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Schwarze Eichhörnchen: Fakten, Merkmale und Besonderheiten

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Besorgte Naturfreunde verscheuchen Eichhörnchen, wenn diese schwarz gefärbt sind. Sie befürchten, dass die kastanienbraunen Nagetiere in Gefahr sind. Vergrämungsmaßnahmen sind allerdings nicht notwendig, denn die schwarz gefärbten Exemplare stellen nur eine Farbvariante dar.

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Schwarze Eichhörnchen sind nichts anderes als schwarz gefärbte Eurasische Eichhörnchen
AUF EINEN BLICK
Gibt es wirklich schwarze Eichhörnchen?
Schwarze Eichhörnchen sind tatsächlich eine Farbvariante des Eurasischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris). Sie kommen häufiger in höheren Lagen und während der Wintermonate vor und sind durch ihren weißen Bauch erkennbar. Ihre schwarze Färbung stellt keine Bedrohung für die rötlich gefärbte Variante dar.

Gibt es schwarze Eichhörnchen?

Das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist in Europa heimisch und üblicherweise rötlich gefärbt. Es gibt zahlreiche Farbvariationen, die von Rotbraun über Rotgrau und Braungrau bis zu Schwarz reichen. Kennzeichnend ist ihr deutlich weißer Bauch.

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Auch das einheimische Eichhörnchen kann schwarz gefärbt sein. Sein Bauch ist allerdings weiß.

Damit Eichhörnchen über den Winter kommen, vollziehen sie im Herbst einen Fellwechsel. Ihr Winterfell ist kürzer und dicker als das Sommerfell. Es hat einen hohen Grauanteil, damit die Tiere in der grau-weißen Winterlandschaft besser vor Fraßfeinden getarnt sind. Solche Tiere werden fälschlicherweise häufig mit Grauhörnchen verwechselt, die in Europa nicht heimisch sind.

Schwarze Eichhörnchen – Herkunft

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Auch das Amerikanische Grauhörnchen wird manchmal als Schwarzes Eichhörnchen bezeichnet

Hinter dem schwarzen Eichhörnchen steckt nicht nur eine Farbvarietät der heimischen Art. Auch das Amerikanische Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) trägt diesen irreführenden Namen. Es ist in den USA und Kanada heimisch. Der Mensch hat das Tier nach Europa eingeschleppt, wo es sich in Großbritannien, Irland und Italien zunehmend ausdehnt. In England ist das Eurasische Eichhörnchen durch den hohen Konkurrenzdruck nahezu ausgestorben. Bisher fehlt die eingeschleppte Art in Deutschland. Experten vermuten, dass sie sich in den nächsten Jahrzehnten auch in Mitteleuropa ausbreitet.

Hintergrund

Schwarze Eichhörnchen verdrängen rote Tiere

Die amerikanische Baumhörnchenart erweist sich als besonders robust. Sie trägt einen Krankheitserreger in sich, der die Tiere selbst nicht erkranken lässt. Allerdings kann dieser Erreger vom Grauhörnchen auf das Eichhörnchen überspringen. Dieser Parapoxvirus (englisch: squirrelpox virus) ist für die einheimische Art lebensgefährlich und sorgt dafür, dass die Eichhörnchenbestände sinken.

Speiseplan eines Grauhörnchens:

  • hauptsächlich Samen und Knospen
  • bevorzugt von Buchen, Fichten, Lärchen und Birken
  • auch Baumrinde und Pilze
  • gelegentlich Insekten und Frösche
  • auch Jungvögel und Eier

Geographische Barrieren wie Siedlungen, Flüsse oder suboptimale Landschaften stellen kein Hindernis für die Wanderungen der Grauhörnchen dar. In den mitteleuropäischen Laub- und Mischwäldern haben sie einen deutlich Vorteil gegenüber Eichhörnchen, denn diese sind eigentlich auf Nadelwälder angewiesen.

