Steckrüben im Garten: Anbau, Pflege und leckere Rezepte
Die Steckrübe ist ein robustes und gesundes Wintergemüse, das sich durch einfache Kultivierung und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten auszeichnet. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zum Anbau, zur Pflege und zur Verwendung von Steckrüben im eigenen Garten.
Steckbrief
Sorten & Arten
Steckrüben, auch bekannt als Kohlrüben, Erdrüben, oder Wruken, gibt es in mehreren Varianten, die sich in Form, Farbe und Geschmack unterscheiden. Sie werden hauptsächlich in gelb- und weißfleischige Sorten unterteilt.
Beliebte gelbfleischige Sorten
- ‚Wilhelmsburger‘: Grünköpfig, lagerfähig, ideal für herzhafte Gerichte.
- ‚Spanische‘: Grünköpfig, süßlich im Geschmack, sehr lagerfähig.
- ‚Marian‘: Roter Kopf, feiner Geschmack, gelbes Fleisch.
- ‚Helenor‘: Roter Kopf, gelbes Fleisch, für den Frischverzehr.
- ‚Teutoburger‘: Gelbschalig, widerstandsfähig und gesund.
Weißfleischige Sorten
- ‚Turin‘: Runde Form, saftig, beeindruckende Größe.
- ‚Runde weiße Rotköpfige‘: Große, zarte Rüben, gut lagerfähig.
- ‚Ulmer Ochsenhörner‘: Schnellwüchsig, mild im Geschmack, weiß-violettes Fleisch.
- ‚Blanc dur d’hiver‘: Weiße Rüben, robust, milden Frost überstehend.
Weitere Sorten
‚Bortfelder‘: Langsam wachsend, gelbes Fleisch, guter Geschmack, lagerfähig.
Verwendung
Steckrüben sind nicht nur essbar, sondern auch äußerst gesund und vielseitig in der Anwendung. Sie gehören zur Familie der Kreuzblütengewächse und sind mit Kohlsorten und Raps verwandt. Ihr Geschmack ist eine Kombination aus Rüben und Kohl.
Steckrüben liefern wertvolle Nährstoffe bei niedriger Kalorienzahl. 100 Gramm Steckrübe enthalten etwa 30 Kilokalorien und bestehen größtenteils aus Wasser. Bedeutende Nährstoffe umfassen:
- Vitamin C: Unterstützt das Immunsystem und die Kollagenproduktion.
- Beta-Carotin: Provitamin A für gesunde Augen und Haut.
- Calcium: Wichtig für die Knochenstärke.
Die nahezu fettfreien Rüben enthalten Ballaststoffe, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die für eine gesunde Verdauung essenziell sind.
Zubereitungsmöglichkeiten
- Eintopf: Klassisch kombiniert mit Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln.
- Püree: Mischung mit Möhren und Kartoffeln, auch als Steckrüben-Hummus.
- Gratin: Überbacken mit Käse oder in einem Auflauf.
- Ofengemüse: Als leckere Beilage oder Pommes.
- Rohkost: Fein geraspelt in Salaten, oft mit Äpfeln, Karotten und Walnüssen kombiniert.
- Vegane Schnitzel: Panierte und gebratene Steckrübenscheiben.
- Suppen: Cremige Suppen mit verschiedenen Zutaten.
Steckrueben pflegen
Steckrüben sind pflegeleicht und gedeihen auf fast jedem Boden, am besten jedoch auf tiefgründigen, humosen Böden mit einem sonnigen bis halbschattigen Standort.
Vorbereitung des Beetes
- Lockern und von Unkraut befreien.
- Kompostgabe im Herbst oder Frühjahr für ausreichende Nährstoffe.
Gießen
- Ausreichend Wasser während Trockenperioden und heiße Sommermonate.
- Regelmäßiges Gießen für gleichmäßiges Wachstum, insbesondere in den Sommermonaten.
Düngen
- Einarbeitung von Hornmehl oder organischem Dünger bei der Pflanzung.
- Düngung während der Wachstumsphase nötig, nur bei Mittelzehrern nicht immer notwendig.
Hacken
Regelmäßiges Hacken zur Bodenlockerung und Unkrautbekämpfung.
Fruchtfolge und Pflanzenschutz
- Nicht zwei Jahre hintereinander auf demselben Beet anbauen. Vier Jahre Anbaupause empfehlenswert.
- Fruchtfolge mit nicht-verwandten Pflanzen zur Reduktion von Schädlingen und Krankheiten.
Regelmäßige Pflege fördert das gesunde Wachstum der Steckrüben.
Steckrueben richtig pflanzen
Steckrüben können direkt ins Freiland gesät oder vorgezogen werden.
Direktsaat
- Aussaat von Ende Mai bis Ende Juni in Reihen mit 40 Zentimeter Abstand.
- Saattiefe von ein bis zwei Zentimetern, vorher Boden gut vorbereiten.
Vorkultur
- Ab Mitte April in Töpfen vorziehen.
- Nach Entwicklung des ersten oder zweiten echten Blattes pikieren.
- Jungpflanzen nach vier bis fünf Wochen mit zwei bis drei Laubblättern ins Freiland setzen, bis Ende Juli pflanzen.
Pflanzabstand
Ein Abstand von 40 x 40 Zentimetern ist ideal.
