Herbstzeitlose

Herbstzeitlose: Gefährlich giftig für Mensch und Tier?

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Die Herbstzeitlose ist eine attraktive Pflanze, die jedoch eine ernste Gefahr birgt. Ihre auffälligen Blüten und Blätter enthalten das hochgiftige Colchicin, das bei Mensch und Tier zu schweren Vergiftungen führen kann.

Herbstzeitlose Gefahr
Herbstzeitlose sind tödlich giftig

Giftige Bestandteile der Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist in allen Pflanzenteilen giftig. Das Alkaloid Colchicin ist besonders konzentriert in Blüten und Samen, aber auch in Knollen und Blättern vorhanden. Der Giftstoff blockiert die Zellteilung und kann zu ernsthaften Vergiftungen führen. Selbst nach dem Trocknen oder Kochen bleibt das Gift aktiv. Bereits kleine Mengen können für Menschen und Tiere tödlich sein.

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Hauptgiftige Pflanzenteile

  • Blüten: Bis zu 1,8 % Colchicin
  • Samen: Bis zu 0,5 % Colchicin
  • Knollen: 0,2 % Colchicin
  • Blätter: 0,03 % Colchicin

Da das Colchicin-Gift auch in getrocknetem Zustand gefährlich bleibt, kann es über Heu in die Nahrungskette gelangen und zur Vergiftung von Menschen führen, die kontaminierte Milch konsumieren. Um Risiken zu minimieren, sollten Sie bei der Bekämpfung der Pflanze stets Handschuhe tragen und direkten Hautkontakt vermeiden.

Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen

Besondere Vorsicht ist beim Sammeln von Wildpflanzen geboten, denn die Herbstzeitlose kann leicht mit essbaren Pflanzen wie Bärlauch verwechselt werden, was zu schweren Vergiftungen führen kann.

Ähnlichkeit mit Bärlauch

Die Blätter der Herbstzeitlose ähneln im Frühjahr stark denen des Bärlauchs und können deshalb verwechselt werden. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der Geruch: Während Bärlauch nach Knoblauch riecht, ist der Duft der Herbstzeitlose neutral.

Unterscheidungsmerkmale

  • Blätter: Herbstzeitlose wächst aus einer Rosette, Bärlauchblätter haben Stiele
  • Geruch: Bärlauch riecht stark nach Knoblauch, Herbstzeitlose nicht
  • Blütezeit: Herbstzeitlose blüht im Herbst, während Bärlauch im Frühjahr blüht

Im Frühjahr sollten Sie beim Sammeln von Bärlauch besonders aufmerksam sein und im Zweifel lieber auf die Ernte verzichten.

Weitere Hinweise

Auch Maiglöckchen können mit Herbstzeitlosen verwechselt werden. Maiglöckchen haben jedoch unterschiedliche Standortpräferenzen und Blütezeiten. Trotzdem sollte man bei Unsicherheiten stets vorsichtig sein und auch hier lieber auf das Sammeln verzichten.

Symptome einer Herbstzeitlosenvergiftung

Die Symptome einer Vergiftung durch Herbstzeitlose setzen oft mit Verzögerung ein, typischerweise zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr. Zu den ersten Anzeichen gehören Brennen im Mund und Rachen sowie Kratzen im Hals. Weitere Symptome können sein:

  • Schluckbeschwerden
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Starke Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen
  • Wässrige, zum Teil blutige Durchfälle
  • Schwindel und Blässe

In schweren Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufversagen kommen.

Tödliche Dosis von Herbstzeitlosen

Colchicin wirkt bereits in geringen Mengen toxisch. Für Erwachsene können etwa 20 mg Colchicin, was ungefähr 5 Gramm Samen oder 60 Gramm frischer Blätter entspricht, tödlich sein. Kinder sind aufgrund ihres geringeren Körpergewichts besonders gefährdet.

Gefährdung von Tieren

Tiere wie Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen und Kleintiere sind ebenfalls stark gefährdet durch Herbstzeitlose. Symptome bei Tieren sind unter anderem Koliken, Krämpfe, Durchfall und Erbrechen. Selbst Heu, das Herbstzeitlosen enthält, bleibt giftig.

