Engelwurz

Engelwurz: Anbau, Pflege und Verwendung der Heilpflanze

Die stattliche Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) ist eine beeindruckende Pflanze mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten. Dieser Artikel beleuchtet ihre Eigenschaften, von Wuchs und Blüte bis hin zu Standortansprüchen und Verwendung.

Steckbrief

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Pflanzenart
Krautig
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Lebenszyklus
Zwei- bis vierjährig
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Wuchs
Aufrecht, schwach gerillt, oben verzweigt
Wuchshöhe icon
Wuchshöhe
1,2 m bis 3 m
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Blütenfarbe
Grünlich-weiß bis gelblich
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Blütenform
Halbkugelig, doppeldoldig
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Wuchs

Die Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica), auch bekannt als Angelika, Brustwurz oder Erzengelwurzel, ist eine sommergrüne, krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie kann eine Höhe von 1,2 bis 3 Metern erreichen und ist in der Regel zwei- bis vierjährig. Nach der Blütezeit stirbt die Pflanze ab, es sei denn, die Selbstaussaat wird verhindert.

Diese Pflanze bildet im ersten Jahr eine üppige Blattrosette aus einer dicken, rübenförmigen Pfahlwurzel. Im zweiten Jahr wächst der aufrechte, schwach gerillte und oben verzweigte Stängel, der einen purpurroten Schimmer hat und einen würzigen Duft verströmt. Die großen, grundständigen Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und wechselnständig am Stängel angeordnet.

Im Zeitraum von Juni bis August erscheinen die beeindruckenden halbkugeligen, doppeldoldigen Blütenstände. Diese Blütenstände können einen Durchmesser von 8 bis 15 Zentimeter erreichen und enthalten zahlreiche zwittrige Einzelblüten, die von einem honigartigen Duft umgeben sind und Insekten zur Bestäubung anlocken.

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Blätter

Die Blätter der Arznei-Engelwurz sind besonders markant und wechselnständig am Stängel angeordnet. Sie bestehen aus einer Blattscheide, einem Blattstiel und einer Blattspreite und erreichen eine Länge von 60 bis 90 Zentimetern. Die Grundblätter sind lang gestielt und stark zerteilt, während die oberen Blätter weniger stark geteilt sind.

Eiförmige Einzelabschnitte mit einer Länge von 5 bis 8 Zentimetern und grob gezähnten Rändern kennzeichnen die Fiederblättchen. Die dreispaltige Endfieder an der Blattspitze und die hellgrüne Farbe der Blattspreiten tragen zur deutlichen Identifikation der Pflanze bei. Die Blattscheiden variieren in der Behaarung je nach Unterart: Fast vollständig krautig bei Angelica archangelica subsp. archangelica und eher häutig bei Angelica archangelica subsp. litoralis.

Blüte

Die Blüten der Arznei-Engelwurz präsentieren sich in großen, halbkugeligen doppeldoldigen Blütenständen. Diese Blütenstände enthalten zahlreiche zwittrige Einzelblüten, die von 20 bis 40 Doldenstrahlen getragen werden. Die grünlich-weißen bis gelblichen Kronblätter sind elliptisch geformt und haben eine eingebogene Spitze.

Die kurzen Griffel und langen Staubfäden ragen über die Kronblätter hinaus. Ein honigartiger Duft umgibt die Blüten, der zahlreiche Insekten zur Bestäubung anzieht. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.

Früchte

Nach der Blüte entwickeln sich aus den Blüten die charakteristischen Früchte der Arznei-Engelwurz. Diese blassgelben Spaltfrüchte sind breit-elliptisch und 5 bis 8 Millimeter lang. Sie weisen fädliche bis leicht gekielte Hauptrippen und flügelige, dicke Seitenrippen auf. Die zahlreichen kleinen Ölstriemen umgeben das Nährgewebe ringförmig. Zur Fruchtreife sind die bis zu 2 Millimeter langen Griffel zurückgebogen.

Welcher Standort ist geeignet?

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Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) mit charakteristischen Blütenständen.
Foto: Kat | Lizenz: CC BY 2.0 | Quelle: Wikimedia

Die Arznei-Engelwurz bevorzugt feuchte, nährstoffreiche und humose Böden, die auch sandige Elemente enthalten können. Sie gedeiht optimal auf nassen, gelegentlich überschwemmten Tonböden, die eine gute Drainage aufweisen. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, um Blattverbrennungen zu vermeiden.

Die Pflanze kommt in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens vor, einschließlich Nord- und Osteuropas, Sibirien, Himalaya, südliches Grönland und Nordamerika. In Europa bevorzugt sie feuchte Wiesen und Uferregionen.

Im Garten eignet sich die Engelwurz als Einzelpflanze unter Gehölzen, in Staudenrabatten oder als Uferpflanze an Gartenteichen. Eine Unterpflanzung mit Bodendecker-Stauden wie Sternmoos, Teppich-Fettblatt oder Kissen-Schlüsselblume kann das Wachstum unerwünschter Pflanzen unterdrücken.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Der ideale Boden für die Arznei-Engelwurz ist frisch bis feucht, gut durchlässig und nährstoffreich. Eine Verbesserung von schweren, lehmigen Böden mit Sand oder Kies kann die Drainage fördern, während die Einarbeitung von Kompost den Nährstoffgehalt erhöht.

