Samenvermehrung bei Oleander ist eine spannende Angelegenheit
Im Gegensatz zu den vegetativen Formen der Vermehrung, bei denen Sie vorher genau wissen, wie die zukünftige Pflanze später einmal aussehen wird – schließlich handelt es sich nur um einen Klon der Mutterpflanze – erwarten Sie bei einer Samenvermehrung jede Menge Überraschungen. Sämlinge sehen den Elternpflanzen nämlich oft überhaupt nicht ähnlich und die Abkömmlinge unterscheiden sich untereinander sehr. Dieses Phänomen tritt auf, weil sich durch die Befruchtung der Blüten das Erbgut der Elternpflanzen miteinander mischt, Mutationen auftreten können oder aber plötzlich zuvor unterdrückte Merkmale von weiter zurückliegenden Vorfahren sich durchsetzen konnten.
Neue Oleandersorten züchten
Aus diesem Grund werden zur Züchtung neuer Oleandersorten bevorzugt Sämlinge verwendet. Selbst Sie als Hobbygärtner bzw. Hobbygärtnerin können sich daran versuchen. Dazu benötigen Sie lediglich mindestens zwei verschiedene Oleandersorten, die Sie sofort nach dem Öffnen der Blütenknospen mit Hilfe eines feinen Pinsels per Hand bestäuben. Sofern sich daraus Samenschoten entwickeln, säen Sie die darin befindlichen Samen aus und kultivieren die sich entwickelnden Sämlinge. Allerdings benötigen Sie für die Zucht etwas Geduld, denn die kleinen Pflanzen blühen frühestens im Alter von drei Jahren – erst jetzt lässt sich erkennen, welche Form und Farbe die Blüten haben, so dass Sie selektieren können.
Samen aussäen und Sämlinge heranziehen
Die Samenschoten sind erntereif, sobald sie sich braun verfärbt haben und allmählich aufplatzen. Sammeln Sie die darin befindlichen Samen heraus und gehen Sie anschließend wie beschrieben vor:
- Weichen Sie die Samen zunächst für mindestens eine Nacht in lauwarmem Wasser ein.
- Eine Stratifikation ist, da es sich um eine mediterrane Pflanze handelt, nicht notwendig.
- Befüllen Sie eine flache Saatschale mit einem nährstoffarmen Anzuchtsubstrat.
- Ideal ist Kräuter- und Anzuchterde (7,00€ bei Amazon*), aber auch ein Substrat auf Basis von Kokosfasern eignet sich sehr gut.
- Säen Sie die Samen darauf aus und bedecken Sie sie nur leicht mit gesiebter Erde.
- Oleander gehört zu den Lichtkeimern.
- Besprühen Sie Samen und Substrat mit abgestandenem und lauwarmem Leitungswasser.
- Halten Sie das Substrat bis zur Keimung gleichmäßig feucht.
- Bedecken Sie die Schale mit einem Stück Klarsichtfolie o. ä., um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
- Stellen Sie die Schale an einen hellen und warmen Platz.
Nun heißt es Geduld haben, denn bis zur Keimung können einige Wochen vergehen. Grundsätzlich können Oleandersamen das ganze Jahr über ausgebracht werden, die besten Ergebnisse werden jedoch im Frühjahr erzielt.
Tipp
Im Gegensatz zur Stecklingsvermehrung werden die typischen Oleanderkrankheiten wie beispielsweise der Oleanderkrebs bei der Samenvermehrung nicht auf die neu entstehenden Pflanzen vererbt. Aus diesem Grund werden Sämlinge besonders gern zur Veredelung (beispielsweise bei Oleander-Hochstämmchen) eingesetzt.