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Blasenschnecken im Aquarium: Nützlich oder schädlich?

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Es kommt nicht selten vor, dass sich Aquarienbesitzer über spontane Neubewohner wundern. Sie schleichen sich ein und erfreuen sich an den optimalen Lebensbedingungen in der neuen Umgebung. Blasenschnecken zählen zu diesen Tieren. Anders als vermutet, richten die Wasserorganismen keinen Schaden an.

Physidae
Die Blasenschnecke kommt bei uns nicht nur in Aquarien vor
AUF EINEN BLICK
Sind Blasenschnecken im Aquarium schädlich oder nützlich?
Blasenschnecken sind harmlose, nützliche Aquarienbewohner, die sich oft durch Wasserpflanzen einschleppen. Sie reinigen das Aquarium, indem sie Algen fressen und die Wasserqualität aufrechterhalten. Sie stellen keine Gefahr für Pflanzen, Fische oder Fischeier dar und können in verschiedenen Wasserverhältnissen überleben.

Steckbrief

Blasenschnecken stellen eine Familie innerhalb der Wasserlungenschnecken dar. Es gibt weltweit etwa 80 Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind und eine aus Nordamerika eingeschleppt wurde. In der Aquaristik gelten Blasenschnecken als spontane Begleitfauna, die durch neue Wasserpflanzen, Dekoration oder frischen Bodengrund eingeschleppt werden. Sie sind aus biologischer Sicht eine Bereicherung für das Ökosystem, denn sie bauen organische Substanzen schneller ab.

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Gut zu wissen:

  • Schale wird aus gelöstem Kalk des Umgebungswassers gebildet
  • bei niedrigem pH-Wert löst sich die Schale auf
  • Zugabe von Kohlendioxid begünstigt die Schalenauflösung
  • Schnecken sind nicht mehr überlebensfähig

Merkmale

Blasenschnecken haben ein durchsichtiges und glänzendes Gehäuse mit glatter Oberfläche und können eine Größe bis 12 Millimeter erreichen. Meist bleiben sie aber deutlich kleiner. Das Schneckenhaus ist immer linksgewunden und läuft spitz oder stumpf zu. Durch dieses bauchig geformte und hornfarbene Gehäuse ist das hell gepunktete Mantelgewebe deutlich erkennbar. Blasenschnecken wirken dadurch blasenartig golden punktiert, was ihnen ihren Namen einbrachte. Trotz der geringen Wandstärke ist das Schneckenhaus vergleichsweise stabil.

Besonderheiten:

  • spitz zulaufender und schmaler Fuß
  • lange, dünne Fühler
  • Augen sitzen an der Basis der Fühler

Exkurs

So atmen Blasenschnecken

Blasenschnecken haben eine Luftblase, die sie ständig in ihrem Gehäuse mit sich führen. Diese Sauerstoffreserve wird gelegentlich an der Wasseroberfläche aufgefüllt. Die Lungenfunktion wird durch das angrenzende Mantelgewebe übernommen, welches stark durchblutet ist. Arten wie die Spitze Blasenschnecke besitzen einen fingerförmigen Saum, der über den Gehäuserand hinausragt und als sekundäre Kieme funktioniert. Mit diesem Organ kann die Blasenschnecke zusätzlich Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen.

Fortbewegung

Die Schnecken können beachtliche Geschwindigkeiten im Wasser erreichen. Für einen Zentimeter benötigen sie nur zehn Sekunden. Sie hinterlassen einen dünnen Schleimfilm, der von einer Drüse abgesondert wird und den Boden überzieht. Wenn die Schnecken ohne Kontakt zum Boden durch das Wasser gleiten, ziehen sie den Schleim fadenförmig hinter sich her. Diese fast unsichtbaren Spinnfäden können sich bei geringer Wasserströmung zu einem komplexen System aus Spuren ausdehnen. Die Schnecken können sich an diesen Fäden entlanghangeln und zum Ausgangspunkt zurückkehren.

blasenschnecke

Blasenschnecken sind erstaunlich schnell

Schutz vor Feinden

Landschnecken können sich bei Gefahr in ihr Gehäuse zurückziehen und dieses mit einem Deckel verschließen. Blasenschnecken haben keinen solchen Verschluss und müssen sich auf andere Weise schützen. Sie sind in der Lage, Luft aus ihrem Atmungsorgan auszustoßen. Dadurch wird die Schnecke schwerer als das Wasser und sinkt schnell auf den Gewässergrund, wo sie sicher vor Fressfeinden ist.