Umgang mit Grauhörnchen

Sciurus carolinensis steht auf der europäischen Liste der unerwünschten Arten, während Sciurus vulgaris als nicht gefährdet eingestuft wird. In England wird der Bestand des Grauhörnchens auf 2,5 Millionen geschätzt. Um die heimische Art zu schützen werden verschiedene Maßnahmen verfolgt:

  • Fang und Abschuss von Grauhörnchen
  • Aufruf zur Meldung von Grauhörnchensichtungen durch Privatpersonen
  • Aufklärung der Bevölkerung über die Probleme
  • Ermahnung zum Abbau von Futterstellen für Eichhörnchen und Vögel

Eichhörnchen und Grauhörnchen unterscheiden

Die aus Amerika eingeführte Art ist meist einheitlich gefärbt. Nur selten kommen Farbvariationen oder leicht unterschiedliche Nuancen vor. Sie erreichen eine Körpergröße von 30 Zentimeter. Der Schwanz wird bis 20 Zentimeter lang. Grauhörnchen werden zwischen 400 und 700 Gramm schwer. Sie haben eine deutlich längere Lebenserwartung als die heimische Art. Sciurus carolinensis kann zehn bis zwölf Jahre alt werden. Sie ist im Vergleich doppelt so groß und bewegt sich nicht so flink wie der europäische Verwandte.

  Grauhörnchen Eichhörnchen
Ohren keine Pinselohren typische Haarbüschel an den Ohrspitzen
Bauch undeutlich weiß gefärbt rein weiß gefärbt, scharf abgegrenzt
typische Fellfärbung grau bis ockerfarben kastanienbraun bis rotbraun
Farbvariationen helles Silbergrau, dunkles Schwarzgrau, sehr selten Rötlich Rotbraun, Rotgrau, Braungrau, Schwarz
Schwanz mit weißen Rändern ohne weiße Ränder
Körperbau plump, kürzerer Hals, markanter Schädel zierlich, längerer Hals, schmaler Schädel

Lebensweise der Grauhörnchen

Diese Baumhörnchen sind Allesfresser, die bezüglich ihrer Nahrung nicht wählerisch sind. Bei Nahrungsknappheit kann es zu Kannibalismus kommen. Es lebt im Wald und findet im Unterholz Schutz vor Fressfeinden. Im Vergleich zum Eichhörnchen hält sich das Grauhörnchen viel häufiger am Boden auf. Es geht nicht in die Winterruhe, sondern ernährt sich während der kalten Jahreszeit von selbst angelegten Futterreserven.

Schwarze Eichhörnchen: Was Eichhörnchen fressen können

Exkurs

Das Problemlösungsvermögen von Grauhörnchen

Grauhörnchen scheinen bei der Nahrungssuche bessere Taktiken anzuwenden als Eichhörnchen. Das haben englische Eichhörnchenexperten in einem Versuch festgestellt. Es könnte ein Grund sein, warum die eingeschleppte Art von einem Überlebensvorteil profitiert und sich gegen die Konkurrenz durchsetzt.

Ergebnisse der Untersuchung

  • Grauhörnchen unternahmen mehrere kurze Versuche
  • Eichhörnchen verbrachten längere Zeit an einem Versuch
  • Grauhörnchen nutzten im Gegensatz zu Eichhörnchen unterschiedliche Taktiken

Während beide Arten einen einfachen Versuchsaufbau gleichermaßen gut meisterten, scheiterten mehr Eichhörnchen bei der nachfolgenden komplexen Aufgabe. Rund 90 Prozent der Grauhörnchen konnten das Problem lösen, während nur etwa 70 Prozent der Eichhörnchen erfolgreich waren.

Ähnliche Fortpflanzung unter beiden Arten

Pro Jahr produzieren Grau- und Eichhörnchen zwei und bei günstigen Witterungsbedingungen drei Würfe. Die amerikanischen Vertreter haben keine feste Paarungszeiten. Allerdings sind Jungtiere zwischen September und Dezember ungewöhnlich. Ein Weibchen kann nach etwa 45 Tagen pro Wurf bis zu sieben Jungtiere zur Welt bringen.

In den ersten Wochen müssen die nackten und blinden Lebewesen alle drei bis vier Stunden gesäugt werden. Sie verlassen nach sieben Wochen zum ersten Mal das Nest. Im Alter von zehn Wochen werden sie von der Mutter entwöhnt und ernähren sich nur noch von fester Nahrung. Sie verlassen die Mutter nach einem Monat.

So unterstützen Sie Eichhörnchen

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Vor allem im Winter können Eichhörnchen mit Futter unterstützt werden

Momentan müssen die heimischen Baumhörnchen keine Konkurrenz durch das Amerikanische Grauhörnchen fürchten. Wenn Sie im Winter ein schwarzes Eichhörnchen sichten, sollten Sie es nicht vertreiben sondern fördern. Es ist auf der Suche nach Futter, um den Winter zu überstehen.

Tipp

Tragende Eichhörnchen haben einen besonders hohen Nahrungsbedarf. Da die Tragzeit bereits im Januar beginnt, sollten Sie schon zum Jahresende Futter anbieten.

