Nützlinge

Ohrenkneifer – Helfer im Chitinpanzer

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Ohrenkneifer haben keinen guten Ruf. Sie stehen im Verdacht, in die Gehörgänge einzudringen und sorgen für Ekel. Doch so schlimm wie oft angenommen sind die Insekten keinesfalls. Haben sich Ohrenkneifer im Garten angesiedelt, können diese gezielt als Nützlinge eingesetzt werden.

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Der Ohrenkneifer hat einen schlechten Ruf, ist aber sehr nützlich

Ohrenkneifer in der Wohnung

Ohrenkneifer, welche die Ordnung der Ohrwürmer darstellen, gehören zu den gefürchteten Insekten. Vor allem, wenn sie in der Wohnung und im Haus entdeckt werden, ist die Sorge groß. Tatsächlich bevorzugen die Insekten einen geschützten Lebensraum im Garten. Treten plötzlich Ohrenkneifer in den eigenen vier Wänden auf, handelt es sich meist um einen Zufall.

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Namen aus dem Volksmund:

  • Ohrlaus oder Ohrkriecher
  • Ohrenkneifer, Ohrenschliefer und Ohrengrübler
  • Ohrawusler

Sind Ohrenkneifer gefährlich?

In der Vergangenheit wurde das Insekt als gefährlich für den Menschen angesehen. Überlieferungen besagen, dass sich der Ohrenkneifer im Ohr von Mensch und Haustier einnistet und in der Nacht das Trommelfell zerstört, um seine Eier dort abzulegen. Tatsächlich sind die Mundwerkzeuge der Insekten nicht kräftig genug, um sich durch das Gewebe zu fressen.

Ihre Zangen, die sich aus Hinterleibsfäden entwickelt haben, dienen zur Jagd auf kleine Beutetiere und der Verteidigung. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie mit diesen sogenannten Cerci zwicken. Ein solcher Ohrenkneifer-Biss ist weder giftig noch gefährlich und verursacht keine Schmerzen.

Nützlich oder schädlich?

Der Gemeine Ohrwurm gilt als Allesfresser, der sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost ernährt. Er erweist sich als Nützling, denn er frisst Blattläuse und Raupen verschiedener Schmetterlingsarten und dämmt einen Befall durch Mehltau ein. Ohrwürmer verwerten abgestorbenes Material und gehen als Räuber aktiv auf die Jagd nach kleineren Insekten. Sie sind an der Zersetzung toter Biomasse beteiligt. Der Sandohrwurm gilt als reiner Fleischfresser und kann zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.

In seltenen Fällen tritt der Ohrenkneifer als Schädling auf. Er frisst vor allem weiche Pflanzenteile wie Blüten und zarte Gemüsesprösslinge. Hartes Blattgewebe und Fruchthäute kann er nicht durchbeißen. Wird das Insekt an Trauben oder Äpfeln beobachtet, dann wurden die Früchte durch andere Insekten vorgeschädigt. Der Ohrwurm nutzt lediglich die vorhandenen Fraßgänge, die von Apfelwickler und anderen Insekten stammen.

Ohrenkneifer in der Wohnung – Ursache

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Auf der Suche nach einem warmen Rückzugsort zieht es Ohrenkneifer manchmal ins Haus

Ohrenkneifer bevorzugen warme und leicht feuchte Lebensräume. Wenn Sie einen Ohrenkneifer im Haus entdecken, müssen Sie nicht in Panik verfallen. Sie verkriechen sich gerne in Ritzen und Spalten, sodass sie in Fensterrahmen oft geeignete Rückzugsorte finden. Auf diese Weise gelangen die Insekten in die Wohnung, die jedoch nicht zum optimalen Lebensraum gehört. Verschiedene Pflanzen auf der Fensterbank können die Insekten durch geöffnete Fenster und Türen anlocken. Oft gelangen Ohrwürmer durch die Erde im Blumentopf in die Wohnung.

  • im Bad: Ohrenkneifer verkriechen sich in frisch gewaschene und leicht feuchte Wäsche
  • in der Küche: überreifes Obst lockt Insekten an
  • im Bett: warme und leicht feuchte Bedingungen sind ein attraktiver Unterschlupf

Ohrenkneifer bekämpfen

Normalerweise besteht kein Grund, die Ohrwürmer zu bekämpfen. Da die Insekten maximal zwei Generationen pro Jahr entwickeln, entsteht selten eine Ohrenkneifer-Plage. Die Insekten fühlen sich in Garagen, Schuppen und Gartenhäuschen oder Gewächshäusern wohl. Möchten Sie dennoch die Ohrenkneifer loswerden, empfehlen sich schonende Maßnahmen. Insektensprays, Gift und sonstige chemische Mittel sind überflüssig.

