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Kartoffelturm: Die verschiedenen Varianten im Vergleich

Kartoffeltürme gibt es in verschiedenen Varianten. Die meisten davon mit dem Versprechen auf eine große Ernte mit wenig Platz beworben. Aufgrund unterschiedlicher Merkmale bringen sie jedoch weniger oder maximal den gleichen Ertrag wie der Anbau in Beet, Hochbeet, Kübel und Sack.

AUF EINEN BLICK
Funktioniert der Anbau im Kartoffelturm und welche Sorten sind geeignet?
Ein Kartoffelturm ermöglicht den Anbau von Kartoffeln auf kleinem Raum, indem die Pflanzen in die Höhe wachsen. Die Erträge sind jedoch meist gleich oder geringer als bei herkömmlichen Anbaumethoden. Wichtig sind maximale Turmhöhe von 45-50 cm, zweimaliges Anhäufeln und strangbildende Kartoffelsorten wie Agria oder Granola.

Was ist ein Kartoffelturm?

Der Kartoffelturm ist ein noch relativ junger Trend für den Kartoffelanbau. Orientierungsgrundlage stellt das Prinzip des Hochbeets dar. Die Pflanzung des Nachtschattengewächses erfordert prinzipiell einen hohen Platzbedarf. Es steht jedoch bei Weitem nicht jedem Hobbygärtner ausreichend Fläche für dieses Unterfangen zur Verfügung. Genau an dieser Stelle setzt der Kartoffelturm an, der einen hohen Ertrag auf einer kleinen Standfläche verspricht.

Das Grundprinzip des Anbaus ist schnell und einfach erklärt. In eine stabiles Gerüst aus bspw. Drahtgeflecht und Stroh werden eine oder mehrere Kartoffelknollen gegeben. Mit zunehmender Wuchshöhe wird der innen liegende Bereich immer weiter mit Erde und Kompost aufgefüllt. Im gleichen Maße nehmen auch die Wurzelstränge (Stolonen) zu, an denen sich immer mehr neue Kartoffeln ausbilden. In der Theorie lassen sich so auf einem sehr begrenzten Raum schier unendlich viele neue Tochterknollen erzeugen.

Kartoffeln werden mit Stroh gemulcht

Das klassische Gerüst des Kartoffelturms besteht aus einem Drahtgeflecht, das mit Stroh verkleidet wird. Im Inneren wird dieses dann mit Erde und Kompost stetig aufgefüllt.

Arten von Kartoffeltürmen

Für den Bau eines eigenen Kartoffelsturms gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Variationen. Doch nicht jede Bauweise eignet sich problemlos für den Kartoffelanbau. Im nachfolgenden stellen wir Ihnen daher sechs unterschiedliche Methoden in ihrem Aufbau, der Funktionsweise und möglichen Problemen vor.

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Übersicht aller Arten von Kartoffeltürmen als Illustration

Kartoffelturm aus Draht mit einer Knolle

Aufbau: Eine beliebig große Drahtmatte wird mithilfe von Kabelbindern zu einer Röhre geformt. Diese wird anschließend am Boden befestigt und mit Heu, Laub, Kompost und Erde bis zu 1/3 aufgefüllt. Die Saatkartoffel wird daraufhin mittig platziert und zusätzlich mit Erde abgedeckt.

Funktionsweise: Mit zunehmendem Wachstum der Kartoffelpflanze wird der Bereich rund um die Knolle stetig angehäufelt. Hierdurch wird die Bildung des giftigen Stoffes Solanin in der Knolle unterbunden.

Problem: In der Theorie soll das ständige Anhäufeln neuer Erdschichten die Bildung zusätzlicher Stolonen und neuer Kartoffeln fördern. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass dies zu Stressreaktionen bei der Pflanze führt. Um weiterhin Fotosynthese betreiben zu können, muss das Gewächs immer weiter in die Höhe wachsen. Zudem steigt der Energieaufwand für die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen.

Kartoffelturm aus Draht mit mehreren Knollen

Aufbau: Eine beliebig große Drahtmatte wird mithilfe von Kabelbindern zu einer Röhre geformt. Diese wird anschließend am Boden befestigt und mit Heu, Laub, Kompost und Erde bis zu 1/3 aufgefüllt. Die Pflanzkartoffeln werden daraufhin reihum am Rand platziert (5 Zentimeter Abstand ringsum) und zusätzlich mit Erde abgedeckt.