Wasserlungenschnecken

Die kleine Blasenschnecke gehört zu den Süßwasserbewohnern, die mit Hilfe einer Lunge atmen. Ihre Kiemen sind zurückgebildet, sodass die Tiere nur aus der Luft Sauerstoff aufnehmen können. Daher kriechen Blasenschnecken an die Wasseroberfläche. Auf diese Weise atmen auch Schlammschnecken, die gelegentlich mit Blasenschnecken verwechselt werden, und Posthornschnecken.

  Fühler Gehäuse Nahrung
Schlammschnecken dreieckig rechtsgewunden gelegentlich lebende Pflanzen
Posthornschnecken verdickt in einer Ebene aufgerollt Algenbeläge, Reste von abgestorbenen Pflanzenteilen
Blasenschnecken fadenförmig, lang linksgewunden, hell gepunktet Algenaufwuchs, Biofilme und Reste

Gehäuseform von Posthorn-, Schlamm- und Blasenschnecke

Blasenschnecken im Aquarium

Häufig gelangen Blasenschnecken durch gekaufte Wasserpflanzen in das Aquarium, wo sie sich unter optimalen Bedingungen rasch vermehren. Anders als häufig angenommen sind die Arten völlig harmlos und können mit verschiedenen Organismen zusammen gezüchtet werden. Blasenschnecken sind für Garnelen und Fische keine Bedrohung. Allerdings fressen einige Garnelen den Laich der Blasenschnecken.

Nützlich

Blasenschnecken können zwar nicht dafür sorgen, dass das Aquarium vollständig frei von Algen bleibt. Dennoch sind sie eine wertvolle Hilfe in der Reinigung. Sie halten die Wasserqualität aufrecht, indem sie den Algenbestand kontrollieren. Sie fressen Exkremente von Fischen und übriggebliebenes Fischfutter, das auf den Boden abgesunken ist.

Damit entzieht die Blasenschnecke vielen Bakterien eine wichtige Lebensgrundlage und verringert somit die Keimdichte im Wasser. Das Immunsystem der Fische muss einem geringeren Keimdruck standhalten, sodass die Organismen in sauberem Wasser leben können.

Blasenschnecken sind die Gesundheitspolizei unter Wasser. Sie verwerten sowohl verdorbene als auch halbverdaute Reste.

Lebensweise und Entwicklung

Blasenschnecken sind tag- und nachtaktiv, die extrem anpassungsfähig sind. Sie kommen sowohl mit warmen als auch mit kühleren Temperaturen zurecht und besiedeln auch belastete Gewässer mit einem hohen pH-Wert. Die Schnecken sind zwittrige Tiere, die zur Vermehrung nicht unbedingt einen Partner benötigen. Daher reicht eine eingeschleppte Schnecke aus, um eine kleine Population zu gründen. Über die Lebenserwartung einer Schnecke ist nichts bekannt.

Paarung

Wenn genügend Artgenossen zur Verfügung stehen, suchen sich die Schnecken einen Paarungspartner. Dabei übernehmen die Individuen entweder die männliche oder die weibliche Rolle. Oft können mehrere Tiere beobachtet werden, die sich in einer langen Kette paaren. Bei einer Begattung kriecht eine Schnecke auf das Gehäuse des Partners und stülpt das männliche Geschlechtsorgan aus. Das untere Tier agiert als Weibchen. Nach wenigen Minuten ist der Akt vollzogen und das Weibchen vertreibt den Partner mit schlagenden Gehäusebewegungen.

Eiablage

Blasenschnecken legen ihre Eier in Form von länglichen Massen ab. Dieser sogenannte Laichballen ist leicht geschwungen und fühlt sich unter Druck weich und geleeartig an. Eine Blasenschnecke kann zwischen drei und 40 Laichballen produzieren. Sie werden an Pflanzenteilen abgelegt und sich selbst überlassen. Die Eier heben sich als helle Punkte aus der Masse hervor, die aus mehreren Ebenen besteht. Der Laich ist fast unsichtbar und nur vor schwarzem Hintergrund oder bei schrägem Lichteinfall erkennbar.

Entwicklung

Bei einer Wassertemperatur von 24 Grad Celsius dauert die Embryonalentwicklung zehn Tage. Meist verlassen die winzigen Jungschnecken den Laich nach acht bis 14 Tagen, um auf die Suche nach Nahrung zu gehen. Es gibt keine Brutfürsorge durch die Eltern.

