Habichtskraut-Arten: Bestimmung & Merkmale
Die Bestimmung von Habichtskraut-Arten (Hieracium) stellt aufgrund ihrer Vielfalt und komplexen Fortpflanzung eine Herausforderung dar. Dieser Artikel bietet eine Hilfestellung zur Unterscheidung der Arten und beschreibt ihre charakteristischen Merkmale, Verbreitungsgebiete und Verwendungsmöglichkeiten.

Die Bestimmung von Habichtskraut-Arten wird durch ihre Variabilität erschwert
Unterscheidung und Einordnung der Habichtskraut-Arten
Die Habichtskraut-Arten (Hieracium) zeichnen sich durch ihre hohe morphologische Variabilität und spezielle Fortpflanzungsweisen aus, was ihre Bestimmung oft erschwert. Weltweit gibt es etwa 850 bis 1000 Arten, von denen rund 180 in Deutschland heimisch sind. Diese Pflanzen sind überwiegend in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel verbreitet, was Herausforderungen bei der Habichtskraut-Bekämpfung darstellen kann.
Habichtskräuter werden in zwei Untergattungen unterteilt:
Echte Habichtskräuter (Hieracium subgen. Hieracium)
Diese Gruppe umfasst zahlreiche Arten, die oft durch die umfangreiche Bildung von Unterarten gekennzeichnet sind. Bekannte Vertreter sind:
- Alpen-Habichtskraut (Hieracium alpinum)
- Stängelumfassendes Habichtskraut (Hieracium amplexicaule)
- Gabeliges Habichtskraut (Hieracium bifidum)
- Hasenohr-Habichtskraut (Hieracium bupleuroides)
- Blaugrünes Habichtskraut (Hieracium glaucum)
- Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)
Mausohr-Habichtskräuter (Hieracium subgen. Pilosella)

Mausohr-Habichtskräuter bieten Nahrung für Wildbienen und Schmetterlinge
Diese Gruppe ist durch die häufige Bildung von Ausläufern charakterisiert. Bekannte Arten sind:
- Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum)
- Wiesen-Habichtskraut (Hieracium caespitosum)
- Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
- Florentiner Habichtskraut (Hieracium piloselloides)
- Gletscher-Habichtskraut (Hieracium angustifolium)
Dank der ungeschlechtlichen Vermehrung entstehen häufig neue Formen, was die Bestimmung weiter erschwert. Einige dieser Arten sind dekorativ und eignen sich für naturnahe Gärten, da sie Wildbienen und Schmetterlingen Nahrung bieten.

Die morphologischen Merkmale erleichtern die Unterscheidung verschiedener Habichtskraut-Arten
Vegetative Merkmale
Habichtskraut-Arten sind meist ausdauernde, krautige Pflanzen, die typischerweise eine Höhe von 5 bis 150 Zentimetern erreichen. Sie verfügen häufig über Pfahlwurzeln; einige Arten bilden zusätzlich ober- oder unterirdische Ausläufer zur vegetativen Vermehrung.
Die Stängel sind einfach oder verzweigt und häufig aufrecht. An der Basis bilden sich oft grundständige Blattrosetten. Die Laubblätter können gestielt oder ungestielt sein und sind entlang der Stängel verteilt. Die Blattspreiten, die einfach oder fiederteilig sein können, haben glatte oder gezähnte Ränder. Viele Arten weisen unterschiedliche Behaarungen auf: Die Oberseite der Blätter ist gelegentlich mit feinen Haaren versehen, die Unterseite zeigt oft eine filzige Behaarung.
Diese morphologischen Unterschiede tragen nicht nur zur optischen Vielfalt bei, sondern helfen auch bei der Unterscheidung der Arten. Einige Arten wie das Orangerote Habichtskraut haben zudem einen hohen Zierwert.

Habichtskräuter bieten eine farbenfrohe Vielfalt und wichtige Nahrungsquelle für Insekten
Generative Merkmale
Habichtskräuter blühen in der Regel zwischen Mai und August. Die Blüten, die in körbchenförmigen Blütenständen angeordnet sind, erscheinen einzeln oder in verzweigten Gesamtblütenständen. Die Blütenkörbchen haben einen Durchmesser von drei bis neun Millimetern, in seltenen Fällen bis zu zwölf Millimetern.
Ein Blütenkörbchen besteht aus mehreren Hüllblättern und zahlreichen Zungenblüten. Die Hüllblätter stehen in mindestens zwei Reihen übereinander. Die Zungenblüten sind meistens gelb, jedoch können einige Arten auch weiße, gelblich-weiße oder orangefarbene Blüten haben. Die Anzahl der Zungenblüten pro Blütenkörbchen variiert stark.
Diese Vielfalt macht Habichtskräuter nicht nur zu einer optischen Bereicherung, sondern auch zu einer wichtigen Nahrungsquelle für Insekten.
Achänen und Pappus
Die Achänen des Habichtskrauts sind in der Regel rotbraun oder schwarz und haben zehn Rippen. Diese Früchte erreichen eine Länge von ein bis zwei Millimetern. Der Pappus, ein schirmchenförmiges Anhängsel, das die Samen flugfähig macht, besteht aus 20 bis 80 weißen Borstenhaaren. Diese Haare können gleiche oder unterschiedliche Längen haben und stehen in ein oder mehreren Reihen. Durch den Pappus werden die Samen effektiv vom Wind verbreitet, was zur Ausweitung ihres Lebensraums beiträgt.
Namensgebung
Der Name Habichtskraut leitet sich vom lateinischen Gattungsnamen „Hieracium“ ab, der wiederum auf das griechische Wort „hierax“ für Habicht zurückgeht. Der Legende zufolge glaubte man, dass Habichte durch den Verzehr des Milchsafts dieser Pflanze ihren scharfen Blick verbesserten. Die zackigen Enden der Zungenblüten könnten ebenfalls an die Schwingen eines Habichts erinnern. Diese Pflanzen wachsen oft an schwer zugänglichen, steinigen Orten und hohen Felsen, ähnlich den Lebensräumen von Habichten. Dies spiegelt die Robustheit und Widerstandsfähigkeit der Pflanze wider, die auch unter schwierigen Bedingungen gedeihen kann, obwohl einige Arten giftig sein können.

Neue Erkenntnisse erweitern das Verständnis der Habichtskraut-Vielfalt weltweit erheblich
Neu beschriebene Arten
In den letzten Jahren wurden einige neue Arten von Habichtskräutern beschrieben, die bislang nicht den zwei etablierten Untergattungen zugeordnet wurden.
Beispiele neuer Arten
- Hieracium maccoshiana T.C.G.Rich: Diese Art wurde 2011 in Großbritannien entdeckt und beschrieben.
- Hieracium sinoaestivum Sennikov: Diese Art wurde 2014 in der chinesischen Provinz Shanxi erstbeschrieben.
Diese Entdeckungen erweitern das Wissen über die Vielfalt und Komplexität dieser Pflanzengattung und bieten Potenzial für naturnahe Gartenkultur.