Funktionsweise: Mit zunehmendem Wachstum der Kartoffelpflanzen werden die Bereiche rund um die Knollen stetig angehäufelt. Hierdurch wird die Bildung des giftigen Stoffes Solanin in der Knolle unterbunden.

Problem: In der Theorie soll das ständige Anhäufeln neuer Erdschichten die Bildung zusätzlicher Stolonen und neuer Kartoffeln fördern. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass dies zu Stressreaktionen bei der Pflanze führt. Der Anbau mehrerer Knollen in einem Gefäß führt zudem zu einem hohen Konkurrenzkampf untereinander um das Gießwasser und die Mineralstoffe.

Kartoffelturm aus Holz

Aufbau: Die Holzvariante besteht aus mehreren gleich großen Holzbrettern und einem offenen Boden. Um ein Durchfeuchten des Holzes zu vermeiden, kann der Kartoffelturm von innen mit Teichfolie (11,00€ bei Amazon*) ausgekleidet werden. Idealerweise werden alle Teile mit Nägeln oder Schrauben aneinander befestigt. Anschließend erfolgt die Befüllung nach dem zuvor genannten Schema. Ergänzend können im mehrere Bretter mit zunehmendem Anhäufeln eingelegt werden.

Funktionsweise: Das andauernde Aufschichten neuer Erde soll die Knollenbildung anregen.

Problem: Insbesondere der Aufbau eines Kartoffelturms aus Holz ist im Vergleich zu der Variante aus Draht deutlich zeitaufwendiger aber dafür langlebiger. Auch hier wird die Kartoffelpflanze unter Stress gesetzt. Zum einen muss sie um neue Blätter zu entwickeln immer höher wachsen, zum anderen kämpft sie mit mehreren anderen gepflanzten Knollen um Licht, Wasser und Nährstoffe.

Kartoffelturm mit Tür

Aufbau: Der Aufbau des Kartoffelturms mit Tür erfolgt analog der Version aus Holz. Vor der Befüllung wird ein Loch in der gewünschten Größe ausgesägt. Mithilfe von Scharnieren lässt sich dieser Ausschnitt dann wieder an der eigentlichen Konstruktion befestigen. Er soll die Ernte vereinfachen. Um ein Durchfeuchten des Holzes zu vermeiden, wird der Kartoffelturm von innen bspw. mit Teichfolie (11,00€ bei Amazon*) ausgekleidet. Anschließend erfolgt die Befüllung nach dem zuvor genannten Schema.

Funktionsweise: Das andauernde Aufschichten neuer Erde soll die Knollenbildung anregen, setzt die Pflanze jedoch unter Stress.

Problem: Insbesondere der Aufbau eines Kartoffelturms aus Holz ist im Vergleich zu der Variante aus Draht deutlich zeitaufwendiger aber auch hier langlebiger. Wird nur eine Knolle gepflanzt, kann der Turm bis zu einer maximalen Höhe von einem halben Meter wie ein Pflanztopf funktionieren. Bei mehreren Knollen gibt es Konkurrenz und die Ernte fällt geringer aus.

Kartoffelturm mit Autoreifen

Aufbau: Als Gerüst für den Kartoffelturm dienen in diesem Fall Autoreifen, die aufeinandergestapelt werden. In der Regel werden zwischen zwei und drei benutzt. Das Innere wird dann wieder mit Heu, Laub, Kompost und Erde befüllt.

Funktionsweise: Im Innenraum der Reifen werden die Saatkartoffeln gesetzt und fortwährend mit Substrat angehäufelt. Dies fördert das Wachstum des oberirdischen Bereiches, da die Pflanze weiterhin Fotosynthese für die Entwicklung der Knollen betreiben muss.

Problem: Der Einsatz von Autoreifen als Begrenzung birgt die Gefahr der Anreicherung von diversen schädlichen Stoffen. Hierzu gehören unter anderem Butadien, die als krebsverursachend gelten, und Thiuram, der als häufiger Allergieauslöser bekannt ist. Auch bei dieser Variante ist die Höhe ein Stressfaktor, der die Ernte verringern kann.

Funktioniert ein Kartoffelturm?

Der Erfolg eines Kartoffelturms lässt sich ausschließlich im Vergleich zu anderen Anbaumethoden bewerten. Erwirtschaftet dieser in Relation zu einer alternativen Pflanzung im Beet oder einem anderen Gefäß höhere Erträge, gilt er als erfolgreich und funktionstüchtig. Ein Kartoffelturm funktioniert meist nur gleich gut oder schlechter als die Pflanzung im Beet. Dies ist dem Aufbau und der Höhe geschuldet.

Aufbau einer Kartoffelpflanze

Der Ursprung einer Kartoffelpflanze liegt in einer Kartoffelknolle. Aus dieser sprießt im Zuge der Keimung ein Stängel hervor, an dem sich später Blüten ausbilden. Unterirdisch bilden sich an der Mutterknolle Wurzeln, die der Nährstoff- und Wasseraufnahme dienen. Zudem wachsen aus dem unter der Erde liegenden Teil des Stängels horizontale Tragfäden, die Stolonen. Ausschließlich an diesen entwickeln sich im Laufe der Zeit die neuen Kartoffeln.

Sowohl die Sektion, in der die Kartoffelpflanze Stolonen ausbildet als auch die Anzahl der heranwachsenden Kartoffeln pro Tragfaden ist je nach Sorte begrenzt. Aus diesem Grund eignen sich nicht alle Sorten für die Turmbepflanzung.

Aufbau einer Kartoffelpflanze als Illustration

Knollenbildung bei Kartoffeln

Die Anordnung neu gebildeter Kartoffelknollen variiert mit der jeweiligen Sorte. Grundsätzlich kann man drei verschiedene Wuchsformen unterscheiden (Quelle: Neues vom Landei):

  • Plateau
  • Kugel
  • Strang

Die ideale Form für die Bildung neuer Knollen in einem Kartoffelturm ist die Strangform. Diese bildet bis zu einer gewissen Höhe mehr Stolonen, an denen sich Kartoffeln bilden. Plateuförmig und kugelartig wachsende Kartoffelsorten eignen sich besser für die Sack- oder Topfbepflanzung, da sie eher in die Breite als in die Höhe wachsen. Das ist durch die Züchtung für die Landwirtschaft bedingt, denn die gängigen Kartoffelsorten für den privaten Garten werden auch in der Industrie angebaut. Ein breiterer Wuchs ist für die Ernte effizienter als ein Wuchs in die Tiefe. Der tiefe Wuchs entspricht bis auf Ausnahmen nicht dem normalen Wuchs der Kartoffel.

Wachstum von Kartoffeln in Turm und Sack als Illustration

Den Wuchsformen können folgende Sorten zugeordnet werden:

Plateauwuchs:

  • Bamberger Hörnchen

Knäuelwuchs:

  • Agria
  • Belana
  • Blue Congo
  • Bölzigs Gelbblühende
  • Kennebec
  • Melody
  • Negra

Strangwuchs:

  • Ackersegen
  • Dänische Spargelkartoffel
  • Eerstling
  • Granola
  • La Ratte D`Ardèche
  • Violette D`Auvergne
  • Vitelotte Noire

Mehr Informationen finden Sie auf dem Youtube-Kanal von Nadja bei „Neues vom Landei“. Im folgenden Video geht Nadja näher auf ihr Experiment des Kartoffelanbaus im Sack ein und gibt Erfahrungen und Tipps weiter.

Wachstum im Kartoffelturm

Der ideale Kartoffelturm ermöglicht ein Wachstum in schier unendliche Höhen. Dieser Wuchs sorgt für eine reiche Kartoffelernte bei einem gleichzeitig möglichst geringen Platzangebot. Diese Idealvorstellung lässt sich jedoch in der Praxis nicht bestätigen, da einige natürliche Gegebenheiten ein Hindernis darstellen.

Wesentliche Probleme sind:

  • Ausbildung von Stolonen und Kartoffeln ist begrenzt
  • ständiges Anhäufeln von Erde erschwert Versorgung der unten liegenden Bereiche
  • vornehmlich unteren Schichten droht das Vertrocknen
  • Anbau mehrerer Mutterknollen führt zu Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Platz
  • Gewicht der Erde führt zu Ausbildung kleinerer Kartoffeln
  • Öffnungen am Rand bieten hohe Verdunstungsfläche

Funktion von Kartoffeltürmen als Illustration

Zusammenfassung

Grundlegend spricht nichts gegen den Anbau von Kartoffeln in einem Kartoffelturm. Die in vielen Artikeln angesprochenen enormen Ernteerträge werden sich in der Praxis aber auf einem deutlich geringeren Niveau befinden. Der ideale Kartoffelturm existiert demnach nur in der Theorie. Dennoch kann diese Anbauform bei Einhaltung einiger Rahmenbedingungen durchaus einen ausreichenden Ernteertrag erzielen.

Deutlich arbeitsärmer in der Pflege und dabei genauso platzsparend ist der Anbau in einem Eimer oder Sack. Weitergehende Informationen hierzu finden Sie im nächsten Abschnitt. Sollten Sie dennoch Wert auf einen Kartoffelturm legen, beachten Sie die nachfolgenden Hinweise:

  • maximal eine Kartoffelknolle pro Turm
  • Turmhöhe von höchstens 45 bis 50 Zentimetern (Quellen: cultivariable, a piece of rainbow)
  • zweimaliges Anhäufeln bis zur Blüte ist ausreichend

Kartoffeltürme können bestens funktionieren, wenn man sie wie Pflanztöpfe behandelt. (Quelle: a piece of rainbow)

Aufbau eines Kartoffelturms als Illustration

Bei der Auswahl der anzupflanzenden Sorte sollten vornehmlich knäuel- oder strangbildende Arten verwandt werden. Besonders beliebt sind die Arten Agria, Kennebec, Ackersegen und Granola. Bei allen weiteren Gattungen empfehlen sich eigene Selbstversuche und Testungen.

Alternative zum Kartoffelturm

Eine Alternative zum Anbau der Kartoffeln bei einem begrenzten Platzangebot ist der Kübel. Die Pflanzung erfolgt wie bei der Pflanzung im Beet zwischen Anfang April und Ende Mai. Während Spätkartoffeln aufgrund ihrer langen Reifedauer von bis zu 160 Tagen eher früher gesetzt werden sollten, können Frühkartoffeln, die zwischen 90 und 140 Tagen benötigen, auch später gesetzt werden. Spätestens nach den Eisheiligen Ende Mai droht auch keine Gefahr mehr von späten Frösten. Ergänzende Tipps zur optimalen Pflanzung von Kartoffeln finden Sie hier .

Verzichten Sie am besten auf einen Untersetzer, um Staunässe zu vermeiden. Falls Sie dennoch nicht darauf verzichten wollen, ist es erforderlich, diesen regelmäßig von überschüssigem Wasser zu befreien. Grundsätzlich empfiehlt es sich, nicht mehr als eine Knolle pro Eimer anzupflanzen. Aufgrund des eingeschränkten Platzes droht ansonsten eine kümmerliche Entwicklung aller Gewächse.

FAQ

Wie wird ein Kartoffelturm gepflegt?

Die Pflege eines Kartoffelturms folgt nach den gleichen Maßstäben wie eine Beetpflanzung. Die Kartoffelpflanzen sollten gleichmäßig bewässert und gedüngt werden. Mit zunehmendem Höhenwachstum sollte bis zur Blütezeit außerdem regelmäßig Erde an das Gewächs gehäufelt werden.

Welche Arten von Kartoffeltürmen gibt es?

Die unterste Schicht sollte aus Laub und Ästen bestehen, um eine luftdurchlässige Basis zu schaffen. Darauf aufbauend folgen Lagen aus Erde und Kompost. Zur Auflockerung können nach Bedarf Blätter und Sand eingebracht werden. Die Stelle mit der eingesetzten Knolle wird darüber hinaus mit einem Startdünger wie Hornspänen oder Schafwollpellets versehen.

Funktioniert ein Kartoffelturm?

Kartoffeltürme gibt es in den unterschiedlichsten Aufmachungen. Die bekanntesten Formen sind aus Draht, aus Holz (gegebenenfalls mit einer Tür), Autoreifen und Plastik.

Funktioniert ein Kartoffelturm?

Die Beurteilung, ob ein Kartoffelturm funktioniert, kann ausschließlich über den Ernteertrag erfolgen. Im Vergleich zu alternativen Anbaumethoden in geschlossenen Systemen wie einem Pflanzkübel oder einem Sack werden keine höheren Erträge erwirtschaftet. Je nach Sorte ist sogar mit Mindererträgen zu rechnen.

Wie wird ein Kartoffelturm gebaut?

Ein Kartoffelturm lässt sich selbst herstellen oder als Bausatz käuflich erwerben. Die einfachste Variante wird aus einer aufgerollten Drahtmatte hergestellt, die mithilfe von Kabelbindern befestigt wird.

Was ist ein Kartoffelturm?

Ein Kartoffelturm ist ein Pflanzgefäß mit einer vertikal ausgerichteten Struktur. Die äußere Umrandung sorgt für die Stabilität des Konstrukts und beschränkt den Platzbedarf. Vorrangig wird diese Anbauform für hochwachsende Gewächse wie Kartoffeln genutzt.

Bilder: faithie / Shutterstock