Passionsblumen erfolgreich selbst bestäuben: So geht’s
Die faszinierenden Passionsblumen bestechen durch ihre Schönheit und einige Arten durch ihre wohlschmeckenden Früchte. Erfahren Sie in diesem Artikel alles über die Bestäubung, den Anbau und die Vielfalt der Passionsblumen.
Die Rolle von Kolibris und Fledermäusen
Passionsblumen sind beeindruckende Beispiele für spezialisierte Pflanzen-Bestäuber-Beziehungen. In den Tropen und Subtropen Südamerikas sind sie eng mit Kolibris und Fledermäusen verbunden, die speziell an die Bedürfnisse dieser Bestäuber angepasst sind.
Eine Gruppe von Passionsblumen hat sich speziell an die Bestäubung durch Kolibris angepasst. Insbesondere der Schwertschnabelkolibri mit seinem bis zu 11 cm langen Schnabel kann den Nektar tief in den Blütenröhren erreichen. Diese Blütenröhren können eine Länge von bis zu 14 cm haben, was den Nektar vor anderen Tieren schützt und sicherstellt, dass der Kolibri Pollen von einer Blüte zur nächsten transportiert.
Auch Fledermäuse spielen eine wichtige Rolle, besonders bei Passionsblumenarten, die nachts blühen. Diese Blüten sind stark duftend und oft hell gefärbt, um Fledermäuse anzulocken. In höheren Lagen der Anden, wo Kolibris seltener sind, werden solche Anpassungen besonders wichtig.
Die Evolution zeigt, dass diese Spezialisierungen nicht immer unveränderlich sind. Veränderungen in Lebensräumen oder klimatischen Bedingungen können eine Umstellung auf andere Bestäuber erforderlich machen. So haben einige ursprünglich auf den Schwertschnabelkolibri ausgerichtete Passionsblumenarten ihre Blütenröhren verkürzt, um sich neuen Bestäubern anzupassen.
Passionsblumen bieten so ein faszinierendes Beispiel für die dynamische und anpassungsfähige Natur der Evolution. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um die Vielfalt und Komplexität der Bestäuberbeziehungen in Ihrem eigenen Garten zu fördern.
Selbstbestäubung bei Passionsblumen
Viele Passionsblumenarten sind auf Fremdbestäubung angewiesen, aber es gibt auch Arten, die sich selbst bestäuben können. Diese Eigenschaft wird als Selbstfertilität bezeichnet und bedeutet, dass eine einzelne Pflanze ohne Pollen einer anderen Pflanze Früchte hervorbringen kann. Passiflora edulis forma edulis ist ein bekanntes Beispiel für eine solche Art. Im Gegensatz dazu ist Passiflora edulis forma flavicarpa oft selbstinkompatibel, obwohl einige Kreuzungen inzwischen selbstfertil sein können.
Besonders in Innenräumen oder an Orten ohne natürliche Bestäuber erweist sich die Selbstfertilität als nützlich. Auch bei selbstfertilen Passionsblumen kann die manuelle Bestäubung die Fruchtbildung und den Ertrag verbessern. Ein sonniger, windgeschützter Standort und ein ausreichend großes Pflanzgefäß unterstützen das Wachstum dieser prächtigen Kletterpflanzen.
Manuelle Bestäubung: Ein Leitfaden für Gärtner
Falls natürliche Bestäuber fehlen und Sie fruchttragende Passionsblumen wünschen, können Sie die Bestäubung manuell vornehmen. Diese Methode ist unkompliziert und erfordert nur wenige Materialien.
- Benötigte Materialien: Sie brauchen einen feinen Pinsel (8,00€ bei Amazon*) oder eine Pinzette sowie einen Teefilter oder eine Plastiktüte, um unerwünschte Fremdbestäubung auszuschließen.
- Richtiger Zeitpunkt: Die beste Zeit für die Bestäubung ist am frühen Nachmittag. Achten Sie darauf, dass die Blüte im weiblichen Stadium ist, erkennbar daran, dass sich die Griffel zur Blütenmitte neigen.
- Pollenentnahme: Nehmen Sie vorsichtig Pollen von den Staubbeuteln einer Blüte auf, indem Sie einen feinen Pinsel (8,00€ bei Amazon*) oder eine Pinzette verwenden. Wählen Sie eine Blüte, die sich am selben Tag geöffnet hat, da der Pollen dann am vitalsten ist.
- Pollenübertragung: Übertragen Sie den Pollen vorsichtig auf die Narben der Blüte, die Sie bestäuben möchten. Achten Sie darauf, dass der Pollen gut haften bleibt.
- Schutz der bestäubten Blüte: Um ungewollte Fremdbestäubung durch Insekten zu verhindern, stülpen Sie vorsichtig eine Plastiktüte oder einen Teefilter über die gesamte Blüte und befestigen diese locker. Entfernen Sie den Schutz am nächsten Tag.
- Überprüfung des Erfolgs: Innerhalb weniger Tage können Sie erkennen, ob die Bestäubung erfolgreich war. Der Fruchtknoten beginnt sich zu verdicken und das Wachstum einer Frucht wird sichtbar. Bei nicht erfolgreicher Bestäubung wird die Blüte gelb und fällt ab.
Mit geduldiger Anwendung dieser Methode können Sie auch ohne natürliche Bestäuber eine reichhaltige Ernte an Passionsfrüchten erzielen.
Hybridisierung: Kreuzen verschiedener Arten
Die Hybridisierung von Passionsblumen ermöglicht es, die besten Merkmale verschiedener Arten zu kombinieren. Dies kann Pflanzen hervorbringen, die sowohl ästhetische als auch funktionale Anforderungen erfüllen, wie Winterhärte, Krankheitsresistenz und schmackhafte Früchte.