Nahrung anbieten

Die Tiere sind im Winter auf energiereiche Nahrung angewiesen. Stellen Sie den Eichhörnchen einen Futterplatz zur Verfügung. Ideal geeignet sind Hasel- und Walnüsse. Sonnenblumen- und Kürbiskerne werden ebenso angenommen wie getrocknete Maiskörner und Zirbelnüsse. Esskastanien sind ein Leckerbissen mit einer kurzen Lagerfähigkeit. Daher sollten sie nicht dauerhaft angeboten werden.

Ergänzungsfutter:

  • heimische Obstsorten wie Äpfel und Birnen
  • Gemüse wie Gurken, Brokkoli und Karotten
  • Weintrauben oder Rosinen

Tipp

Verzichten Sie auf exotische Früchte, denn diese haben einen besonders langen Transportweg hinter sich.

Häufig gestellte Fragen

Können rote und schwarze Eichhörnchen gleichzeitig vorkommen?

Wenn es sich um farbliche Variationen des heimischen Eichhörnchens handelt, können verschiedenfarbige Tiere gleichzeitig in einer Region leben. Sie stehen nicht miteinander in Konkurrenz, denn die Fellfarbe ist vergleichbar mit der menschlichen Haarfarbe. Säugetierforscher fanden heraus, dass der Anteil schwarz gefärbter Eichhörnchen in höheren Gebirgslagen wie dem Schwarzwald oder den Alpen in Bayern größer ist als im Tiefland. Allerdings können auch in einem Wurf dunkel und hell gefärbte Eichhörnchen vorkommen.

Mögliche Gründe für die geographische Verteilung:

  • größere Feuchtigkeit durch höhere Niederschlagsmengen
  • kühlere Temperaturen bzw. größere Temperaturunterschiede
  • besondere Nahrung in Höhenlagen
  • erblich bedingte Faktoren

In welchen Wäldern kommen Eichhörnchen vor?

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Kiefern müssen bis zu 40 Jahre alt sein, bevor sie Früchte tragen

Die Säugetiere sind auf Wälder mit einem bestimmten Mindestalter angewiesen. Dieser Anspruch begründet sich in der Nahrung. Eichhörnchen sind überwiegend Samenfresser und sammeln Zapfen und Früchte von Laub- und Nadelbäumen. Bis die Gehölze ausreichend Früchte produzieren, vergehen einige Jahre. Daher sind Eichhörnchen auf alte Baumbestände angewiesen.

  • Kiefer: erstmalige Zapfenproduktion nach 30 bis 40 Jahren
  • Fichte: bildet nach 50 bis 60 Jahren Zapfen
  • Buche: trägt nach 50 bis 80 Jahren erstmals Früchte

Warum gibt es in machen Jahren so viele schwarze Eichhörnchen?

Die Produktion von Früchten und Samen variiert von Jahr zu Jahr. In der Regel gibt es alle vier Jahre ein sogenanntes Mastjahr, in dem übermäßig viele Baumsamen gebildet werden. In dieses Jahren steigt auch der Eichhörnchenbestand massiv an, sodass in höheren Lagen plötzlich viel mehr schwarze Eichhörnchen auftreten können.

Können Grauhörnchen Krankheiten übertragen?

Die amerikanische Art ist Träger des Parapoxvirus. Es ist ein Pockenvirus, welches beim Grauhörnchen keine Symptome verursacht. Durch die zeitlich versetzte Nutzung der gleichen Nester kann es sich auf das Eurasische Eichhörnchen übertragen und die sogenannten Eichhörnchen-Pocken verursachen. Die Tiere leiden unter Gewichtsverlust, da sie weniger Nahrung zu sich nehmen. Eine Infektion kurz vor dem Winter kann tödlich enden.

Wie verbreiten sich Grauhörnchen in Italien und England?

In England wurden in den letzten Jahren größere Bestände von Baummardern festgestellt. Man vermutet, dass die schwereren und nicht so agilen Grauhörnchen diesen Säugetieren schneller zum Opfer fallen als die europäischen Exemplare. Irische Studien besagen, dass ausgedehnte Baummarderpopulationen die Verdrängung des Eurasischen Eichhörnchens entgegenwirken könnten.

Ausgehend von Italien haben sich einige Grauhörnchen bis zur schweizerischen Grenze verbreitet. Hier gibt es Beobachtungen einer Koexistenz beider Arten. Bisher verdrängen sie die heimischen Tiere nicht, da sie in den dortigen Nadelwäldern keine optimalen Lebensbedingungen vorfinden.

Bilder: Maslov Dmitry / Shutterstock