Ohrenkneife: Ein Topf kann als Falle sowie Behausung dienen

Es ist weder notwendig noch sinnvoll, Ohrenkneifer mit der Chemiekeule zu bekämpfen. Die Insekten sind harmlos und oft sehr nützlich.

Ohrenkneifer-Falle

Eine Falle ist besonders wirksam, wenn diese dem optimalen Lebensraumbedingungen der Insekten entspricht. Die Tiere mögen es warm, etwas feucht und dunkel. Sie sind dämmerungs- bis nachtaktiv und gehen im Schutz der Dunkelheit auf Raubzug. Lassen Sie in der Nacht das Licht brennen, um die Ohrenkneifer in die Falle zu drängen. Es kann allerdings eine Weile dauern, bis die Tiere das Quartier entdeckt haben. Im Garten können Sie Obstbäume durch einfache Barrieren schützen.

  Vorbereiten Platzieren
Tontopf mit Holzwolle, Stroh, Zeitung füllen umgedreht in der Küche aufhängen
Stoff anfeuchten in eine Ecke des Raums legen
Klebfalle doppelseitiges Klebeband zurecht schneiden um Obstbaumstämme kleben

Mit Hausmitteln anlocken

Wenn Sie Ohrwürmer loswerden möchten, sollten Sie die Tiere anlocken. Ein Bündel mit frischen Lavendelzweigen soll die Insekten magisch anziehen. Sie verkriechen sich zwischen den Pflanzenteilen und können anschließend im Freien entlassen werden. Ein Bund aus Reisig dient ebenfalls als Lockmittel, denn Ohrwürmer ziehen sich gerne in solche geschützten Nischen zurück.

Ohrenkneifer vorbeugen

Mit wenigen Vorsorgemaßnahmen verhindern Sie, dass Ohrwürmer in Ihre Wohnung gelangen. Wenn Sie sich mit der Lebensweise dieser Insekten auseinandersetzen, werden Sie schnell erkennen, unter welchen Bedingungen sich Ohrwürmer wohlfühlen. Zur erfolgreichen Vorbeugung ist es wichtig, dass die Umgebung unattraktiv für die Insekten erscheint.

Futterpflanzen vermeiden

Es gibt eine Reihe von Pflanzen, die bevorzugt von Ohrenkneifern angefressen werden. Sie gehören keiner bestimmten Pflanzenfamilie an, sondern haben besonders weiche Pflanzenteile. Auch junge Pflänzchen oder weichschaliges Obst wie Aprikosen oder Trauben können angefressen werden. Damit sich die Insekten nicht in Ihre Wohnung verirren, sollten Sie diese Pflanzen auf der Fensterbank vermeiden:

  • Nachtschattengewächse: Engelstrompete
  • Trompetenbaumgewächse: Trompetenblumen und Trompetenbäume
  • Hahnenfußgewächse: Clematis
  • Korbblütengewächse: Dahlien
  • Orchideen: dünnblättrige Arten

Tägliche Routinen

Bevor Sie Wäsche von draußen rein holen, sollte diese vollständig getrocknet sein. Schütteln Sie Bettlaken und Tücher gründlich aus, damit Sie keine Ohrenkneifer unbemerkt in die Wohnung holen. Lüften Sie tagsüber Ihre Bettwäsche und schütteln Sie Kissen und Decke draußen aus. Dadurch kann Feuchtigkeit verdunsten und die Wäsche wird unattraktiv für Ohrenkneifer. Räume, in denen sich Wäsche und Betten befinden, sollten regelmäßig beheizt und stoßgelüftet werden.

Blumentöpfe inspizieren

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Blumentöpfe sind ideal für Ohrenkneifer

Bevor Sie Pflanzen von Terrasse und Balkon ins Haus holen, sollten Sie den Wurzelballen aus dem Topf holen. Potentielle Bewohner werden auf diese Weise verscheucht. Hat sich ein Ohrenkneifer im Substrat niedergelassen, können Sie das Insekt bei der sofortigen Flucht beobachten. Stellen Sie den Wurzelballen anschließend in einen Eimer mit Wasser, um auch tief im Substrat versteckte Insekten auszuschwämmen.

