Engelstrompete

Anbau und Konsum von Engelstrompeten: Was ist erlaubt?

Engelstrompeten faszinieren mit ihren imposanten Blüten, doch alle Pflanzenteile bergen auch Risiken durch ihre Toxizität. Dieser Artikel beleuchtet die rechtliche Situation in Deutschland und gibt wichtige Hinweise zum sicheren Umgang mit dieser Pflanze.

Rechtliche Situation der Engelstrompete in Deutschland

Der Umgang mit der Engelstrompete (Brugmansia) ist in Deutschland derzeit nicht gesetzlich reglementiert. Pflanzung, Besitz und Verkauf sind ohne besondere Auflagen erlaubt, da die Pflanze als Zierpflanze eingestuft wird. Trotz ihrer toxischen Eigenschaften gibt es keine spezifischen Gesetze, die ihren Anbau oder Verkauf beschränken. Verantwortungsbewusste Pflege und Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit der Pflanze sind jedoch unerlässlich, um die Gesundheit und Sicherheit zu gewährleisten.

Gründe für die Legalität trotz Giftigkeit

Obwohl Engelstrompeten als giftig bekannt sind, gibt es spezifische Gründe, warum sie in Deutschland dennoch legal bleiben.

Nutzung als Zierpflanze

Die Engelstrompete wird primär als dekorative Zierpflanze geschätzt, aufgrund ihrer beeindruckenden Blüten, die Balkone, Terrassen und Gärten schmücken. Ihre Anzucht erfolgt in der Regel in Kübeln oder als Gewächshauspflanze, was ihre Verbreitung kontrollierbar macht.

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Verantwortungsbewusster Umgang

Ein Verbot der Engelstrompete wäre schwer durchzusetzen, da es viele Besitzer gibt, die diese Pflanze verantwortungsvoll nutzen und pflegen. Einfache Vorsichtsmaßnahmen, wie das Tragen von Handschuhen beim Schneiden und gründliches Händewaschen nach dem Kontakt mit der Pflanze, helfen, die Risiken zu senken.

Wirtschaftliche Bedeutung

Engelstrompeten spielen auch eine wirtschaftliche Rolle für Gärtnereien und den Handel mit Zierpflanzen. Ihre komplette Einschränkung könnte finanzielle Auswirkungen auf diesen Markt haben.

Fehlende Evidenz für notwendige Gesetzgebung

Trotz der potenziellen Risiken gibt es bislang keine ausreichenden Beweise, die zeigen, dass die Gefahr im privaten Zierpflanzenanbau den Eingriff des Gesetzgebers rechtfertigt. Schwere Vergiftungsfälle resultieren meist aus unsachgemäßem Gebrauch als Droge und nicht aus der üblichen Gartenkultur.

Vergleich mit anderen Pflanzen

Viele andere Pflanzen, die in deutschen Gärten verbreitet sind, enthalten ebenfalls Giftstoffe, sind jedoch zugelassen. Beispielsweise gehören Maiglöckchen und Eiben auch zu den giftigen Pflanzen, ohne dass ein Verbot nötig erscheint.

Gefahren der Engelstrompete

Die Engelstrompete birgt erhebliche Risiken, da alle Teile der Pflanze hochgiftig sind. Besonders gefährdet sind Kinder, Haustiere und empfindliche Personen.

Giftige Substanzen und deren Wirkung

Die Pflanze enthält Alkaloide wie Scopolamin, Hyoscyamin und Atropin. Diese Wirkstoffe beeinflussen das zentrale und vegetative Nervensystem stark und führen zu schweren gesundheitlichen Problemen. Bereits der intensive Duft der Blüten kann bei empfindlichen Personen Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen.

Symptome einer Vergiftung

Eine Vergiftung durch die Engelstrompete kann sich innerhalb von zwei bis vier Stunden nach Kontakt oder Verzehr äußern. Typische Symptome umfassen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, ein heißes und gerötetes Gesicht, trockene Schleimhäute, Schluckbeschwerden, erhebliche Sehstörungen, Herzrasen, unregelmäßige Herzschläge, Halluzinationen, Verwirrung, motorische Unruhe und Krampfanfälle. In schweren Fällen kann es zu Bewusstlosigkeit und Atemlähmung kommen.