Schritte zur Hybridisierung
- Auswahl der Elternpflanzen: Wählen Sie zwei Passionsblumenarten aus, die die gewünschten Eigenschaften besitzen. Zum Beispiel könnte eine Art für ihre Winterhärte bekannt sein, während eine andere große und duftende Blüten bietet.
- Verhinderung der Selbstbestäubung: Entfernen Sie die Pollenbeutel der Pflanze, bevor diese sich öffnen und Pollen freisetzen. Dies kann direkt nach dem Öffnen der Blüte oder durch einen kleinen Schnitt in der kurz vor der Öffnung stehenden Knospe erfolgen.
- Handbestäubung: Nutzen Sie eine Pinzette oder einen feinen Pinsel, um den Pollen der ausgewählten Vaterpflanze auf die Narbe der Mutterpflanze zu übertragen. Achten Sie darauf, dass der Pollen frisch und vital ist.
- Schutz der bestäubten Blüte: Decken Sie die bestäubte Blüte mit einem Teefilter oder einer Plastiktüte ab, die am nächsten Tag wieder entfernt werden kann, um ungewollte Fremdbestäubung zu verhindern.
- Überprüfung und Pflege: Überprüfen Sie die bestäubten Blüten regelmäßig und achten Sie darauf, dass sich der Fruchtknoten verdickt, ein Zeichen für erfolgreiche Bestäubung.
Ziele und Herausforderungen
Ziel der Hybridisierung ist es, Pflanzen zu entwickeln, die eine Kombination positiver Merkmale wie Winterhärte, Krankheitsresistenz, auffällige Blüten und schmackhafte Früchte besitzen. Jedoch kann die Hybridisierung komplex sein; nicht alle Arten lassen sich problemlos kreuzen, und es kann vorkommen, dass Samen nicht keimen oder die Nachkommen steril sind.
Durch sorgfältige Auswahl und Geduld können dennoch beeindruckende Hybriden entstehen, die durch Aussehen und Eigenschaften faszinieren. Achten Sie dabei stets auf die spezifischen Bedürfnisse der beteiligten Arten.
Tipps für den Erfolg der Bestäubung
Für eine erfolgreiche Bestäubung Ihrer Passionsblumen sind folgende Hinweise nützlich:
- Frische Pollen nutzen: Verwenden Sie ausschließlich frischen Pollen für die Bestäubung. Der beste Zeitpunkt ist kurz nach dem Öffnen der Blüte.
- Weibliches Blütenstadium abpassen: Bestäuben Sie die Blüten im weiblichen Stadium, erkennbar an den zur Blütenmitte geneigten Griffeln.
- Manuelle Unterstützung: In insektenarmen Gebieten oder Innenräumen ist Handbestäubung oft unerlässlich. Nutzen Sie einen feinen Pinsel (8,00€ bei Amazon*) oder eine Pinzette, um den Pollen gezielt auf die Narbe der Blüte zu übertragen.
- Vor Fremdbestäubung schützen: Decken Sie die bestäubte Blüte mit einem Teefilter oder einer Plastiktüte ab. Entfernen Sie den Schutz am nächsten Tag.
- Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie innerhalb von zwei bis drei Tagen die bestäubten Blüten. Bei erfolgreicher Bestäubung verdickt sich der Fruchtknoten, ansonsten wird er gelb und fällt ab.
Durch gezielte Maßnahmen erhöhen Sie die Chancen auf eine reichhaltige Ernte und eine erfolgreiche Bestäubung Ihrer Passionsblumen.
Essbare Passionsfrüchte
Passionsfrüchte begeistern nicht nur durch ihre farbenfrohen Blüten, sondern auch durch ihre kulinarischen Genüsse. Besonders bekannt sind die Maracuja-Varianten, wie die lila Maracuja (Passiflora edulis forma edulis) und die gelbe Maracuja (Passiflora edulis forma flavicarpa). Neben diesen kommerziell bedeutenden Sorten gibt es viele weitere, deren Früchte essbar und oft sehr schmackhaft sind, auch wenn sie meist nicht in großem Stil angebaut werden:
- Passiflora ligularis (Grenadilla): Diese Art hat süßliche, aromatische Früchte mit einer Konsistenz, die an Granatapfelkerne erinnert.
- Passiflora tarminiana var. mollissima (Bananen-Passionsfrucht): Besitzt eine längliche Fruchtform und hat eine wenig verbreitete essbare Frucht.
- Passiflora vitifolia: Diese Art zeichnet sich durch leuchtend rote Blüten und ihre essbaren Früchte aus.
- Passiflora alata (Flügel-Stiel-Passionsblume): Hat süße, selten im Handel verfügbare Früchte.
- Passiflora incarnata (Fleischfarbene Passionsblume): Die wohlschmeckenden Früchte dieser Art haben auch eine lange Tradition in der Naturheilkunde.
- Passiflora maliformis: Diese Art produziert kleine, buttrige Früchte.
- Passiflora arida: Bekannt für ihre süßlichen Früchte, deren Schale auch bei Reife grün bleibt.
Sie können die essbaren Passionsfrüchte roh genießen oder zu Säften, Sorbets oder Desserts verarbeiten. Achten Sie darauf, nur vollständig gereifte Früchte zu verzehren, da einige unreife Früchte Blausäure enthalten können, die während des Reifungsprozesses abgebaut wird.
Möchten Sie Passionsfrüchte selbst anbauen, empfiehlt es sich, die Pflanzen in ausreichend großen Kübeln zu halten und sie an einem sonnigen, windgeschützten Standort zu platzieren. Richtige Pflege und das Vermeiden von Staunässe unterstützen eine reichhaltige Ernte aromatischer Früchte.