Krankheiten & Schädlinge
Obwohl Steckrüben robust sind, können bestimmte Krankheiten und Schädlinge Schaden anrichten.
Relevante Schädlinge und Krankheiten
- Kohlfliege: Maden fressen an den Rüben.
- Kohlhernie: Schleimpilz führt zu Verdickungen an den Wurzeln.
- Großer Rapserdfloh: Käfer fressen an Blättern und Stielen.
- Kohlrüben-Blattwespe: Larven verursachen Fraßschäden an den Blättern.
- Gefleckter Kohltriebrüssler: Befällt Triebe, verursacht Deformationen.
Vorbeugende Maßnahmen
- Pflanzenschutznetze zum Schutz vor Eiablage.
- Regelmäßiges Hacken und Fruchtfolge einhalten.
- Kalkzulagen zur Reduktion von Kohlhernie.
- Pflanzenstärkende Jauchen wie Schachtelhalm-Sud einsetzen.
Bekämpfung
- Bekämpfung der Kohlfliegenlarven mit biologischen Präparaten.
- Bei Kohlhernie betroffene Pflanzen entfernen und Boden kalken.
- Insektenschutznetze und Absammeln gegen Großen Rapserdfloh.
- Unterstützung von Nützlingen wie Schlupfwespen zur Reduktion von Kohlrüben-Blattwespen.
- Bekämpfung des Gefleckten Kohltriebrüsslers durch Absammeln und Nützlinge.
Ernte und Lagerung
Steckrüben sind erntereif, wenn sie einen Durchmesser von 10 bis 15 Zentimetern erreicht haben.
Erntezeitpunkt
- Ernte ab September, je nach Aussaattermin.
- Frosthart, können bis minus sechs Grad Celsius im Beet verbleiben. Leichte Fröste verbessern den Geschmack, Rüben können aber holzig werden.
Ernte
Rüben am Laub aus der Erde ziehen und Blätter abdrehen.
Lagerung
- Nur Rüben mit glatter, unverletzter Schale einlagern.
- Kühl und dunkel aufbewahren, zum Beispiel in mit Sand gefüllten Kisten oder im Kühlschrank.
- Lagerung verbessert oft den süßen Geschmack der Rüben, zu lange Lagerung kann jedoch Verholzen verursachen.
Verwendung
Steckrüben sind ein vielseitiges Wintergemüse, das sich auf verschiedene Weise zubereiten lässt.
Historische Verwendung
- Notration: Steckrüben waren wichtig in Notzeiten, wie dem „Steckrübenwinter“ 1916/17 und dem Hungerwinter 1946/47.
- Sirup: Traditionell zur Herstellung von Sirup gegen Husten verwendet.
Durch den gesundheitlichen Mehrwert, die einfache Kultivierung und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten sind Steckrüben eine Bereicherung für jeden Speiseplan.
Häufig gestellte Fragen
Welche besonderen historischen Ereignisse sind mit der Steckrübe verbunden?
Die Steckrübe spielte eine zentrale Rolle während des sogenannten „Steckrübenwinters“ 1916/17 und des Hungerwinters 1946/47. Beide Ereignisse traten während großer Lebensmittelknappheiten auf. Steckrüben wurden als Notnahrung verwendet, da Missernten bei anderen Hauptnahrungsmitteln, wie Kartoffeln, das Land heimsuchten. In diesen Zeiten diente die Steckrübe als Grundlage für eine Vielzahl von Ersatzprodukten, wie Mehl, Marmelade und sogar Kaffeeersatz.
Warum wird die Steckrübe auch als „Ostpreußische Ananas“ bezeichnet?
Während der Notzeiten, insbesondere im „Steckrübenwinter“ 1916/17, wurde die Steckrübe wegen ihrer Vielseitigkeit und ihrer Bedeutung als Nahrungsmittel fälschlicherweise als „Ostpreußische Ananas“ angepriesen. Diese Bezeichnung sollte die Akzeptanz der Steckrübe steigern, indem sie einen exotischeren Klang verlieh, obwohl sie in Wirklichkeit als Notnahrungsmittel diente.
Welche Namen und Bezeichnungen gibt es für die Steckrübe in verschiedenen Regionen und Sprachen?
Die Steckrübe hat viele regionale Namen und Bezeichnungen: In Norddeutschland wird sie oft als Wruke oder Kohlrübe bezeichnet, in Österreich als Dotsche, in Altbayern als Dodschn, im Schweizerdeutschen als Knutsche und in Siebenbürgen als Kamputze. International wird sie auf Englisch als „swede“ bezeichnet, was auf ihre vermutete Herkunft aus Schweden hindeutet.
Wie wird traditionell Sirup aus Steckrüben hergestellt und wofür wird er verwendet?
In Ostfriesland und dem nördlichen Emsland wird aus dem Saft der Steckrübe Sirup zur Linderung von Husten hergestellt. Dazu wird der Kopf der Rübe abgetrennt, der Rübenkörper im Kern ausgehöhlt und mit braunem Kandis befüllt. Nach ungefähr 12 Stunden bildet sich Sirup, der abgegossen und täglich in kleinen Mengen eingenommen werden kann. Diese traditionelle Zubereitungsmethode kann mehrere Tage wiederholt werden.