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Kirschessigfliegen-Alarm? So retten Sie Ihre Obst-Ernte!

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Die Kirschessigfliege bereitet Hobbygärtnern zunehmend ein mulmiges Gefühl, denn sie breitet sich immer weiter aus. Im Obstbau kann sie teilweise erhebliche Schäden verursachen. Doch es gibt Möglichkeiten, um einen Befall zu verhindern oder die Ausbreitung zu stoppen.

kirschessigfliege
Nur sehr feinmaschige Netzen halten Essigfliegen fern
AUF EINEN BLICK
Wie kann man die Kirschessigfliege bekämpfen?
Die Kirschessigfliege ist ein Schädling, der Eier in weichschalige Früchte legt und so Ernteverluste verursacht. Um sie zu bekämpfen, können Sie biologische Methoden wie selbstgebaute Fallen, Kaolin-Behandlungen, Schutznetze und vorbeugende Maßnahmen wie Fruchtauslese und regelmäßiges Mähen einsetzen.

Welchen Schaden richten Kirschessigfliegen an?

Weibchen der Kirschessigfliegen legen ihre Eier durch die aufgesägte Schale in das Fruchtfleisch von bisher unbeschädigten Früchten. Das unterscheidet die Art von der heimischen Essigfliege, die bevorzugt überreifes Obst anfliegt. Mit bloßem Auge ist nicht erkennbar, ob auf einer Frucht Eier abgelegt wurden. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kirschessigfliege keine Essigbakterien auf die Frucht überträgt. Doch Folgeschäden sind durch die geöffnete Fruchthaut möglich:

  • Sekundärschädlinge finden Zugangsmöglichkeiten
  • Fraßaktivitäten der Larve verursacht Saftaustritt, wodurch Schädlinge angelockt werden
  • Saftrückstände bieten Nährboden für Fäulnispilze
  • mengen- und qualitätsmäßige Ernteverluste

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Exkurs

Eiablage

Ein Kirschessigfliegenweibchen kann pro Tag zwischen sieben und 16 Eier ablegen. Im Laufe ihres gesamten Lebens summiert sich die Anzahl auf etwa 400 Stück. Sie geht nicht willkürlich bei der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz vor. Forschungen zeigten, dass ein natürlicher Belag aus Pilzen, Hefen oder Bakterien auf der Fruchtoberfläche die Entscheidung begünstigt.

Hat ein Weibchen ihre Eier auf einer Frucht abgelegt, markiert sie diesen Bereich. Dadurch wird verhindert, dass andere Weibchen in der direkten Umgebung ihre Eier platzieren. Milde Temperaturen und eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit gewährleisten, dass aus dem Ei eine Made schlüpft.

Schadenspotential

kirschessigfliege

Die Schwarzbäuchige Taufliege (hier abgebildet) richtet mehr Schaden an als die Kirschessigfliege

Erstmals wurde die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), die ursprünglich aus Asien stammt, 2011 in Deutschland beobachtet. In den folgenden drei Jahren hat sich der Schädling landesweit ausgebreitet. Die Art wird begünstigt durch das zunehmend milde Klima. Wenn die Temperaturen im Winter in den Minusbereich sinken und im Sommer stark ansteigen, reduzieren sich die Populationen automatisch. Beobachtungen des Befalls haben in den letzten Jahren gezeigt, dass das Schadpotential der Kirschessigfliege im Weinbau geringer ist als die Schäden durch die Schwarzbäuchige Taufliege (Drosophila melanogaster).

Kirschessigfliegen können im Weinbau und in Obstkulturen Schäden anrichten. Besonders gefährdete Bereiche liegen in der Nähe zu Wäldern und hochgewachsenen Wiesen.

Gefährlich für Menschen?

Wenn Sie sich unsicher sind, ob die befallenen Früchte noch genießbar sind, sollten Sie Ihren Sinnen vertrauen. Schauen Sie sich das Obst genau an und riechen Sie daran. Wenn Sie keine unangenehmen Gerüche wahrnehmen, probieren Sie das Fruchtfleisch. Selbst frisch befallene Früchte, in denen sich Eier oder frisch geschlüpfte Larven befinden, sind unbedenklich und nicht gesundheitsschädlich. Im späten Befallsstadium sind Verletzungen mit Saftaustritt deutlich erkennbar und die Frucht verströmt einen Essiggeruch. Solche Früchte sind ungenießbar.