Maßnahmen zum Schutz von Tieren

Regelmäßige Kontrolle und Entfernung der Pflanzen aus Weideflächen sind unerlässlich. Handschuhe sollten auch hier immer getragen werden, um Hautkontakt mit dem Gift zu vermeiden.

Verbreitung der Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose kommt in weiten Teilen Europas vor, vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und in lichten Auenwäldern. Ursprünglich stammt sie aus Westasien und den östlichen Mittelmeerregionen, hat sich aber auch in anderen Teilen der Welt verbreitet. Achten Sie darauf, diese Pflanze aus Ihrem Garten oder von Weideflächen zu entfernen, um das Vergiftungsrisiko zu minimieren.

Bekämpfung der Herbstzeitlose

Die Bekämpfung der Herbstzeitlose ist komplex und erfordert sowohl mechanische als auch chemische Methoden.

Mechanische Bekämpfung

  • Frühzeitiges Mähen: Dreimal jährlich mähen, um Samenbildung zu verhindern.
  • Beweidung: Intensive Beweidung kann die Pflanze nachhaltig stören.
  • Gezielte Entfernung: Entfernen Sie die Pflanzen samt Knolle im Frühjahr oder Herbst. Tragen Sie dabei immer Handschuhe.

Unterstützende Maßnahmen

Düngung: Regelmäßige Düngung kann die Konkurrenzfähigkeit der Gräser stärken und die Herbstzeitlose verdrängen.

Chemische Bekämpfung

Herbizide: Der gezielte Einsatz von Herbiziden kann sinnvoll sein, sollte jedoch immer in Absprache mit der zuständigen Pflanzenschutzbehörde erfolgen.

Moderne Techniken

Autonome Systeme: Mit KI-gesteuerten Geräten können großflächige Areale überwacht und Herbstzeitlosen gezielt entfernt werden.

Medizinische Anwendung von Colchicin

Trotz seiner Giftigkeit hat Colchicin wichtige medizinische Anwendungen. Es wird vor allem zur Behandlung von Gicht und familiärem Mittelmeerfieber eingesetzt. Colchicin hat entzündungshemmende Eigenschaften und verhindert die Ansammlung von Entzündungszellen.

Hauptanwendungen

  • Akute Gicht: Colchicin lindert Schmerzen und Entzündungen.
  • Familiäres Mittelmeerfieber: Reduziert Häufigkeit und Schwere von Fieberschüben.

Weitere Anwendungen

  • Perikarditis und Postkardiotomie-Syndrom: Studien zeigen eine Wirksamkeit in der Behandlung dieser Erkrankungen.
  • COVID-19: Erste Studien untersuchen die Wirkung von Colchicin bei infizierten Patienten.

Die Dosierung muss immer sorgfältig angepasst und überwacht werden.

Erste Hilfe bei Verdacht auf Vergiftung

Schnelles Handeln ist entscheidend. Verständigen Sie sofort ärztliche Hilfe über den Notruf 112. Während Sie auf die Rettungskräfte warten, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  1. Sicherheit beachten: Hände nach Kontakt mit der Pflanze gründlich waschen. Bei Augen-Kontakt die Augen mit Wasser spülen.
  2. Vitalzeichen kontrollieren: Atmung und Kreislauf prüfen. Person bei Bewusstlosigkeit in stabile Seitenlage bringen.
  3. Keine Selbstbehandlung: Kein Erbrechen auslösen, keine Milch geben. Wasser oder Tee anbieten, wenn die Person wach ist.
  4. Weitere Maßnahmen: Entfernen Sie Pflanzenteile aus dem Mund des Betroffenen und bewahren Sie Reste für die Identifikation durch medizinisches Personal auf.

Wenden Sie sich bei Unsicherheiten an das Giftinformationszentrum für spezifische Anweisungen.

Bilder: fototdietrich / iStockphoto