Schachtelhalm: Giftig oder Heilpflanze?
Schachtelhalm-Arten sind in vielen Gärten und Landschaften anzutreffen, doch nicht alle sind gleich. Lernen Sie den Unterschied zwischen dem nützlichen Acker-Schachtelhalm und dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm kennen, um Ihre Gesundheit und die Ihrer Tiere zu schützen.
Giftiger Sumpf-Schachtelhalm: Vorsicht ist geboten
Der Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre) stellt eine ernstzunehmende Gefahr für Weidetiere dar. Seine Inhaltsstoffe, darunter das Enzym Thiaminase und das Alkaloid Palustrin, können schwere gesundheitliche Probleme verursachen. Thiaminase zerstört Vitamin B1, was insbesondere bei Pferden zu neurologischen Störungen wie Taumeln führen kann. Palustrin wiederum, das in Konzentrationen von 0,01–0,3 % vorkommt, bleibt auch im getrockneten Heu über Jahre hinweg wirksam und kann bei Rindern zu verminderter Milchproduktion und Lähmungserscheinungen führen. Es ist wichtig zu wissen, dass bereits ein Anteil von 20 % Sumpf-Schachtelhalm im Heu über einen Zeitraum von einem Monat für Pferde tödlich sein kann.
Anzeichen einer Vergiftung
Eine Vergiftung durch Sumpf-Schachtelhalm zeigt sich durch verschiedene Symptome:
- Verdauungsprobleme: Durchfall und Entzündungen des Magen-Darm-Trakts sind häufige Anzeichen.
- Neurologische Auffälligkeiten: Muskelzittern, Schwäche, Abmagerung, Schreckhaftigkeit und Störungen im Bewegungsablauf können auftreten.
- Weitere Symptome: Pupillenerweiterung, Lähmungen und Krämpfe deuten auf eine schwere Vergiftung hin.
Im schlimmsten Fall kann eine Vergiftung durch Sumpf-Schachtelhalm zum Tod des Tieres führen.
Risiko für den Menschen
Obwohl direkte Vergiftungen beim Menschen durch den Verzehr von Sumpf-Schachtelhalm bisher nicht bekannt sind, ist dennoch Vorsicht geboten. Bei Aufnahme großer Mengen kann das Enzym Thiaminase auch beim Menschen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Daher ist vom Verzehr abzuraten, da potenzielle, wenn auch seltene, Vergiftungserscheinungen möglich sind.
Ungiftiger Acker-Schachtelhalm: Ein vielseitiges Kraut
Im Gegensatz zum Sumpf-Schachtelhalm ist der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) eine wertvolle Pflanze für die Naturheilkunde und Kosmetik. Sein hoher Kieselsäuregehalt trägt maßgeblich zu seiner positiven Wirkung auf Haut, Haare und Nägel bei.
Einsatz in der Naturheilkunde
Der Acker-Schachtelhalm findet in der traditionellen Medizin vielfältige Anwendung und wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt:
- Entzündungshemmende Wirkung: Bei rheumatischen Beschwerden wird er aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt.
- Harnsäureausleitung: Bei Gicht kann er helfen, überschüssige Harnsäure aus dem Körper zu spülen.
- Unterstützung der Harnwege: Bei Blasenproblemen unterstützt er die Gesundheit der Harnwege.
- Schleimlösend und hustenlindernd: Bei Husten wirkt er schleimlösend und erleichtert das Abhusten.
- Förderung der Durchblutung: Bei Durchblutungsstörungen kann er zur Verbesserung der Blutzirkulation beitragen.
- Linderung von Menstruationsbeschwerden: Er wird zur Linderung von Krämpfen und zur Regulierung des Zyklus eingesetzt.
- Unterstützung der Nierenfunktion: Durch seine harntreibende Wirkung fördert er die Nierenfunktion bei Nierenleiden.
Verwendung in der Kosmetik
In der Kosmetikindustrie wird der Acker-Schachtelhalm aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften geschätzt:
- Hautpflege: Seine glättenden und wundheilenden Effekte machen ihn zu einem wertvollen Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten.
- Stärkung von Bändern und Sehnen: Konzentrate aus Acker-Schachtelhalm finden Anwendung zur Stärkung von Bändern und Sehnen bei Sportlern.
- Haarpflege: In Haarpflegeprodukten hilft er, das Haar zu kräftigen, ihm Glanz zu verleihen und die Kopfhaut zu stärken.
Acker- und Sumpf-Schachtelhalm unterscheiden
Um Verwechslungen zu vermeiden, ist es wichtig, die charakteristischen Merkmale beider Schachtelhalm-Arten zu kennen:
- Stängelquerschnitt: Der Acker-Schachtelhalm hat einen größeren, grünen Querschnitt, während der des Sumpf-Schachtelhalms dunkelbraun bis fast schwarz und kleiner ist.
- Ästchen: Beim Acker-Schachtelhalm sind die Ästchen eher starr und stehen nach oben, während sie sich beim Sumpf-Schachtelhalm weich und biegsam nach unten neigen.
- Astscheiden: Der Sumpf-Schachtelhalm kennzeichnet sich durch dunkelbraun bis schwarz gefärbte Astscheiden, im Gegensatz zu den helleren Astscheiden des Acker-Schachtelhalms.
- Standort: Acker-Schachtelhalm bevorzugt trockene Wiesen, Waldränder und Waldlichtungen, während der Sumpf-Schachtelhalm feuchte Standorte wie Fluss- und Seeufer sowie Senken und Sümpfe bevorzugt.
- Sporenähre: Der Sumpf-Schachtelhalm entwickelt seine Sporenähre am oberen Ende des Sommertriebes, während der Acker-Schachtelhalm zuerst hellbraune, sporentragende Triebe bildet. Diese sterben nach der Sporenreife ab und machen grünen, stark verzweigten Trieben Platz.
Mit etwas Übung können Sie anhand dieser Merkmale beide Schachtelhalm-Arten sicher identifizieren und so den giftigen Sumpf-Schachtelhalm meiden.