Estragon – giftig oder nicht?
Die Überschrift dieses Artikels müsste so manchen Leser irritieren. Wird denn Estragon nicht seit Ewigkeiten als ein aromatisches Küchenkraut genutzt? Das stimmt, doch so einfach ist die Sache nicht vom Tisch. Die Frage nach giftigen Inhaltsstoffen muss neu beleuchtet werden.
Wie hoch ist der Grenzwert für die Aufnahme von Estragol?
Es gibt keinen gesetzlich festgelegten Grenzwert für die Aufnahme von Estragol. Doch der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel, der ein Fachgremium der Europäischen Arzneimittel-Agentur ist, gibt diese Empfehlungen für maximale Aufnahmemengen:
- 0,05 mg pro Tag
- Kinder unter 11 Jahren: 1 µg pro kg Körpergewicht
Die Empfehlungen beziehen sich allerdings auf pflanzliche Arzneimittel, die Estragol enthalten. Gegen die Nutzung als Küchenkraut gibt es keine Bedenken. Selbst das 1000-fache der typischen Konsummenge soll ungefährlich sein, besagen medizinische Studien.
Ist Estragol nur in Estragon enthalten?
Nein, Estragol kommt nicht nur in Estragon (Artemisia dracunculus) vor, auch wenn der Name genau das vermuten lässt. Der Stoff ist Bestandteil ätherischer Öle, hat selbst einen anisartigen Geruch. Unter anderem kommt es auch vor in :
- Anis
- Avocado
- Basilikum
- Fenchel
- Kerbel
- Muskatnuss
- Piment
- Sternanis
- Terpentin
Können auch verarbeitete Lebensmittel Estragol enthalten?
Ja, es ist möglich, dass auch verarbeitete Lebensmittel Estragol enthalten. Zwar darf der schädliche und zugleich aromatische Stoff nicht als Reinsubstanz verwendet werden. Doch er kann über natürliche Zusätze wie Estragonöl in Lebensmittel gelangen. Dann gilt für Lebensmittel eine Höchstgrenze von 50 mg pro Kilogramm , und für alkoholfreie Getränke 10 mg pro Kilogramm .
Tipp
Estragon hat auch viele sehr gesunde Inhaltstoffe
Nachdem für das Küchenkraut volle Entwarnung gegeben werden kann, lohnt ein Blick auf seine gesundheitsfördernde Eigenschaften, die es auch gibt. Unter anderem wirkt Estragon appetitanregend, gallenflussfördernd und harntreibend. Gute Gründe, ihn aus Samen oder vegetativ zu vermehren, um ihn kurz vor der Blüte, wenn er am aromatischten ist, zu ernten.