Fenster und Türen präparieren

Da sich Ohrenkneifer in Nischen wohlfühlen, sollten Sie alle möglichen Eintrittspforten an Haus und Wohnung von außen schließen. Nutzen Sie Silikon oder Acryl für Fassadenlöcher und verschließen Sie Türspalte mit speziellen Borstenleisten. Geöffnete Fenster und Türen werden durch Fliegengitter vor den Eindringlingen geschützt.

Steckbrief

Ohrenkneifer sind keine Käfer sondern eine eigenständige Ordnung und damit verwandt mit den Käfern. Beide Ordnungen zählen zu den Fluginsekten. Die Ohrwürmer tragen den wissenschaftlichen Namen Dermaptera, die weltweit mit 1.800 Arten vertreten sind.

Fortpflanzung

Ohrwürmer legen ein ausgeprägtes Balzverhalten an den Tag, bei welchem die Männchen ihre Kneifzangen nutzen. Diese kommen außerdem bei der Paarung zum Einsatz, um das Weibchen zu fixieren. Dieses legt nach erfolgreicher Befruchtung ihre Eier im Frühjahr und teilweise ein zweites Mal im Herbst ab.

Sie baut sich für die Eiablage ein unterirdisches Nest, oder platziert ihre Eier in Blattrillen und unter morscher Rinde. Die Weibchen verharren im Nest, bis die Larven schlüpfen. Zur Brutpflege kommt es hauptsächlich bei der Frühjahresgeneration. Das Weibchen säubert und füttert die Larven während ihrer gesamten einmonatigen Entwicklung.

Wissenswertes über die Larven:

  • häuten sich vier bis fünf Mal
  • heller gefärbt als ausgewachsene Insekten
  • flügellos
  • überwintern erst im Erwachsenenstadium

Das haben Ohrenkneifer-Männchen immer dabei

Die Männchen der Ohrwürmer besitzen einen Hauptpenis, der die Länge des Insektenkörpers erreichen kann. Im verhärteten Zustand kann dieser aus dem Chitinpanzer heraus brechen und im Geschlechtsgang der Weibchen stecken bleiben. Theorien besagen, dass die Männchen ihren Partnerinnen eine Art Keuschheitsgürtel auferlegen möchten. Diese können sich anschließend nicht mehr mit Konkurrenten paaren. Die Männchen stört dieser Verlust wenig, denn sie besitzen ein zweites Ersatzglied.

Was essen Ohrenkneifer?

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Ohrenkneifer fressen Blattläuse und andere Schädlinge

Ohrwürmer haben sich als Allesfresser auf keine bestimmte Nahrung spezialisiert. Sie bevorzugen Blattläuse sowie deren Eier und erbeuten andere Gliedertiere. Auch pflanzliche Kost steht auf ihrem Speiseplan. Die Insekten machen sich über weiches Pflanzengewebe her und fressen junge Triebe oder Blüten von Rosen und anderen Blütenpflanzen.

Sie gehen an Kopfsalat, Sellerie oder Kartoffeln. Erdbeeren, Pfirsiche und Weintrauben werden nicht verschmäht. Zudem fressen Ohrenkneifer die tote und noch nicht abgebaute Substanz, die sich auf dem Boden ansammelt. Die Insekten machen sich auch über den gesammelten Vorrat von Solitärbienen her, die ihre Nahrung in Erdnestern lagern.

Können Ohrenkneifer fliegen?

Ohrwürmer gehören zu den Fluginsekten. Ihnen wird selten ein fliegender Ohrenkneifer begegnen, denn die meisten Arten haben eine zurückgebildete Flugmuskulatur oder unvollständig entwickelte Flügel. Der Gemeine Ohrwurm besitzt zu Stummeln reduzierte Flügel, sodass er flugunfähig ist. Geflügelte Insekten haben unter ihren kurzen Flügeldecken häutige Flügel, die kompliziert zusammengefaltet sind. Um diese zu entfalten, müssen die Ohrenkneifer ihre Kneifzangen zu Hilfe nehmen.

Aktivität

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Ohrenkneifer sind eher nachtaktiv

Ohrenkneifer sind hauptsächlich während der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Tageslicht mögen sie nicht, weswegen sie sich nachts kaum in beleuchtete Zimmer verirren. Am Tag verstecken sich Ohrwürmer in dunklen Nischen, die eng sind und leicht feuchte Bedingungen aufweisen. Sie bilden große Ansammlungen unter Steinen oder morscher Rinde.

