Stevia selber anbauen: Vom Samen bis zur Ernte
Stevia, der natürliche Zuckerersatz, lässt sich auch im eigenen Garten anbauen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden zur Kultivierung, Pflege und Verwendung dieser vielseitigen Pflanze.
Steckbrief
Blätter

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Die Blätter der Stevia-Pflanze, auch bekannt als Süßkraut oder Honigkraut, sind der Teil der Pflanze, der die süßenden Eigenschaften besitzt. Sie enthalten verschiedene Glycoside, insbesondere Steviosid und Rebaudiosid A. Rebaudiosid A schmeckt weniger bitter und wird oft bevorzugt.
Die Blätter sind oval mit einem gesägten Rand und erreichen einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern. Junge Blätter sind hellgrün und dunkeln im Laufe der Zeit nach. Unter dem Mikroskop sind die Drüsen, die den süßenden Inhaltsstoff Steviosid enthalten, zu erkennen.
Steviablätter können frisch oder getrocknet genutzt werden, um Getränke und Speisen zu süßen. Ihre Süßkraft ist beeindruckend: Frische Blätter sind etwa 30-mal süßer als Haushaltszucker, und Steviosid in reiner Form sogar 150- bis 300-mal. Trockene Blätter behalten ihre Süßkraft über Jahre.
Beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen: In der Europäischen Union gelten Steviablätter als „neuartige Lebensmittel“ und dürfen nicht frei als Lebensmittel verkauft werden, außer in bestimmten Kräuter- und Früchteteemischungen. Ein Anbau im eigenen Garten und der Verzehr der eigenen Ernte sind jedoch erlaubt.
Stevia pflegen

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Stevia ist relativ pflegeleicht, hat jedoch einige spezielle Anforderungen für optimales Wachstum. Sie kann im Garten, auf dem Balkon oder als Zimmerpflanze kultiviert werden.
Standort
Stevia bevorzugt einen sonnigen, warmen und windgeschützten Standort. Ein Südbalkon oder eine helle Fensterbank sind ideal.
Gießen
Stevia hat einen hohen Wasserbedarf. Die Erde sollte ständig leicht feucht gehalten werden, ohne Staunässe zu verursachen. Im Sommer ist regelmäßiges und bedachtes Gießen besonders wichtig, da Stevia empfindlich auf Trockenheit reagiert.
Düngen
Stevia bevorzugt nährstoffarme Böden. Bei Topfpflanzen kann eine vorsichtige Zusatzgabe von organischen Düngern wie Kompost oder Hornspänen sinnvoll sein. Überdüngung sollte vermieden werden, da sie die Pflanze anfälliger für Schädlinge macht und den Steviosidgehalt senken kann.
Rückschnitt
Ein regelmäßiger Rückschnitt fördert das Wachstum und die Verzweigung. Schneiden Sie alle drei Wochen die Triebspitzen ab, um die Pflanze buschiger und widerstandsfähiger zu machen. Ab August sollte der Rückschnitt eingestellt werden, da das Wachstum nachlässt.
Topfkulturen
Beim Anbau im Topf sollte dieser mindestens einen Durchmesser von 16 cm haben, um ausreichend Platz für die Speicherwurzeln zu bieten. Eine durchlässige Erde ist wichtig, um Staunässe zu vermeiden.
Schädlinge und Krankheiten
Stevia ist relativ widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen, jedoch sollten Sie auf Blattläuse, Spinnmilben und Pilzkrankheiten achten und bei Bedarf biologische Maßnahmen ergreifen.
Stevia richtig pflanzen
Die Aussaat von Stevia-Samen erfolgt idealerweise zwischen März und Mai. Als Lichtkeimer sollten die Samen nicht mit Erde bedeckt, sondern nur leicht auf die Oberfläche gedrückt werden. Eine Keimtemperatur von etwa 22 Grad Celsius fördert die Keimung innerhalb von zehn Tagen.
