählen: Bestäuben Sie die Blüten am Vormittag.
  2. Trennsteg entfernen: Nutzen Sie einen Zahnstocher, um den Trennsteg in der Blüte vorsichtig zu entfernen.
  3. Pollen aufnehmen: Entnehmen Sie den Pollen von den Staubblättern.
  4. Narbe bestäuben: Übertragen Sie den Pollen auf die klebrige Narbe der Blüte.

Nach der manuellen Bestäubung dauert es etwa sechs bis neun Monate, bis sich eine Vanilleschote entwickelt. Wiederholen Sie diesen Prozess bei jeder Blüte.

Vanilleschoten ernten

Etwa drei Monate nach der Bestäubung wachsen zunächst grüne Vanilleschoten heran, die nach weiteren fünf bis sieben Monaten reifen. Ernten Sie die Schoten, wenn sie eine gelb-grüne Tönung annehmen. Eine Verzögerung der Ernte kann zum Aufplatzen der Schoten und Qualitätsverlust führen.

Vanilleschoten fermentieren

Die Schwitzphase ist für die Entwicklung des Vanillearomas unerlässlich

Vanilleschoten fermentieren

Nach der Ernte müssen die Vanilleschoten fermentiert werden. Zuerst werden sie für zwei bis drei Minuten in heißes Wasser getaucht. Anschließend wickeln Sie die Schoten in feuchte Tücher und legen sie in luftdichte Behälter für zwei bis vier Tage. Diese Schwitzphase ist entscheidend für die Aromabildung.

Danach beginnt der mehrwöchige Trocknungsprozess, bei dem die Schoten abwechselnd in die Sonne gelegt und eingepackt werden. Dieser Prozess dauert vier bis sechs Wochen.

Lagern Sie die fermentierten Schoten in luftdichten Behältern bei einer Temperatur von 15 bis 18 Grad Celsius. So behalten sie ihr volles Aroma über mehrere Jahre.

Vanille trocknen und verarbeiten

Eine gründliche Trocknung sichert die Qualität und Haltbarkeit der Vanilleschoten

Vanille trocknen und verarbeiten

Nach der Fermentation folgt die Trocknung. Trocknen Sie die Schoten tagsüber in der Sonne und packen Sie sie nachts ein. Alternativ können Sie die Trocknung im Schatten oder in einem Trockenofen vornehmen.

Trocknungsprozess

Trocknungsprozess

Durch gezielte Trocknung entfaltet die Vanille ihr volles Aroma und bleibt haltbar

  1. Schwitzphase: Nach dem heißen Wasserbad in feuchte Tücher wickeln und in luftdichte Behälter legen.
  2. Sonnentrocknung: Schoten tagsüber in die Sonne legen und nachts einpacken.

Die getrockneten Schoten können weiterverarbeitet werden, indem Sie das Vanillemark herauskratzen oder die Schalen mahlen und als Gewürz verwenden.

Durch diese gezielte Trocknung und sorgfältige Weiterverarbeitung entfaltet die Vanille ihre volle geschmackliche Intensität und bleibt lange haltbar. Lagern Sie die fertigen Vanilleschoten in luftdichten Behältern bei 15 bis 18 Grad Celsius, um ihre Qualität zu erhalten.

Bilder: TommyIX / iStockphoto