Zierpflanzen

Schwarzes Bilsenkraut: Giftigkeit, Wirkung & Anwendung früher

Das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) ist eine wild wachsende Pflanze mit auffälligen Blüten und einem historischen Hintergrund. Trotz ihrer Schönheit ist Vorsicht geboten, da alle Pflanzenteile hochgiftig sind.

Wuchs

Das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) ist eine krautige Pflanze, die entweder ein- oder zweijährig wächst, abhängig vom Keimzeitpunkt. Einjährige Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 30 bis 60 Zentimetern, können aber in Ausnahmefällen bis zu 170 Zentimeter groß werden. Zweijährige Pflanzen bilden im ersten Jahr eine Blattrosette und blühen im darauffolgenden Jahr.

Der Stängel des Schwarzen Bilsenkrauts ist aufrecht, kann aber auch aufsteigend oder niederliegend sein und ist mit klebrigen Drüsenhaaren bedeckt, was der Pflanze einen starken Geruch verleiht. Die Wurzeln sind spindelförmig und nach oben hin rübenförmig verdickt.

Die Blätter sind länglich-eiförmig, grob buchtig gezähnt und haben eine graugrüne Färbung. Die unteren Laubblätter sind gestielt, während die oberen stängelumfassend sind. Die trichterförmigen Blüten erscheinen von Juni bis Oktober in den Blattachseln. Nach der Blüte entwickeln sich bauchige Deckelkapseln mit zahlreichen Samen.

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Blätter

Die Blätter des Schwarzen Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger) sind länglich-eiförmig bis eiförmig-rhombisch und grob buchtig gezähnt. Sie haben eine graugrüne Färbung und sind mit klebrigen Drüsenhaaren bedeckt, was ihnen eine besondere Textur und einen unangenehmen Geruch verleiht.

Die unteren Blätter sind gestielt, während die oberen stängelumfassend sind. Diese charakteristische Anordnung der Blätter in einer Rosettenform erleichtert die Identifikation der Pflanze, auch bevor sie blüht.

Blüte

Das Schwarze Bilsenkraut blüht von Juni bis Oktober. Die trichterförmigen Blüten sitzen in den Blattachseln und zeichnen sich durch eine schmutzig gelblich-weiße Farbe mit violetten Adern aus. Im Schlund sind sie häufig dunkelviolett gefärbt. Die Blüten haben eine doppelte Blütenhülle und sind zwittrig sowie radiärsymmetrisch.

Die wichtigsten Merkmale der Blüte sind fünf drüsig behaarte Kelchblätter, die in fünf zugespitzte Zähne auslaufen. Die Blütenkrone hat violette Adern und enthält fünf Staubblätter, von denen drei länger sind als die anderen beiden. Der Fruchtknoten ist eilänglich und im unteren Teil behaart, und der Nektar sammelt sich in der Kronröhre, um Bestäuber wie Hummeln anzulocken. Auch Selbstbestäubung kann vorkommen.

Früchte

Die Früchte des Schwarzen Bilsenkrauts sind bauchige Deckelkapseln, auch Pyxidium genannt. Sie sind etwa 9 bis 15 Millimeter lang und von einem Kelch umschlossen, der sich urnenförmig bis verkehrt-kegelförmig vergrößert. Jede Kapsel enthält zahlreiche Samen, meist zwischen 200 und 500.

Der sich nach der Samenreife vergrößernde Kelch dient als Windfang, sodass die Kapseln bei starkem Wind als Windstreuer fungieren können. Der klebrige Kelch und die stachelspitzigen Kelchzipfel ermöglichen es auch, dass die Fruchtkapseln an Tieren haften und so die Samen verbreitet werden.

Samen

Die Samen des Schwarzen Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger) sind kleine, graubraune Körner mit einer grubig vertieften Oberfläche. Sie sind etwa 1 x 1,3 Millimeter groß und können über 600 Jahre lang keimfähig bleiben.

Diese Wärmekeimer benötigen bestimmte Mindesttemperaturen zum Keimen. Die Samen sind in den bauchigen Deckelkapseln enthalten, und eine Kapsel kann 300 bis 400 Samen enthalten. Der Verbreitung der Samen dienen sowohl Wind als auch Tiere, die durch den klebrigen Kelch angezogen werden.

Welcher Standort ist geeignet?

