Gelbe Flecken am Apfelbaum-Stamm: Was steckt dahinter?
Gelbe Flecken am Stamm eines Apfelbaums deuten häufig auf Flechten hin. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über diese faszinierenden Lebensgemeinschaften und ob sie Ihrem Apfelbaum schaden.
Flechten: Eine Symbiose aus Alge und Pilz
Flechten faszinieren durch ihre einzigartige Lebensweise als Symbiose zwischen Pilzen und Algen. Diese Verbindung ermöglicht es beiden Organismen, in extremen Umweltbedingungen zu überleben. Der Pilz bildet den Hauptkörper der Flechte, auch Thallus genannt, der in verschiedenen Farben erscheinen kann, darunter Weiß, Gelb, Grün oder Grau. Der Pilz übernimmt die Aufgabe, Wasser und Mineralstoffe aus der Umgebung aufzunehmen und schützt die Alge, die im Gegenzug Zucker durch Photosynthese produziert. Dieser Zucker dient dem Pilz als Nährstoffquelle.
Flechten besiedeln oft karge und extremen Lebensräume wie Felsen, Baumrinden und Sandböden, auch auf Bäumen. Sie wachsen bemerkenswert langsam, was ihnen jedoch eine beeindruckende Langlebigkeit verleiht, da sie mehrere hundert bis tausend Jahre alt werden können. Ein weiterer Vorteil von Flechten ist ihre Fähigkeit, Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen und so die Luftqualität anzuzeigen. Dies macht sie zu wertvollen Indikatoren einer sauberen und wenig belasteten Umgebung.
Flechtenarten und ihre Merkmale
Flechten gibt es in vielen verschiedenen Formen und Farben. Sie lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, die durch ihre charakteristischen Wuchsformen auffallen:
- Blatt- oder Laubflechten: Diese Flechten haben eine flächige Struktur, die sich locker auf ihrem Untergrund ausbreitet und leicht vom Untergrund ablösbar ist.
- Krustenflechten: Diese Flechten verwachsen fest mit dem Untergrund und bilden einen festen Belag, der schwer ablösbar ist.
- Strauchflechten: Diese besitzen eine strauchartige Form mit filigranen Verzweigungen und können entweder aufwärts wachsen oder hängend an Ästen herunterwachsen.
Flechten besiedeln oft extreme Lebensräume wie Gebirge und Wüsten, sind aber auch in Gärten auf Bäumen, Mauern und Steinen zu finden. Besonders häufig trifft man sie auf Baumrinden von Laubbäumen wie Pappel, Esche und Apfelbaum an. Sie nutzen diese Standorte hauptsächlich als Lebensraum, ohne den Pflanzen zu schaden. Tatsächlich erfüllen Flechten eine wichtige ökologische Funktion, indem sie zum Beispiel die besiedelten Stellen vor schädlichen Pilzen und Bakterien schützen.
Sind Flechten schädlich für Apfelbäume?
Flechten sind für Apfelbäume nicht schädlich. Sie nutzen den Baum lediglich als Unterlage zum Haften und dringen nicht in das Holz ein. Sie entziehen dem Baum keine Nährstoffe oder Wasser. Flechten kommen häufig auf älteren und weniger vitalen Bäumen vor, was darauf hinweisen kann, dass diese Bäume infolge natürlicher Alterungsprozesse weniger Abwehrstoffe produzieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Flechten den Baum schädigen.
Flechten können auch auf gesunden Bäumen vorkommen. Ein kräftiger Überwuchs von Flechten auf älteren Obstbäumen kann jedoch Schädlinge wie Apfelwickler oder Baumläuse verbergen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, die Rinde vorsichtig mit einer weichen Bürste zu reinigen. Dadurch lassen sich Schädlinge leichter erkennen und bekämpfen.
Vorteile von Flechten
Flechten bieten verschiedene ökologische Vorteile:
- Schutz vor Pathogenen: Flechten bilden eine Schutzschicht auf der Baumrinde, die das Eindringen schädlicher Pilze und Bakterien verhindert.
- Mikrohabitate schaffen: Sie fördern die Biodiversität, indem sie Lebensräume für kleine Insekten und andere Organismen bieten.
- Indikator für Umweltbedingungen: Das Vorkommen von Flechten weist auf saubere Luft hin, da sie empfindlich auf Luftschadstoffe reagieren und nur in wenig belasteten Umgebungen gedeihen.
Im Allgemeinen tragen Flechten zur Gesundheit und Vitalität von Apfelbäumen bei. Es gibt somit in der Regel keine Notwendigkeit, Flechten von den Bäumen zu entfernen.
Flechten als Indikatoren für saubere Luft
Flechten dienen als hervorragende Bioindikatoren für die Luftqualität, da sie Wasser und Nährstoffe direkt aus der Luft aufnehmen. Aus diesem Grund reagieren sie besonders empfindlich auf Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickstoffverbindungen. Das Fehlen oder Vorkommen von Flechten gibt daher Aufschluss über die Schadstoffbelastung eines Gebietes. In städtischen Bereichen überleben nur tolerantere Flechtenarten wie die Gelbflechte (Xanthoria parietina), während empfindlichere Arten bei erhöhter Schadstoffkonzentration schnell verschwinden.
Ein reiches Vorkommen von Flechten in Ihrem Garten deutet auf eine hohe Luftqualität hin. Nutzen Sie diese natürlichen Indikatoren, um die Umweltbedingungen in Ihrem Garten abzuschätzen und umweltfreundliche Praktiken zu fördern.
Flechten entfernen – Ja oder Nein?
Für gewöhnlich ist es nicht notwendig, Flechten von Ihrem Apfelbaum zu entfernen, da sie dem Baum nicht schaden und sogar schützende Eigenschaften haben. Dennoch gibt es Situationen, in denen das Entfernen der Flechten sinnvoll sein kann:
- Schädlingsvermeidung bei älteren Bäumen: Flechten können Überwinterungsquartiere für Schädlinge wie Apfelwickler oder Baumläuse bilden. Entfernen Sie daher die Flechten vorsichtig mit einer weichen Bürste (9,00€ bei Amazon*), um Schädlingsbefall vorzubeugen.
- Eindämmung von Überwucherungen: Bei starkem Flechtenbewuchs können Knospen überwuchert und am Austreiben gehindert werden. In solchen Fällen kann ein gezielter Rückschnitt der betroffenen Äste helfen, das Wachstum der Knospen zu fördern und die Pflanze insgesamt vitaler zu halten.
Insgesamt sollten Flechten nur entfernt werden, wenn dadurch konkrete Probleme vermieden werden können. Ansonsten tragen sie zur ökologischen Balance und Gesundheit des Apfelbaums bei.