Süßgräser

Süßgräser: Biologie, Standort, Vermehrung & Verwendung

Süßgräser (Poaceae) sind eine artenreiche Pflanzenfamilie mit weltweiter Verbreitung. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über ihre Biologie, von der Herkunft und dem Wuchs bis hin zu ihren vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten.

Steckbrief

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Pflanzenart
Gras
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Lebenszyklus
Einjährig, mehrjährig
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Wuchs
Meist schlank, Halme hohl und rund, Blätter lang, schmal und parallelnervig
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Blütenform
Oft unscheinbar, zwittrig, Ähren, Kolben, Trauben, Rispen
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Blattform
Flach, gerollt oder gefaltet, paralleladerig, wechselständig, zweizeilig
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Licht
Sonnig
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Herkunft

Süßgräser, auch als Poaceae oder Gramineae bekannt, sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie mit etwa 12.000 Arten in rund 780 Gattungen. Sie sind in allen Klimazonen und nahezu allen terrestrischen Ökosystemen zu finden, von Meeresküsten bis ins Hochgebirge und vom Äquator bis jenseits der Polarkreise. Diese Familie umfasst sowohl kurzlebige als auch langlebige Arten und hat eine erhebliche ökologische und wirtschaftliche Bedeutung.

Evolutionär entwickelten sich die Süßgräser vor mehreren Millionen Jahren und besiedeln eine breite Palette an Lebensräumen. Diese reichen von dauernassen oder extrem trockenen Böden bis hin zu sehr heißen und arktisch kalten Klimazonen. Typische Standorte umfassen Flutbereiche, Röhrichte, Waldunterwuchs, Böschungen und Felsen. Süßgräser sind bedeutende Nutzpflanzen und beinhalten alle wesentlichen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Mais und Reis. Diese Pflanzen sind entscheidend für die Ernährung der Weltbevölkerung und das Viehfutter. Graslandschaften wie die nordamerikanische Prärie, die Steppen Osteuropas, die Savannen Afrikas und die Pampa Südamerikas sind ebenfalls maßgeblich durch Süßgräser geprägt.

Wuchs

Die Pflanzengruppe der Süßgräser zeigt eine charakteristische Morphologie. Ihre Halme sind meist schlank und durch Knoten gegliedert, die Blätter sind lang, schmal und parallelnervig, und die Blütenstände fallen häufig eher unscheinbar aus. Die Halme sind in der Regel hohl und rund, bei einigen Arten wie dem Bambus jedoch verholzt und dickwandig.

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Süßgräser können in verschiedenen Formen wachsen, wie in Büscheln, Horsten oder rasenartig. Viele Arten besitzen flache Wurzelsysteme, die sich weit ausbreiten können. Der Lebenszyklus variiert zwischen einjährigen (Therophyten) und mehrjährigen (Hemikryptophyten) Arten. Einjährige Gräser wie viele Getreidesorten beenden ihren Lebenszyklus innerhalb eines Jahres, während mehrjährige Arten vielfach durch Knospen oder Rosetten überwintert und einige Hundert Jahre alt werden können.

Ein wesentlicher Punkt ist, dass Süßgräser keine Haupt- oder Pfahlwurzeln ausbilden, sondern sprossbürtige Wurzeln an den Knoten der Ausläufer entwickeln. Diese Bauweise verleiht den Halmen Flexibilität und Stabilität. Zudem sind die meisten Süßgräser windbestäubt, und ihre Blüten öffnen sich nur wenige Stunden am Tag, um die Staubblätter und Narben dem Wind auszusetzen.

Blätter

Die Blätter der Süßgräser bestehen aus zwei Hauptabschnitten: der Blattscheide und der Blattspreite. Die Blattscheide setzt am Knoten an und umschließt das Internodium bis fast zum nächsten Knoten. Bei den meisten Gräsern sind die Scheiden an einer Seite offen, bei einigen Arten sind die Ränder jedoch verwachsen. An der Vorderseite des Blattscheidenendes können sich „Öhrchen“ oder Haarbüschel finden.

Die Blattspreite ist vom Halm abstehend und kann flach, gerollt oder gefaltet sein. Die typische Paralleladerung ist ein Erkennungsmerkmal der einkeimblättrigen Pflanzen. Am Übergang von der Blattscheide zur Blattspreite befindet sich fast immer ein häutiges Blatthäutchen (Ligula), das vor Reibung und dem Eindringen von Schmutz schützt. Aufgrund seiner Formenvielfalt ist das Blatthäutchen ein hilfreiches Merkmal zur Artbestimmung. Die Blätter stehen immer wechselständig und fast immer zweizeilig am Halm.

Blüte

Die Blütenstände der Süßgräser sind meist zwittrig und setzen sich aus vielen Teilblütenständen zusammen, die Ährchen genannt werden. Die Ährchen selbst können in verschiedenen Formen auftreten, wie Ähren, Kolben, Trauben oder Rispen.

Jede Blüte besteht aus einer Deck- und einer Vorspelze, wobei die Teilblütenstände von Hüllspelzen umschlossen werden. Die Staubblätter sind in der Regel zu dritt vorhanden, und der Fruchtknoten besteht durchschnittlich aus zwei oder drei Fruchtblättern, die gefiederte Narbenäste tragen. Die Pollenübertragung erfolgt durch den Wind, was zu einer massiven Produktion von Blütenstaub führt.

Welcher Standort ist geeignet?