Auch dichtes Geäst oder Laubhaufen auf dem Boden sind attraktive Verstecke. Sie ziehen sich gerne in hohle Pfirsichkerne oder verlassene Vogelnistkästen zurück. Wenn Sie am Tag einen Ohrenkneifer beobachten, wurde dieser höchstwahrscheinlich gestört.

Ohrenkneifer in Medizin und Volksglaube

In der Antike wurden Ohrenkneifer medizinisch angewendet, um Erkrankungen der Ohren wie Taubheit zu behandeln. Dazu wurden die Insekten getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Vermutlich rührt die lateinische Bezeichnung „auricula“, was so viel wie Öhrchen bedeutet, von dieser Tatsache her. Möglicherweise stammen die Märchen über Ohrenkneifer als Trommelfellzerstörer ebenfalls aus dem Mittelalter.

Arten erkennen

Von den 1.800 bekannten Arten der Ohrwürmer kommen zehn Vertreter in Deutschland vor, denn die Insekten bevorzugen als wechselwarme Tiere eher wärmere Klimazonen. Die meisten Arten sind äußerst selten, sodass sie sich kaum in den eigenen Garten verirren werden. Nur vier Arten gelten als häufig und sind deutschlandweit vertreten.

  Deutscher Name Vorkommen Häufigkeit
Euborellia annulipe Südlicher Ohrwurm Sachsen selten
Euborellia arcanum Sachsen, Brandenburg selten
Labidura riparia Sandohrwurm überwiegend Nord- und Ostdeutschland zerstreut
Labia minor Zwerg-Ohrwurm fast deutschlandweit häufig
Paralabella curvicauda Sachsen selten
Chelidurella guentheri Wald-Ohrwurm fast deutschlandweit häufig
Chelisurella thaleri Bayern selten
Anechura bipunctata Zweipunkt-Ohrwurm Bayern selten
Apterygida media Gebüsch-Ohrwurm fast deutschlandweit häufig
Forficula auricularia Gemeiner Ohrwurm deutschlandweit häufig

Gemeiner Ohrwurm

Der dunkle rötlichbraune Ohrenkneifer wird zwischen zehn und 16 Millimeter lang. Sein Körper erscheint seitlich in einem helleren Braun. Die kurzen Deckflügel sind gelbbraun gefärbt. Unter ihnen ragen die Hinterflügel leicht hervor. Da die Flügel stark reduziert sind, ist der Gemeine Ohrwurm nahezu flugunfähig.

Am Hinterleibsende besitzt das Insekt ein Paar Zangen, dessen Basis hellbraun gefärbt ist. Zur Spitze werden die Werkzeuge dunkelbraun. Bei den Männchen sind die Zangen flach und leicht gekrümmt mit ein bis zwei kleinen Zähnchen an der Innenseite. Weibchen haben gerade Zangen, die kürzer und feiner sind als die der Männchen.

Gebüsch-Ohrwurm

Diese Art ist mit einer Körperlänge von sechs bis zehn Millimetern zierlicher als der Gemeine Ohrwurm. Das Insekt ist fein behaart und hat einen glänzend dunkelbraunen bis fast schwarz gefärbten Kopf. Seine Flügel sind stark verkümmert oder fehlen komplett. Der Name rührt von den bevorzugten Lebensräumen in Hecken und Sträuchern her. Es benötigt zur Eiablage Höhlen in Baumstämmen oder Löcher im Boden. Zu seiner Nahrung zählen Blüten und Pollen verschiedener Sträucher, wobei der Gebüsch-Ohrwurm auch vermodernde Pflanzen und Blattläuse frisst.

Bevorzugte Lebensräume:

  • Auenwälder entlang von Gewässern
  • Parks und Gärten im Siedlungsbereich
  • nicht zu trockene Waldränder
  • Gebüsche, die von Hopfen und wildem Wein überwuchert sind
  • im Frühjahr überwiegend an Schlehe und Weißdorn
  • im Sommer auf blühenden Brennnesseln

Wald-Ohrwurm

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Der Waldohrwurm ist bei uns weit verbreitet

Die Art wird zwischen zehn und vierzehn Millimeter lang und hat einen überwiegend bräunlich bis schwarz gefärbten Körper. Seine Flanken erscheinen hellbraun. Wald-Ohrwürmer haben keine Flügel und ihre Flügeldecken sind stark verkümmert, wodurch sie sich von anderen Ohrenkneifern unterscheiden. Typisch für Männchen sind die drehrunden Zangen am Hinterleib, die beim Weibchen spitz zulaufen. Diese Art lebt in Laub- und Mischwäldern, wo sie sich bevorzugt im Falllaub aufhält. Tagsüber versteckt sich das Tier unter Steinen und morscher Rinde.

