Stevia: Natürliche Süße oder cleverer Marketing-Hype?
Stevia, ein pflanzlicher Süßstoff, ist in vielen Lebensmitteln zu finden. Der Artikel beleuchtet die Herstellung, Verwendung und mögliche Risiken von Stevia sowie Alternativen im Vergleich.
Stevia: Natürlicher Ursprung, industrielle Verarbeitung
Stevia, auch bekannt als Süßkraut oder Honigkraut, stammt aus Südamerika und wird traditionell zur Süßung von Speisen und Getränken genutzt. Der süße Geschmack beruht auf Steviolglycosiden, die etwa 300-mal süßer als Zucker sind, jedoch keine Kalorien enthalten und den Blutzuckerspiegel nicht beeinflussen.
Das in der Lebensmittelindustrie verwendete Stevia-Extrakt wird durch chemische und physikalische Verfahren aus den Blättern extrahiert. Dieser Prozess umfasst mehrere Schritte und nutzt oft chemische Substanzen wie Aluminiumsalze, die nicht immer umweltfreundlich entsorgt werden. Dadurch existiert kein Bio-Stevia, da die industriellen Verarbeitungsmethoden die Natürlichkeit des Endprodukts stark reduzieren, selbst wenn die Pflanzen ökologisch angebaut werden.
Einige Hersteller setzen auf umweltfreundlichere Methoden wie CO2-Extraktion oder Wasserauslaugung. Trotz dieser Fortschritte bleibt das Endprodukt ein hochreines Konzentrat, dessen ursprüngliche Natürlichkeit durch den intensiven Verarbeitungsprozess weitgehend verloren geht.
Stevia in der EU: Zulassung und Verwendung
Seit Dezember 2011 sind Steviolglycoside in der EU unter der E-Nummer E 960 als Süßungsmittel zugelassen. Die Zulassung ist an strenge Richtlinien gebunden und erlaubt die Verwendung nur in festgelegten Lebensmittelkategorien. Verbraucher:innen können so die Süße von Stevia in einer Vielzahl von Produkten genießen, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen. Beachten Sie jedoch, dass der Einsatz von Stevia in bestimmten Produkten wie Backwaren in der EU nicht zugelassen ist.

Ein maßvoller Konsum von Stevia wird aufgrund möglicher Risiken empfohlen
Mögliche Risiken und Einschränkungen von Stevia
Während Stevia viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Risiken und Einschränkungen:
- Tägliche Aufnahmemenge: Die maximale Tagesdosis für Steviolglycoside liegt bei 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Besonders bei Kindern kann dieser Wert durch den Konsum von steviagesüßten Produkten schnell erreicht oder überschritten werden.
- Kumulative Aufnahme: Da Stevia in vielen Lebensmitteln enthalten ist, besteht das Risiko einer überschüssigen Aufnahme, wenn mehrere Produkte gleichzeitig konsumiert werden.
- Geschmack: Stevia hat einen charakteristischen süßen Geschmack, der von manchen Menschen als lakritzartig oder leicht bitter empfunden wird.
- Verarbeitung: Das in Lebensmitteln verwendete Stevia-Extrakt ist das Ergebnis eines intensiven industriellen Verarbeitungsprozesses, der die Natürlichkeit des Endprodukts mindert.
- Gesundheitliche Auswirkungen: Studien zeigen, dass Steviolglycoside weder krebserregend noch genotoxisch sind. Ein maßvoller Konsum wird jedoch empfohlen, da ein zu häufiger Einsatz von Süßstoffen das Bedürfnis nach süßen Geschmäckern fördern könnte.
- Langzeitstudien: Es fehlen umfassende Langzeitstudien zu den Auswirkungen eines lebenslangen Konsums von Stevia.
Diese Punkte sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie Stevia in Ihre Ernährung integrieren möchten.