Das Schwarze Bilsenkraut ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz selten zu finden und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit humosen, nährstoffreichen Böden. Diese Böden sollten frisch und durchlässig sein. Typische Standorte sind Wegränder, Mauern und Schuttflächen.

In Mitteleuropa wächst das Schwarze Bilsenkraut oft in Gesellschaften mit der Eselsdistel und bevorzugt trockene und nährstoffreiche Bedingungen. Es findet sich bis auf Höhenlagen von 1860 Metern in den Alpen.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Für optimales Wachstum bevorzugt das Schwarze Bilsenkraut frische, nährstoff- und stickstoffreiche Böden mit sandiger oder lehmiger Struktur. Diese Bodenbeschaffenheit unterstützt die Vitalität der Pflanze und verhindert Staunässe.

Giftigkeit

Alle Teile des Schwarzen Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger) sind hochgiftig, besonders die Wurzeln und Samen. Es enthält eine Vielzahl von Tropan-Alkaloiden wie Hyoscyamin, Scopolamin und Apoatropin. Bereits geringe Mengen können zu schweren Vergiftungen führen.

Die Symptome einer Vergiftung umfassen Mundtrockenheit, Schluckstörungen, Harnretention, Übelkeit, Erbrechen, Hautrötung, Halluzinationen, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung. Die tödliche Dosis von Scopolamin liegt bei 50 mg, niedrigere Dosen können bereits durch Atemlähmung tödlich sein. Kinder sind besonders gefährdet, da bereits wenige Samen eine letale Dosis enthalten können.

Aufgrund der hohen Toxizität wird von jeglicher Anwendung im privaten Bereich abgeraten. Medizinische Anwendungen sollten nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Verwendung

Historisch wurde das Schwarze Bilsenkraut sowohl als Gift- als auch als Heilpflanze eingesetzt. Es diente zur Behandlung von Schlaflosigkeit, Schmerzen, Krämpfen und Geschwüren. Innerlich wurde es bei Krämpfen und Schmerzen genutzt, äußerlich für Narbenbehandlungen und in der traditionellen chinesischen Medizin bei Hustenanfällen. Auch in der indischen Medizin fand es Anwendung.

Teilweise wurde das Öl aus den Samen als Schmerzmittel bei Zahnschmerzen und zur Behandlung von Rheuma eingesetzt. Das Bilsenkraut war zudem Bestandteil von „Hexensalben“ und wurde in rituellen Praktiken verwendet. Heute gilt die direkte Anwendung als obsolet, da die Dosierung schwer zu kontrollieren ist und Vergiftungsgefahr besteht. Die Tropan-Alkaloide der Pflanze, insbesondere Hyoscyamin und Scopolamin, sind jedoch in gereinigter Form als starke Arzneimittel anerkannt.

Häufig gestellte Fragen

Warum riecht das Schwarze Bilsenkraut so unangenehm?

Das Schwarze Bilsenkraut besitzt klebrige Drüsenhaare, die einen starken und unangenehmen Geruch verströmen. Dieser Geruch dient vermutlich als Abwehr gegen Pflanzenfresser und andere potenzielle Bedrohungen.

Kann man durch die Berührung des Schwarzen Bilsenkrauts eine Vergiftung erleiden?

Eine Vergiftung durch reine Berührung ist unwahrscheinlich, allerdings ist Vorsicht geboten, da die Pflanzenteile bei Kontakt mit Schleimhäuten oder offenen Wunden ihre toxischen Alkaloide abgeben können. Es wird daher empfohlen, beim Umgang mit der Pflanze Handschuhe zu tragen.

Wurde das Bilsenkraut tatsächlich zur Herstellung von Bier verwendet?

Ja, historische Aufzeichnungen besagen, dass Bilsenkraut als berauschender Zusatz in Bier verwendet wurde, um dessen Wirkung zu verstärken. Diese Praxis wurde jedoch mit dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 untersagt.

Wie lange bleiben die Samen des Schwarzen Bilsenkrauts keimfähig?

Die Samen des Schwarzen Bilsenkrauts können über 600 Jahre lang keimfähig bleiben. Dies zeigt die bemerkenswerte Fähigkeit der Samen, über sehr lange Zeiträume hinweg ihre Keimfähigkeit zu bewahren.

Bilder: SakSa / Shutterstock