Zwerg-Ohrwurm

Dieses kleine Insekt erscheint mattbraun mit einem gelblichen Stich, da sein gesamter Körper fein und dicht behaart ist. Kopf und Fühler sind dunkelbraun gefärbt, wobei die Fühlerspitze etwas heller leuchtet. Der Hinterleib hat eine rötlichbraune Grundfarbe. Im Vergleich zu anderen häufig vorkommenden Ohrenkneifern hat diese Art gut ausgebildete Flügel. Mit einer Körperlänge von sechs bis acht Zentimeter ist der Zwerg-Ohrwurm die kleinste Art.

Besonderheiten:

  • kommt bevorzugt auf Misthaufen vor
  • kommt als guter Flieger auch weitab von zusagenden Lebensräumen vor
  • frisst Pflanzensäfte, Kot, Fliegeneier und Maden

Tipp

Der Zwerg-Ohrwurm fliegt gerne an Mauern, die mit weißer Kalkfarbe gestrichen wurden. In den Nischen haben Sie gute Chancen, die Art zu beobachten.

Ohrenkneifer im Garten fördern

Ohrenkneifer sind interessante und vielseitige Insekten, die einen Lebensraum im Garten verdienen. Mit einem Insektenhotel können Sie den Ohrenkneifer ansiedeln und so die Artenvielfalt im eigenen Garten erhöhen. Davon fühlen sich zahlreiche Insektenfresser wie Vögel und Igel angesprochen, die Ohrwürmer gerne als Leckerbissen verzehren.

Ein Leckerbissen für natürliche Feinde

Wenn Sie Ohrenkneifer in Ihrem Garten fördern, ziehen Sie zugleich verschiedene Insektenfresser an. Die Tiere werden nicht nur von Ameisen, Spinnen und anderen Raubinsekten erbeutet. Auch Vögel picken die Leckerbissen gerne aus ihren Verstecken und Igel nutzen die Krabbler als Energiequelle, um sich auf den harten Winter vorzubereiten. Gegen solche Fraßfeinde nützen die Zangen als Abwehr wenig. Daher versucht sich der Ohrwurm mit einem Sekret zu wehren, welches den Räuber abschrecken soll.

Exkurs

Ohrenkneifer schützen sich mit Chemie

Forscher aus Gießen fanden heraus, dass Ohrwürmer kontinuierlich von einer Wolke aus Chemikalien umgeben sind. Dieser feine Nebel stammt aus dem Wehrsekret, welches die Insekten bei Bedrohung absondern können. Das Sekret kann bis zu zehn Zentimeter weit auf den Feind abgeschossen werden. Als Nebelwolke schützt es die Insekten vor Pilzen, Bakterien und Parasiten. Dieser Verteidigungsmechanismus ist notwendig, da die Ohrwürmer in feuchtwarmen und bakterienfreundlichen Umgebungen leben.

Ein Ohrenkneifer-Hotel bauen

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Ein Ohrenkneiferhotel zieht die Nützlinge an und bietet ihnen Schutz

Mit einer geeigneten Nisthilfe können Sie die Insekten in Ihrem Garten fördern und so von den natürlichen Schädlingsbekämpfern profitieren. Wenn sich die Insekten wohlfühlen, vermehren sich die geselligen Tiere regelmäßig und bilden eine ganze Kolonie. Im Hotel sind sie vor Fressfeinden geschützt und können ihre Eier ablegen. Sie benötigen einen klassischen Tontopf mit Abzugsloch oder ein Keramikgefäß, Füllmaterial, Gitter oder Holzstöcke, Draht und eine Schnur.

Bauanleitung für Hotel aus Keramik oder Ton:

  1. Schnur an kleines Holzstäbchen binden und durch das Abflussloch ziehen
  2. Topf oder Gefäß mit Stroh, Holzwolle, Heu und einer Hand voll Erde befüllen
  3. Öffnung mit Gitter oder Holzstäben abdecken und mit Draht befestigen
  4. Topf in Bäume mit direktem Kontakt zum Stamm hängen
  5. lternativ in Beeten aufstellen

Tipp

Damit das Füllmaterial bei Regen nicht durchnässt, können Sie vor dem Befüllen auf das Abflussloch Tonscherben kleben.

