Roggen

Roggen: Anbau, Verwendung & Eigenschaften des Getreides

Roggen ist ein vielseitiges Getreide, das sich durch Robustheit und Anpassungsfähigkeit auszeichnet. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten, die Standortansprüche, die charakteristischen Merkmale sowie die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge des Roggens.

Steckbrief

Pflanzenart icon
Pflanzenart
Krautige Pflanze
Lebenszyklus icon
Lebenszyklus
Einjährig
Wuchs icon
Wuchs
Aufrecht, in Büscheln
Wuchshöhe icon
Wuchshöhe
1 bis 1,5 Meter
Blütezeit icon
Blütezeit
Mai bis Juli
Blattform icon
Blattform
Linealisch
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Verwendung

Roggen (Secale cereale) ist ein Getreide aus den gemäßigten Breiten und spielt als Brotgetreide eine zentrale Rolle. Es ist reich an Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und gesunden Fetten, was es zu einer wertvollen Nahrungsquelle macht. Roggen wird in verschiedenen Formen von Brot verwendet:

  • Brot
  • Mischbrot
  • Vollkornbrot
  • Teigwaren aus Roggengrieß

Darüber hinaus dient Roggen als Basis für die Herstellung alkoholischer Getränke wie Doppelkorn und verschiedene Wodkasorten. Auch in der Futtermittelproduktion hat Roggen eine bedeutende Rolle. Sowohl das Korn als auch die Pflanze, die als Grünroggen bekannt ist, können als Futter für Nutztiere eingesetzt werden.

Roggen ist auch ein wichtiger Rohstoff für industrielle Verwendungszwecke und wird zur Herstellung von Bioethanol, Biogas sowie Dämmstoffen und anderen Werkstoffen genutzt.

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Welcher Standort ist geeignet?

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Roggenkörner (Secale cereale) – reich an Vitaminen und Mineralien.
Foto: Leo Michels | Lizenz: Public domain | Quelle: Wikimedia

Roggen ist sehr genügsam und wächst auf verschiedenen Bodenarten, insbesondere auf gut durchlässigen, frischen bis mäßig frischen Böden wie sandigen Lehmböden oder lehmigen Sandböden. Auch Moorböden können geeignet sein, sofern sie ausreichend durchlässig sind. Roggen bevorzugt basenarme, neutrale bis leicht saure Böden mit einem pH-Wert bis 5.

Die Wasserversorgung ist während der Wachstumsperiode entscheidend, besonders im Frühjahr. Roggen kann auch auf trockenen, sandigen Böden gut gedeihen und hält Temperaturen bis -25 °C stand, was ihn besonders anpassungsfähig macht. In Europa wird vor allem Winterroggen angebaut, der die Winterfeuchtigkeit besser nutzt und Trockenperioden leichter übersteht.

Blätter

Die Blätter des Roggens sind wechselständig am Halm angeordnet und bestehen aus Blattscheide, Blattspreite und Ligula. Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, glatt und kahl oder zerstreut behaart. Am oberen Rand der Blattscheide sitzen sichelförmige, mit Blatthäutchen versehene Öhrchen. Die Ligula ist krautig und kahl, etwa 0,5 bis 1 Millimeter hoch.

Die Blattspreiten sind linealisch, 10 bis 30 Zentimeter lang und 5 bis 10 Millimeter breit, bläulich bereift und können eine glatte bis leicht behaarte Oberfläche aufweisen. Am Grund der Blattspreite befinden sich zwei schmale, pfriemlich geformte Öhrchen.

Wuchs

Roggen ist eine einjährige, krautige Pflanze, die in Büscheln wächst und Wuchshöhen von 1 bis 1,5 Metern erreicht; in Ausnahmefällen bis zu 3 Metern. Halme sind aufrecht und bilden 4 bis 5, gelegentlich bis zu 8, kahle Knoten.

Roggen besitzt ein tiefes Wurzelsystem, das bis zu 1 Meter tief in den Boden eindringt. Die Ähre des Roggens kann 5 bis 20 Zentimeter lang sein und enthält zweiblütige Ährchen, die einzeln und wechselständig an den Knoten der Ährenspindel sitzen.

Früchte

Die Früchte des Roggens sind Karyopsen, bei denen Samen und Fruchtschale miteinander verwachsen sind. Während der Reifezeit von Juli bis August können die Körner bei leichter Berührung aus den Ähren fallen. Moderne Roggensorten bieten jedoch eine bessere Standfestigkeit.

Roggenkörner sind bläulich oder grau. Sie werden zu Mehl, Grütze und in der Alkoholherstellung verwendet. Auch dienen sie in der Tierfütterung als wichtige Nahrungsquelle.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Für den erfolgreichen Anbau bevorzugt Roggen gut durchlässige, lockere Böden wie sandige Lehmböden oder lehmigen Sand, die gut belüftet sind. Roggen wächst gut auf Böden mit einem pH-Wert bis 5, idealerweise zwischen 5,5 und 7. Eine ausreichende Wasserversorgung während der Wachstumsperiode ist wichtig, insbesondere im Frühjahr, um Trockenperioden zu vermeiden.