Besondere Gefährdung von Kindern und Haustieren

Kinder und Haustiere sind besonders gefährdet. Kinder könnten Pflanzenteile in den Mund nehmen, während Haustiere gerne an Pflanzen knabbern. Schon kleine Mengen der Samen können bei Kindern zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Bei Verdacht auf eine Vergiftung ist sofort medizinische Hilfe erforderlich.

Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Engelstrompeten

Der richtige Umgang mit Engelstrompeten ist entscheidend, um potenzielle Gefahren zu minimieren. Beachten Sie die folgenden Sicherheitsvorkehrungen:

Schutzkleidung tragen

Tragen Sie beim Schneiden oder Pflegen der Engelstrompete stets geeignete Schutzkleidung. Handschuhe sind unerlässlich, um den direkten Kontakt mit dem Pflanzensaft zu vermeiden. Nach jeder Pflegemaßnahme sollten Sie Ihre Hände gründlich waschen.

Auge auf die Umgebung

Stellen Sie sicher, dass die Pflanzen für Kinder und Haustiere unzugänglich sind. Platzieren Sie Ihre Engelstrompete an Orten, wo sie nicht versehentlich verschluckt oder berührt werden kann, etwa hoch oben oder in abgesperrten Bereichen.

Richtiges Verhalten bei Kontakt

Falls Pflanzenteile oder Pflanzensaft auf die Haut oder in die Augen gelangen, spülen Sie diese sofort mit reichlich Wasser ab. Vermeiden Sie es, betroffene Stellen zu reiben und suchen Sie im Zweifel ärztlichen Rat.

Erste Hilfe Maßnahmen

Falls jemand Pflanzenteile verschluckt hat, geben Sie ihm keine Milch zu trinken, da dies die Giftaufnahme beschleunigen kann. Bieten Sie stattdessen Wasser, Tee oder Saft in kleinen Mengen an, um die Giftstoffe zu verdünnen. Rufen Sie unverzüglich den Notruf (112) und bewahren Sie den Betroffenen aufrecht, um die Atmung zu erleichtern.

Notfallnummern griffbereit halten

Halten Sie stets die Telefonnummern von Giftnotrufzentralen und dem Notarzt in Reichweite. Diese Informationen sollten für alle Familienmitglieder zugänglich sein.

Durch die Einhaltung dieser Sicherheitsmaßnahmen können Sie die Risiken im Umgang mit Engelstrompeten erheblich reduzieren und den Genuss an dieser faszinierenden Zierpflanze sicher ausleben.

Situation in anderen Ländern

Die rechtliche Handhabung der Engelstrompete variiert stark zwischen verschiedenen Ländern, hauptsächlich aufgrund ihrer toxischen Eigenschaften und des Missbrauchs als Rauschmittel.

  • USA: In mehreren Bundesstaaten der USA ist der Verkauf und Besitz der Pflanze verboten. Dies hängt mit der hohen Anzahl an dokumentierten Vergiftungsfällen zusammen, die oft durch den missbräuchlichen Konsum von Pflanzenteilen verursacht werden.
  • Australien: Auch in Australien gibt es Einschränkungen hinsichtlich des Anbaus und Verkaufs von Engelstrompeten. Die Gesetzgebung zielt darauf ab, Vergiftungsrisiken zu minimieren und den Missbrauch der Pflanze als Droge zu unterbinden.
  • Brasilien: In Brasilien ist der Anbau der Pflanze erlaubt, allerdings sind die Behörden wachsam und ermutigen zur verantwortungsvollen Nutzung.
  • Neuseeland: Hier ist die Pflanze ebenfalls unter Beobachtung und darf nur unter bestimmten Auflagen kultiviert werden. Das Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit von Vergiftungen zu verringern.

Diese internationalen Beispiele zeigen, dass die Gefahren der Engelstrompete sowohl von den toxischen Substanzen als auch von der Möglichkeit des Missbrauchs als Droge herrühren. Informieren Sie sich genau über die lokalen Bestimmungen, wenn Sie in eines dieser Länder reisen oder dort leben.

Bilder: Manfred Ruckszio / Shutterstock