Umgang mit der Ernte bei Befallsverdacht:

  1. nur augenscheinlich intakte Früchte ernten
  2. Ernte direkt zu Beginn der Fruchtreife durchführen
  3. Eientwicklung durch starke Kühlung der Ernte stoppen
  4. Fruchtfleisch erhitzen oder in Alkohol einlegen
kirschessigfliege

Selbst von Larven befallene Früchte können meist noch gegessen werden

Kirschessigfliegen erkennen

Die japanische Kirschessigfliege sieht auf den ersten Blick aus wie heimische Arten. Sie hat einen gelb bis braun gefärbten Körper und dunkle Streifen auf dem Bauch. Kirschessigfliegen erscheinen heller als Fruchtfliegen. Auffällig sind die roten Augen. Die Larven sind weiß gefärbt und zylindrisch geformt. Sie erreichen eine Größe von 3,5 Millimeter. Während sich Weibchen durch ihren Legeapparat von anderen Arten unterscheiden, besitzen Männchen ein auffälliges Merkmal:

  Männchen Weibchen
Größe 2,6 bis 2,8 Millimeter bis 3,4 Millimeter
Flügel jede Flügelspitze mit dunklem Fleck transparent
Hinterleib unscheinbar scharf gezähnter Eiablageapparat

Kirschessigfliegen bekämpfen

Die asiatische Kirschessigfliege lässt sich mit Insektiziden bekämpfen. Doch im privaten Bereich sind chemische Mittel keine Lösung. Mit geeigneten Alternativen können Sie den Fruchtschädling biologisch abwehren, ohne dabei Ihre Gesundheit zu gefährden.

Eine Falle selber bauen

Fallen lassen sich aus recycelten Plastikbechern mit Deckel leicht selbst basteln. Ideal geeignet ist ein Einwegbecher für Smoothies oder andere Getränke mit einem Fassungsvermögen von 500 Milliliter. Sie reichen zwar nicht aus, um den Befall vollständig zu bekämpfen, können aber zur Kontrolle eingesetzt werden.
Bastelanleitung:

Kirschessigfliegen-Falle selber bauen

 

  1. drei bis vier Millimeter große Löcher in den Deckel stechen
  2. Apfelessig und Wasser (1:1) mischen und auf vier Zentimeter Höhe in den Becher füllen
  3. Tropfen Spülmittel hinzugeben
  4. Falle im Schatten auf Höhe der Früchte aufhängen
  5. Kabelbinder zum Befestigen nutzen

Eine möglichst frühzeitige Platzierung vor der Fruchtreife ist notwendig, um den Befall rechtzeitig festzustellen. Durch die kleinen Öffnungen gelangen Drosophila-Arten in die Falle, während unerwünschte Nebenfänge von größeren Insekten verhindert werden. Bereiten Sie ein doppeltes Fallenset vor, damit Sie die Behälter einfach austauschen und anschließend erneuern können.

Kaolin

Kaolin ist besser bekannt als Porzellan- oder weiße Tonerde. Hauptbestandteil ist Kaolinit, welches aus chemischer Sicht ein Aluminiumsalz der Kieselsäure darstellt. Das fein gemahlene und in Wasser aufgelöste Pulver hält nach mindestens vier Spritzungen Kirschessigfliegen von der Eiablage ab. Die Wirkung hält bis zum nächsten Regen an. Werden die Fliegen mit dem Mittel bestäubt, haften die feinen Partikel auf dem Körper und lösen einen übermäßigen Putzdrang aus. Dabei vergessen die Fliegen Nahrung aufzunehmen und vernachlässigen die Fortpflanzung.

Vorteile:

  • Gesundheit: keine Gefahren für Mensch und Haustier
  • Artenvielfalt: keine abtötende sondern ausschließlich abschreckende Wirkung
  • Effektivität: einheitliche Partikel bilden einen gleichmäßig dichten Spritzbelag

Netze

kirschessigfliege

Feinmaschige Netze halten die Kirschessigfliege von der Frucht fern

Schutznetze sind für den privaten Gebrauch ideal, wenn Sie vereinzelte Sträucher vor einem Befall durch die Kirschessigfliege schützen wollen. Wichtig ist, dass das Netz eine maximale Maschenweite von 1,2 Millimeter aufweist und vollständig über den Strauch gehängt wird. Schon die kleinste Lücke ermöglicht einen Zugang. Der Nachteil dieser Variante besteht darin, dass durch das Öffnen der Netze Fliegen an den Strauch gelangen können. Öffnen Sie die Abdeckungen daher nur an heißen und trockenen Tagen, wenn sich keine Kirschessigfliegen in der Luft befinden.