Die Kombination mit Erythrit verbessert Geschmack und Konsistenz von Stevia-Produkten
Stevia als Zutat in Lebensmitteln
Stevia wird in einer Vielzahl von Lebensmitteln eingesetzt, darunter Getränke, Joghurt, Desserts und Süßwaren. Die hohe Süßkraft der Steviolglycoside, die etwa 300-mal süßer als Haushaltszucker sind, macht dies möglich. Trotzdem sind die Einsatzmöglichkeiten begrenzt:
- Kombinationsprodukte: Häufig wird Steviolglycosiden ein anderer Süßstoff wie Erythrit oder Maltodextrin zugesetzt, um Konsistenz und Geschmack zu verbessern.
- Teilmengenersatz: Stevia kann Zucker meist nur teilweise ersetzen, da es einen lakritzähnlichen Nachgeschmack hat.
Wenn Sie Lebensmittel kaufen, die mit Stevia gesüßt sind, sollten Sie die Zutatenliste genau prüfen. Produkte, die als „Stevia-Streusüße“ bezeichnet werden, enthalten oft auch Füllstoffe wie Maltodextrin oder Erythrit, um die Konsistenz zu verbessern. Die Höchstmengen für Steviolglycoside in Lebensmitteln sind gesetzlich geregelt, um sicherzustellen, dass die tägliche Aufnahmemenge nicht überschritten wird.
Stevia bietet den Vorteil, praktisch keine Kalorien zu enthalten und den Blutzuckerspiegel nicht zu beeinflussen. Dennoch sind Anpassungen beim Geschmack oft nötig, und die industrielle Verarbeitung mindert die Natürlichkeit des Endprodukts erheblich.
Stevia im Vergleich zu anderen Süßungsmitteln
Die Auswahl an Süßungsmitteln ist vielfältig, und jedes bietet unterschiedliche Vorteile und Nachteile:
Zuckeraustauschstoffe

Erythrit und Xylit bieten süßende Alternativen mit weniger Kalorien als Zucker
- Erythrit: Dieser Stoff besitzt etwa 60-70% der Süßkraft von Zucker, hat jedoch nahezu keine Kalorien und keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Er wird oft in Kombination mit Stevia verwendet, um die Kalorienzahl zu minimieren und den Geschmack zu harmonisieren.
- Xylit: Auch bekannt als Birkenzucker, hat Xylit etwa die gleiche Süßkraft wie Zucker und rund 40% weniger Kalorien. Es verhindert Karies, ist jedoch für Hunde giftig.
Süßstoffe
- Aspartam: Dieser künstliche Süßstoff ist etwa 200-mal süßer als Zucker und enthält keine Kalorien. Es gibt Diskussionen über mögliche gesundheitliche Auswirkungen bei langfristigem Konsum.
- Sucralose: Sucralose ist etwa 600-mal süßer als Zucker und hat keine Kalorien. Sie ist hitzestabil und daher für das Kochen und Backen geeignet.
Natürliche Süßungsmittel

Natürliche Süßungsmittel enthalten zusätzliche Nährstoffe, aber auch Kalorien und Zucker
- Honig: Honig ist ein natürlicher Süßstoff, der neben Zucker auch Vitamine und Mineralstoffe enthält. Er beeinflusst jedoch den Blutzuckerspiegel und sollte in Maßen verwendet werden.
- Ahornsirup: Besteht hauptsächlich aus Saccharose und hat etwa 60-70% der Süßkraft von Zucker. Aufgrund seines intensiven Geschmacks eignet sich Ahornsirup gut zum Verfeinern von Speisen, sollte jedoch sparsam verwendet werden.
Stevia bietet den klaren Vorteil, kalorienfrei zu sein und den Blutzuckerspiegel nicht zu beeinflussen. Andere Süßungsmittel wie Erythrit und Xylit bieten ähnliche Vorteile mit Einschränkungen hinsichtlich der Verträglichkeit und Verwendbarkeit. Natürliche Süßungsmittel wie Honig und Ahornsirup fügen zusätzliche Nährstoffe hinzu, enthalten jedoch auch Kalorien und Zucker. Die Wahl des Süßungsmittels hängt daher von Ihren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab.