Andorn: Wirkung & Anwendung der Heilpflanze des Jahres 2018
Der Andorn, gekürt zur Arzneipflanze des Jahres 2018, ist ein traditionelles Heilkraut mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die botanischen Merkmale, den Anbau sowie die wertvollen Inhaltsstoffe und medizinischen Anwendungen dieser Pflanze.
Andorn – Die Arzneipflanze des Jahres 2018
Der Andorn (Marrubium vulgare), auch bekannt als Weißer Andorn oder Mauer-Andorn, wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gekürt. Diese Anerkennung seitens des Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg würdigt die historische Bedeutung und gesundheitlichen Vorteile dieser seit langem geschätzten Heilpflanze, die heute jedoch vielen Menschen kaum noch bekannt ist.
Andorn ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die zwischen 30 und 80 cm hoch wächst und sich durch ihre filzig-weiße Behaarung sowie kleine, weiße Blüten auszeichnet. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, ist der Andorn inzwischen in großen Teilen Europas heimisch geworden.
Die heilenden Eigenschaften des Andorns sind seit mehr als 2000 Jahren bekannt. Vor allem seine schleimlösenden, verdauungsfördernden und entzündungshemmenden Effekte haben ihn zu einem wertvollen Heilmittel gemacht. Hauptwirkstoffe sind Diterpen-Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle. Besonders hervorzuheben ist das Marrubiin, das maßgeblich zur medizinischen Wirkung beiträgt. Traditionell wird Andorn bei Husten, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden und Gallenproblemen eingesetzt, wobei sowohl historische Aufzeichnungen als auch moderne Studien seine Wirksamkeit bekräftigen.
Wenn Sie Andorn in Ihrem naturnahen Garten anbauen möchten, sollten Sie einen sonnigen und trockenen Standort mit kalkhaltigem Boden wählen. Mit etwas Pflege können Sie die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile dieser traditionsreichen Heilpflanze nutzen.
Historische Bedeutung des Andorns
Der Andorn hat in der europäischen Medizingeschichte eine bemerkenswerte Rolle gespielt. Bereits in der Antike galt er als eine der wertvollsten Heilpflanzen. Römische Gelehrte wie Plinius der Ältere lobten ihn für seine gesundheitlichen Nutzen, insbesondere bei Husten und Lungenerkrankungen. Auch Hippokrates, der bedeutende Arzt der Antike, setzte Andorn zur Behandlung von Atemwegs- und Verdauungsbeschwerden ein.
Im Mittelalter war Andorn ein fester Bestandteil der Klostermedizin. Seit dem 8. Jahrhundert war er in Klostergärten weit verbreitet. Hildegard von Bingen, eine renommierte Heilkundige, empfahl ihn gegen Husten, oft in Kombination mit Fenchel und Dill.
Mit der Ernennung zur Arzneipflanze des Jahres 2018 wird die historische Bedeutung und nachgewiesene medizinische Wirksamkeit des Andorns erneut ins Bewusstsein gerückt.
Botanische Merkmale
Der Andorn gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und besitzt mehrere markante botanische Merkmale:
- Stängel: Der vierkantige und filzig-raue Stängel ist hohl und verzweigt, was ihm ein buschiges Erscheinungsbild verleiht.
- Blätter: Die kreuzgegenständigen, rundlich- bis breit-eiförmigen Blätter haben tief eingesetzte Blattnerven und gekerbte Ränder. Die Blattunterseiten sind filzig behaart.
- Blüten: Zwischen Juni und September blüht der Andorn mit kleinen, weißen Blüten, die in dichten Scheinquirlen in den Blattachseln der oberen Stängelsegmente stehen.
- Früchte: Nach der Blütezeit entwickeln sich graubraune Klausenfrüchte, die die Samen enthalten.
Durch diese charakteristischen Merkmale ist der Andorn leicht zu identifizieren.
Verbreitungsgebiet und Anbau
Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sich der Andorn in ganz Europa, Asien und Nordafrika sowie in wärmeren Gebieten verbreitet. Bereits im Mittelalter war er ein häufiger Bestandteil von Kloster- und Hausgärten. Heute findet man ihn oft verwildert an Weg- und Waldrändern oder auf Magerwiesen.
Der Anbau von Andorn ist unkompliziert. Die Pflanze bevorzugt vollsonnige bis halbschattige Standorte mit lockerem, durchlässigem Boden. Sie können die Samen ab April direkt im Beet aussäen. Andorn ist winterhart, sollte jedoch in sehr frostigen Wintern mit Laub oder Vlies (11,00€ bei Amazon*) abgedeckt werden, um zusätzlichen Schutz zu bieten.
Da Andorn gegenüber Schädlingen resistent ist, erfordert die Pflanze nur einen minimalen Pflegeaufwand und eignet sich hervorragend für naturnahe Gärten.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Andorn enthält eine Reihe wertvoller Inhaltsstoffe, die seine medizinischen Anwendungen unterstützen:
- Diterpen-Bitterstoffe: Marrubiin, ein wesentlicher Bestandteil, ist verantwortlich für viele therapeutische Eigenschaften.
- Flavonoide: Diese unterstützen antioxidative Wirkungen.
- Gerbstoffe: Bekannt für ihre adstringierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.
- Ätherische Öle: Diese tragen zur schleimlösenden und antimikrobiellen Wirkung bei.
Medizinische Wirkungen
- Schleimlösend und auswurffördernd: Andorn hilft bei Erkältungen und Husten, indem er festsitzenden Schleim löst.
- Krampflösend und entzündungshemmend: Nützlich bei Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden.
- Verdauungsfördernd und appetitanregend: Die Bitterstoffe regen die Produktion von Speichel, Magensaft und Gallenflüssigkeit an, was die Verdauung unterstützt.
- Choleretisch: Fördert den Gallenfluss und kann bei Gallenbeschwerden helfen.
Dank dieser breitgefächerten Wirkungsweise ist der Andorn eine wertvolle Heilpflanze.
Medizinische Anwendungen
Andorn hat in der traditionellen Medizin seinen festen Platz und wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt:
- Atemwegserkrankungen: Die schleimlösenden Eigenschaften des Marrubiin machen Andorn zu einem wirksamen Mittel bei Husten und bronchialen Infektionen.
- Verdauungsbeschwerden: Andorn fördert die Produktion von Verdauungssäften und hilft bei Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit.
- Gallenbeschwerden: Durch die Förderung des Gallenflusses kann Andorn bei Gallensteinen und Entzündungen der Gallenblase unterstützen.
- Frauenleiden: Historisch wurde Andorn auch bei speziellen Frauenleiden eingesetzt.
- Ohrenschmerzen: Eine Andorn-Abkochung kann bei leichten Entzündungen im Bereich des Ohrs helfen.
Diese vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen den Andorn zu einer wertvollen Heilpflanze.
Anwendungsformen
Andorn kann in verschiedenen Formen angewendet werden:
- Tee: Ein Klassiker unter den Anwendungsformen. Für die Zubereitung werden 1,5 Gramm der getrockneten Blätter und Stängel mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und 5 bis 10 Minuten ziehen gelassen. Andorntee wird zur Behandlung von Husten und Verdauungsbeschwerden genutzt.
- Pflanzenpresssaft: Dieser wird aus frischen Blättern gewonnen und konzentriert die Wirkstoffe.
- Tinktur: Durch Einweichen der Pflanzenteile in Alkohol hergestellte Konzentrate, ideal für die Behandlung von Verdauungs- und Gallenbeschwerden.
- Fertigarzneimittel: Andorn ist Bestandteil einiger Husten- und Bronchitispräparate, die in Apotheken erhältlich sind.
- Homöopathische Mittel: In stark verdünnter Form kommt Andorn auch bei bronchialen und verdauungsbedingten Beschwerden zum Einsatz.
Durch diese verschiedenen Anwendungsformen lässt sich Andorn leicht in den Alltag integrieren.
Dosierung und Nebenwirkungen
Die richtige Dosierung von Andorn hängt von der Anwendungsform ab. Für Andorntee empfehlen sich 1,5 Gramm getrocknete Pflanzenteile, übergossen mit 150 ml kochendem Wasser und 5 bis 10 Minuten Ziehzeit. Zur Förderung der Verdauung trinken Sie eine Tasse vor den Mahlzeiten, bei Husten mehrfach täglich.
Andorn ist im Allgemeinen gut verträglich, jedoch können bei Überdosierung Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen sowie selten allergische Reaktionen auftreten.
Wichtige Hinweise:
- Kinder unter 12 Jahren sollten Andorn nicht einnehmen.
- Während Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Anwendung abgeraten.
- Menschen mit Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bestimmten Leber- und Gallenwegserkrankungen sollten auf Andorn verzichten.
Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch ratsam. Beachten Sie stets die empfohlene Dosierung und konsultieren Sie bei Unsicherheiten einen Arzt oder Apotheker.
Kontraindikationen
Beim Einsatz von Andorn sollten einige Kontraindikationen beachtet werden:
- Schwangerschaft: Aufgrund der Wehen auslösenden Bitterstoffe sollten Schwangere Andorn meiden.
- Stillzeit: Es liegen keine ausreichenden Daten zur Unbedenklichkeit vor, weshalb Stillende auf Andorn verzichten sollten.
- Kinder unter 12 Jahren: Die Anwendung ist nicht empfohlen, da keine ausreichenden Sicherheitsdaten vorliegen.
- Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre: Andorn kann diese Beschwerden verschlimmern.
- Leber- und Gallenwegserkrankungen: Bei bestehenden Erkrankungen sollte Andorn nur nach ärztlichem Rat verwendet werden.
- Allergien: Menschen mit bekannten Allergien gegen Lippenblütler sollten Andorn meiden.
Vor der Anwendung von Andorn bei bestehenden gesundheitlichen Problemen ist eine ärztliche Beratung ratsam, um mögliche Risiken abzuwägen.