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Süßgräser in der Steppe am Don-Flussbecken, Rostow am Don, Russland.
Foto: Vyacheslav Argenberg | Lizenz: CC BY 4.0 | Quelle: Wikimedia

Süßgräser sind bemerkenswert anpassungsfähig und können in nahezu allen Klimazonen und Ökosystemen der Erde gedeihen. Sie besiedeln eine Vielzahl von Habitaten, von Meeresküsten bis ins Hochgebirge, Tropen bis Polarkreise. Die Standortvorlieben variieren je nach Art, aber die meisten gedeihen am besten in voller Sonne und bevorzugen durchlässige, nährstoffreiche Böden, die mäßig trocken bis frisch sind.

Graslandschaften wie die nordamerikanische Prärie, die Steppen Osteuropas, die Savannen Afrikas und die Pampa Südamerikas, aber auch Kulturlandschaften, wie die Wiesen und Weiden Mitteleuropas, sind deutlich durch Süßgräser geprägt. Diese Pflanzen stabilisieren Böden, verhindern Erosion und unterstützen vielfältige Ökosysteme.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Süßgräser gedeihen auf einer Vielzahl von Bodentypen, solange diese gut durchlässig und nährstoffreich sind. Optimal sind Böden, die ausreichend Feuchtigkeit bieten und gut drainiert sind, um Staunässe zu vermeiden. Bestimmte Süßgräser, wie das Lampenputzergras, bevorzugen nährstoffreiche, frische Böden mit guter Drainage und gedeihen bestens an sonnigen Standorten.

Suessgraeser vermehren

Süßgräser können sowohl geschlechtlich (durch Samen) als auch ungeschlechtlich (durch vegetative Ausläufer) vermehrt werden. Alle Süßgräser sind windbestäubt. Bei der vegetativen Vermehrung spielen Stolonen und Rhizome eine große Rolle. Diese Pflanzenteile bewurzeln sich an den Knoten und ermöglichen so die Ausbreitung der Pflanzen. Mehrjährige Arten, wie das Zwiebel-Rispengras, nutzen zudem Brutknospen für die Vermehrung.

Zur Vermehrung im heimischen Garten empfiehlt sich die Teilung von Horsten im Frühjahr. Bereiten Sie die Teilstücke gut vor, indem Sie sie mit ausreichend Wasser versorgen. Bei bestimmten Ziergräsern, wie dem Lampenputzergras, kann es zu Anwachsschwierigkeiten kommen.

Verwendung

Süßgräser sind wirtschaftlich und ökologisch von großer Bedeutung. Ihre Anwendungen sind vielfältig:

  • Nahrungsmittel: Getreidesorten wie Weizen, Reis und Mais sind essentiell für die menschliche Nahrung und Tierfutter.
  • Werkstoffe und Baumaterialien: Bambus wird vielseitig genutzt, von der Nahrungsquelle bis hin zu Baumaterial und Papierherstellung.
  • Ökologische Funktionen: Sie stabilisieren Böden, verhindern Erosion und spielen eine Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung.
  • Landschaftsbild: Sie prägen Landschaften wie die nordamerikanische Prärie, die Steppen Osteuropas und die afrikanischen Savannen.

Süßgräser sind eine fundamentale Pflanzengruppe, die zur Ernährungssicherheit, ökologischen Stabilisierung und Landschaftsgestaltung beiträgt.

Häufig gestellte Fragen

1. Welche außergewöhnlichen Verwendungen gibt es für Bambus, die ebenfalls zu den Süßgräsern gehören?

Bambus, eine bemerkenswerte Gattung der Süßgräser, bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Die Sprossen sind essbar, während der Stängel und das Laub als gutes Baumaterial für Konstruktionen genutzt werden. Zusätzlich wird Bambus zur Papierherstellung und für Möbel verwendet. Diese umfassende Verwendbarkeit zeigt die ökonomische Bedeutung von Bambus neben seinen ökologischen Vorteilen.

2. Warum sind Süßgräser trotz ihrer scheinbar unscheinbaren Blüten so erfolgreich?

Süßgräser haben sich an die Windbestäubung angepasst, was eine Massenproduktion von Pollen erfordert. Während der Blütezeit entstehen regelrechte Staubwolken, die dafür sorgen, dass genügend Pollen, wenn auch nur ein Bruchteil davon, die weiblichen Narben erreichen. Ihre Blüten sind speziell adaptiert, um die Effizienz der Pollenübertragung über den Wind zu maximieren, was ein bedeutender Schlüssel zu ihrem weltweiten Erfolg ist.

3. Welche Süßgräser werden weltweit am häufigsten als Nutzpflanzen verwendet und weshalb?

Zu den am häufigsten verwendeten Süßgräsern zählen Weizen, Reis, Mais, Gerste, Hafer, Hirse und Roggen. Diese Getreidesorten sind von lebenswichtiger Bedeutung und stellen die Basis für die Nahrung der Weltbevölkerung und als Viehfutter in der Veredelung dar. Sie gehören zu den ältesten kultivierten Pflanzen und haben aufgrund ihrer hohen Erträge und vielseitigen Verwendung eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung erlangt.

4. Welche bemerkenswerten Anpassungen haben Süßgräser entwickelt, um in unterschiedlichsten Klimazonen zu gedeihen?

Süßgräser zeigen eine extreme Anpassungsfähigkeit und können in nahezu allen terrestrischen Ökosystemen wachsen, von dauerhaft nassen bis extrem trockenen Böden und von heißem bis arktisch kaltem Klima. Sie bilden flache Wurzelsysteme, die sich weit ausbreiten können, um Wasser und Nährstoffe effizient aufzunehmen. Ihre Bauweise mit sprossbürtigen Wurzeln verleiht den Halmen Flexibilität und Stabilität, was ein Überleben in variablen Umgebungen ermöglicht.

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