Sobald die Keimlinge kräftig genug sind, pikiert man sie und setzt sie in Töpfe oder ins Freiland um. Der Topf sollte etwa 20 bis 30 Zentimeter im Durchmesser haben, da Stevia flache, kräftige Speicherwurzeln ausbildet. Der Pflanzabstand im Freiland sollte 30 Zentimeter betragen.
Stevia bevorzugt einen sonnigen und warmen Standort sowie gut durchlässigen Boden. Frühbeetkästen oder Minigewächshäuser (15,00€ bei Amazon*) sind ideal für die Anzucht.
Sorten & Arten

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Es gibt über 230 Arten der Gattung Stevia, aber nur wenige werden kommerziell genutzt. Hier einige gängige Sorten:
‚Stevia rebaudiana Bertoni‘: Kompakt und buschig mit kleinen Blättern, ideal für den Topfanbau. Auch als „Honigkraut“ bekannt.
‚Stevia rebaudiana Criolla‘: Kompakt und gut verzweigt, größere Blätter und ein hoher Gehalt an Steviosiden. Geeignet für die Süßstoffproduktion.
‚Stepa‘: Buschige Pflanze mit großen Blättern, speziell für hohe Blatternte gezüchtet. Eignet sich gut für sonnige Standorte.
‚Zuckerhut‘: Sehr kompakt mit kleinen Blättern, ideal für begrenzte Platzverhältnisse wie Balkone oder kleine Töpfe.
Stevia vermehren
Stevia lässt sich durch Aussaat oder Stecklinge vermehren. Die Vermehrung durch Stecklinge ist besonders einfach und effizient:
- Schneiden Sie im Frühjahr oder Sommer etwa 10 cm lange Triebspitzen von einer gesunden Mutterpflanze ab.
- Stellen Sie die Stecklinge in ein Glas mit Wasser und tauschen Sie das Wasser täglich aus, um Fäulnis zu vermeiden.
- Sobald sich Wurzeln gebildet haben, pflanzen Sie die Stecklinge in Töpfe mit durchlässiger und nährstoffarmer Kräutererde.
Die Aussaat ist ebenfalls möglich, jedoch ist die Keimrate der Samen relativ gering.
So kommt die Pflanze über den Winter
Stevia ist nicht winterhart und muss frostfrei überwintert werden. Ein heller Standort mit Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius ist ideal. Die oberen Triebe sterben im Winter ab, und es ist ratsam, diese bodennah zurückzuschneiden, um ein kräftiges Austreiben im Frühjahr zu fördern.
Während der Überwinterung benötigt Stevia nur sehr wenig Wasser. Gießen Sie etwa einmal im Monat, um das Austrocknen des Substrats und der Wurzeln zu verhindern. Im Frühjahr, wenn die Außentemperaturen wieder stabil zweistellig werden, kann die Stevia-Pflanze wieder nach draußen.
Krankheiten & Schädlinge
Stevia ist robust, aber bestimmte Probleme können bei ungünstigen Anbaubedingungen auftreten. Zu den Pilzerkrankungen gehören Mehltau, Rost, Kragenfäule, Schwarzfleckenkrankheit und Welkekrankheit. Bakterielle Welke kann durch Staunässe entstehen.
Auch Blattläuse, Spinnmilben, Schnecken, Drahtwürmer und Raupen können die Pflanze befallen. Biologische Maßnahmen wie der Einsatz von Nützlingen oder das Besprühen mit Seifenlauge sind zur Bekämpfung empfehlenswert.
Stevia als Zuckerersatz
Stevia bietet mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichem Zucker und synthetischen Süßstoffen. Es enthält nahezu keine Kalorien, beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht und fördert nicht die Entstehung von Karies.
Die Süßkraft von Steviaprodukten ist beeindruckend: Steviablätter sind etwa 30- bis 40-mal süßer als Haushaltszucker. Das reine Steviosid hat eine 150- bis 450-fache Süßkraft. Diese Eigenschaften machen Stevia besonders geeignet für Diabetiker und gesundheitsbewusste Menschen.