Blüte

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Blühende Roggenähre mit überhängenden Spitzen.
Foto: Harry Rose | Lizenz: CC BY 2.0 | Quelle: Wikimedia

Die Blüten des Roggens sitzen in 5 bis 20 Zentimeter langen, vierkantigen Ähren, die zur Blütezeit leicht überhängen. Jede Ähre besteht aus zweiblütigen Ährchen, die auf Fremdbestäubung durch den Wind angewiesen sind. Die Blüte dauert von Mai bis Juli und ist durch die gleichzeitige Pollenentlassung in „Pulsen“ gekennzeichnet.

Sorten & Arten

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Blühender Roggen (Secale cereale) in Nahaufnahme.
Foto: Rasbak | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Unterschieden werden Winterroggen und Sommerroggen. Winterroggen ist besonders winterhart und nutzt die Winterfeuchtigkeit effektiv. Er wird in Mitteleuropa häufig kultiviert. Sommerroggen eignet sich für Regionen mit Spätfrostgefahr und exponierte Berglagen.

Beispiele für Roggensorten

Predborske:

  • Herkunft: Tschechien
  • Winterroggen, langstrohig, robust

Karlshulder Sommerroggen:

  • Herkunft: Moorversuchsgut Karlshuld bei München
  • Sommerroggen, kurzstrohig, ertragsschwach

Norddeutscher Champagnerroggen:

  • Herkunft: Frankreich, etabliert von Züchter Jäger aus Neukönkendorf
  • Winterroggen, bis zu 2 Meter hoch, gut backfähig

Petkuser Kurzstroh:

  • Herkunft: Petkus
  • Winterroggen, standfest, ertragreich

Mecklenburger Marienroggen (syn. Brandts Marienroggen):

Winterroggen, mittellange, dichte Ähre, graugrünes Korn

Krankheiten & Schädlinge

Roggen kann von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen werden:

  • Mutterkorn (Claviceps purpurea): Befällt die Blüten und bildet giftige Sklerotien.
  • Nematoden: Insbesondere das Stängelälchen kann Schäden verursachen.
  • Insekten: Fritfliege und Gelbe Weizen-Halmfliege legen Eier in den Blättern und Blüten.
  • Pilzkrankheiten: Schneeschimmel und Getreide-Mehltau befallen die Blätter, erkennbar an rostbraunen Pusteln.
  • Getreideroste (Puccinia-Arten): Führen zu Ertragseinbußen durch charakteristische Pusteln.
  • Roggenstängelbrand (Urocystis occulta): Verursacht schwarze Streifen auf Halmen und Blättern.
  • Halmbruchkrankheit (Oculimacula yallundae): Schwächt die Halme, die leicht abknicken.
  • Viröse Vergilbung: Übertragen durch Zikaden, führt zu Vergilbung und geringem Kornansatz.

Um eine erfolgreiche Ernte zu sichern, ist es essenziell, präventive und kurative Maßnahmen gegen diese Bedrohungen zu ergreifen.

Häufig gestellte Fragen

1. Warum wird Roggen oft bevorzugt auf sandigen Lehmböden angebaut?

Roggen ist sehr anpassungsfähig und wächst besonders gut auf gut durchlässigen, lockeren Böden wie sandigen Lehmböden oder lehmigen Sandböden. Diese Böden sind ideal, da sie gut belüftet sind und überschüssiges Wasser abfließen lassen, was Staunässe verhindert. Zudem sind diese Böden häufig weniger fruchtbar als andere, und Roggen kann trotzdem noch gute Erträge liefern, da er sich an basenarme, neutrale bis leicht saure Bodenbedingungen anpasst.

2. Welche Rolle spielt die Fremdbestäubung bei Roggen?

Roggen ist auf Fremdbestäubung durch den Wind angewiesen. Dies bedeutet, dass Roggenpollen relativ groß und schwer sind, wodurch sie nicht weit reisen. Bei der Blütezeit öffnen sich viele Blüten gleichzeitig in „Pulsen“, um die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Bestäubung zu erhöhen. Dies ist besonders wichtig, da Roggenblüten selbststeril sind und somit Pollen von Nachbarpflanzen benötigen, um sich zu befruchten.

3. Was sind die charakteristischen Merkmale der Roggenblätter?

Die Blätter des Roggens sind wechselständig am Halm angeordnet und bestehen aus Blattscheide, Blattspreite und Ligula. Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, glatt und können kahl oder zerstreut behaart sein. Die Blattspreiten sind linealisch, 10 bis 30 Zentimeter lang und 5 bis 10 Millimeter breit, wobei sie eine bläulich bereifte Oberfläche besitzen können. Am Grund der Blattspreite befinden sich zwei schmale, pfriemliche, den Halm umgreifende Öhrchen.

4. Welche historischen Belege gibt es für den Anbau und die Nutzung von Roggen?

Archäologische Funde belegen, dass Roggen bereits in der Steinzeit um circa 6600 v. Chr. in Nordsyrien angebaut wurde. Seine Nutzung blieb jedoch selten, bis er in Europa wieder auftauchte, etwa 1800–1500 v. Chr. Roggen wurde möglicherweise als Verunreinigung im Weizen-Saatgut nach Europa eingeschleppt und erst hier gezielt kultiviert. In Deutschland fanden sich Roggenkörner in Ausgrabungen ab dem 6.–5. Jahrhundert v. Chr. In der römischen Zeit galt Roggen als minderwertig und wurde hauptsächlich in Notzeiten als Nahrungsmittel verwendet.

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