Ohrenkneifer zum Nützling machen

Haben Sie eine große Kolonie der Insekten entdeckt, die sich an einem ungünstigen Ort niedergelassen hat, können Sie einen Umsiedlungsversuch unternehmen. Platzieren Sie ein Bündel hohler Bambusstäbe in der Nähe der Kolonie und schrecken Sie die Tiere mit einer Lichtquelle auf. Nach einiger Zeit haben die Ohrwürmer das attraktive Versteck entdeckt und ziehen sich in die engen Hohlräume zurück. Entfernen Sie die Bambusstäbe vorsichtig und hängen Sie diese in Pflanzen, die bevorzugt von Blattläusen befallen werden:

  • Holunder: Sambucus nigra
  • Hibiskus: Hibiscus syriacus
  • Schneeball: Virbunum opulus und lanata
  • Falscher Jasmin: Philadelphus coronarius
  • Rosen: zahlreiche Arten und Sorten

Häufig gestellte Fragen

Krabbeln Ohrenkneifer ins Ohr?

Dass Ohrenkneifer nachts bevorzugt in die Ohren schlafender Menschen eindringen, ist ein Mythos. Obwohl es möglich ist, dass die Insekten gelegentlich auf dem menschlichen Körper herumkrabbeln, ist ein Einnisten in den Ohren extrem unwahrscheinlich und eher als Versehen einzustufen. Am wahrscheinlichsten ist dieser Vorfall, wenn Sie im hohen Gras einer Blumenwiese oder auf dem Heuboden in der Scheune einschlafen. Aber auch hier hat es der Ohrenkneifer nicht auf das Trommelfell abgesehen.

Warum heißen Ohrenkneifer Ohrenkneifer?

Es gibt mehrere Theorien um die Namensentstehung. In der Antike wurden die Insekten getrocknet und pulverisiert. Das Pulver war ein Heilmittel bei verschiedenen Ohrenbeschwerden, was sich im lateinischen Namenszusatz des Gemeinen Ohrwurms verfestigt hat: auricularia bedeutet übersetzt Öhrchen. Andere Theorien zur Namensentstehung beziehen sich auf die Form der Zangen am Hinterleib, die oft an ein Nadelöhr erinnern.

Können Ohrenkneifer kneifen?

Ohrwürmer sind in der Lage, ihre Zangen als Greifer zu verwenden. Sie nutzen die Werkzeuge bei der Jagd und Balz. Wenn sie sich bedroht fühlen und vom Menschen auf die Hand gehoben werden, können sie beißen. Ein solcher Stich ist in den meisten Fällen völlig schmerzlos. Ohrenkneifer sind nicht gefährlich. Wenn Sie vom Ohrenkneifer gebissen wurden, sollten Sie die Wunde reinigen und desinfizieren.

Was hilft gegen Ohrenkneifer?

Wenn Sie Ohrwürmer loswerden möchten, müssen Sie nicht gleich zur Chemiekeule greifen. Es gibt schonendere Methoden und natürliche Mittel gegen Ohrenkneifer in Haus und Garten. Hängen Sie ein Bündel mit frischen Lavendelzweigen in die Wohnung und warten Sie, bis sich die Tiere darin eingenistet haben. Alternativ können Sie auch einen mit Stroh und Zeitungspapier gefüllten Tontopf als Umsiedlungshilfe verwenden. Setzen Sie die Insekten abseits Ihres Gartens aus.

Was haben Ohrenkneifer-Männchen immer dabei?

Die Männchen sind mit einem zweiten Penis ausgestattet, den Forscher bislang für unbrauchbar hielten. Vermutlich verfolgen die Insekten in der Wildnis eine besondere Strategie. Bei der Paarung brechen die Männchen absichtlich ihr körperlanges Hauptglied, ab sodass der Geschlechtsgang der Partnerin verschlossen bleibt. Andere Männchen sind nicht mehr in der Lage, das Weibchen zu begatten.

Wie baue ich eine Ohrenkneifer-Falle?

Sie benötigen einen Blumentopf oder eine leere Konservendose. Befüllen Sie die Behausung mit Gras, Heu, Stroh und zerknülltem Zeitungspapier. Damit die Füllung nicht aus dem Gefäß fällt, stülpen Sie ein elastisches Nest über die Öffnung. Dazu eignet sich zum Beispiel das Netz von Knoblauchknollen sehr gut. Das selbstgebaute Insektenhotel wird kopfüber in Bäume und Sträucher gehangen, die gerne von Blattläusen befallen werden. Diese dienen den Ohrwürmern als Nahrung.

Bilder: InsectWorld / Shutterstock