Tipp

Um den Schutz vor Zuflug der Kirschessigfliegen zu erhöhen, sollten Sie die abgedeckten Sträucher nach Möglichkeit im Gewächshaus kultivieren.

Vorbeugende Maßnahmen

Wenn möglich, sollten Sie betroffene Fruchtsträucher moderat entblättern. Auf diese Weise werden die Gehölze besser durchlüftet und mehr Sonnenlicht fällt in das Innere. Kirschessigfliegen finden trockene und stark besonnte Sträucher weniger attraktiv. Auch die Vegetation in der Umgebung sollte bei einem Befallsverdacht möglichst niedrig gehalten werden, um warme und trockene Bedingungen zu begünstigen.

Was Sie tun können:

  • Früchte vor der Reife ausdünnen und beschädigtes Obst entfernen
  • kein Fallobst liegen lassen, da der Geruch Kirschessigfliegen anlockt
  • Boden mulchen um Verrottungsprozesse zu beschleunigen

Tipp

Um einen Befall zu ermitteln, können Sie Früchte in einem engmaschigen Netzbeutel lagern und diesen in den nächsten Tagen beobachten. Bei warmen Temperaturen schlüpfen die Fliegen innerhalb kurzer Zeit.

Welche Pflanzen befallen Kirschessigfliegen?

Drosphila suzukii ist nicht wählerisch im Hinblick auf die Wirtspflanzen. Weibchen legen ihre Eier bevorzugt auf weichschalige Früchte. Rote Traubensorten mit kompakter Struktur und dünner Haut sowie Kirschen sind besonders attraktiv. Wegen der starken Vermehrung in den Sommermonaten sind auch spät reifende Obstsorten gefährdet. Die Kirschessigfliege befällt zudem wildwachsende Beerensträucher wie Himbeeren und Brombeeren. Äpfel und Birnen werden nur befallen, wenn die Fruchtschale bereits Schäden aufweist.

Häufig gestellte Fragen

Hilft Fruchtkalk gegen die Kirschessigfliege?

kirschessigfliege

Fruchtkalk ist unwirksam gegen die Kirschessigfliege

Fruchtkalk ist eine Kalkmilch, die als Weißanstrich für Obstbäume genutzt wird. Sie beinhaltet gelöschten Kalk und hilft gegen Pilzerkrankungen. In der Bekämpfung von Kirschessigfliegen konnte keine Wirkung festgestellt werden. Gleichermaßen wirkungslos zeigen sich beleimte Farbtafeln und Produkte mit Lavendelöl.

Wie sieht der Befall bei Himbeeren und Brombeeren aus?

Im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) wurde festgestellt, in welchem Reifestadium Kirschessigfliegen ihre Eier bevorzugt auf Himbeeren und Brombeeren ablegten.

Während in unreifen Brombeeren mit leichter Rotfärbung keine Eier festgestellt wurden, waren nahezu alle Stichproben von Himbeeren mit beginnender Rotfärbung befallen. Je roter die Brombeeren wurden, desto mehr Eier befanden sich im Fruchtfleisch. Die Eianzahl in heranreifenden Himbeeren ging dagegen leicht zurück. Bevorzugt suchten die Weibchen in beiden Fällen Früchte auf, die vollständig ausgereift waren.

Kann ich einen Befall durch die Kirschessigfliege frühzeitig sehen?

Es ist schwer, einen Befall rechtzeitig zu erkennen. Mit bloßem Auge ist nicht ersichtlich, ob sich Eier im Fruchtfleisch befinden. Erst das Vorhandensein von Puppen kann durch eine Lupe festgestellt werden. Die Puppen besitzen zwei Anhänge, die aus der Fruchtschale herausragen. Typisch für die Puppen der Kirschessigfliege sind sternförmige Fortsätze, welche bei Puppen verwandter Arten nicht auftreten.

Wie leben Kirschessigfliegen?

Die Art bevorzugt milde Temperaturen und gemäßigte Bedingungen. Steigt das Thermometer über 30 Grad, ist die Aktivität der Insekten eingeschränkt. Bei mehr als 32 Grad findet keine Fortpflanzung mehr statt. Den Winter überstehen ausgewachsene Fliegen in einem frostfreien Versteck. Sie erwachen im Frühjahr, wenn die Temperaturen auf zehn Grad ansteigen. Aufgrund dieser Ansprüche konnte sich die Art in weiten Teilen Europas ausbreiten.

Bilder: Bearok / Shutterstock