Die besten Wachstumsbedingungen bietet ein Standort in der Nähe von Ufern und Feuchtwiesen, die eine konstant feuchte Umgebung sicherstellen.

Engelwurz pflegen

Die Arznei-Engelwurz ist relativ pflegeleicht, benötigt jedoch einige spezifische Maßnahmen:

  • Gießen: Halten Sie den Boden gleichmäßig feucht, aber vermeiden Sie Staunässe. In trockenen Perioden ist gründliches, durchdringendes Gießen wichtig.
  • Düngen: Düngen Sie im Frühjahr und während der Wachstumsperiode alle zwei bis drei Wochen mit Kompost oder flüssigem organischem Dünger.
  • Unkrautmanagement: Jäten Sie junges Unkraut, um eine konkurrenzfreie Entwicklung zu ermöglichen.
  • Mulchen: Eine Mulchschicht kann die Bodenfeuchtigkeit bewahren und das Pflanzenwachstum fördern.
  • Schneiden: Schneiden Sie die Triebspitzen im Jungstadium zurück, um buschiges Wachstum zu fördern. Entfernen Sie nach der Blüte die Blütenstände, um die Selbstaussaat zu verhindern.
  • Krankheiten: Aufgrund ihrer Robustheit ist die Engelwurz selten krankheitsanfällig. Sorgen Sie für eine gute Bodendrainage (54,00€ bei Amazon*), um Wurzelfäule zu vermeiden.

Engelwurz richtig pflanzen

Die Aussaat der Engelwurz-Samen kann ab März direkt im Freiland erfolgen. Da die Samen Lichtkeimer sind, sollten sie nur leicht mit Erde bedeckt werden. Alternativ können Sie die Samen im Februar in Töpfen vorziehen und nach den Eisheiligen ins Freiland pflanzen.

Eine Herbstaussaat ist ebenfalls effektiv, da Engelwurz ein Kaltkeimer ist und einen Kältereiz für die Keimung benötigt. Halten Sie den Boden gleichmäßig feucht und pflanzen Sie die Keimlinge mit einem Abstand von 60 bis 100 Zentimetern.

Die Vermehrung kann durch Teilung oder Aussaat erfolgen. Teilen Sie im Herbst den Wurzelstock und pflanzen Sie die Teilstücke an den gewünschten Standort.

Verwendung

Die Engelwurz hat vielseitige Anwendungsmöglichkeiten:

  • Kulinarisch: Aus Wurzeln und Samen wird ätherisches Öl gewonnen, das in Kräuterlikören und Bitterschnäpsen Verwendung findet. Kandierte Stängel sind eine beliebte Süßigkeit, und junge Blätter und Stiele können in Salaten oder als Gemüsezutat verwendet werden. Die Pflanze eignet sich auch zum Aromatisieren von Wermutwein und Gin.
  • Medizinisch: In der Volksmedizin werden getrocknete Wurzeln (Angelikawurzel) bei Appetitlosigkeit, Magen- und Darmkrämpfen, Völlegefühl und Blähungen verwendet. Das ätherische Öl aus den Wurzeln kann gegen Schlaflosigkeit sowie Rheuma und Neuralgien helfen.
  • Giftigkeit: Die Pflanze ist schwach giftig. Übermäßiger Gebrauch kann zu Vergiftungen führen. Der frische Saft kann bei Hautkontakt und Sonneneinstrahlung phototoxische Reaktionen verursachen; empfindliche Personen sollten den direkten Hautkontakt vermeiden.

Durch die vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten bereichert die Engelwurz sowohl Küche als auch Hausapotheke, sollte jedoch mit Bedacht verwendet werden, um mögliche Risiken zu minimieren.

Häufig gestellte Fragen

Warum wird Engelwurz auch als mystische Pflanze bezeichnet?

Der Name Engelwurz leitet sich von einer Sage ab, der zufolge der Erzengel Raphael die Pflanze auf die Erde brachte. Im Mittelalter wurde Engelwurz sogar als Mittel gegen die Pest angesehen, allein durch das Riechen an den Blüten. Diese mystischen Zuschreibungen tragen zur besonderen Aura der Pflanze bei.

Kann man Engelwurz auch zur Herstellung von Likören verwenden?

Ja, das Öl aus den Wurzeln und Samen der Engelwurz ist ein wichtiger Bestandteil von Kräuterlikören und Bitterschnäpsen, wie Boonekamp, Benediktiner und Chartreuse. Mit den Früchten werden auch alkoholische Getränke wie Gin und Wermutwein aromatisiert.

Gibt es Verwechslungsgefahren bei der Ernte von Engelwurz?

Ja, trotz ihrer beeindruckenden Größe kann die Engelwurz leicht mit dem tödlich giftigen Wasserschierling verwechselt werden. Es ist daher wichtig, die Pflanze gut zu kennen, bevor man sie sammelt.

Warum sollte Engelwurz mit Vorsicht verwendet werden?

Engelwurz enthält Fumarocumarine, die eine photosensibilisierende Wirkung haben und bei Sonnenexposition sonnenbrandähnliche Symptome verursachen können. Außerdem ist der Gebrauch der Pflanze in der Schwangerschaft kontraindiziert, da sie in hohen Dosen eine neurotoxische Wirkung hat und historisch als Mittel zur Abtreibung verwendet wurde.

Bilder: natros / stock.adobe.com