Nahrung

Blasenfische ernähren sich im Aquarium überwiegend von abgestorbenen Pflanzenteilen. Sie ziehen die Nahrung aus noch nicht verwerteten oder halbverdauten Resten von organischem Material, worunter auch Fischexkremente oder abgesunkenes Fischfutter fallen. Sie fressen keine höheren Pflanzen an, sondern verspeisen den Aufwuchs niederer Pflanzen wie Kiesel- und Grünalgen. Ihre Raspelzunge ist nicht in der Lage, das Gewebe gesunder Pflanzen zu zerlegen.

Irrtümer aufgeräumt:

  • Pflanzenkiller: frisst keine Pflanzen, die leben
  • Laichräuber: Blasenschnecke geht nicht an Fischlaich
  • Fensterputzer: winzige Mäuler können kein Glas vollständig algenfrei bekommen

Arten bestimmen

Von den weltweit 80 Arten gibt es drei, die in Mitteleuropa heimisch sind. Diese Arten lassen sich anhand ihres Aussehens voneinander unterscheiden. Oft gibt auch das Gewässer Hinweise auf die Art, wobei manche Blasenschnecken anpassungsfähig sind und auch suboptimale Bedingungen tolerieren.

  Lebensraum Aussehen Gehäuse  
Spitze Blasenschnecke keine Ansprüche an Wasserqualität gelblich hornfarben sechs Windungen  
Quellblasenschnecke klare, pflanzenreiche Still- und Fließgewässer gelbbraun bis schwarzblau vier Windungen  
Moosblasenschnecke pflanzenreiche Gräben, Tümpel, Moore gelblich bis rötlich-braun schlank  

Blasenschnecken züchten

Es gibt einige Fischarten wie Kugelfisch oder Paradiesfisch, welche sich mit Vorliebe von Schnecken ernähren. Als Schneckenvertilger sind auch Zebraschmerlen und Prachtschmerlen bekannt, die sich über Schnecken und Laich hermachen. Wenn Sie solche Fische halten, können Sie diese aus einer eigenen Schneckenzucht versorgen.

Gefäß und Fütterung

Ein Gefäß mit einem Fassungsvermögen von fünf Liter ist ein guter Anfang für die Zucht von Blasenschnecken. Sie können die Tiere mit Scheibchen von Salatgurken und rohen Kartoffeln füttern. Geben Sie gelegentlich eine Prise Fischfutter in das Wasser. Blasenschnecken nehmen gerne Fischfuttertabletten an, die eigentlich für Bodenfische gedacht sind. Sie können auch tote Fliegen in das Wasser werfen. Diese Anflugnahrung stellt einen proteinreichen Leckerbissen dar.

Bepflanzung und Standort

Setzen Sie einige Wasserpflanzen in das Gefäß, um die Lebensbedingungen zu optimieren. Wasserpest reicht vollkommen aus, damit sich Blasenschnecken wohlfühlen. Stellen Sie den Behälter an einen hellen Standort, damit sich Algen entwickeln. Diese überziehen die Wasserpflanzen und bieten den geschlüpften Larven eine gute Nahrungsquelle.

Pflege und Reinigung

Das Wasser sollte gelegentlich gewechselt werden. Achten Sie darauf, dass die Wasserhärte nicht zu gering ist. Normalerweise reicht Leitungswasser aus. Sollten Sie unsicher sein, können Sie die Schale eines Hühnereis zerbröseln und dem Wasser beifügen. Wenn Sie das Gefäß in Wohnräumen mit normaler Zimmertemperatur aufstellen, müssen Sie nicht zusätzlich heizen. Allerdings beschleunigen Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius die Fortpflanzung und Entwicklung der Larven.

Feinde und Gefahren

Wenn sich Blasenschnecken intensiv vermehren, sollten Sie die Bedingungen überprüfen. Eine starke Populationsentwicklung deutet auf einen hohen Nährstoffeintrag hin. Zu große Mengen an Fischfutter verleiten zur unkontrollierten Fortpflanzung, denn die natürlichen Bedingungen sind für die Blasenschnecke optimal.

Tipp

Füttern Sie sparsamer und achten Sie darauf, dass kein Fischfutter auf den Boden absinkt. Wenn Sie Blasenschnecken aus dem Aquarium sammeln, bleiben zunehmend unverwertete Reste am Boden liegen

Parasiten

Blasenschnecken werden von parasitisch lebenden Saugwürmern als Zwischenwirt genutzt. Die etwa einen Millimeter langen Zekarien der Gattung Trichobilharzia verbreiten sich über den Entenkot. Die schlüpfenden Larven siedeln sich in den Schnecken an und befallen vermutlich weitere Wirte, bevor sich die frei im Wasser lebenden Würmer wieder durch die Haut der Enten bohren.