Stevia kann einen leichten lakritzartigen Beigeschmack haben, der jedoch durch verschiedene Verarbeitungstechniken minimiert werden kann. Es ist hitzestabil und eignet sich daher hervorragend zum Kochen und Backen.
Seit 2011 sind Steviolglycoside in der Europäischen Union als Süßstoff zugelassen. Stevia wird weltweit in Getränken, Süßigkeiten, Marmeladen und anderen Lebensmitteln verwendet.
Verwendung
Die Gewinnung von Steviolglykosiden beginnt mit der Ernte der Blätter. Diese Glykoside, wie Steviosid und Rebaudiosid A, werden mittels Heißwasser-, Ultraschall- oder Alkoholextraktion isoliert.
Die blattbasierten Steviaprodukte werden als Pulver, Streusüße und flüssige Zubereitungen verwendet und finden Anwendung in einer Vielzahl von Lebensmitteln. Auch kosmetische Produkte können Stevia enthalten.
In der Europäischen Union sind Steviolglykoside als Süßstoff unter der Bezeichnung E960 zugelassen und dürfen in verschiedenen Lebensmittelkategorien verwendet werden, außer in biologisch erzeugten Produkten.
Kontroverse um Stevia
In der Vergangenheit gab es Kontroversen um Stevia, besonders in den USA, wo frühe Studien eine mögliche krebserregende Wirkung nahelegten. Diese Studien führten 1991 zu einem Verbot von Stevia-Produkten durch die FDA.
Spätere Untersuchungen von internationalen Behörden wie der EFSA und der WHO fanden keine Hinweise auf eine krebserregende oder genotoxische Wirkung bei sachgemäßer Verwendung. Dadurch wurden Stevia-Produkte 1995 in den USA teilweise wieder zugelassen und 2008 als Lebensmittelergänzungsstoff anerkannt. Seit 2011 sind Steviol-Glykoside in der EU als Lebensmittelzusatzstoff (E960) zugelassen.
Die industrialisierte Herstellung von Stevia-Süßstoffen wird jedoch weiterhin kritisiert, da die aufwendigen chemischen und physikalischen Verfahren den natürlichen Charakter der Pflanze verfremden.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich Steviablätter direkt als Süßungsmittel verwenden?
Ja, Sie können Steviablätter direkt verwenden, um Getränke und Speisen zu süßen. Beachten Sie jedoch, dass in der EU Steviablätter als „neuartige Lebensmittel“ gelten und nicht frei verkauft werden dürfen, außer in bestimmten Kräuterteemischungen. Der Anbau und persönliche Gebrauch im eigenen Garten sind jedoch problemlos möglich.
Warum wird Stevia-Süßstoff manchmal als künstlich betrachtet?
Der als Süßstoff verwendete Stevia-Extrakt wird durch aufwendige chemische und physikalische Verfahren aus den Blättern isoliert. Diese Verarbeitungsmethoden entfernen viele der natürlichen Eigenschaften der Pflanze, was den Stevia-Süßstoff stark von den ursprünglichen Blättern unterscheidet.
Wie beeinflusst Stevia den Blutzuckerspiegel und die Zahngesundheit?
Stevia enthält keine Kalorien und beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht, was es besonders geeignet für Diabetiker macht. Zudem fördert es nicht die Entstehung von Karies, da die entsprechenden Mundbakterien die Stevioglykoside nicht verstoffwechseln können.
Gibt es gesundheitliche Bedenken im Zusammenhang mit Stevia?
Frühere Studien haben potenzielle Risiken wie eine genotoxische Wirkung vermutet, was zu einem temporären Verbot in den USA führte. Spätere Untersuchungen durch EFSA und WHO fanden jedoch keine Hinweise auf schädliche Wirkungen bei sachgemäßer Verwendung. Trotzdem bleibt die industrialisierte Herstellung von Stevia-Süßstoffen umstritten.