Raubturmdeckelschnecken

blasenschnecke

Raubturmdeckelschnecken fressen Blasenschnecken


Die fleischfressende Schneckenart ist ein nützlicher Aquariumbewohner, der sowohl in weichem als auch in hartem Wasser lebt. Mit ihrem gestreiften Gehäuse ist die Art eine optische Bereicherung. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich und neigen weniger zur Massenvermehrung. Nach der Ausrottung der Blasenschnecken können Sie Raubturmdeckelschnecken mit Fischfutter füttern.

Apfleschnecken

Die Arten stammen aus den Tropen, wo sie in sumpfigen Gewässern leben. Sie bevorzugen eine Wassertemperatur von 18 bis 28 Grad Celsius. Apfelschnecken nutzen den Laich anderer Schnecken als Proteinquelle und machen bei Mangelerscheinungen auch vor lebenden Schnecken keinen Halt, obwohl sie sich überwiegend pflanzlich ernähren.

Kupfer

Manchmal ist es notwendig, kupferhaltige Medikamente gegen Egel, Parasiten oder Planarien einzusetzen. In großen Mengen führt Kupfer zum Tod der Blasenschnecken. Geringe Konzentrationen sind allerdings nicht schlimm und sogar förderlich, denn die Schnecken benötigen Kupfer als Spurenelement. Kupferhaltige Pflanzendünger sind in den meisten Fällen harmlos.

Tipp

Halten Sie Abstand von einer Bekämpfung durch eine Fischart. Sobald dieser die Blasenschnecke ausgerottet hat, fehlt ihm die Nahrungsgrundlage und zeigt Mangelerscheinungen.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Blasenschnecken?

Blasenschnecken gehören zu den Wasserlungenschnecken und leben in Süßwasser. Typisch ist ihr linksgewundenes Gehäuse, dass spitz oder stumpf ausläuft. Zwar verfügen Blasenschnecken über sekundäre Kiemen, mit denen sie Sauerstoff aus dem Wasser ziehen können. Dennoch müssen sie gelegentlich an die Wasseroberfläche, um ihre Gasblase im Gehäuse aufzufüllen. Den Sauerstoff nehmen sie über das Mantelgewebe auf.

Sind Blasenschnecken schädlich?

Viele Aquarienbesitzer fürchten sich vor der Blasenschnecke. Sie machen sich Sorgen um ihre Wasserpflanzen und den Laich anderer Lebewesen. Doch Blasenschnecken sind vollkommen harmlos und alles andere als schädlich. Sie erweisen sich als äußerst nützlich, denn sie gelten als Indikatororganismen und zeigen Fehler in der Aquarienpflege an. Die Schnecken nehmen eine wichtige Rolle als Regulatoren ein, denn sie verwerten überschüssige Nahrung und abgestorbene Reste.

Warum vermehren sich Blasenschnecken massenhaft?

Die Schnecken reagieren extrem auf die Bedingungen in ihrem Lebensraum. Herrscht ein Überschuss an Nahrung, pflanzen sich die Tiere in großer Zahl fort. Schwinden die Nahrungsressourcen, stellen die Tiere ihre Paarungsaktivitäten ein. Sie sollten nur so viel Futter in das Wasser geben, wie die Fische fressen können. Achten Sie darauf, dass keine großen Mengen auf den Boden absinken.

Kann man Blasenschnecken züchten?

Im Handel gibt es die Tiere zu kaufen, denn viele Aquariumbesitzer nutzen Blasenschnecken als Futter für ihre Fische. Blasenschnecken lassen sich mit einfachen Mitteln im Aquarium züchten. Während der Sommermonate können Sie diese in den Gartenteich setzen. Blasenschnecken sind tolerant und vertragen kühlere Temperaturen. Die optimale Wassertemperatur liegt zwischen 22 und 25 Grad Celsius. Meerwasser ist nicht für die Zucht geeignet, da die Tiere in Süßwasser leben.

Wo leben Blasenschnecken?

Viele der etwa 80 Arten von Blasenschnecken wurden aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten verschleppt, sodass sie sich weit verbreiten konnten. Die klimatischen Bedingungen stellen die Ausbreitungsgrenze dar. Blasenschnecken leben in stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Sie bevorzugen einen dichten Pflanzenbewuchs, denn dieser dient als Nahrungsgrundlage, Versteckmöglichkeit und Laichplatz. Vier Arten sind in Deutschland bekannt, wobei eine Art aus Nordamerika eingeschleppt wurde.